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ab ca. 2600 v. Chr.

KYKLADEN-KULTUR    In etwa zur Gilgamesch-Zeit, also ab 2600 v. Chr., blühte in den küstennahen Landschaften auf der heute türkischen wie griechischen Seite der Ägäis und insbesondere auf den Kykladen-Inseln die bronzezeitliche Kykladen-Kultur auf, die auch Helladische Kultur genannt wird. Zu den Kykladen zählen die beliebten Ferieninseln Naxos, Paros, Mykonos, die wie ein Ring (griechisch: kyklos) rund um die »heilige« Insel Delos liegen. Beeindruckend schlichte, aber dennoch ausdrucksstarke Menschenfiguren, die »Idole«, sind das typische und verbreitetste Kunstwerk der Kykladen-Kultur. Es sind kleine Figürchen, keine großen Statuen. Aber sie wirken wegen ihrer Schlichtheit gleichwohl monumental. Mit der Zuwanderung frühgriechischer Stämme auch auf die Inseln ab 1600 v. Chr. endete die Anfertigung solcher Idole schlagartig. Durch Herodot sind einige Namen dieser altmediterranen Völker aus dem Umfeld der Kykladen-Kulturen überliefert: Pelasger, Leleger oder Karer. Sie sind teilweise bis heute als Landschaftsnamen greifbar, zum Beispiel »Karien« in der Westtürkei. Möglicherweise sind auch die Etrusker, die später vermutlich von hier nach Italien auswanderten, solch ein altmediterranes Volk.

vor 2500 v. Chr.

ALTMEDITERRANE SPRACHEN    Die Griechen nahmen viele Wörter aus den altmediterranen Sprachen auf. Etwa die Pflanzennamen Kümmel, Minze, Narzisse und Zypresse. Auch Athen, Korinth, Larisa, Theben sowie Olymp und Parnass und viele andere Ortsnamen sowohl auf dem Festland wie auf den Inseln wie in Ionien (Westtürkei) sind keineswegs griechische Wörter. Aus welchen der altmediterranen Idiome sie stammen, verliert sich allerdings im Dunkel der Frühgeschichte. Man kann sie zu Gruppen zusammenfassen wie Parnassos, Halikarnassos, Knossos, Kolossos, Narzissos, Zypressos oder Mykene, Priene, Athene, Irene (»Frieden«). Fremdwörter waren für die Griechen métallon (»Metall«), síderos (»Eisen«) und týrannos (»Tyrann«), was ursprünglich »Burgherr« bedeutete. Auch die Namen vieler bekannter Sagengestalten sind nicht originär griechisch, sondern wurden von den Einheimischen übernommen: Achilleus, Odysseus, Theseus, Nereus, Aiakos (Ajax) und Frauennamen wie Sapphó. Als ob das nicht schon erstaunlich genug wäre, sind zudem eine lange Reihe bedeutsamer Götternamen altmittelmeerischen, nicht-griechischen Ursprungs: Apollon, Aphrodite, Artemis, Athene, Hephaistos, Hera, Hermes, Leto.

DIE VIER GROßMÄCHTE DER BRONZEZEIT

Während sich nördlich des Alpenbogens die verschiedenen Schnurkeramiker und Glockenbecherkeramiker ausbreiteten, Megalith-Anlagen aufrichteten und das Siedeln in Pfahlbaudörfern immer noch gang und gäbe war, existierten zwischen Ägäis und Persischem Golf vier kulturelle und politische Zentren: Babylon und Ägypten, die jeweils schon auf eine tausendjährige relativ einheitliche kulturelle Tradition zurückblickten, die nicht-indoeuropäische minoische »Seemacht« Kreta und die indogermanischen Hethiter. Neuankömmlinge im ägäischen Raum waren die frühgriechischen Stämme, vor allem die Achäer; ihr bekanntestes Zentrum war Mykene.

1800 v. Chr.

BABYLON/BABEL    ist in unserem geschichtlichen Gedächtnis die älteste Großstadt der Welt, Inbegriff einer vielsprachigen Zivilisationsmetropole, Brennpunkt der Geschichte. Weder Rom noch Jerusalem sind so sprichwörtlich und symbolträchtig geworden wie der Turmbau zu Babel, die babylonische Sprachverwirrung, die babylonische Gefangenschaft oder das Sündenbabel.

Aber Babylon ist nicht gleich Babylon. Im Laufe der Geschichte wurde die strategisch günstig am Euphrat gelegene, aber auch nicht weit vom Tigris entfernte Stadt immer wieder zerstört und immer wieder aufgebaut. Von hier aus regierten viele verschiedene Dynastien. Die sehr alte »Turmbau«-Überlieferung bezieht sich auf eine ganz andere, nämlich die sumerische Kultur mit ihren Zikkurats. Rund zweieinhalbtausend Jahre liegen zwischen der Zikkurat-Zeit und der neubabylonischen Glanzzeit unter dem Chaldäer Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.), als das Ischtar-Tor (Pergamon-Museum, Berlin) gebaut und die Juden in die Gefangenschaft verschleppt wurden. Natürlich gab es auch unter Nebukadnezar eine hoch ragende Tempelanlage. Wo ist sie geblieben? Schließlich stehen die Pyramiden auch noch. Alexander der Große ließ sie abreißen.

ca. 1750 v. Chr.

HAMMURAPI    Eines der kleineren Reiche im Stadtstaatenverbund der Sumerer bildeten die Amurriter oder Amoriter, ein semitisches Volk am Euphrat, aus sumerisch-akkadischer Sicht ein unzivilisiertes Kriegervolk. Diese Amoriter gewannen um 1800 v. Chr. die Vorherrschaft im mittleren Mesopotamien und gelten als die Gründer Babylons. Hammurapi war der sechste König ihrer Dynastie und er war der bedeutendste und machtvollste. In seiner über vierzigjährigen Regierungszeit von etwa 1790 bis 1750 v. Chr. entwickelte er Babylon vom Stadtstaat zum Flächenstaat. Mit ihm beginnt die sehr beträchtliche Wirkung des »Geschichtsbegriffs Babylon«.

MARDUK    Der babylonische Hauptgott stammte bereits aus dem sumerischen Götterhimmel und avancierte in Hammurapis Reich vom lokalen Stadtgott zum Chef des Pantheons. Sein Name bedeutet »junger Stier«. Die Geschichte seiner Götterkarriere wird im Weltschöpfungsmythos Enuma elisch erzählt, dem bedeutendsten literarischen Werk der babylonischen Literatur. Ähnlich wie später bei den Griechen wurden die aus verschiedenen Kulten hervorgegangenen Götter in eine »Verwandtschaftsbeziehung« gebracht und zur Großfamilie geordnet. Das Enuma elisch enthält – wie die Genesis – Elemente aus dem Gilgamesch-Epos, diente aber hauptsächlich dazu, Marduk als obersten Reichsgott zu etablieren und einen einheitlichen religiösen Reichskult zu schaffen: Nachdem Marduk im Kampf gegen die Urmutter Tiamat die Welt erschaffen hat, formt er den Menschen aus Lehm.

CODEX HAMMURAPI    In Keilschrift verfasst ist der älteste bekannte Gesetzestext aus der Zeit um 1750 v. Chr. Der Codex Hammurapi war nicht die erste Gesetzessammlung der Alt-Antike, aber er ist der einzige vollständig erhaltene. Die »Erstausgabe«, eine 1902 gefundene Steinstele mit Autorenbild, ist im Louvre zu besichtigen (Kopie im Pergamon-Museum in Berlin).

Der schwarze Diorit-Block ist 2,25 Meter hoch und enthält 282 »Paragraphen« über Strafrecht, bürgerliches Recht und Handelsrecht. Ein Viertel beschäftigt sich mit der Regelung von Besitzverhältnissen, also Grundbesitz, Hauseigentum und bewegliche Sachen. Das berühmte »Auge-um-Auge«-Prinzip ist im Codex verankert. Ein Rechtsfortschritt: Vorher zerstörte man für ein verletztes Auge gleich drei oder mehrere andere. Hammurapis Innenpolitik war vergleichsweise »sozial«, denn er wusste, dass eine prosperierende Wirtschaft ohne einen verbindlichen Rechtsrahmen nicht möglich war. Die Bauern sollten von unnötigen Härten verschont und die Veteranen mit Land versorgt werden.