PAPYRUS Auch »Papier« und »Karte« gehen auf altägyptische Wörter zurück. Per-aa war der altägyptische Vorläufer des griechischen Wortes für »Papyrus«. Es ist eine Zusammensetzung und bedeutet »Besitz des Pharao«, was die enorme praktische und wirtschaftliche Bedeutung des Beschreibmaterials unterstreicht, nicht zuletzt als begehrtes Exportgut in die gesamte Mittelmeerwelt. Alle antiken Schriftrollen waren auf Papyrus geschrieben, das man aus dem Stängelmark der Papyrusstaude gewann.
Per-aa war bei den Ägyptern nur das Wort für die Pflanze, nicht für das Schreibmaterial. Das uns unbekannte ägyptische Originalwort dafür nahmen die Griechen als chártos in ihren Wortschatz auf. Daraus wurde zum Beispiel im Deutschen »Karte« und in weiteren Abwandlungen: »Karton«, »Charta«, »chartern«, »Kartell« (eine Vereinbarung, die auf eine Karte geschrieben wird) oder »Skat«. Die erste Papyrusbeschriftung gab es schon am Anfang der ägyptischen Kultur. Wegen der Ähnlichkeit von Aussehen und Funktion ging das Wort »Papyrus« später auf das ganz anders (nämlich aus Hadern) hergestellte »Papier« über.
um 2900 v. Chr.
PHARAO In Ägyptens Frühzeit gab es im Niltal nur eine große Anzahl kleiner Stämme, die in den Jahrhunderten um das Jahr 3000 v. Chr. zu einem Reich zusammenwuchsen. Der Legende nach unter dem ebenso legendären Pharao Menes. Ihr König galt den Ägyptern als heilige Person, als Verkörperung von Gottheiten. Sein Name war tabu, auch ein Wort wie »König« durfte nicht ausgesprochen werden. Deswegen wich man auf einen unverfänglichen Namen aus: Altägyptisch per-o (»großes Haus«) meinte den Königspalast. Dessen Hauptbewohner war der: Pharao.
um 2600 v. Chr.
DIE ERSTE PYRAMIDE Erfinder des ägyptischen Pyramidenbaus ist der Arzt, Architekt, Universalgelehrte und Pharao-Berater Imhotep. Das verbürgen Inschriften auf der Stufenpyramide Sakkara, die Imhotep um 2650 v. Chr. für Pharao Djoser baute. Sakkara ist der erste Steinbau Altägyptens und etwas über 60 Meter hoch, gerade mal die Hälfte der Cheops-Pyramide. Djoser war der erste Pharao der 3. Dynastie, mit der die Phase des sogenannten Alten Reiches begann. Imhotep wurde in Ägypten nie vergessen und später sogar als Gott der Heilkunst verehrt. Die Erbauer der großen Pyramiden Snofru, Cheops, Chefren und Mykerinos gehören der nachfolgenden 4. Dynastie von etwa 2590 bis 2470 v. Chr. an.
Übrigens: Tempel bauten die Ägypter im Alten Reich noch nicht aus Stein, allenfalls kleine Kulthäuser aus Ziegeln, Lehm und Matten. Erst ab etwa 1550 v. Chr. entstanden steinerne Tempel für die Götter – allen voran die riesige Anlage für Amun in Karnak.
PYRAMIDENTEXTE – TOTENBÜCHER In Analogie zur »Nachtfahrt« der Sonne durch die Unterwelt und zum Wachsen und Vergehen des Mondes, was sich täglich und monatlich wiederholt, glaubten die alten Ägypter an eine Wiederauferstehung im Jenseits. Damit verbanden sie die Vorstellung von einem Totengericht: Das Herz, nach ägyptischer Vorstellung Sitz der Lebens- und Willenskraft, wurde auf einer Waage mit der Ma’at, dem Inbegriff der kosmischen Ordnung, abgewogen. Waren sie im Gleichgewicht, hatte der Mensch ein »gottgefälliges« Leben geführt. Dann konnte der Verstorbene in der Unterwelt in Gesellschaft der Götter verweilen und wurde selbst vergöttlicht. Die Ägypter stellten sich das Dasein im Jenseits wie ein angenehmes Leben im Diesseits vor, vermehrt um den Vorteil, dass man die Götter schauen konnte und um ihr Geheimnis wusste. Darauf bezogen sich die Zaubersprüche und Beschwörungsformeln an den Innenwänden der Grabkammern. Seit dem Neuen Reich wurden sie auch auf Papyrus geschrieben und den Mumien beigegeben; das sind die sogenannten Totenbücher. War das Leben verfehlt, durfte der Mensch nicht die erstrebte Unsterblichkeit erlangen, sondern verfiel der Auslöschung, der Verdammnis in qualvollen Höllenfeuern.
ca. 3500 v. Chr.
AMERIKA – VALDIVIA-KULTUR In den beiden Amerikas bleiben die Menschen sehr viel länger Jäger und Sammler. Die älteste bekannte sesshafte jungsteinzeitliche Bauernkultur findet sich im heutigen Ekuador (ca. 3500–1500). Die Siedler in den Flusstälern an der Küste betrieben Getreideanbau und Fischerei. Bemerkenswert sind Venusfigurinen von der Art, wie sie schon in der europäischen Altsteinzeit vorkamen.
5000–4000 v. Chr.
CHINA – HEMUDU Auf chinesischem Boden finden sich archäologische Spuren verschiedener, lokal begrenzter Bauern- und Keramik-Kulturen, die rund 7000 Jahre bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Die Menschen lebten an den großen Flüssen Huangho und Jangtsekiang, kannten Reisanbau, Wasserbüffel-, Schweine- und Seidenraupenzucht und fertigten neben Tongefäßen auch Holzschalen mit Lacküberzug. Datierungen zufolge bestand die Hemudu-Kultur jahrtausendelang mit einem Höhepunkt zwischen 5000 und 4000, also zur Zeit der mesopotamischen Obed-Kultur, der Vorläuferin der Sumerer. Am Huangho kennt man aus der gleichen Zeit die Yangshao-Kultur.
3200 v. Chr.
CHINA – LONGSHAN Aufbauend auf der früheren Yangshao-Kultur verwendeten ab 3200 v. Chr., etwa zur Ötzi-Zeit, erstmals die Chinesen der Longshan-Kultur eine Töpferscheibe. Sie stellten Keramiken her, deren Wände so dünn wie Eierschalen waren. Besonders charakteristisch für die Longshan-Keramik sind Gefäße mit glänzender schwarzer oder grauer Oberfläche und einer Ästhetik wie aus einem reinen europäischen Klassizismus. Die Kultur ist nach dem »Drachenberg« Longshan benannt, der auch durch die taoistischen Höhlenheiligtümer aus dem chinesischen Mittelalter berühmt ist.
2600–1900 v. Chr.
INDUS-KULTUREN – HARAPPA UND MOHENJO-DARO Erst durch archäologische Ausgrabungen nach 1922 im Industal hat man überhaupt eine Kenntnis von der hochstehenden Harappa- oder Indus-Kultur. Ihr Gebiet liegt überwiegend im heutigen Pakistan, das seinerzeit üppig bewaldet und sehr viel grüner gewesen war als heute. Die Indus-Kultur blühte um 2600 v. Chr. sehr rasch auf. Sie kannte eine Schrift und ein verfeinertes Handwerk. Die erstaunlichste zivilisatorische Leistung war die planvolle, streng geometrische Anlage großer Städte mit Wasserversorgung und Kanalisation. Die Ausgrabungsstätten von Harappa und Mohenjo-Daro gelten als die bekanntesten.
Die flächenmäßige Ausdehnung der Indus-Kultur war größer als die von Ägypten und Mesopotamien zusammen. Die Herkunft ihrer Träger ist nicht bekannt. Möglicherweise entstand sie sehr rasch aus der eingesessenen Bevölkerung. Um 1800 v. Chr. setzte ein Niedergang ein, der zum vollständigen Verlöschen führte. Obwohl ein gewisser Handelsaustausch mit den sumerischen Stadtstaaten bestand, erhielten sich in Mesopotamien und erst recht in der jüngeren Antike keinerlei Hinweise oder Erinnerungen an die Indus-Kultur.
2600 v. Chr.
AMERIKA – CARAL Die heute als älteste Stadt Amerikas bezeichnete Siedlung in Peru wurde 1996 entdeckt. In Caral gibt es rätselhafte Monolithen aus Granit sowie sechs Pyramiden in etwa aus der Zeit der ägyptischen Bauwerke um 2600 v. Chr. Die höchste von ihnen ist sogar höher als die Cheops-Pyramide. Die Bewohner von Caral hatten topografische, mathematische und astronomische Kenntnisse. Die Besiedlung der Stadt dauerte rund 1000 Jahre, wobei ein Höhepunkt in die letzte Phase ab 1800 v. Chr. fällt, als die dort bis dahin unbekannte Keramikkunst aufkam.
METALL VERÄNDERT DIE WELT
ca. 2600 bis 1200 v. Chr.
Die ältesten Siedlungsschichten des berühmten Hügels von Hisarlik in der Westtürkei, den man für Troja hält, stammen aus der Zeit kurz nach 3000 v. Chr. (»Troja I«). Da es damals noch keine Griechen in Griechenland gab, siedelten dort, wie im ganzen Ägäis-Raum, sogenannte altmediterrane Völker, die keine Indoeuropäer waren. Es waren Ackerbauern und natürlich auch Seefahrer, denn ihre Kultur stand im Austausch mit der gleichzeitigen minoischen Kultur auf Kreta. Beispielsweise ähnelten sich die Wandmalereien. In der Ägäis spricht man von »Kykladen-Kultur«. Erst durch die Zuwanderung frühgriechischer Stämme wurden die altmediterranen Völker überlagert. Zu den Frühgriechen gehörten auch die Troer, nach denen fortan die Landschaft Troas an den Dardanellen benannt ist.