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Der sch?ttelt den Kopf. H?tte Daniel mal mich gefragt. Ich kenne die Tasche n?mlich. In der transportiert Marc immer den kleinen Computer, den man ?berallhin mitnehmen kann. Man muss ihn dann vor Ort nur aufklappen, schon funktioniert er genauso wie das grosse Teil im Wohnzimmer.

Hedwig sagt immer noch kein Wort, sondern hat mittlerweile angefangen, leise zu schluchzen. Auweia ! Das kann ja heiter werden.

Vorsichtig?ffnet Daniel die Tasche und lugt hinein.

»Ein Laptop. Sehr mysteri?s.«

Er zieht ihn aus der Tasche, und ich kann sehen, dass ein heller Zettel auf dem kleinen Computer klebt.

Daniel liest laut vor:

»Liebe Hochzeitsgesellschaft, anbei ein Grusswort vom Brautpaar. Findet ihr unter ›Brautpaar‹. Beamer ist vorhanden, einfach Frau Hohwenser fragen. Danke und viel Spass! Aha, wer ist denn hier Frau Hohwenser ?«

»Ich !«

Bienes Frauchen sch?lt sich aus dem Pulk der anderen G?ste. Auch sie sieht sehr festlich aus – aber auch sie wirkt verwirrt.

»Haben Sie im Haus einen Beamer angeschlossen ?«

»Ja, habe ich. Lustig, dass Sie danach fragen. Das Gleiche wollte auch der Br?utigam wissen, als er mich vorgestern angerufen hat. Ich habe ihm versprochen, in der Halle einen aufzubauen – ich habe ihn ja sonst im B?ro stehen.«

»Okay«, ruft Daniel laut den anderen G?sten zu, »dann gehen wir jetzt mal alle in die Halle. Das Brautpaar macht es spannend.«

Es dauert einen Moment, bis sich s?mtliche G?ste in der grossen Halle der Villa eingefunden haben. Sie sieht ganz anders aus als beim letzten Mal, denn nun ist sie wie ein Restaurant hergerichtet, mit festlich gedeckten Tischen und sehr viel Blumenschmuck. Die Fl?gelt?ren zu dem hinteren Raum sind ge?ffnet, sodass man direkt in den Garten sehen kann. Auch dort sind Stehtische aufgebaut, ausserdem eine Art Bar – so sieht der Tisch mit den vielen Gl?sern und Flaschen jedenfalls aus.

An der Stirnseite der Halle steht ein Tischchen mit einem K?stchen darauf. Daniel nimmt den kleinen Computer und st?pselt ihn mit einem Kabel an das K?stchen an. Einen Augenblick sp?ter erscheint ein grosses, helles Bild an der gegen?berliegenden Wand. Wuff, Zauberei ! Wie hat Daniel das gemacht ?

»Sag mal, weisst du, was hier los ist ?«

Cherie ist neben mir aufgetaucht.

»Das Brautpaar fehlt. Marc und Carolin waren nicht in der Kutsche. Stattdessen hat der Kutscher Daniel den Computer in die Hand gedr?ckt. Was das soll, weiss ich aber auch nicht.«

Daniel dreht an einem runden Teil herum, das vorn an das K?stchen geschraubt ist, das Bild an der Wand wird daraufhin sch?rfer, und man kann deutlich eine Schrift erkennen. Schade, dass ich nicht lesen kann, sonst w?re ich jetzt schlauer.

»Liebe Familie, liebe Freunde !«, dr?hnt auf einmal Marcs Stimme durch die Halle. Ich zucke zusammen und sehe mich um – wo ist er denn ? Sehen kann ich ihn nicht, was aber verst?ndlich ist, denn um mich herum stehen so viele Leute, dass ich nur von einem Bein zum anderen gucken kann. Allerdings kann ich Marc auch nicht riechen – und das ist wirklich ungew?hnlich !

»Da, guck mal !«

Cherie stupst mich an.

»Wo denn ?«

»Na, da vorn, an der Wand !«

Tats?chlich ! Auf dem grossen, hellen Bild an der Wand sehe ich auf einmal Marc und Carolin, die uns ?berlebensgross anl?cheln. Der Fall ist klar: In dieser Villa spukt es !

»Ich freue mich, dass so viele von euch der Einladung meiner Mutter gefolgt sind und heute mit uns feiern wollen. Wie ich sehe, hat Hedwig auch alles f?r ein rauschendes Fest arrangiert. Laut der Liste des Partyservice lauert sogar irgendwo eine f?nfst?ckige Hochzeitstorte«

Ob uns Marc wirklich sehen kann ? Und h?ren ? Luisa hat mir mal erkl?rt, dass die Leute im Fernsehen nicht sehen k?nnen, wer auf der anderen Seite vor der Kiste sitzt. Aber vielleicht ist das etwas anderes, wenn man von einer Wand guckt ? Mir ist ein bisschen gruselig, ich r?cke n?her an Cherie heran, die das auch geschehen l?sst.Angenehm !

»Hedwig, ich weiss, dass dir eine grosse Feier wichtig ist, und deswegen finden wir es gut, wenn du sie nun so feierst, wie du dir das vorgestellt hast. Wir allerdings m?ssen uns nach dem offiziellen Teil leider verabschieden, denn wir haben uns die nachfolgende Feier ja etwas kleiner gew?nscht. Nun wird sie ganz klein – nur wir und die Kinder. Also, sei uns bitte nicht b?se, wir sind es umgekehrt auch nicht. Wenn ihr unsere Botschaft h?rt, sind wir schon hier«, jetzt sind nicht mehr Marc und Caro im Bild, sondern ein grosses Fenster, hinter dem gerade ein Flugzeug sehr lautstark startet, »und bald auf dem Weg in unsere Flitterwochen in der Sonne. Macht euch keine Sorgen, in zwei Wochen sind wir wieder da !Nun sind die beiden wieder zu sehen.Und jetzt w?nschen wir euch ganz viel Spass, trinkt auf uns und feiert sch?n !«

Danach meldet sich Carolin zu Wort.»Ach so, eine Sache wollen wir euch nat?rlich nicht vorenthalten: den Hochzeitskuss !« Sie l?chelt und dreht sich zu Marc, und dann k?ssen sich beide seeehr ausgiebig. Hinter uns pfeifen und johlen einige der G?ste, dann verschwindet das Bild, und die Wand ist wieder dunkel.

Einen kurzen Moment herrscht Schweigen, dann fangen die ersten Menschen an zu applaudieren. Erst etwas z?gerlich und leise, dann immer lauter. Schliesslich klatschen alle G?ste, und auch Hedwig scheint sich wieder gefangen zu haben. Jedenfalls weint sie nicht mehr, geht nach vorn und stellt sich neben Daniel.

»Tja, liebe G?ste, es gibt anscheinend Sachen, aus denen h?lt man sich als Mutter besser raus. Diese Botschaft ist angekommen.« Sie ringt sich zu einem L?cheln durch. »Andererseits – Marc ist doch erst Ende dreissig, und ich habe bisher alle Partys f?r ihn organisiert. Sein letzter Kindergeburtstag war jedenfalls ein voller Erfolg.« Gel?chter, wieder Applaus. »Ihr w?rdet mir also einen grossen Gefallen tun, wenn ihr auch diese Feier zu einem rauschenden Fest werden lasst. Sonst muss ich vor lauter Trauer den ganzen Champagner allein trinken !«

Sie hebt das Sektglas, das ihr eine der Damen mit Sch?rze schon in die Hand gedr?ckt hatte, und ruft:

»Auf das Brautpaar ! Es lebe hoch, wo immer es auch sein mag !«

»Hoch !« »Hoch !« »Hoch !«

?berall wird angestossen, Gl?ser klirren, Menschen lachen – ich w?rde sagen, beste Voraussetzungen f?r eine gute Party.

Ein paar Stunden sp?ter hat sich meine Einsch?tzung schon bewahrheitet. Es ist ein heiteres, ausgelassenes Fest. Daniel und Nina sorgen daf?r, dass alle tanzen. Auf den kleinen, gl?nzenden Scheiben, die sie besorgt haben, scheinen sich Unmengen von Musik zu verbergen. F?r die T?nzer gibt es sogar eine eigene Fl?che in dem kleineren Saal neben der Halle, von dem die Terrasse abgeht. Auf dieser wirbeln und zappeln die Menschen, was das Zeug h?lt. Um einige muss man sich ernsthaft Sorgen machen, so wild sieht ihr Gehopse aus. Hoffentlich verletzt sich da niemand.

Die Zweibeiner sind demnach gl?cklich. Zeit, sich um die Vierbeiner zu k?mmern. Da bin ich allerdings noch etwas z?gerlich. Mit Cherie habe ich mich seit vorhin nicht mehr unterhalten, und Biene ist von den vielen fremden Menschen so eingesch?chtert, dass sie sich ?berhaupt nicht von Frau Hohwensers Bein wegbewegt. So wirdes nat?rlich schwierig, mit ihr zu flirten – es sei denn, ich klebe ebenfalls an ihrem Frauchen. Jaul, die Lage ist misslich – was mache ich bloss ?

Ratlos sitze ich am Rande der Tanzfl?che und beobachte die Menschen dabei, wie sie ihren Spass haben. Auch Daniel und Nina sind unter die T?nzer gegangen. Offenbar haben sie ?ber die Hochzeitsvorbereitungen ihren gemeinsamen Musikgeschmack entdeckt. Der nette Daniel und die zickige Nina. Wer h?tte gedacht, dass die so gut zusammenpassen, jedenfalls beim Tanzen ? Selbst Hedwig tanzt mittlerweile ausgelassen – und zwar mit Willi, der sie in einem Anfall von Wagemut vorhin aufgefordert hat.

Wagemut. Vielleicht ist es das. Was hatte Beck gesagt ? Strahle Wagemut und Selbstbewusstsein aus ! Das ist wahrscheinlich nicht ganz verkehrt. Wenn ich mich doch nur dazu aufraffen k?nnte !