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Erster Landeplatz der Mayflower war die äußerste Spitze von Cape Cod, der Ort Provincetown, im Indianergebiet der Masschusett – heute ein sehr beliebter Badeort. Als die Pilgerväter merkten, dass man in dieser sandigen Gegend nichts zu essen anbauen konnte, siedelten sie sich weiter landeinwärts an. Zunächst hieß die Siedlung God’s Own Country – etwas frei übersetzt: Gottesstaat. Auch heute ist diese Bezeichnung bei patriotischen Amerikanern – ironisch oder ernst gemeint – ein völlig gängiger Begriff. Die Pilgerväter sind die Prototypen jener weißen, angelsächsischen, protestantischen Amerikaner, die als wirtschaftlich, politisch und kulturell führende Oberschicht die späteren USA entscheidend prägten.

1626

MANHATTAN    1621 war in den Niederlanden für den Seehandel auf dem Atlantik mit Afrika und Amerika die Niederländische Westindien Compagnie (WIC) gegründet worden. Nur wenige Jahre nach der Ankunft der Pilgerväter in Cape Cod gründete die WIC zwischen 1624 und 1626 eine ganze Reihe von Siedlungen, darunter Breukelen (Brooklyn) und Hoboken und an der Südspitze einer Granitfelsenhalbinsel den wichtigen Hafen Nieuw Amsterdam. Den Namen der Halbinsel übernahm man von der indianischen Ortsbezeichnung Manna-hata. Manna-hata wurde den Indianern für Naturalien im Gegenwert von 60 Gulden abgekauft.

Die WIC beanspruchte ein großes Gebiet vom St.-Lorenz-Strom bis in die Höhe des späteren Washington, das heute neun amerikanische Bundesstaaten umfasst, als Kolonie Nieuw Nederland. Wichtigstes Handelsprodukt waren zuerst Pelze, dann auch Tabak. 1647 kam der Friese Peter Stuyvesant als Generaldirektor der WIC und Gouverneur der Kolonie nach Nieuw Amsterdam. Er hatte zuvor die WIC-Kolonien Curaçao, Aruba und Bonaire in der Karibik geleitet und machte sich auf seinem neuen Posten durch herrisches Auftreten unbeliebt.

Inzwischen betrieben auch die Engländer eine aktive, bei anderer Wortwahl aggressive Kolonialpolitik. Zuerst annektierten sie 1664 das neuniederländische Gebiet in Nordamerika per Regierungsdekret: Karl II. übertrug den Landbesitz einfach seinem Bruder James. Im gleichen Jahr erschienen englische Kriegsschiffe im Hafen von Nieuw Amsterdam. Die Niederländer wollten nicht für sich und ihren unbeliebten Gouverneur zu den Waffen greifen. Peter Stuyvesant trat Nieuw Nederland kampflos an die Engländer ab. Nieuw Amsterdam wurde nun nach dem neuen Landesherrn benannt. James trug zu der Zeit den Titel Herzog von York.

Was danach geschah: Nach 1647 konzentrierte sich die WIC auf die karibischen Antillen (Curaçao, Aruba). Hauptsächlicher Geschäftszweck war der Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika, ein streng reglementiertes Transportgewerbe, für das annähernd 400 Schiffe im Einsatz waren. Die schwarzen Arbeitskräfte wurden auf den Zuckerrohrplantagen benötigt. Größere Sklavenschiffe konnten gut 500 Sklaven transportieren. Auf der Rückfahrt brachten sie den Zucker in die Niederlande.

1652

BUREN    Eher durch Zufall, weil ein Schiff der Vereinigten Ostindischen Compagnie vor dem südafrikanischen Kap gekentert war, wurden 1652 von Niederländern Kap-Stadt und die Kapkolonie gegründet. Sie wurde von niederländischen, aber auch deutschen und hugenottischen Auswanderern aus Frankreich besiedelt. Die Hugenotten brachten den Weinanbau ans Kap. Der Begriff »Buren« entstand erst später, leitet sich aber von dem niederländischen Wort boer (»Bauer«) ab. Ihre niederländische Sprache entwickelte sich durch die Isolierung vom Mutterland zu einer eigenständigen Sprache, dem Afrikaans. Die Buren waren hauptsächlich Viehzüchter und zogen mit ihren Herden immer weiter ins Landesinnere.

Die mit den Viehtrieben einhergehende territoriale Ausdehnung führte unweigerlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Bantu-Völkern im südlichen Afrika, den sogenannten Kaffernkriegen ab 1780. »Kaffer« (arabisch Kafir: »Ungläubiger«) ist ein abwertendes Buren-Wort für die Bantu, insbesondere die Xhosa, ihre Hauptgegner.

DER DREIßIGJÄHRIGE KRIEG

Während die atlantischen Seemächte zügig global expandierten, trieben die Habsburger mit prunkvoller Kunst und jesuitischer Bildung, aber auch mit Macht und Gewalt die Gegenreformation voran.

REKATHOLISIERUNG    Die Bevölkerung des Reiches war ganz überwiegend protestantisch geworden. Das Herrscherhaus der Habsburger aber war streng katholisch, und die Habsburger machten sich nun daran, ihre Länder zu rekatholisieren. Böhmen war ein Brennpunkt. Das ausgesprochen wohlhabende Böhmen war einerseits ein Juwel in der habsburgischen Krone, andererseits schon seit den Hussiten eine Hochburg reformatorischer Gesinnung, und das hieß zugleich: national-tschechisch und anti-habsburgisch. Auf dem Hradschin in Prag residierte der in Spanien erzogene Kaiser Rudolf II. von 1576 bis 1612, ein glühender Gegenreformator. Rekatholisierung hieß: Schließung von reformatorischen Schulen und Kirchen, Verbot von Gottesdiensten, Enteignung, Verfolgung und Schikanierung führender Protestanten. Man schickte die Bevölkerung zwangsweise in die Messe; wer das nicht wollte, konnte ja auswandern. Als einziges von allen habsburgischen Ländern verfügte Böhmen noch über eine Ständeversammlung; um sie kristallisierte sich der Widerstand.

23. Mai 1618

PRAGER FENSTERSTURZ    1618 war Rudolfs Neffe Ferdinand II. schon seit einem Jahr König von Böhmen. Der strenge Katholik und Jesuitenschüler Ferdinand residierte in Wien. In Prag hielten hochrangige katholische Regierungsbeamte die Stellung.

Am Mittwoch, dem 23. Mai 1618, marschierte eine Abordnung der böhmischen Ständeversammlung auf die Prager Burg. Sie hielten eine Art improvisierte Gerichtsverhandlung über die vier anwesenden Königsstatthalter, unter diesen Jaroslav Graf von Martinitz und Wilhelm Slawata, ab. Gegenstand der Verhandlung war ein sogenannter Majestätsbrief Rudolfs II. von 1609, den ihm die böhmischen Stände in einer Situation der Schwäche abgetrotzt hatten; darin hatte er ihnen Religionsfreiheit zugestanden. Diese sahen die Standesmitglieder durch erneute Repressalien aus Wien verletzt. Anlass der böhmischen Aufgeregtheiten war die Schließung einer evangelischen Kirche in Braunau im Jahr zuvor. Dagegen hatten die Böhmen im März 1618 protestiert und sich nachdrücklich auf den Majestätsbrief berufen. Die Reaktion aus Wien war ein Verbot von Ständeversammlungen. Das brachte das Fass zum Überlaufen.

Während des erbittert geführten Streitgesprächs wurde es den Böhmen zu bunt. Einige adlige Herren packten die beiden Statthalter, zerrten sie zum Fenster und warfen sie aus dem Wladislaw-Saal der Prager Burg hinaus. Doch die Außenmauer ist an dieser Stelle nicht gerade, sondern rampenartig schräg, und die weiten Mäntel der Statthalter blähten sich wie Fallschirme. Sie gelangten, wenn auch etwas unsanft, so doch wohlbehalten zu Boden. Unter Schüssen von oben flüchteten Martinitz und Slawata ins Palais der erzkatholischen Adelsfamilie Lobcowicz. Der Fenstersturz gilt als Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg, dem ersten großen gesamteuropäischen Weltkrieg.

1619

WINTERKÖNIG    Ende August 1619 versammelten sich die Böhmen abermals und erklärten den habsburgischen König Ferdinand II. für abgesetzt. Zwei Tage darauf, am 28. August, wählten die Stände den jungen calvinistischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz aus dem Geschlecht der Wittelsbacher zu ihrem König. Der neu gewählte und im November 1619 gekrönte böhmische König war ein politisches Leichtgewicht, das sich auf Hofbällen verlustierte. Er war der Winterkönig, denn seine Herrschaft sollte nur ein Jahr dauern. Indessen rüstete die katholische Seite zum Krieg, allen voran der mittlerweile auch zum Kaiser avancierte Ferdinand II. und das Oberhaupt der Katholischen Liga, der Bayern-Herzog Maximilian. Schon 1608 hatte sich eine protestantische »Union« überwiegend norddeutscher Fürstentümer und Reichsstände unter Führung der Pfalz gebildet, wogegen sich 1609 eine »Liga« katholischer Fürstentümer, vor allem Bayern, habsburgische Fürsten und die geistlichen Fürstbistümer, erklärte. Dies waren die beiden Machtblöcke, die sich gegenüberstanden. Der Anlass für eine Auseinandersetzung war gegeben. Gleichwohl schlugen beide Seiten nicht sofort los, sondern taktierten vorsichtig. Die katholische Seite wollte nicht das ganze protestantische Deutschland gegen sich aufbringen und die protestantische Union dachte nicht daran, den leichtfertigen Friedrich zu unterstützen. So verständigte man sich im Sommer 1620 darauf, dass die protestantische Union sich in die »innerböhmischen Angelegenheiten nicht einmischen wolle«. Damit hatte die Katholische Liga unter ihrem Feldherrn, dem streng katholischen Grafen Tilly, freie Hand in Böhmen. In der Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8. November 1620 wurde der Winterkönig vernichtend geschlagen.