Выбрать главу

1618–1648

TILLY UND WALLENSTEIN    Der Dreißigjährige Krieg heißt so, weil er vom Jahr des Prager Fenstersturzes (1618) bis zum Westfälischen Frieden (1848) gezählt wird. Die eigentlichen Kriegshandlungen hielten sich anfangs jedoch in Grenzen. Tilly schwenkte nach seinem Sieg am Weißen Berg rasch in die protestantische Pfalz und trieb dort gemeinsam mit dem habsburgisch-spanischen General Spinola, der aus den Niederlanden herbeigeeilt war, die Rekatholisierung mit Morden und Brandschatzen voran.

1623 sah es so aus, als sei der Krieg zu Ende. Der Winterkönig wurde vom Kaiser abgesetzt, seine pfälzische Kurwürde eingezogen und als – lang ersehnte – Belohnung vom katholischen Kaiser an den erzkatholischen Herzog von Bayern neu vergeben. Da Kaiser Ferdinand II. wenig Gefallen daran fand, sich dem bayerischen Herzog und neuen Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Maximilian I. unterzuordnen – der nun als Haupt der Liga militärisch auf katholischer Seite führend war –, heuerte er den böhmischen Kleinadligen und Geschäftemacher Wallenstein an, damit dieser eine kaiserliche Armee aufstellte.

Aber auch Wallenstein machte Krieg eher auf eigene Faust gegen die Protestanten und verwüstete Norddeutschland. 1630 musste Kaiser Ferdinand II. seinen Generalissimus auf Druck der Kurfürsten wieder entlassen. Da landete der junge schwedische König Gustav II. Adolf 1630 im pommerschen Usedom, um den Protestanten zu Hilfe zu eilen. Kardinal Richelieu hatte dieses Eingreifen diplomatisch vorbereitet. Der katholische Premier Ministre Frankreichs paktierte auch mit den Protestanten – Hauptsache, es ging gegen Habsburg.

Tilly, nunmehr oberster Feldherr der Kaiserlichen und der Katholischen Liga, zog Gustav Adolf entgegen. Die grausame Belagerung und Zerstörung Magdeburgs durch Tilly brachte alle Protestanten auf die Seite des Schwedenkönigs. Der vernichtete 1631 die katholischen Heere bei Leipzig; Tilly konnte fliehen. Gustav Adolf zog durch Mitteldeutschland an den Rhein. Bei der Gelegenheit wurde die bedeutende Heidelberger Universitätsbibliothek, die Palatina, nach Schweden verfrachtet. Dann ging es weiter nach Süddeutschland, wo Tilly an der Donau fiel. Gustav Adolf zog kampflos in München ein. Der Kaiser musste Wallenstein kniefällig anflehen, wieder die Armeeführung zu übernehmen. Der ließ sich lange bitten, rekrutierte dann aber binnen kürzester Zeit 50000 Mann und lockte Gustav Adolf nach Sachsen. Am 16. November 1632 fiel der Schwedenkönig in der Schlacht bei Lützen. Zwar gewannen die Schweden dennoch die Schlacht und Wallenstein musste sich nach Böhmen zurückziehen, aber die protestantische Seite fand nie mehr zu einem kraftvollen Einsatz zurück. Wallenstein wurde am 25. Februar 1634 in Eger auf Veranlassung des Kaisers ermordet. Dieses zwölfjährige verheerende Kriegsgeschehen geriet nach Lützen völlig außer Kontrolle und splitterte sich in zahllose Scharmützel, Nebenkriegsschauplätze und umherziehende Heerhaufen auf, deren Wüten die gesamte Bevölkerung nachhaltig in Mitleidenschaft zog. Seit 1641 gab es ernsthafte Absichten, das Kriegsgeschehen zu beenden, 1644 machten sich die kaiserlichen Gesandten auf den Weg nach Münster und Osnabrück. Vier Jahre lang wurde verhandelt, bis der Westfälische Friede zustande kam, der eine neue Staatenordnung für Europa bedeutete.

1648

WESTFÄLISCHER FRIEDE    Die Kriegsparteien hatten sich bereits 1641 in Hamburg auf die Orte geeinigt und wie die Beteiligten zu verteilen waren. Es wollte nämlich durchaus nicht jeder mit jedem reden. Deswegen hatte man zwei benachbarte westfälische Städte gewählt: das katholische Münster und das protestantische Osnabrück. Man vermied damit, dass Frankreich und Schweden sich in Fragen der Etikette und des Vorrangs ins Gehege kamen. Ungefähr drei Jahre lang verhandelten die Gesandten: in Osnabrück der Kaiser und das Reich mit den Schweden, in Münster die kaiserlichen Gesandten mit Frankreich. Außerdem wurde in Münster das Verhältnis zwischen Spanien und den Niederlanden geklärt.

Der »Westfälische Friede« ist nicht ein einziges Dokument, sondern ein Bündel mehrerer Verträge. Durch die Anwesenheit von Kaiser und Reichsständen in Osnabrück wurde auch die »Verfassung« des Reiches geändert: Die Territorien (Fürsten, Reichsstädte) erhielten die volle Souveränität (Steuern, Gesetzgebung, Rechtsprechung, sogar Bewaffnung und Bündnisrecht). Damit wurden die vielen deutschen Fürstentümer unabhängige kleine Staaten. Spanien und die anderen europäischen Staaten erkannten die Unabhängigkeit der Niederlande an. Die Niederlande wurden ein vollkommen souveräner Staat. Ebenso die Schweizer Eidgenossenschaft. Frankreich erhielt das Elsass einschließlich Breisach und die lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun und war der große territoriale Gewinner des Dreißigjährigen Krieges.

NACH DEN RELIGIONSKRIEGEN UND VOR DER REVOLUTION: ABSOLUTISMUS IN EUROPA

ca. 1650 bis 1800

MONARCHEN UND PARLAMENTE IN EUROPA

Die nunmehr souveränen deutschen Einzelstaaten waren konfessionell verschieden und folgten auch in der Außenpolitik ihren eigenen Interessen. So gab es keine Möglichkeit mehr, dass Deutschland zu einem einheitlichen Nationalstaat zusammenwuchs, wie es ringsherum ansonsten in Europa der Fall war. Die Oberhoheit des Kaisers bestand nur noch formell, Deutschland blieb ein Commonwealth der Fürstentümer und Städte, die alsbald einen bedeutenden kulturellen Aufschwung in unglaublicher Vielfalt erlebten.

1603

VEREINIGTES KÖNIGREICH I    Als Königin Elisabeth I. 1603 kinderlos starb, folgte ihr Jakob (James) I. auf den Thron. Seit der Hinrichtung seiner Mutter Maria Stuart war er bereits König von Schottland. Er erbte und vereinigte in Personalunion die Kronen von Schottland und England, zu der seit Heinrich VIII. auch Irland gehörte. Damit begann in Großbritannien die Stuart-Zeit. Die staatsrechtliche Vereinigung der drei Reiche erfolgte 1707.

ABSOLUTISMUS    Anlässlich der Volljährigkeit (mit vierzehn!) des französischen Thronfolgers Ludwig XIII. (Sohn von Henri Quatre) wurden in Frankreich letztmalig vor der Französischen Revolution die Generalstände einberufen. Das französische Königtum war damit auf dem Weg zum Absolutismus, was im Kern bedeutet, dass der Monarch »losgelöst von den Gesetzen« (lateinisch legibus solutus) und natürlich auch losgelöst von etwaigen gesetzgebenden Körperschaften regiert, absolut eben. Ludwigs Nachfolger Ludwig XIV. vollendete diesen Absolutismus in Reinkultur und Maßstäbe setzend für ganz Europa.