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Ob Caro diese gute Gelegenheit nutzt, wenigstens Nina von Hedwigs stark erweiterter G?steliste zu erz?hlen ?

»Das werde ich ganz bestimmt, bei so viel Unterst?tzung !«

Fehlanzeige. Wieder nichts. Ich rolle mich zur Seite und schliesse die Augen. Vielleicht sollte ich die Zeit hier sinnvoll nutzen und einfach eine Runde schlafen.

Aber selbst das ist mir nicht verg?nnt. Kaum habe ich die Augen geschlossen, schon stupst mich jemand in die Seite. Kann mir schon denken, wer das ist. Es riecht auf einmal verd?chtig nach Katze.

»Huhu, schl?fst du ?«

»Ich versuche es wenigstens, werde aber leider gest?rt.«

»Oh, ’tschuldigung. Warum bist du denn so schlecht gelaunt ?«

Da wundert der Kater sich. Denkt wahrscheinlich, dass er ein Monopol auf schlechte Laune hat. Ich rolle mich wieder zur?ck und gucke ihn an.

»Erstens habe ich mir in den letzten Tagen alle M?he mit meinen Menschen gegeben, und es war v?llig umsonst. Und zweitens leide ich immer noch unter den Auswirkungen deiner angeblich genialen Taktik, Cheries Herz zu gewinnen. Seitdem guckt sie mich nicht mal mehr an. Tolle Wurst.«

Erwartungsgem?ss l?sst sich Herr Beck durch mein Leid nicht beeindrucken.

»Zu zweitens kann ich nur sagen: Geduld. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.«

»Rom ? Was ist das denn ?«

»So ungef?hr das Gleiche wie Stockholm. Nur w?rmer. Also eine andere Stadt. Und zu erstens: Mit Menschen gibt man sich doch meistens vergeblich M?he. Kein Grund, sich aufzuregen, das m?sstest du doch mittlerweile wissen. Was genau ist denn passiert ?«

Obwohl ich eigentlich nicht mehr mit Beck sprechen wollte, erz?hle ich ihm die Geschichte von Hedwigs und Luisas Facebook-Party, der Bestellung ?ber das Faxger?t von Frau Hohwenser und dem dramatischen Finale in der Tierarztpraxis. Wenigstens guckt der Kater nun angemessen beeindruckt.

»Okay, du hast dich wirklich schwer ins Zeug gelegt. Das war ja fast so spektakul?r wie damals, als wir das schwarze Spitzenh?schen geklaut haben, um Carolin zu beweisen, dass Thomas sie betr?gt.«

Typisch Kater. Nat?rlich war die Aktion mit dem Zettel viel spektakul?rer, immerhin musste ich das Teil sogar noch aus dem M?ll fischen, aber da Beck nicht selbst daran beteiligt war, kann er das nicht zugeben. Egal. Sein Lob tut trotzdem gut. Wenigstens einer, der meinen Einsatz zu sch?tzen weiss.

»Ich verstehe einfach nicht, warum Marc Hedwig noch nicht den Marsch geblasen hat. Wenn ich mal Mist baue, werde ich immer sofort eingenordet. Hier wird mit zweierlei Mass gemessen. Das ist unfair !«

Herr Beck gibt ein kicherndes Brummen von sich.

»Herkules, ich bitte dich ! Du bist sein Haustier, Hedwig ist seine Mutter. Dassind zweierlei Mass. Ausserdem weisst du doch noch gar nicht, ob er nicht doch noch etwas unternimmt. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Marc und Caro sich das einfach so bieten lassen. Wart’s ab, da kommt noch was.«

Ich mustere ihn skeptisch.

»Wenn du meinst.«

»Meine ich. Du brauchst einfach mehr Geduld. ?brigens auch beim ersten Punkt. Dass Cherie noch beleidigt ist, sagt ?berhaupt nichts. Sie muss sich nat?rlich erst einmal an die neue Situation gew?hnen. Bisher hast du den Boden angebetet, ?ber den sie gegangen ist. Damit ist nun Schluss – dasist f?r sie nat?rlich ein ziemlicher Schlag. Aber ich sage dir: Die wird schon wieder ankommen. Du darfst jetzt nicht aufgeben ! Sei weiter nett zu Biene, dann wird Cherie irgendwann kapieren, dass sie von ihrem hohen Ross runtermuss, wenn sie dich gewinnen will.«

Ob Herr Beck recht hat ? Das w?re ja zu sch?n ! Vielleicht muss ich wirklich nur noch ein wenig warten. Zu verlieren habe ich schliesslich nichts.

»Na gut. Ich probiere es noch einmal aus. Ein bisschen Angst habe ich aber schon vor dem Fest morgen. Da treffe ich n?mlich auf beide: Cherie und Biene.«

Die Schwanzspitze von Beck zuckt hektisch hin und her.

»Siehst du: Genau das ist der Fehler. Du hast Angst. Und das merken die Frauen. Stattdessen solltest du Selbstbewusstsein und Wagemut ausstrahlen, dann klappt das schon.«

Sehr lustig ! Wie soll man denn Wagemut und Selbstbewusstsein ausstrahlen, wenn man weder das eine noch das andere hat ? Jedenfalls in Bezug auf Cherie. Herr Beck scheint zu merken, dass meine Zuversicht nicht gerade?berw?ltigend ist.

»Pass auf. Ein letzter guter Tipp: Wenn du morgen Cherie triffst, dann stell dir einfach vor, sie sei ich. Mit anderen Worten: Ein alter, dicker, kurzsichtiger Kater. Du machst das schon !«

Das Trauzimmer im Gosslerhaus sieht erstaunlicherweise genauso aus wie der Salon von Schloss Eschersbach. Ein Holzboden, der nicht aus langen Dielen wie in der Werkstatt besteht, sondern aus lauter grossen Quadraten, auf Hochglanz blankgewienert, dazu Decken so hoch, dass ich ganz nach oben schauen muss, um das feine Musterband, das einmal ringsherum l?uft, ?berhaupt sehen zu k?nnen, und bodenlange, helle Vorh?nge an jedem Fenster. Wau ! Das hat Gesicht ! Gut, dass Carolin so ein tolles Kleid anhat – damit passt sie genau hierher. Nina hat ihr morgens die Haare zu Locken gedreht und dann alles auf einen grossen Haufen get?rmt und mit zwei Flaschen Haarspray festgeklebt, nur eine einzelne Str?hne lockt sich l?ssig an Caros Wange vorbei. WobeiHaufen l?ngst nicht so elegant klingt, wie die Frisur in Wirklichkeit aussieht. Es hat zwar Stunden gedauert, das Gebilde so hinzukriegen, aber es hat sich gelohnt: Carolin sieht wundersch?n aus. Ich h?tte nicht gedacht, dass eine solche Steigerung bei meinem Frauchen noch m?glich w?re.

Aber auch alle anderen haben sich m?chtig in Schale geschmissen: Marc sieht in seinem Anzug so vornehm aus, wie ich ihn sonst nur von Weihnachten kenne, Daniel hat ausnahmsweise auch nicht Jeans und T-Shirt an, sondern eine helle Stoffhose nebst Hemd, und selbst Willi, den Marc offenbar doch eingeladen hat, hat sich in ein Jackett gezw?ngt. Das Hemd darunter spannt zwar ein wenig, und zwischen zwei Kn?pfen blitzt ab und zu sein Bauch durch, aber gemessen an dem, was er sonst immer tr?gt, wenn er Zeitungen verkauft, ist er heute superchic. Hedwig tr?gt Hut, Caros Mutter Erika ebenfalls, und bis auf Willi und Daniel haben alle M?nner eine Krawatte umgebunden. Die Stimmung ist also sehr festlich, und als endlich alle G?ste auf den hellen St?hlen Platz nehmen und sich Carolin und Marc, begleitet von Daniel und Nina, vor den Tisch an der Stirnseite des Saales setzen, k?nnte man eine Stecknadel fallen h?ren.

Der Mensch, der nun darangeht, Marc und Carolin miteinander zu verheiraten, setzt sich auf die andere Seite des Tisches und guckt sehr ernst. Dann h?lt er eine kurze Ansprache ?ber den Sinn der Ehe, was f?r Pflichten sie mit sich bringt und was passiert, wenn Marc und Caro auf die Frage, ob sie einander heiraten wollen, gleich mit »Ja« antworten. Puh, das scheint wirklich eine ernste Sache zu sein. Hoffentlich hat sich Carolin das auch gut ?berlegt.

Der eigentliche Knaller kommt aber noch: Wenn ich mich nicht verh?rt habe, heisst Carolin nicht mehr Neumann, wenn sie das unterschreibt, sondern auch Wagner. Warum denn das ? Sie ist doch nicht Marcs Tochter ! Erstaunlich. Was ist denn anNeumann verkehrt ? Ein Hund?ndert niemals seinen Zwingernamen, welchen Sinn sollte das auch machen ? Auch ich bleibe immer und ewig ein Von Eschersbach – Herkules hin oder her. Ich schaue mich vorsichtig um – aber niemand erhebt Einspruch. Nicht mal Carolins Eltern, die doch auch Neumann heissen und im weitesten Sinne diese Zucht aufgebaut haben. Auf Anhieb sehe ich nicht den geringsten Grund f?r diese seltsame Entscheidung und beschliesse, Herrn Beck danach zu fragen. Der weiss bestimmt, was es damit auf sich hat.

W?hrend ich noch dar?ber sinniere, ob sich Cherie wohl Cherie von Eschersbach nennen w?rde, wenn ich sie heiraten k?nnte, rollt mir auf einmal etwas Kleines, Kaltes und Gl?nzendes direkt vor die Nase. Ein Ring ! Wie kommt der denn hierher ? Pl?tzlich macht sich eine gewisse Unruhe am Tisch vonCaro und Marc bemerkbar, Marc ist aufgestanden und schaut sich um, Gleiches tun Daniel und Nina. Offenbar habe ich gerade etwas Wesentliches verpasst. Marc r?uspert sich.