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JF: Es waren schöne Rendezvous.

New York (State): Oh! Plural! Also mehr als eins.

JF: Ich meine, ich weiß schon, dass ich nicht Mort Zuckerman oder Mike Bloomberg oder Donald Trump bin –

New York (State): Der Donald! Der ist süß. (Kichert.) Ich finde ihn süß!

JF: O Gott.

New York (State): Ach, kommen Sie, geben Sie’s zu. Er ist wirklich ziemlich süß, finden Sie nicht? … Was? Sie finden das wirklich nicht?

JF: Tut mir leid, ich … ich muss das alles erst verdauen. Diesen ganzen Vormittag. Ich meine, ich wusste ja, dass es zwischen uns nie mehr so sein würde wie früher. Aber, mein Gott. Es dreht sich wirklich alles nur noch ums Geld, oder?

New York (State): Es drehte sich immer alles ums Geld. Sie waren bloß zu jung, um das merken.

JF: Also erinnern Sie sich doch an mich?

New York (State): Kann sein. Vielleicht stelle ich auch nur eine begründete Vermutung auf. Romantische junge Männer merken nie etwas. Meine Mutter fand sogar mal die Rotröcke hübsch, damals im Krieg. Was sollte sie auch sonst tun? Zulassen, dass sie alles verbrennen?

JF: Dann liegt das bei Ihnen wohl in der Familie!

New York (State): Ach, ich bitte Sie! Werden Sie erwachsen. Wollen Sie wirklich, dass wir unsere zehn Minuten auf diese Weise verbringen?

JF: Wissen Sie, ich war letzten Monat noch mal da. Auf dem Berghang, wo ich geheiratet habe — wo das Haus der Großeltern meiner Frau stand. Ich war unterwegs durch Orange County und habe versucht, es wiederzufinden. Ich hatte einen langen grünen Rasen in Erinnerung, der an einem Lattenzaun endet, und eine große, wuchernde Weide mit Bäumen rundherum.

New York (State): Ja, Orange County. Ein schöner Teil von mir. Ich hoffe, Sie haben sich etwas Zeit genommen, die vielen Quadratkilometer spektakulärer Parklandschaft rings um den Bear Mountain zu würdigen und sich bewusst zu machen, was für ein außerordentlich hoher Prozentsatz meiner gesamten Fläche garantiert öffentlich ist und «forever wild». Natürlich habe ich große Teile dieses Landes von sehr reichen Männern geschenkt bekommen. Vielleicht finden Sie, ich sollte so lauter und tugendhaft sein, es ihnen zurückzugeben, damit sie alles erschließen können?

JF: Ich war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt wiedergefunden hatte, so verändert war die Gegend. Alles scheußlich zersiedelt, Verkehr, Baumärkte, Elektronikmärkte, Supermärkte. Neben der alten Backstein-Schule erhob sich so ein brandneues, pinkfarbenes flugzeugträgergroßes Gebäude mit Schildern am Eingang, auf denen BITTE FAHREN SIE VORSICHTIG, WIR LIEBEN UNSERE KINDER stand.

New York (State): Unsere kostbaren Freiheiten schließen auch die Freiheit mit ein, geschmacklos und blöd zu sein.

JF: Ich konnte es letztlich nur auf zwei Berghänge eingrenzen. Erdbaumaschinen, so groß wie Häuser, waren dabei, alles kahl und bloß zu scharren. Formten die Konturen des Landes um — gestalteten diese niedlichen, kleinen, künstlichen Senken und Winkel für scheußliche Gebäude neu, um sie an Sentimentalisten zu verkaufen, die voller Wut auf die Welt sind und ihr darum unbedingt mitteilen müssen — schriftlich, auf einem Straßenschild — , dass sie ihre Kinder lieben. Wolken von Dieselabgasen, große, umgeholzte Eichen, aufeinandergehäuft wie kleine Stöckchen, Vögel, die in Panik umhersausen. Ich habe die ganze graue, lauwarme Zukunft vor mir gesehen. Nichts Urbanes. Nichts Ländliches. Das ganze Land bloß eine Wüste des beschissen gebauten Weder-Nochs.

New York (State): Und doch — trotz alledem — bin ich immer noch ziemlich schön. Ist das nicht ungerecht? Was man mit Geld kaufen kann? Und Bäume haben es ja so an sich, nachzuwachsen. Glauben Sie etwa, dass es im 19. Jahrhundert auf Ihrem Berghang Eichen gab? Wahrscheinlich hatte man im ganzen Land keine tausend Eichen stehen lassen. Also lassen wir die Vergangenheit mal schön beiseite.

JF: Aber in der Vergangenheit habe ich Sie geliebt.

New York (State): Ein Grund mehr, nicht davon zu sprechen! Kommen Sie. Setzen Sie sich zu mir. Ich habe hier ein paar Bilder von mir, die ich Ihnen zeigen möchte.

(Übersetzt von Bettina Abarbanell)

Liebesbriefe

Laudatio auf James Purdy anlässlich der Verleihung des Center for Fiction’s Fadiman Award für Die Preisgabe im Jahr 2005

Ich weiß nicht, ob sich jemand an das Footballspiel Stanford gegen University of California im vergangenen Jahr erinnert. Um Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen: Stanford hatte eine viel kleinere und schwächere Mannschaft, die zwei Spiele gewonnen und sieben verloren hatte, aber in der ersten Halbzeit sah es so aus, als könnte es Stanford tatsächlich gelingen, Cal zu schlagen, denn die Abwehr stand derart unter Adrenalin, dass die Spieler ihre Angst vor Verletzungen vollkommen verloren hatten. Man sah junge Männer, die mit ausgestreckten Armen rannten, so schnell sie konnten, und gegen stärkere junge Männer prallten, die ebenso schnell in die entgegengesetzte Richtung rannten. Es kam zu schrecklichen, spektakulären Zusammenstößen — als sähe man Menschen zu, die mit voller Wucht Telefonmasten rammten — , und Stanford-Spieler wurden in bestürzender Zahl ernsthaft verletzt vom Spielfeld getragen. Dennoch hörten sie nicht auf, sich der gegnerischen Mannschaft entgegenzuwerfen. Ihr zum Scheitern verurteiltes Bemühen zu sehen, diese wiederholten freudigen, selbstzerstörerischen Zusammenstöße junger Männer, die etwas mit aller Macht wollten, das ganze Chaos im Kontext eines größeren, spannenden, seiner äußeren Form nach beeindruckenden Spiels, dessen Ausgang im Grunde von vornherein feststand — für das Erlebnis, das es darstellt, Die Preisgabe zu lesen, fällt mir eine bessere Analogie nicht ein.

James Purdys Roman ist so gut, dass im Vergleich dazu beinahe jeder andere, den man gleich im Anschluss daran liest, zumindest ein wenig posierend oder unaufrichtig oder selbstverliebt wirkt. Der Fänger im Roggen zum Beispiel, laut Purdy «eines der schlechtesten Bücher, die je geschrieben wurden», offenbart seine Sentimentalität und seine rhetorischen Manipulationen wie nie zuvor. Richard Yates, der manchmal beinahe so heftig ist wie Purdy, könnte ein bisschen besser abschneiden, doch müsste man alle Spuren seines Selbstmitleids tilgen und es durch vorbehaltlose Liebe ersetzen; man müsste Yates’ Depression zu einem Fatalismus von solcher Trostlosigkeit erhöhen, dass er etwas Ekstatisches bekommt. Selbst Saul Bellow, dessen Liebe zur Sprache und zur Welt so ansteckend sein können, erscheint einem gespreizt, akademisch und hochgestochen, wenn man ihn direkt nach Die Preisgabe liest. Eines der dunkleren Kapitel von Die Abenteuer des Augie March von Bellow endet damit, dass Augie seine Freundin Mimi zur Praxis eines Abtreibungsarztes in der South Side von Chicago begleitet. Während Bellow das, was dort geschieht, ausspart, schildert Purdy in Die Preisgabe den Schrecken auf unnachahmliche, unvergessliche Art. (Es ist eine unglaubliche Szene.) Der äußerste Rand der stabilen, vertrauten Welt, in der Saul Bellow lebt (und in der die meisten Schriftsteller, darunter auch ich, leben), ist das innerste Zentrum von Mr. Purdys Welt. Er macht da weiter, wo wir anderen aufhören. Er folgt seinen schwulen Jungs und aufstrebenden Künstlern und ausschweifenden Millionären zu Orten wie

dem abgelegenen Eissalon in der Nähe der Grenze, der vorzugsweise von Fernfahrern mit Schmuggelware frequentiert wurde, und von Damen, die mit den Direktoren der örtlichen Bausparkasse Ehebruch trieben, und — am späten Nachmittag — von den Schwulen der Umgebung. Auch war dort ein Prediger erschossen worden — von einer Witwe, die seine Liebe zu verlieren drohte …