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1642

PURITANER    Die Puritaner wollten sich nicht von »Papisten« bevormunden lassen, sondern die Kirche aus der Reinheit (lateinisch puritas) von Gottes Wort begründen. Dazu benötigten sie eine Bibel in der Landessprache, weswegen James I. die Herausgabe einer englischsprachigen Bibel veranlasste, die nach ihm benannte King James Bible. Diese calvinistisch geprägten, bürgerlichen Puritaner waren nüchterne Leute, die wenig auf royalistischen und katholischen Klimbim und viel auf praktische Arbeit gaben. Charakteristisch für das puritanische England war die strenge Sabbat-Heiligung (Sonntagsruhe) ohne Wein, Weib, Gesang und Tanz. Davon war und ist die englische Gesellschaft (Öffnungszeiten für Pubs) tief geprägt. »Puritaner« war keine Eigenbezeichnung dieser Leute, sondern ein Spottname. Politisch gerieten die bürgerlichen, im Parlament verankerten Puritaner in Gegensatz zum absolutistischen Königtum der Stuarts.

1640

COMMONWEALTH    Der auf James Stuart von 1625 bis 1649 folgende König Karl I. Stuart versuchte erst ohne, dann gegen das Parlament zu regieren. Er berief es elf Jahre lang nicht ein. Nach einer ergebnislosen, nur dreiwöchigen Sitzung des Kurzen Parlaments im April/Mai 1640 trat es im November desselben Jahres erneut zusammen, da Karl Geld zur Niederschlagung eines Aufstandes in Schottland benötigte. Das alleinige Recht zur Steuerbewilligung hatten die Commons, das Unterhaus, der Krone schon 1407 während des Hundertjährigen Krieges abgetrotzt. Nun wurde die Umlagefinanzierung von Karls Militärausgaben zwar bewilligt, allerdings gegen die Zusage, das Parlament nicht mehr ohne seine eigene Zustimmung aufzulösen. Damit war es als zweite Regierungsmacht etabliert. Trotz des anschließenden englischen Bürgerkriegs wurde es formal bis 1660 nicht aufgelöst und heißt daher Langes Parlament.

Während einer der Auseinandersetzungen, die König Karl I. mit den Parlamentariern hatte, betrat er 1642 einmal das House of Commons in Begleitung seiner Leibgarde, um eine Verhaftung vorzunehmen. Das werteten die Parlamentarier als Staatstreichversuch gegen das Parlament. Karl musste aus London fliehen. Es war der Beginn des englischen Bürgerkriegs des Königs gegen die Puritaner, die vor allem in London saßen; die königliche Armee wurde 1645 von der »Parlamentsarmee« unter Führung von Oliver Cromwell entscheidend geschlagen. Die bis dahin undenkbare Hinrichtung eines Königs »durch sein Volk« erfolgte 1649: Karl wurde enthauptet. Seither regierte Oliver Cromwell als Lord Protector fanatisch, intolerant und mit den Mitteln einer Militärdiktatur das als Commonwealth bezeichnete, nunmehr republikanische England. Das puritanische Commonwealth war den Engländern auf die Dauer dann aber doch zu reaktionär. Die Monarchie wurde 1660 wieder eingeführt (»restauriert«): Karl II. bestieg den Thron und regierte von 1660 bis 1685. Er war in seinem Hof- und Regierungsstil das englische Pendant zu Ludwig XIV.

1648–1653

FRONDE    Der als »Sonnenkönig« bezeichnete Ludwig XIV. hatte 72 Jahre lang von 1643 bis 1715 den französischen Thron inne. Er wurde im Alter von vier Jahren Nachfolger seines Vaters Ludwig XIII. Solange Ludwig minderjährig war, führte seine Mutter Anne, eine gebürtige spanische Habsburgerin, gemeinsam mit ihrem Premier Ministre Kardinal Mazarin die Geschäfte. In dieser Zeit kam es zum letzten Mal vor der großen Revolution zu einem blutigen Aufstand von Adligen und Pariser Bürgern gegen die Krone. Diese Fronde von 1648 bis 1653 scheint Ludwig zutiefst traumatisiert zu haben. Unmittelbar nach dem Tod Mazarins erklärte er im Alter von 22 Jahren, zur Überraschung des Hofes und zum Entsetzen seiner Mutter, dass er keinen Premier Ministre mehr ernennen wolle, und begann seine Alleinherrschaft.

1655

L’ÉTAT C’EST MOI    Die vollkommene Verkörperung der Staatsidee des absolutistischen Monarchismus bildete dann Ludwig selbst. Ludwig fesselte den Adel an seinen Hof in Versailles und kontrollierte ihn über ein ausgeklügeltes Zeremoniell. Auch das Schloss selbst mit dem königlichen Schlafzimmer im Zentrum – und nicht etwa dem Thronsaal – ist Ausdruck von Ludwigs Absolutismus: Im Mittelpunkt der gesamten Anlage und damit des Königreichs steht die Person der Majestät.

Nichts charakterisiert die Herrschaft Ludwigs XIV. besser als der berühmte Satz, den der junge König bei einer Ansprache 1655 geäußert haben solclass="underline" L’état c’est moi. »Der Staat bin ich.« Die Kernaussage lautet: Die gesamte Staatsmacht liegt beim König, alle Rechte sind von ihm abgeleitet. Der König erlässt die Gesetze und überwacht ihre Ausführung. Auch die parlamentarischen Republiken und konstitutionellen Monarchien der Gegenwart bestehen um eines Gewaltmonopols willen, teilen die Macht aber auf verschiedene Staatsorgane auf (Parlament, Regierung, Gerichte). Diese moderne Staatsidee, zu der eine von geschulten Beamten getragene Verwaltung und ein geregelter Staatshaushalt gehören und keine lokale Verwaltung durch ortsansässige, adlige Grundherren, war eine Reaktion auf die Zerrüttung der Königreiche und Fürstentümer in den Religions- und Bürgerkriegen des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Vorbild waren kleine, effizient geführte Fürstentümer im Italien der Spätrenaissance und der Kirchenstaat. Von Staat im modernen Sinn kann man deswegen erst seit dieser Zeit sprechen. Praktisch alle Königreiche Europas, auch die deutschen Fürstentümer nach dem Dreißigjährigen Krieg, orientierten sich am französischen Vorbild.

1628/1679

HABEAS CORPUS    »Habeas corpus ad subjieciendum.« »Du sollst diesen Körper (diese Person) festhalten, damit Anklage gegen ihn erhoben werden kann.« So lautete im mittelalterlichen England die Eingangsformel für Haftbefehle. Der absolutistisch regierende, später durch Parlamentsbeschluss geköpfte englische König Karl I. hatte zu seiner Regierungszeit wohlhabenden Bürgern damit gedroht, sie einsperren zu lassen, falls sie seine Kriegsanleihen nicht kauften. Unter anderem gegen solche Willkürakte wandte sich das Parlament 1628 mit der Petition of Rights.

Der Sohn und Nachfolger Karl II., 1660 vom Parlament als König installiert, musste in einer Schwächephase seiner Regierung 1679 den auf der Petition beruhenden Habeas Corpus Act akzeptieren. Das Gesetz schützt vor willkürlichen Verhaftungen, indem es bestimmt, dass Inhaftierte innerhalb von drei Tagen einem Richter vorzuführen seien. Es schränkt das vorher unbegrenzte Verhaftungsrecht des Königs ein und ist Teil aller rechtsstaatlichen Verfassungen geworden. Genau hier liegt der Ursprung der in jeder Krimiserie bei Verhaftungen üblichen Formeclass="underline" »Sie haben das Recht auf einen Anwalt …«

1688

GLORIOUS REVOLUTION    Ohne Blutvergießen beendeten die Engländer die Herrschaft des vierten, katholischen Stuart James II., der unter anderem England dadurch zu rekatholisieren gedachte, dass er penetrant Stellen mit Katholiken besetzte. Seine einzige Tochter Maria, eine Protestantin, war mit Wilhelm von Oranien, dem Herrscher (»Statthalter«) der Niederlande verheiratet. Die Lage eskalierte, als 1688 unverhofft ein männlicher Kronprinz geboren wurde. James sah seine katholische Dynastie gerettet und forcierte den antiprotestantischen Kurs. Die Protestanten im Parlament befürchteten genau das.

Eine adlige protestantische Delegation bat nun den niederländischen Ehemann Marias um militärische Intervention. Wilhelm von Oranien zögerte nicht lange. Die niederländischen Truppen wurden bei ihrer Landung wie Befreier begrüßt, königliche Offiziere liefen zu Wilhelm über. Bei seiner Flucht aus London warf James das Staatssiegel in die Themse. Das interpretierte man als Abdankung. Von dem neuen Herrscherpaar erwartete man eine »glorreiche« Erneuerung des protestantischen Königtums in Großbritannien.