Tokugawa brachte Japan eine 250-jährige Friedenszeit, aber auch eine völlige Isolation nach außen. Der kleine Fischereihafen Edo (das heutige Tokyo) wurde zur Herrschaftszentrale. Danach wird das Shogunat auch Edo-Zeit genannt. Die Bevölkerung wurde streng kontrolliert. Das neue Herrschaftssystem war letztlich ein Polizeistaat, der in radikaler, stark zentralisierter Form dem etwa gleichzeitigen Absolutismus in Europa entsprach.
TIBET – DALAI LAMA Sönam Gyatsho (1543–1588) war der erste Groß-Lama, ein Abt des Gelbmützen-Ordens lamaistisch-tibetischer Mönche, dem dieser Ehrentitel von einem Großkhan der Mongolen verliehen wurde. Sönam Gyatsho zählt als dritter Dalai Lama. Der Dalai Lama gilt als Reinkarnation eines Bodhisattwa, der nach dem Tod eines Dalai Lamas bei einem zeitgleich geborenen Knaben von den Mönchen nach festgelegten Riten »gefunden« und zum neuen Dalai Lama (»Ozean des Wissens«) proklamiert wird. Der gegenwärtige Dalai Lama Tendzin Gyatsho ist der 14. Dalai Lama. Die korrekte Anrede lautet »Heiliger Vater« (wie beim Papst) oder im Tibetischen Kundün (»Verehrungswürdige Anwesenheit«).
Für den Ehrgeiz des spanischen Königs Philipp II., möglichst gleichzeitig alle Protestanten in Europa und die Türken zu bekämpfen, reichte alles Gold und Silber aus den Kolonien nicht aus. Das meiste hatte sowieso bereits sein Vater Karl V. für kostspielige Kriege in Italien gegen König Franz von Frankreich sowie gegen die deutschen Protestanten ausgegeben. Philipp belegte nun Spanien selbst mit Steuern, Zwangsanleihen und Münzverschlechterung, verkaufte Ämter und unterdrückte in seinem Land despotisch jegliche Opposition. Gleichwohl musste er 1557 den Staatsbankrott Spaniens erklären, der erste im modernen Europa.
1531
BÖRSE Schon 1409 hatte in der flandrischen Handelsstadt Brügge die Kaufmannsfamilie Burse ein Haus eigens für den Abschluss von Handelsgeschäften eröffnet. Im benachbarten Antwerpen an der Scheldemündung begann nach der Verleihung der Stadtrechte 1291 wegen des florierenden Tuchhandels und der Lage der Stadt im Zentrum der westeuropäischen Handelsströme eine Blütezeit. Im Jahr 1531 entstand hier die erste europäische Börse im modernen Sinn für den Handel mit Wertpapieren. 1556 wurde das zum Habsburgerreich gehörende Antwerpen zwar im Zuge der Reformation protestantisch, doch als die Stadt 1585 von den Spaniern erobert wurde, emigrierten viele Protestanten in den Norden. Von nun an war Amsterdam der führende Börsen- und Bankenplatz in Europa.
1602
AKTIENGESELLSCHAFT Andeel ist das niederländische Wort, unter dem das, was wir bis heute unter Aktie verstehen, erstmals in der Geschichte auftaucht. Nach der Afrikaumsegelung Vasco da Gamas im 16. Jahrhundert hatten die Portugiesen den lukrativen »Ostindienhandel« mit seinem Hauptprofitbringer Gewürze monopolisiert. Sie hielten die Kenntnisse von den Seewegen um Afrika herum und im Indischen Ozean geheim. Ein holländischer Sekretär in portugiesischen Diensten in Goa kopierte heimlich die Karten, brachte sie 1592 nach Holland und veröffentlichte anschließend einen »Reisebericht« mit den ausführlichen Informationen.
Holländische Seekaufleute gründeten nun Kaufmanns-»Compagnien«, die Bau oder Kauf und Ausrüstung von Schiffen finanzierten. Die ersten vier Schiffe kehrten 1597 nach Amsterdam zurück. Nach jeder Reise wurde Kasse gemacht und die jeweilige Compagnie wieder liquidiert. Innerhalb weniger Jahre wurden so 65 Schiffe zu 15 Flotten ausgesandt, von denen immerhin erstaunliche 50 beladen wieder zurückkamen. Das Geschäft war hochriskant. Im Indischen Ozean und im Atlantik erwartete die Schiffe das Sperrfeuer der Spanier, Portugiesen und Araber, Wetter und Piraten taten ein Übriges und überdies bekriegten sich die »Compagnien« untereinander. Unter diesem Druck schlossen sich 1602 die »Vorkompanien« zu einer großen nationalen Gesellschaft unter dem Namen »Vereinigte Ostindische Compagnie« (VOC) zusammen. Sie wurde bald darauf die größte Handelsgesellschaft der Welt. Die VOC und die kurz zuvor gegründete britische East India Company waren die ersten multinationalen Konzerne der Welt.
Entscheidend für den Erfolg der Kapitalbeschaffung war der Beschluss der Gründer, die Kapitalzeichnung für das breite Publikum zu öffnen. Entsprechend wurden (Aktien-)Anteile (Andeel) meist zu einem Nennwert von 3000 Gulden zügig platziert. Jeder Holländer konnte sie kaufen und auch wieder verkaufen. Auf diese Weise kam ein Aktienkapital von sage und schreibe 6424588 Gulden zusammen, eine ungeheure Summe für die damalige Zeit. In den Grundzügen funktionieren Aktiengesellschaften auf diese Weise bis heute.
Ausgestattet mit staatlichen Privilegien und Hoheitsrechten trat die VOC an den Palmenstränden der asiatischen Insel- und Küstenwelt mit allen Attributen einer Kolonialmacht auf, man kannte keinerlei Skrupel. Daheim in Holland brach das Gouden Eeuw (das »Goldene Zeitalter«) an, welches das Bild der alten holländischen Städte und ihrer musealen Schatzkammern bis heute prägt. In den Niederlanden selbst war die VOC eine Art »Staat im Staat«. Über 100 Jahre lang stieg deren Aktienkurs unaufhaltsam bis zu seinem Höhepunkt bei 1200 Prozent im Jahr 1720. Die Dividenden waren üppig im zweistelligen Bereich. Innerhalb eines solchen halbstaatlichen Trusts und Global Players kommt es irgendwann unweigerlich zur Misswirtschaft und Redlichkeitsdefiziten der »leitenden Angestellten«. Per 31. 12. 1799 wurde die Gesellschaft aufgelöst. Der niederländische Staat übernahm 110 Millionen Gulden Schulden. In Holland buchstabierte man VOC fortan: V(ergaan) O(nder) C(orruptie).
Was danach geschah: Der Aufstieg der VOC war die eigentliche Begründung des niederländischen Kolonialreiches in Südostasien. Die bis dahin dominierenden Portugiesen wurden in mehreren Seeschlachten nach und nach verdrängt. Schließlich nahmen die Niederländer den Portugiesen auch noch den Handel mit China und Japan ab. Vertreter der VOC waren seit 1641 die Einzigen, die auf einer kleinen Hafeninsel vor Nagasaki mit dem hermetisch abgeriegelten Japan Handel treiben durften. Noch im 19. Jahrhundert war dies nur einzelnen Holländern erlaubt. 1600 war die Britische Ostindien-Kompanie durch einen Freibrief von Königin Elisabeth I. gegründet worden; sie war aber keine Aktiengesellschaft. Die East India Company spielte die wesentliche Vorreiterrolle bei der britischen Kolonisierung Indiens; nach 1700 gewann sie erheblichen politischen Einfluss im Mogul-Reich. Die der Company eingeräumten Rechte gingen im 19. Jahrhundert auf die englische Krone über, Indien wurde Kronkolonie und Königin Victoria später »Kaiserin von Indien«.
1610
VIRGINIA-TABAK Mit dem stillschweigenden Einverständnis der englischen Königin unternahm Walter Raleigh (ca. 1553–1618) Kaperfahrten auf dem Atlantik, die sich gegen spanische Schiffe richteten. 1585 gründete er die erste englische Siedlung Roanoke auf dem nordamerikanischen Kontinent, die aber bald wieder aufgegeben wurde. Sie befand sich an einer Küste, die Raleigh Virginia nannte, zu Ehren der »jungfräulichen« Königin.
Die erste dauerhafte englische Siedlung war dort seit 1607 Jamestown. Hier landeten englische Siedler, darunter der Farmer John Rolfe. Seinen Zuchtbemühungen verdankt Virginia eine auf den englischen Geschmack abgestimmte Tabaksorte, die sich zum größten Exportschlager entwickelte. Genau dieser John Rolfe war auch der Ehegatte der anmutigen indianischen Häuptlingstochter Pocahontas, die als »Indianer-Prinzessin« 1616 sogar in London bei Hofe empfangen wurde. 1619 kamen erste afrikanische Sklaven in Jamestown an.
1620
PILGERVÄTER Eine Gruppe strenggläubiger Puritaner, denen der Reformationseifer der anglikanischen Kirche nicht weit genug ging und die als »Separatisten« in England nicht wohlgelitten waren, segelte mit Frauen und Kindern vom südenglischen Hafen Plymouth 1620 mit dem Schiff Mayflower in die Neue Welt.