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»?hm, k?nnt ihr mal alle auf den Boden sehen ? Mir ist gerade der Trauring runtergefallen.«

Gel?chter unter den G?sten.

»Ja, ich weiss, sch?n bl?d. Aber meine H?nde haben so gezittert !«

Nun zeigt sich, dass es immer gut ist, einen Dackel dabeizuhaben ! Vorsichtig nehme ich den Ring in mein Maul und trabe nach vorn, mache neben Carolin Sitz und jaule ein bisschen. Sie guckt zu mir herunter.

»Nanu, Herkules ? Hast du etwa den Ring gefunden ?«

Sie h?lt ihre Hand unter meine Schnauze, ich lasse den Ring hineinfallen. Erstaunt betrachtet sie meinen Fund und krault mich dann hinter den Ohren.

»Super, Herkules ! Braver Hund – du rettest mal wieder die Veranstaltung ! Was wir dir bei dieser Hochzeit schon alles zu verdanken haben, unglaublich !«

Was soll ich sagen– das finde ich auch ! Auch wenn mein Sp?rsinn bis jetzt noch nichts gebracht hat. Trotzdem sch?n, mal gelobt zu werden !

Carolin steht von ihrem Stuhl auf und dreht sich zu den G?sten um.

»Herkules hat den Ring gefunden ! Also keine Sorge – diesen Saal verlasse ich erst als verheiratete Frau wieder. Da k?nnen meinem Mann noch so sehr die H?nde zittern.«

Wieder lachen alle, und Marc geht zu seinem Stuhl zur?ck. Bevor er sich aber setzt, gibt er Caro noch einen Kuss. Den h?tte eigentlich ich verdient ! Ich sehe aber ein, dass Marc lieber Caro k?sst. Bin heute mal grossz?gig.

Gut, Hedwigs Idee mit der Facebook-Party war nicht zu gebrauchen. Ihre Idee mit dem Chor hingegen war grossartig. Nachdem die Trauzeremonie zu Ende ist und endlich Braut und Br?utigam den passenden Ring am Finger tragen, kommen wir bei strahlendem Sonnenschein auf die Terrasse und werden sofort von Gesang empfangen.

I feel it in my fingers

I feel it in my toes

Love is all around me

And so the feeling grows

Die Stimme des S?ngers ist warm und weich, und die M?nner und Frauen, die hinter ihm stehen und ebenfalls mitsingen, klingen ?berhaupt nicht nach Beerdigung, wie von Caro bef?rchtet, sondern nach Freude und Gl?ck. Was genau sie singen, verstehe ich nicht, denn wenn mich nicht alles t?uscht, singen sie in diesem seltsamen Englisch. Aber das ist v?llig egal, denn obwohl ich kein Wort verstehe, weiss ich genau, wovon sie singen: von der Liebe, da bin ich mir absolut sicher.

It’s written on the wind

It’s everywhere I go, oh yes, it is

So if you really love me

Come on and let it show, oh

Ich werfe Carolin und Marc einen Blick zu– Caro hat bereits ein Taschentuch gez?ckt und wischt sich verstohlen die Tr?nen aus dem Gesicht.

You know, I love you, I always will

My mind’s made up

By the way that I feel

There’s no beginning

There’ll be no end

’cause on my love you can depend

Jetzt k?mpft auch Marc mit den Tr?nen. Ich bin beeindruckt. M?nner habe ich bis jetzt wirklich selten weinen sehen. Ausser Henri nat?rlich, der flennt bei jeder Gelegenheit, aber das z?hlt wohl nicht. Als der Chor fertig ist, applaudieren und pfeifen alle G?ste, und Marc geht zu Hedwig und umarmt sie ganz fest.

»Danke, Mutter ! Woher wusstest du das ?«

Hedwig schaut erstaunt, allerdings wirkt es gespielt.

»Was meinst du denn ?«

»Na, das Lied.Love Is All Around. Das ist Caros und mein Lied !«

Nun l?chelt Hedwig.

»Junge, du solltest deine Mutter nicht untersch?tzen. Ich bin zwar nicht mehr die J?ngste, aber noch einigermassen pfiffig.«

Die Umstehenden nicken. Ja, Hedwig ist pfiffig. Wer wollte das bestreiten.

»Und ich habe noch eine ?berraschung f?r euch.«

Aha ! Aufgemerkt ! Ich ahne, was jetzt kommt.

»Ich habe etwas organisiert, was ihr wahrscheinlich anders geplant h?ttet. Aber ich fand, dass es zu einer richtigen Hochzeit dazugeh?rt.«

Alles klar. Nun wird Hedwig gestehen, dass gleich die Riesensause steigen wird. Ob Marc geahnt hat, dass seine Mutter beichten wird ? Hat er deswegen noch nicht mit ihr geschimpft ?

»Na, dann leg mal los. Was ist denn die ?berraschung ?«

»Moment. Werdet ihr gleich sehen.«

Sie holt ihr Handy aus der Handtasche, tippt eine Nummer ein und sagt nur kurz:»Kann losgehen.«

H? ? Auch Marc und Caro gucken verwirrt. Und gucken noch verwirrter, als kurz darauf ein sehr seltsames Ger?usch n?her kommt. Ehe ich noch ?berlegen kann, wo ich dieses Ger?usch schon mal geh?rt habe, kann ich sehen, was es ist: Hufgetrappel und Pferdeschnauben. Eine Kutsche mit zwei Pferden biegt um die Ecke und h?lt genau vor der Terrasse. Grundg?tiger. Hedwig hat eine Kutsche bestellt !

Ein Raunen geht durch unsere G?ste, Marc hat offenbar eine Kiefersperre, und Carolin f?ngt hysterisch an zu kichern. Nur Hedwig bleibt ganz ruhig und strahlt.

»Liebes Brautpaar, keine Hochzeit ohne Hochzeitskutsche ! Auf dass euch diese sch?nen Pferdchen ins Gl?ck ziehen ! Es lebe das Brautpaar, hipp hipp !«

Geistesgegenw?rtig rufen Willi und Danielhurra, daraufhin stimmen alle mit Hurrarufen ein. Carolin und Marc wirken immer noch fassungslos und erholen sich nur langsam von dem Schreck. Nach einer Weile legt sich die allgemeine Aufregung jedoch. Marc stellt sich vor die G?ste und klatscht laut in die H?nde.

»Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich w?rde jetzt gern feiern. Deswegen werde ich nun meine Frau und meine Kinder in diese wundersch?ne Kutsche packen und losfahren. Fahrt ihr doch bitte alle schon mit dem Auto vor, am besten hinter Hedwigs Wagen her, die kennt den Weg. Oh, und kann jemand Herkules mitnehmen ?«

»Ja, gib ihn mir«, meldet sich Daniel.

Wuff, in seinem Auto sitzt Cherie, das habe ich eben schon gesehen. Ich merke, wie mein Maul ganz trocken wird. Okay, wie war das gleich ? Ich stelle mir vor, dass Cherie ein dicker, fetter Kater ist ? Wenn das mal funktioniert…

Zumindest f?hrt es dazu, dass ich w?hrend der Autofahrt nicht gleich ohnm?chtig werde, sondern sogar einen halbwegs belanglosen Smalltalk mit Cherie hinbekomme, die mich dankenswerterweise wenigstens wieder anguckt. Ich erz?hle ihr von der Kutsche, und sie ist am?siert, dann parkt Daniel auch schon vor der Villa.

Auf dem Kiesbett hat der Partyservice Stehtische aufgebaut, und junge Frauen mit schwarzen Kleidern und weissen Sch?rzen sind dabei, allen G?sten Getr?nke anzubieten. Und es sind viele G?ste – im Vergleich zur Trauung wahre Massen. Das Hallo ist dementsprechend gross, als den Neuank?mmlingen klar wird, dass sie in eine ?berraschungsparty geraten sind. Ich bereite mich innerlich schon mal auf dengrossen Knall vor, den es mit Sicherheit geben wird, wenn die Kutsche hier eintrifft. Hoffentlich schimpft Marc nicht zu doll mit Hedwig. So vor allen G?sten finde ich das dann doch unangenehm. Ein Rudel muss jedenfalls nach aussen Geschlossenheit zeigen.

Endlich kommt auch die Kutsche an und h?lt ebenfalls vor den Stehtischen. Hedwig l?uft nach vorn, um den Schlag aufzureissen. Sie steigt die Stufe zum Kutscheninneren hoch – und f?llt fast r?ckw?rts wieder hinunter. Dabei schwingt die T?r nach aussen auf, und wir alle k?nnen sehen, was Hedwig im wahrsten Sinne des Wortes so umgehauen hat: Das Innere der Kutsche ist leer. Keine Spur von Marc, Carolin und den Kindern.

F?NFUNDZWANZIG

Die wollten nicht mitfahren. Ich war auch?berrascht, aber da war nichts zu machen, ehrlich !«

Dem Kutscher ist die Situation sichtlich unangenehm. Er ist von seinem Bock geklettert und steht nun vor Hedwig, die am ganzen K?rper zittert.

»Vielleicht hatte einer der Herrschaften eine Pferdeallergie oder so – jedenfalls haben die sich dann ein Taxi gerufen, als Sie alle ausser Sichtweite waren. Na ja, und bevor sie dann weg sind, hat mir der Herr noch das f?r Sie gegeben.«

Er reicht Hedwig eine Tasche. Mit ihren zitternden H?nden l?sst sie die fast fallen, sodass Daniel rettend neben Hedwig springt und die Tasche festh?lt.

»Danke. Wissen Sie, was das ist ?«, fragt er den Kutscher.