1741–1790
JOSEPHINISMUS – AUFGEKLÄRTER ABSOLUTISMUS Maria Theresias Sohn und Nachfolger Kaiser Joseph II. (1741–1790) war ein Bewunderer Friedrichs, der sich ebenso wie dieser als »erster Diener seines Staates« und »aufgeklärter Absolutist« verstand. Joseph war ein so radikaler Exponent der Aufklärung, dass sein Name zum Begriff für eine ganze Reihe beispielhaft aufklärerischer Maßnahmen wurde. Er ließ rund 700 Klöster auflösen und gewährte den Juden Religionsfreiheit, schaffte Leibeigenschaft und Todesstrafe ab, gründete das Allgemeine Krankenhaus in Wien sowie das Josephinum (als Ausbildungsstätte für Militärärzte), führte eine Grundsteuer für den Adel ein und etliches mehr. Joseph beauftragte übrigens auch den jungen Mozart mit dem ausdrücklich so gewünschten »deutschen Singspiel« Die Entführung aus dem Serail. Den bis dahin gesperrten Prater gab er zur allgemeinen Benutzung frei. Trotzdem und wohl vor allem wegen seiner antiklerikalen Politik war Joseph beim Volk verhasst und wurde bei seinem Tod nicht besonders beweint.
Im Gegensatz zu Frankreich, dessen Könige Ludwig XV. und Ludwig XVI. im 18. Jahrhundert starr am traditionellen Absolutismus festhielten, der längst zu einem korrupten Privilegiensystem entartet war, gab es in den deutschen Staaten neben Friedrich und Joseph eine große Anzahl »aufgeklärter Fürsten«, die lebhaften Anteil am kulturellen und wissenschaftlichen Geistesleben nahmen, so etwa Leopold III. von Anhalt-Dessau, der Initiator des Wörlitzer Parks, Goethes Landesherr Carl August von Sachsen-Weimar, Karl-Friedrich von Baden, Max III. Joseph von Bayern sowie Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und später auch Herzog von Bayern, unter dem Mannheim seine Blütezeit erlebte und der in München den Englischen Garten anlegen ließ.
Es war keineswegs ausgemacht, dass Großbritannien um 1760 die größte Macht auf dem amerikanischen Kontinent sein würde. Die Spanier waren viel früher da und hatten seit der Konquistadorenzeit den Kontinent vom Golf von Mexiko aus von Florida bis Kalifornien in Besitz genommen und teilweise kolonialisiert. Davon zeugen bis heute Ortsnamen wie San Francisco, Los Angeles, San Diego, Colorado oder Orlando in Florida. Auch den Franzosen gehörten große Teile des Landes. Großbritannien »besaß« als Kolonien »nur« die 13 sogenannten Neuengland-Staaten an der Ostküste von Massachusetts im Norden bis Georgia im Süden. Das war vergleichsweise wenig.
um 1760
DER LETZTE MOHIKANER Seit den Tagen von Jacques Cartier, der noch von König Franz I. 1535 zum kanadischen St.-Lorenz-Strom geschickt worden war, hatten die Franzosen von dort über die Großen Seen und entlang des Missouri und Mississippi ein riesiges Gebiet erworben und erobert. Dieser französische Kolonialbesitz, praktisch der gesamte Mittlere Westen einschließlich des Ostens von Kanada hieß nach Ludwig XIV. »Louisiana«. Nouvelle Orléans (New Orleans) an der Mississippi-Mündung war 1718 gegründet worden.
Während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 bekämpften sich die Briten und die Franzosen auch auf dem nordamerikanischen Kontinent. Anfangs entzündete sich der Krieg vor allem um den Besitz des Ohio-Tales. Frankreich verlor 1763 die Gebiete bis zum Mississippi an Großbritannien. Dieser »indianische« Kolonialkrieg bildet den Hintergrund für den berühmten Roman von James Fenimore Cooper. Einen Indianerstamm der Mohikaner gab es allerdings nicht. Cooper bildete das Wort aus den Namen zweier tatsächlicher Indianerstämme, den Mohegan und den Mahican.
1773
NO TAXATION WITHOUT REPRESENTATION Auf dem Thron in London saß seit 1760 George III. Er sah sich lieber als absolutistischen Herrscher alten Zuschnitts denn als konstitutionellen Monarchen und versuchte, die Rechte des Parlaments zu beschneiden. In den Kolonien erhob die englische Regierung Steuern, um wenigstens teilweise die Kosten zu decken, die die zum Schutz der Kolonisten vorhandene Armee verursachte (Stempelsteuer, Zuckersteuer, später ein Teeimportzoll). Den keineswegs an Steuern gewöhnten Kolonisten war das schon zu viel. Wegen des Teezolls kam es am 16. Dezember 1773 zur Boston Tea Party, bei der ungefähr 50 als Indianer verkleidete Weiße drei im Hafen von Boston liegende Schiffe enterten und deren Teeladung, etwa 40 Tonnen, als Zeichen des Protests ins Hafenbecken kippten. Das Kernproblem lautete: No taxation without representation – »Keine Besteuerung ohne Vertretung im Parlament«. Darauf reagierte die englische Regierung im Sommer 1774 mit der Schließung des Hafens von Boston und weiteren Einschränkungen für die Kolonien. Die amerikanische Reaktion wiederum war der erste Kontinentalkongress im Herbst 1774 in Philadelphia, der formelle Beginn der Los-von-England-Bewegung.
Der Kongress stellte eine Kontinentalarmee auf. Zu den ersten Gefechten mit den Briten kam es im April 1775 bei Lexington und Concord in Massachusetts. Ab Mai 1775 tagte der zweite Kontinentalkongress an wechselnden Orten und führte bereits eine eigene Währung ein. Der amerikanische Unabhängigkeitskampf war ins Rollen gekommen.
1776
VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA Der erste, der vorschlug, die abtrünnigen Kolonien »Vereinigte Staaten von Amerika« zu nennen, war Thomas Paine. Der gebürtige Engländer war erst 1774 nach Amerika gekommen und veröffentlichte im Januar 1776 eine Schrift mit dem Titel Common Sense. Darin formulierte Paine klar die Mission Amerikas, unabhängig zu werden und ein demokratisches und auf dem Prinzip der Menschenrechte gegründetes Regierungssystem einzuführen. Die Schrift hatte eine geradezu zündende Wirkung auf Thomas Jefferson, den maßgeblichen Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.
1776
UNABHÄNGIGKEITSERKLÄRUNG Das Dokument wird mit dem berühmten Satz von den unveräußerlichen Menschenrechten auf Leben, Freiheit und die freie Entfaltung der Persönlichkeit eingeleitet. Dann werden die Missetaten des »Tyrannen« George III. aufgezählt. Zum Schluss folgt in einem kurzen Absatz die »feierliche Erklärung«, dass die Kolonien sich nunmehr als frei und unabhängig und alle Bindungen zum »britischen Reich« als gelöst ansehen. Am 4. Juli 1776 wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verabschiedet und unterzeichnet. Diesen Independence Day feiern die Amerikaner jährlich als Geburtstag ihrer Nation.
Die Unabhängigkeitserklärung wurde 1782 von Großbritannien anerkannt. Ihr Verfasser war Thomas Jefferson. Eine Kommission des Kontinentalkongresses bestehend aus John Adams, Benjamin Franklin, Robert Livingston und Roger Sherman nahm kaum Änderungen daran vor. Die Genannten gelten als die Gründerväter der USA, weil sie natürlich alle schon im bisherigen Unabhängigkeitsprozess hervorgetreten waren. Thomas Jefferson war als Universalgelehrter, Südstaaten-Gentleman und Staatsmann (1743–1826) so etwas wie der Goethe Amerikas. Er wurde 1801 der dritte Präsident der USA. Wie viele führende Männer der Anfangsjahre der USA, etwa auch der erste Präsident George Washington, stammte Jefferson aus der aristokratischen Plantagenbesitzerschicht des alten Südens, die damals in den Kolonien tonangebend war. Die Vorherrschaft der Industrie und damit des Nordens und Nordostens der Vereinigten Staaten entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. Bisher erstreckte sich die Besiedlung der englischsprachigen Weißen ja gerade erst einmal von der Atlantikküste bis an den Rand der Appalachen.