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Wegen eines zeitweiligen Kriegsstillstandes zogen die äußerst mangelhaft verpflegten und schlecht entlohnten deutschen und spanischen Landsknechtssöldner Karls nach Rom und eroberten die Stadt. Der Papst konnte sich im letzten Moment in der Engelsburg in Sicherheit bringen. Die Söldner des Kaisers brandschatzten, vergewaltigten und töteten die Hälfte der römischen Bevölkerung, erpressten die Reichen um enorme Lösegelder und raubten aus den Kirchen und Palästen fast alle Kunstschätze. Mit dieser Plünderung, dem Sacco di Roma, endete die Renaissance in Italien.

ENTDECKER UND SEEFAHRER

Die europäische Hochseeschifffahrt, die zum Zeitalter der Entdeckungen führte, ist nicht denkbar ohne die technische Entwicklung eines neuen Schiffstyps, der Karavelle. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung durch den großen Administrator der portugiesischen Seefahrt, Prinz Heinrich der Seefahrer (1394–1460). Portugal wurde zur führenden Seefahrtnation der europäischen Renaissance.

1341

WIEDERENTDECKUNG DER KANAREN    Seit der Antike waren die Kanarischen Inseln aus dem Horizont der Europäer verschwunden, 1341 wurden sie wiederentdeckt. Das ist der Beginn des Zeitalters der Entdeckungen. 1419 und 1427 wurden die bereits den Phöniziern bekannten Inseln Madeira und die Azoren wiederentdeckt. Seit 1415 unternahmen die Portugiesen auf Heinrichs Initiative systematische Entdeckungsfahrten entlang der afrikanischen Küste. Sie befuhren den Senegal- und Gambia-Fluss und entdeckten 1456 die Kapverden.

SINDBAD DER SEEFAHRER    Anfang des 15. Jahrhunderts ließ der Ming-Kaiser Yongle große Flotten ausrüsten, die unter Admiral Cheng Ho (1371–1433), einem zwei Meter großen Eunuchen des kaiserlichen Hofes, erstmals über das Südchinesische Meer hinaus in den Indischen Ozean fuhren. Die erste von Cheng Hos sieben Expeditionsreisen stach 1405 mit 62 Schiffen und 28000 Mann Besatzung in See. Man vermutet, dass Cheng Ho muslimischer Herkunft war, er könnte das Vorbild für den legendären Sindbad aus den Märchen aus Tausendundeiner Nacht sein. Seine Schiffe waren beladen mit Seide, Porzellan und anderem kostbaren Handelsgut. Die Flotte gelangte nach Indien, Arabien und bis an die Ostküste Afrikas.

China hatte bislang so gut wie nie Kontakt nach außen gehabt. Das Reich der Mitte hielt sich in der Tat für den Mittelpunkt der Welt. Cheng Hos Expedition erregte denn auch bald den Argwohn konservativer Hofkreise. Die Kosten der allein »staatlich« finanzierten Flotte erschienen zu hoch, die »Erträge« mager. Der Überseehandel und die Expeditionen wurden schnell wieder eingestellt, der kühne Vorstoß des chinesischen Admirals blieb eine Episode. 1551 wurden in China aufgrund kaiserlicher Verfügung alle Dschunken mit mehr als drei Masten zerstört – der Beginn einer erneuten außenpolitischen Isolierung des Reiches.

1471

GOLDKÜSTE    Das Gold für die noch bis ins 19. Jahrhundert im Umlauf befindliche wichtigste Goldmünze Englands, die »Guinea«, stammt von der afrikanischen Westküste (aus Guinea). Hier errichteten die Portugiesen 1471 eine starke Festung – die erste der Europäer in Afrika. Die Portugiesen strebten danach, den westafrikanischen Goldhandel zu kontrollieren. Dies war der erste moderne koloniale Griff eines europäischen Landes nach einem anderen Kontinent. Durch päpstliche Bullen hatte sich Portugal bereits um 1450 das Monopol auf diesen Handel – nebst dem Sklavenhandel – sichern lassen. Die Engländer prägten ihre Münzen aus Guinea-Gold seit 1663.

1487/1488

KAP DER GUTEN HOFFNUNG     Die Südspitze Afrikas wurde von dem portugiesischen Seefahrer Bartolomeu Diaz 1488 umrundet. Auf dem Weg nach Indien zwang ihn eine Meuterei vor der ostafrikanischen Küste zur Umkehr. Da entdeckte er die südwestlichste Spitze Afrikas und nannte sie Cabo das Tormentas (Sturmkap). Der außenpolitisch ebenfalls sehr an der »Entdeckungspolitik« interessierte portugiesische König Johann II. gab ihr nach Diaz’ Rückkehr den Namen Kap der Guten Hoffnung (Cabo de Boa Esperança). Die Hoffnung war darauf gerichtet, bald auf dem Seeweg um Afrika herum Indien zu erreichen.

1450–1506

KOLUMBUS    Die Geschäftsidee, auf »direktem« Weg ohne Umschiffung Afrikas nach Indien zu gelangen, hatte Christoph Kolumbus (1450–1506) dem portugiesischen König Johann II. zweimal vorgetragen, 1484 und 1488. Jedes Mal war er abschlägig beschieden worden. Dass die Erde rund war, darüber herrschte längst Einigkeit. Umstritten war die Ausdehnung der Erde, die Größe der Kugel. Kolumbus ging – fälschlicherweise – von einer kleineren Kugel aus und berechnete die Fahrtdauer auf zehn bis zwölf Tage. Die portugiesischen Geografen, die ihren König berieten, gingen – richtigerweise – von einer viel größeren Erdkugel aus und erklärten das Vorhaben für undurchführbar. Johann II. setzte auf Diaz und die Afrika-Route. Es war eine Ironie der Geschichte, dass die Portugiesen nicht an das Kolumbus-Projekt glaubten und der Ruhm und Reichtum der Neuen Welt hauptsächlich den Spaniern zufiel.

Zu der Zeit, als der Genueser Kolumbus am portugiesischen Hof antichambrierte, arbeitete er in Lissabon als Kartenzeichner und hatte bereits 1482/1483 als Kapitän auf portugiesischen Afrika-Schiffen nautische Erfahrungen sammeln können. Aber auch von den spanischen Majestäten Isabella I. und Ferdinand II., bei denen er ebenfalls mehrmals vorsprach (1486, 1491), konnte er sich nicht die gewünschte Unterstützung sichern. Trotz lebhaften Interesses vertröstete man ihn auf die Zeit nach der Eroberung von Granada.

Die Hartnäckigkeit, mit der Kolumbus seine atlantische Indienfahrt betrieb, ist charakteristisch für ihn. Auch alle Schwierigkeiten der Seefahrt hat er so gemeistert: die Meutereien, die Probleme mit den havarierten Schiffen, das Navigieren in den unbekannten Gewässern der Karibik. Angesichts der epochalen Bedeutung seiner Ersttat, die erst später erkannt wurde, wird oft vergessen, dass er auf seinen weiteren drei Reisen praktisch auch die ganze übrige Karibik und Mittelamerika entdeckt (und erstmals kartografiert) hat. Seine größte Fähigkeit und Leistung ist die eines Navigators, und die eigentliche nautische Leistung von Kolumbus bestand in der sicheren Rückkehr nach Spanien. Wäre ihm das nicht gelungen, wäre ein verschollener Kolumbus sicher nur eine Fußnote der Geschichte.

In seinem ersten Vertrag mit der spanischen Krone ließ er sich klingende Titel garantieren: »Admiral des Weltmeers«, »Vizekönig« und den Löwenanteil an den erhofften Einkünften. Kolumbus hatte wenig zu verlieren und viel zu gewinnen. Als junger Kapitän hatte er in Westafrika gesehen, wie bereitwillig die dortigen Eingeborenen ihre wertvollsten Güter, auch Gold, buchstäblich gegen billige Glasperlen eintauschten, die man extra zu diesem Zweck mitgenommen hatte. So stellte er sich auch Indien vor. Die westindische Wirklichkeit, das Desaster des Scheiterns der ersten Kolonie La Isabela, das Töten und Versklaven sowie der wirtschaftliche Misserfolg sahen anders aus.

12. Oktober 1492

ENTDECKUNG AMERIKAS    Abfahrt war am 3. August 1492 von Palos an der spanischen Atlantikküste mit drei Schiffen. Nach drei Tagen musste wegen Ruderbruchs der Pinta ein einmonatiger Reparaturaufenthalt auf den Kanaren in Kauf genommen werden. Die Weiterfahrt begann am 6. September. Von da an waren die Schiffe 33 Tage unterwegs – statt der von Kolumbus vorausgesagten zehn bis zwölf. Unterwegs hatte er mit Rebellion und Abweichung der Kompassnadel am Äquator zu kämpfen.

Dann kam Land in Sicht, und am 12. Oktober war die Ankunft auf einer Bahamas-Insel, von den Einheimischen Guanahani, von Kolumbus San Salvador genannt.

Bei der Weiterfahrt wurden Kuba und Hispaniola (heute Dominikanische Republik und Haiti) entdeckt, bald die Hauptorte der ersten spanischen Besiedlung. Die Santa Maria strandete am 25. Dezember in Hispaniola. Die Rückfahrt mit Niña und Pinta begann am 16. Januar 1493, teilweise in fürchterlichen Atlantikstürmen. Ankunft in Palos war am 15. März. Kolumbus zog im Triumphzug durch Spanien nach Barcelona zum Königspaar. Er erhielt die Bestätigung seiner Privilegien und den Auftrag für eine zweite Reise noch im gleichen Jahr (1493–1496). Die zweite Flotte bestand aus 17 Schiffen und 1500 Mann – Seeleute, Soldaten, Siedler und natürlich Missionare. Auf dieser Fahrt das Ziel ohne besondere Probleme wiederzufinden, zeugt von Kolumbus’ nautischem Können. 1496 wurde an der Südküste der Insel Hispaniola die erste europäische Siedlung in Amerika mit Namen La Isabela begründet, 1498 umbenannt in Santo Domingo.