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seit 1535

GEGENREFORMATION    Die Kirche in Rom reagierte auf die Reformation nicht nur mit Inquisition und Unterstützung der katholischen Mächte auf politischer Ebene, sondern auch mit innerer Erneuerung. Eine treibende Kraft waren die Jesuiten.

Diese als »Societas Jesu« 1534 gegründete Ordensgemeinschaft geht auf den baskischen Adelsspross Ignatius von Loyola (1491–1556) zurück, der als junger Mann Offizier gewesen war. Nach einer schweren Verwundung legte er am Altar einer Klosterkirche seine Waffen nieder, führte fortan ein asketisches Leben und vertiefte seinen Glauben mit strengen Bußübungen. Der Jesuitenorden hat einige militärische Züge: Er ist straff hierarchisch organisiert, an der Spitze steht der »Ordensgeneral«, die Jesuiten sind dem Papst direkt unterstellt und zu absolutem Gehorsam verpflichtet, dem sogenannten Kadavergehorsam, ein Wort, das auf Ignatius selbst zurückgeht. Ihr ursprüngliches Ziel einer Missionierung im Heiligen Land ließ sich wegen der türkischen Expansion nicht verwirklichen, daher übernahmen sie die Aufgabe der Rekatholisierung in den protestantisch gewordenen Ländern. Hauptwaffe dieser Elitesoldaten Christi waren Bildung und geistliches Theater, von dem die Passionsspiele in Oberammergau oder der »Jedermann« bei den Salzburger Festspielen heute noch eine Ahnung vermitteln. Sie gründeten viele Gymnasien und Hochschulen, aus denen manche unserer heutigen Universitäten hervorgingen.

1545–1563

TRIDENTINISCHES KONZIL    Ein Meilenstein der katholischen Gegenreform war das Tridentinische Konzil, das auf Einladung von Papst Paul III. von 1545 bis 1563 in der oberitalienischen Stadt Trient tagte. Tridentum ist der lateinische Name von Trient. Der Pfründenmissbrauch wurde eingestellt; der Ablass gegen Geldzahlungen abgeschafft. Das für die Gläubigen sichtbarste Ergebnis des Konzils ist die Messe nach dem tridentinischen Ritus, wie sie bis heute im Wesentlichen gefeiert wird. Beichtstuhl, Hochaltar und Abschaffung des Lettners, der im Mittelalter in großen Kirchen den Hochchor von den Gläubigen trennte, gehen ebenfalls auf tridentinische Beschlüsse zurück. Nach dem Tridentinum wurde die aufblühende kirchliche Barockkunst ganz in den Dienst der Glaubenspropaganda gestellt. Architektur, Malerei und Skulptur verkündeten in nie gesehener Lebendigkeit und künstlerischer Vollendung die christlichen Glaubensinhalte. Die Barockkirchen in Italien, Spanien, Süddeutschland, Österreich, Ungarn und Polen verdanken diesem Impuls ihre Entstehung – allen voran der Petersdom.

1582

GREGORIANISCHE KALENDERREFORM    Quasi ein Nebenprodukt der katholischen Reformen war die Kalenderreform von Papst Gregor XIII. Bis 1582 galt der von Julius Cäsar eingeführte Julianische Kalender. Die julianische Schaltjahrregelung hatte sich im Lauf der Jahrhunderte als etwas zu grob erwiesen. Für das christliche Kalenderbewusstsein war der Ostertermin, der vom Frühlingsanfang abhing, schon immer von besonderer Bedeutung. 1582 fiel der julianische Frühlingsanfang schon auf den 11. März und nicht auf den astronomischen Frühlingsanfang am 21. März. Ein Dekret Gregors beseitigte dies und schaffte die gültige Schaltjahrregelung. Die damalige Differenz von zehn Tagen wurde im Jahr der Einführung einfach übergangen: auf den 4. Oktober folgte sofort der 15. Oktober.

DIE KAISER IM OSTEN

Während Europa einerseits Kolonien in Asien und Amerika gründete und gleichzeitig seine Kräfte in Religionsbürgerkriegen verschliss, führten bedeutende Herrscher im Osten ihre Reiche zu hoher wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Großmogul Akbar und Schah Abbas von Persien lebten und regierten um 1600 zeitweise parallel.

1556–1605

INDIEN: GROßMOGUL AKBAR DER GROßE    Der Urururenkel von Timur Lenk weitete in den ersten 25 Jahren seiner Herrschaft (1556–1605) das Herrschaftsgebiet seines Mogul-Reiches über ganz Nordindien aus. Die Inder waren und sind größtenteils Hindus und nicht alle waren von den neuen muslimischen Herren angetan. Akbar, ein bedeutender theologischer Denker und Prediger, gewährte religiöse Toleranz und versuchte nicht, seine Untertanen zum Islam zu bekehren. Er erlaubte Hindu-Riten an seinem Hof, Hindus selbst aus einfachsten Verhältnissen konnten hohe Staatsämter erreichen.

1587–1629

SCHAH ABBAS DER GROSSE    Unmittelbarer Nachbar von Akbar an der gemeinsamen Indus-Grenze war der Safawiden-Schah Abbas I. der Große von Persien. Ihm gelang während seiner Regierungszeit (1587–1629) die Konsolidierung und Wiedergewinnung der schiitischen Wallfahrtsorte Nadschaf und Kerbala westlich des Euphrat. Er betrieb eine geschickte Wirtschaftspolitik, führte sein Reich zu Wohlstand, baute die Hauptstadt Isfahan aus und förderte die Ausbildung einer spezifisch persischen Kultur. Vor allem in Isfahan blühten die Buchkunst mit Miniaturmalerei und Kalligrafie, Teppichweben, Architektur. Teppiche und Textilien aus Indien und Persien wurden über die Seidenstraße gehandelt. Hauptabnehmer waren Engländer und Niederländer. Schah Abbas I. war zugleich religiöses Oberhaupt, das Safawiden-Reich hatte also durchaus theokratische Züge (wie die heutige »Islamische Republik« auch).

ab 1623

OSMANISCHES REICH: SULTAN MURAD IV.    Er war nach Süleimans Tod von 1623 bis 1640 der einzige kraftvolle Herrscher der Osmanen, aber auch sehr streng. Kaffee, Wein, Opium und Tabakgenuss waren bei Todesstrafe verboten. Mehrere Osmanen-Herrscher vor ihm waren schwach, verrückt oder standen unter der Fuchtel der Sultansmütter. Schon nach Lepanto und erst recht unter der Haremsherrschaft hatte sich eine große Schwäche des Osmanischen Reiches gezeigt: Es entwickelte sich nicht weiter. Der Buchdruck wurde vollkommen untersagt. Die Osmanen vollzogen die geistige, technische und wirtschaftliche Entwicklung Europas nicht mit und gerieten in einen Rückstand, den sie nicht mehr aufholten.

1572–1629

CHINA: KAISER WAN-LI    Ihm war in der letzten Phase der Ming-Dynastie eine vergleichsweise lange Regierungszeit von 48 Jahren (1572–1620) beschieden. Kaiser Wan-li regierte despotisch und verschwendungssüchtig auf Kosten der Bauern. Andererseits war Wan-li »außenpolitisch« erfolgreich, befriedete die Mandschurei (1583), vertrieb die Japaner aus Korea (1592), eroberte Annam (Vietnam), Burma und Siam (Thailand). Außerdem erlaubte er eine vorsichtige Öffnung zum Westen: 1601 begann der Jesuitenpater Matteo Ricci mit kaiserlicher Erlaubnis die christliche Mission in China. Ricci pflegte freundschaftliche Kontakte mit konfuzianischen Gelehrten und Dichtern (und bekehrte einige). Dank seiner überlegenen mathematischen, geografischen und astronomischen Kenntnisse beeindruckte Ricci auch den chinesischen Kaiserhof. Für Wan-li fertigte er die erste Weltkarte, auf der auch Amerika verzeichnet ist.

1603–1616

JAPAN: TAIKUN – DAS TOKUGAWA-SHOGUNAT    Nach dem ersten Shogunat Kamakura (bis 1333) hatte es in Japan nur noch regionale Fürsten gegeben. Diese daimyo befehdeten sich untereinander, bis in den letzten drei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts drei Feldherren zuerst mit Waffengewalt, dann auch mit Verwaltungsmaßnahmen immer mehr daimyo und unabhängige Klöster mit eigenem Grundbesitz und eigenen Söldnern unter ihre Kontrolle brachten. Tokugawa Ieyasu (1543–1616) war der Letzte in dieser Reihe. Er wurde schließlich zum Alleinherrscher Japans und begründete 1603 das Tokugawa-Shogunat. Ieyasu wurde Taikun genannt (»Großer Gebieter«), wovon sich das weltweit verbreitete Wort Tycoon ableitet.