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1519

PANAMA    war die erste richtige Stadt der Neuen Welt. Sie wurde 1519 von Pedro de Avila (1440–1531) gegründet, einem Konquistador, der zuvor Gouverneur im nahe gelegenen Darién war. Avilas Vorgänger in Darién war Núñez de Balbao. Núñez hatte 1513 in einer berühmten Expedition als erster Europäer den Pazifik erblickt und den Ozean Mar del Sur (»Südsee«) genannt. Der grausame, intrigante Avila sorgte dafür, dass Núñez 1519 aufgrund falscher Anschuldigungen enthauptet wurde. Solche Intrigen waren unter all den Konquistadoren und spanischen Kronbeamten an der Tagesordnung. Die Gegend des heutigen Staates Panama war die erste auf dem zentralamerikanischen Festland, wo die Spanier Fuß fassten. Die neue Siedlung Panama wurde der Hauptumschlagspunkt für die begehrtesten Kolonialgüter Gold und Silber. Wegen der günstigen Lage an der engsten Stelle der Kontinente kamen hier die Transporte aus dem Innern Südamerikas an und wurden auf die Schiffe verladen, die nach Spanien abgingen.

1519–1521

DAS GOLD DER AZTEKEN    Hernán Cortés (1485–1547) hielt sich schon seit 1504 in der Karibik auf und hatte als Verwaltungsbeamter und Richter in Kuba ein Vermögen verdient. Um sich von seinen Vorgesetzten unabhängig zu machen, plante er sein eigenes Eroberungsprojekt. Auf eigene Kosten und unter Aufnahme immenser Schulden rüstete er einige Schiffe aus. Nach seiner Landung an der mittelamerikanischen Küste ließ er die gesamte Flottille versenken. Cortés setzte alles auf eine Karte, schnitt sich und seinen Männern bewusst jede Rückzugsmöglichkeit ab.

Moctezuma II., in jungen Jahren Hohepriester und seit 1502 tlatoani (»Fürst«, »König«) der Azteken, war seit der Ankunft der Spanier genau über deren Bewegungen informiert. Seine Kalenderorakelpriester konnten aber nicht entschlüsseln, was die Neuankömmlinge mit ihren Furcht einflößenden Gewehren und Pferden beabsichtigten. Schließlich empfing Moctezuma II. Hernán Cortés in Tenochtitlán und unterwarf sich. Er quartierte ihn im Palast ein, wo die Spanier zufällig auf eine Schatzkammer stießen. Sie nahmen Moctezuma als Geisel, der sich den Spaniern gegenüber so willfährig zeigte, dass die Azteken den Aufstand wagten. Moctezuma wurde mit Steinwürfen von seinen Leuten getötet. Bei seinem Ausbruch aus Tenochtitlán in der darauffolgenden Nacht zum 1. Juli 1520 verlor Cortés fast zwei Drittel seiner 1200 Spanier.

Dennoch gelang es Cortés im darauffolgenden Jahr, Mexiko zu erobern. Er regierte als Statthalter bis 1528. Des Kaisers Fünftel-Anteil am Schatz der Azteken übersandte er pflichtgemäß an Karl V. Cortés’ Eroberung Mexikos verdankt Karl V. die eigentliche Begründung seines überseeischen Weltreichs. Mithilfe des aztekischen Goldes und Silbers konnte Karl – damals noch am Beginn seiner kaiserlichen Laufbahn – seine teuren europäischen Kriege finanzieren.

1519–1522

WELTUMSEGELUNG    Im gleichen Jahr, als Karl V. in Frankfurt zum römisch-deutschen König und späteren Kaiser gewählt wurde, segelten im September 1519 fünf spanische Schiffe von Sevilla aus den Guadalquivir hinab. Kommandant der Flotte, die nicht weniger zum Ziel hatte als die erste Weltumrundung, war der Portugiese Ferdinand Magellan (1480–1521). Er sollte die Expedition nicht überleben.

Magellan kannte sein Ziel bereits, denn er hatte schon als Mittzwanziger von Indien aus an der wichtigen Eroberung Malakkas teilgenommen. Dann fiel er in Portugal in Ungnade und wechselte 1517 in spanische Dienste. Eine Nachricht über eine angebliche Durchfahrt in Südamerika zum Pazifik erschien vielversprechend genug, alle Risiken auf sich zu nehmen.

Weder in der Bucht des Rio de Janeiro im Dezember 1519 noch in der Bucht des Rio de la Plata im Januar 1520 wurde die erhoffte Meerenge gefunden. Das Kundschaften entlang der völlig unbekannten Küsten erforderte viel Zeit und Geduld. Magellan verlor zwei Schiffe, eines durch Schiffbruch und eines durch Meuterei – es war nicht die erste. Zwischen Ende Oktober und Ende November durchquerten die verbliebenen drei Schiffe die stürmische Meerenge ganz im Süden. Sie heißt heute Magellan-Straße. Am 28. November wurde der neue Ozean erreicht. Die Stürme flauten ab. Magellan nannte ihn Mar Pacifico: Stiller Ozean, heute allgemein: Pazifik.

Die Fahrt durch den riesigen, fast insellosen Ozean nahm fast vier Monate in Anspruch. Schiffsratten wurden zur begehrten Delikatesse. Im März 1521 erreichte die kleine Flotte die Marianen und die Philippinen. Die Begegnungen mit lokalen islamischen Herrschern verliefen friedlich, aber nach einem gewaltsamen Bekehrungsversuch wurde Magellan beim Rückzugsgefecht zu den Schiffen tödlich verwundet.

Der Baske Juan de Elcano übernahm das Kommando für die lange Rückreise um Afrika mit zuletzt nur noch einem Schiff. Nur 18 Männer – und 26 Tonnen Gewürze – kehrten im September 1522 nach Spanien zurück. Der endgültige Beweis der Kugelgestalt der Erde war erbracht.

Was danach geschah: Die Portugiesen konzentrierten sich auf den indisch-molukkischen Gewürzhandel und dessen militärische Absicherung an den Küsten und auf See. Die Erschließung des südamerikanischen Kontinents war Sache der Spanier. Auch Florida und die Karibikküsten Nordamerikas wurden von den Konquistadoren heimgesucht. Kleinere Goldfunde stachelten die Gier der Europäer immer wieder an, aber in der Nordkaribik blieb der große Reichtum aus. Die nach Mexiko bedeutendste Entdeckung und Eroberung war das Werk von Francisco Pizarro (ca. 1477–1541), der in die pazifischen Andenländer Südamerikas vordrang. Verglichen mit der blutigen Niederringung der Azteken durch Cortés war seine Expedition ein Spaziergang. Seine Schwierigkeiten begannen erst danach.

1531–1533

DAS GOLD DES INKA    Pizarro verbündete sich mit dem Konquistador Diego de Almagro. Nach fast zehnjähriger Vorbereitungszeit, inklusive einer Rückreise nach Spanien, wo König Karl das peruanische Projekt 1529 abnickte, erschienen Pizarro und Almagro 1531 in Peru.

In einem blutigen Bürgerkrieg hatte der etwa dreißigjährige Inka Atahualpa seinen Bruder vom Thron gestoßen und war erst seit Kurzem der alleinige Herrscher. Da erreicht ihn die Nachricht vom Vormarsch weißhäutiger Männer entlang der Pazifikküste. Mehr als 1000 Kilometer nördlich der Hauptstadt erwartet Atahualpa die gut 150 Spanier unter Francisco Pizarro mit Zehntausenden seiner Krieger, die rätselhafterweise unbewaffnet erscheinen. Als Pizarro den Inka unter einem Vorwand gefangen nehmen lässt, sind dessen Krieger fassungslos angesichts des Sakrilegs an ihrem gottgleichen Herrscher und werden in einem Überraschungsangriff niedergemetzelt. Ohne einen ausdrücklichen Befehl zum Angriff unternehmen die ihres Oberhauptes beraubten Inka nichts. Waffentechnisch wären sie auch hoffnungslos unterlegen. Sie haben nur Speere, Lanzen und Steinkeulen. Mit einigen Donnerschlägen aus seinen mitgeführten kleinen Kanonen richtet Pizarro heillose Verwirrung unter den Inkas an.

Durch einen Zufall erfährt Atahualpa, dass er sich mit einem Lösegeld freikaufen könne, und bietet Pizarro an, den Raum, in dem er gefangen gehalten wird, mit Gold und einen angrenzenden Nebenraum zweimal mit Silber zu füllen. Monatelang transportieren Lamakarawanen die Tempelschätze, Kultgegenstände und Schmuck. Es sind Tonnen von Gold und Silber. Pizarro lässt Atahualpa trotzdem erdrosseln. Mühelos erreicht Pizarro 1533 sein Ziel, die Inka-Hauptstadt Cuzco.

Dann aber kam es zwischen Pizarro und Almagro zum Streit über die Beute und die Teilung der Herrschaft in dem großen »Neukastilien«. Almagro machte sich Hoffnungen auf ein eigenes Gouvernement im südlich gelegenen Chile, das er bei einer eigenen Kampagne (1536–1537) als erster Europäer erkundete. Aber statt einer Hochkultur fand er nur armselige Bauerndörfer. Nach seiner Rückkehr lieferten sich seine und Pizarros Anhänger 1538 eine Schlacht, die Almagro verlor. Er wurde von Pizarros Bruder des Hochverrats beschuldigt, verurteilt und sofort hingerichtet. Almagros Anhänger rächten sich und ermordeten Pizarro.