Выбрать главу

JF: Wow. Danke. Das wäre — danke! Das einzige Problem ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob das Format und das Papier dieses Buches für Fotos geeignet sind.

Pressesprecherin von New York (State): Jon, noch einmal, ich versuche nicht, Ihnen zu sagen, wie Sie Ihre Arbeit machen sollen. Aber solange Sie nicht wissen, wie Sie die vielbeschworenen tausend Wörter auf einer Seite unterbringen sollen, spricht eine ganze Menge für Bilder.

JF: Da haben Sie vollkommen recht. Ich werde mal mit Ecco Press sprechen und –

Pressesprecherin von New York (State): Wer, was? Echo was?

JF: Ecco Press. Bei denen kommt das Buch heraus.

Pressesprecherin von New York (State): Ach, du liebe Zeit. Ihr Buch kommt bei einem Kleinverlag heraus?

JF: Nein, nein, Ecco ist ein Imprint von HarperCollins. Und das ist ein großer Verlag.

Pressesprecherin von New York (State): Aha, ach so, HarperCollins.

JF: Ja. Ein sehr, sehr großer Verlag.

Pressesprecherin von New York (State): Weil, also, da haben Sie mir kurz einen Schrecken eingejagt.

JF: Nein, nein, riesig. Einer der größten Verlage der Welt.

Pressesprecherin von New York (State): Dann gehe ich jetzt mal nachsehen, wie die Dinge stehen. Eigentlich könnten Sie sich auch gleich mit Mr. van Gander besprechen, wenn Sie mir bitte folgen wollen. Nur, ja, gut, nehmen Sie Ihre Tasche mit. Hier entlang … Rick? Haben Sie mal eine Minute, um mit unserem, hm, «Schriftsteller» zu sprechen?

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Aber sicher! Super! Herein, herein, herein! Hallo! Rick van Gander! Hallo! Toll, Sie kennenzulernen! Großer Fan Ihrer Arbeit! Wie ist das Leben in Brooklyn so? Sie wohnen doch draußen in Brooklyn, oder?

JF: Nein, in Manhattan. Ich hab mal in Queens gelebt, aber das ist lange her.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Oh! Na, so was! Ich dachte, ihr Literaturleute wohnt heutzutage alle draußen in Brooklyn. Alle, die richtig angesagt sind, jedenfalls. Wollen Sie andeuten, dass Sie nicht angesagt sind? Also, jetzt, wo Sie’s erwähnen — Sie sehen auch nicht so aus. Entschuldigen Sie! Ich habe in der Times irgendwas davon gelesen, dass alle großen Schriftsteller in Brooklyn leben. Da hatte ich selbstverständlich angenommen …

JF: Ist ja auch ein sehr schöner alter Stadtteil.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Ja, und wunderbar für die Kunst. Meine Frau und ich versuchen, so oft wie möglich zur Brooklyn Academy of Music rauszufahren. Vor kurzem haben wir da ein Stück gesehen, das komplett auf Schwedisch aufgeführt wurde. Bisschen überraschend für mich, das gebe ich zu, da ich nun mal kein Schwedisch spreche. Aber wir hatten unseren Spaß! Mal was ganz anderes, als man es normalerweise in Manhattan erlebt, das steht fest! Aber schießen Sie los, was kann ich heute für Sie tun?

JF: Ich weiß es nicht genau. Mir war nicht klar, dass ich mit Ihnen reden würde. Ich dachte, ich hätte einen Termin für ein Interview mit New Y…

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Genau! Da haben Sie’s! Deshalb reden Sie mit mir! Was ich heute für Sie tun kann: Ihre Fragen prüfen.

JF: Meine Fragen prüfen? Machen Sie Witze?

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Sehe ich so aus?

JF: Nein, nur — ich bin ein bisschen verblüfft. Es war sonst immer ganz leicht, sich mit ihr zu treffen. Und einfach, Sie wissen schon, ein bisschen zusammenzusitzen und zu reden.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Sicher, sicher, ich verstehe. Früher war alles leicht. Es war leicht, Crack zu kaufen, Achtundneunzigste Ecke Columbus! Es war leicht, den Grund des Hudsons mit Leiterplatten und Schwermetallen zu pflastern. Oder die Adirondacks kahl zu schlagen und zuzusehen, wie die Flüsse an Mutterboden erstickten. Der Bronx das Herz herauszureißen und eine Schnellstraße mittendurch zu rammen. Am südlichen Broadway Ausbeutungsbetriebe mit asiatischen Sklaven zu führen. Eine Wohnung mit Mietpreisbindung zu bekommen, die so billig war, dass man den ganzen Tag nichts zu tun brauchte, als dem Vermieter lange Schmähbriefe zu schreiben. Früher war alles so leicht! Aber irgendwann wird auch ein Bundesstaat erwachsen und fängt an, besser auf sich aufzupassen, falls Sie wissen, was ich meine. Und genau dafür bin ich da: um unserer Guten dabei zu helfen.

JF: Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, inwiefern man das gleichsetzen kann — dass sie einen Jugendlichen aus dem Mittelwesten mit offenen Armen empfing und sich ihm von ihrer aufregenden, romantischen Seite zeigte, und dass sie den Hudson hat verschmutzen lassen.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Sie wollen sagen, Sie waren in sie verliebt.

JF: Ja! Und ich hatte das Gefühl, sie liebte mich auch. Als wartete sie nur darauf, dass Leute wie ich zu ihr kämen. Als brauchte sie uns.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Hm. Wann war das?

JF: Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Du lieber Gott. Ich hatte es befürchtet. Das waren in der Tat ein paar wilde und verrückte Jahre. Sie war damals nicht ganz bei klarem Verstand. Und Sie würden ihr einen großen Gefallen tun — sich selbst übrigens auch — , wenn Sie diese ganze Phase ihr gegenüber nicht erwähnen würden.

JF: Aber das sind genau die Jahre, über die ich mit ihr sprechen wollte.

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Und genau deshalb prüfe ich Ihre Fragen! Glauben Sie mir, sie ist nicht gut auf dieses Thema zu sprechen. Noch heute kommt ab und zu mal jemand auf die Idee, Fotos von ihr aus besagten Jahrzehnten abzudrucken. Meistens in niederträchtiger Absicht — man begegnet ja immer ein paar widerlichen Paparazzi vor der Entzugsklinik, die nur darauf warten, einen Schnappschuss von einer ihnen um Klassen überlegenen Person in den Kasten zu kriegen, aufgenommen im einzigen bedauerlichen Moment in einem ansonsten fabelhaften Leben. Aber das ist nicht das Schlimmste. Ganz und gar unglaublich sind diejenigen, die aufrichtig überzeugt sind, sie habe damals besser ausgesehen, weil alles so leicht mit ihr war. Die denken, sie tun ihr eine Art Gefallen, wenn sie sie so zeigen: dreckig wie die Hölle, in alle Richtungen überbordend, total von der Rolle, Riesenhygieneprobleme, keinen müden Cent in der Tasche. Verbrechen, Müll, beschissene Architektur, verlassene Textilstädte, bankrotte Eisenbahngesellschaften, Love Canal, Son of Sam, Aufstände in Attica, Hippies auf einem matschigen Acker: Sie glauben nicht, wie viele Versager und gescheiterte Künstler hier ganz ergriffen und wehmütig reinspazieren und meinen, sie kennen noch die «echte» Version unserer Guten! Und dann rumjammern, sie sei nicht mehr die Alte. Was sie auch nicht mehr ist, verdammt richtig! Zum Glück! Machen Sie sich bitte mal klar, wie abgrundtief peinlich ihr das eigene Verhalten in jenen unglückseligen Jahren heute ist, wo sie ihr Leben wieder im Griff hat.

JF: Und damit befinde ich mich jetzt in der Gesellschaft der Versager und gescheiterten Künstler, oder was?

Persönlicher Bevollmächtigter von New York (State): Ach, Sie waren jung. Lassen wir’s dabei bewenden. Sagen Sie mir, was Sie sonst noch für Fragen haben. Hat Janelle unser tolles neues Fotoprojekt erwähnt?