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»Ach, komm schon! Es w?re mir wichtig. Und du wirst davon so gut wie nichts mitbekommen. Bis du wieder an Deck bist, hat Claudia l?ngst etwas Neues gefunden. Bitte!« Daniel klingt sehr flehentlich. Es muss ihm wirklich wichtig sein. Toll, dass ihm Cheries Schicksal dermassen am Herzen liegt!

Carolin atmet tief durch – ich bin gespannt, wie sie sich

entscheidet! Allein die Vorstellung, dass Cherie hier eine Weile wohnen k?nnte, sorgt bei mir f?r verst?rkten Speichelfluss. Gut, sie hat mich gewissermassen betrogen. Und sie wird ihre G?ren mitbringen. Aber vielleicht kommt jetzt meine grosse Chance?Wenn sie erst mit mir zusammenlebt, erkennt sie bestimmt, was f?r ein toller Kerl ich bin. Dann wird dieser Alec schnell vergessen sein. Und so anstrengend wird das mit den s?ssen Kleinen schon nicht werden. Wahrscheinlich bin ich sogar ein spitzenm?ssiger Ersatzpapa, gewissermassen das grosse Vorbild. Und schon bald w?nscht sich Cherie noch mehr Kinder!

Carolin r?uspert sich. Los! Gib deinem Herzen einen Ruck!

»Ich glaube zwar nicht, dass sich deine Flirtchancen bei dieser Claudia dadurch wesentlich erh?hen – aber von mir aus kann sie erst mal hier einziehen.«

»Danke, Caro!« Daniel zieht sie an sich heran, soweit das bei dem dicken Bauch m?glich ist, und gibt ihr ein K?sschen auf die Wange.

»Halt, halt. Nicht so schnell. Zwei Bedingungen habe ich.«

»Schiess los!«

»Erstens: Wenn ich aus der Babypause wiederkomme, muss Claudia eine neue Bleibe haben. Zweitens: Du passt ab und zu auf Herkules auf. Wenn das Baby da ist, sind wir bestimmt froh, Entlastung zu haben.«

Daniel nickt ergeben.

»Mach ich, Caro. Gerne sogar – gell, Kumpel? Wir k?mmern uns dann um die holde Weiblichkeit vor Ort.«

Worauf du dich verlassen kannst!

ELF

Und der hier?«

»Hm, kann ich kaum lesen. Ist so viel Moos drauf.«

»Ich glaube, es heisst Leander. Ein toller Name, nicht wahr?«

Carolin macht einen Schritt auf die grosse Steinplatte zu, vor der wir stehen. Dann kratzt sie das Moos von dem Schriftzug, der die Platte ziert.

»Leander Konstantin Hausbacher«, liest sie laut vor und schweigt dann and?chtig.

Mark runzelt die Stirn

»Ich weiss nicht. Immerhin ist der Gute schon fast hundert Jahre tot. In letzter Zeit habe ich den Namen eher weniger geh?rt.«

»Na und? Leander Wagner klingt klasse, Leander Neumann sowieso.«

»Hm. Ich stelle mir bei Leander einen sehr zartgliedrigen Literaten vor. Einen, der Gedichte schreibt. Falls der Bursche aber eher Kapit?n der E-Jugend wird, wird es schwierig. Was sollen seine Kumpels Manni und R?di ihm dann zurufen?Ey, Leander, gib ab, oder noch besser:Mach ihn rein – Toooor! Leander, Leander! Nee, das funktioniert nicht.«

»Manni und R?di?« Carolin f?ngt an zu kichern. »Das ist aber kein Umgang f?r meinen Sohn. F?r den m?chte ich etwas ganz Besonderes!«

Apropos besonders: Erw?hnte ich schon, dass wir nicht

mehr, wie normale Familien, tags?ber im Park oder an der Alster spazieren gehen? Oder, wie im Fall von Carolin, spazieren rollen? Nein, wir treiben uns mittlerweile allen Ernstes abends auf Friedh?fen rum. Was f?r mich den entscheidenden Nachteil hat, dass hier absoluter Leinenzwang herrscht. L?cherlich. Meinen die wirklich, dass ich hier jemanden ausbuddeln w?rde? Zum Beispiel Leander Konstantin Hausbacher? Zudem ist ausser uns keine Menschenseele auf dem Friedhof, es w?rde also niemanden st?ren, wenn ich ein bisschen herumstromern w?rde. Aber nein, ich bin brav angeleint und hocke gelangweilt neben einem Grabstein.

»Lass uns mal nach M?dchennamen suchen. Ich finde, da sind wir noch etwas schwach auf der Brust.« Caro zieht Marc einen Grabstein weiter.

»Br?nhilde Eleonore Meier. Na ja.« Marc klingt nicht begeistert. »Vielleicht sind wir hier in der falschen Epoche gelandet. Lass uns mal da dr?ben hingehen. Die Gr?ber sehen irgendwie neuer aus.«

»Br?nhilde, lass sofort die Eleonore in Ruhe!«

Caro scheint sich an dieser St?tte von Andacht und Trauer blendend zu am?sieren. Sie beginnt zu lachen und h?rt gar nicht wieder auf. Sie lacht so sehr, dass sie sich schon vorbeugt, um ihren dicken Bauch festzuhalten. Dann gibt es auf einmal ein leises, aber deutliches Knacken – und pl?tzlich schiesst ein Schwall Wasseran Caros Beinen hinunter! Sie steht augenblicklich in einer richtigen Pf?tze, und der Rock ihres Sommerkleides ist ganz nass! Heilige Fleischwurst, was ist das?

»Carolin, Schatz, alles in Ordnung?« Marc ist sofort an ihre Seite gesprungen und st?tzt sie.

Carolin atmet schwer, von ihrem Lachen keine Spur mehr.

»Machst du Witze? Das war die Fruchtblase. Ich glaube, wir m?ssen ins Krankenhaus.«

Fruchtblase? Krankenhaus? Ist das jetzt schlimm oder normal, wenn ein Menschenbaby kommt? Unruhig ziehe ich an der Leine.

»Pst, Herkules. Ruhig bleiben. Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist ein nerv?ser Dackel. Ich habe alles unter Kontrolle, macht euch keine Sorgen.« Spricht Marc jetzt zu uns – oder doch eher zu sich selbst?

»H?rst du, was ich sage? Wir m?ssen ins Krankenhaus!« Carolin klingt zwar nicht ?ngstlich, aber angespannt.

»Ja. Ich hole den Wagen hierher. Du legst dich solange auf die Parkbank da dr?ben.«

»Wieso? Laufen kann ich noch. Und mit dem Auto darfst du hier nicht hinfahren. Ich gehe mit dir zum Parkplatz.«

»Nein. Leg dich bitte hin. Falls die Nabelschnur jetzt vor das K?pfchen gerutscht ist, k?nnte sie abgeklemmt werden. Immerhin hast du eine ganze Menge Fruchtwasser verloren. Viel Polster wird da nicht mehr sein.«

Ich bin beeindruckt. Marc ist offenbar Fachmann. Ich habe zwar kein Wort von dem verstanden, was er gerade gesagt hat, aber es klang unglaublich?berzeugend. Nur Caro scheint sich noch nicht ganz sicher zu sein.

»Marc, du bist Veterin?r und kein Frauenarzt. Die paar Schritte kann ich schon noch gehen.«

»Kommt nicht in Frage. Du hast bei unserem Geburtsvorbereitungskurs anscheinend ?berhaupt nicht aufgepasst. Leg dich hin. Das ist ein Befehl!«

Caro sch?ttelt den Kopf, geht aber zur Parkbank. Marc folgt ihr und dr?ckt ihr meine Leine in die Hand.

»So, Herkules, gut auf Frauchen aufpassen, ich bin gleich wieder da.«

Marc spurtet los Richtung Ausgang. Carolin setzt sich und legt sich dann mit ihrem Oberk?rper auf die Sitzfl?che der

Bank. Praktischerweise baumeln ihre H?nde nun direkt auf ?hrchenh?he, was sie auch daf?r nutzt, mich hinter selbigen zu kraulen.

»Also, mein S?sser, mach dir bitte keine Sorgen um mich. Herrchen spinnt ein bisschen. Vom Blasensprung bis zur Geburt k?nnen noch mal locker zwei Tage vergehen, ich habe n?mlich sehr wohl im Kurs aufgepasst.« Dann ist ja alles gut. Marc, der alte Streber – wollte wahrscheinlich nur angeben.

Ich schlabbere Caros H?nde ab, als sie pl?tzlich aufst?hnt und sie zur?ckzieht. Nanu? Das kann doch nicht weh getan haben. Caro st?hnt wieder, ich laufe zu ihrem Kopfende und schaue ihr ins Gesicht. Es ist schmerzverzerrt!

»Aua, das tut jetzt doch ganz sch?n weh.« Sie versucht ein L?cheln. »Deswegen heissen die ja auchWehen, Herkules.«

H?? Wehen? Nie geh?rt. Was meint sie bloss damit, und wo bleibt eigentlich Marc? So weit entfernt steht das Auto nun auch nicht.

»Aaaaahhh!« Carolin gibt einen lang gezogenen Laut von sich und setzt sich wieder auf. »Mist, ich glaube, es geht doch schon los.«

Alles klar! Ich war zwar nie selbst bei einer Geburt dabei, denn wenn eine der Eschersbach’schen H?ndinnen geworfen hat, tat sie das im Welpenraum. Aber eines hat sich auch schon bis zu mir herumgesprochen: Wenn das Muttertier sagt, dass es losgeht, geht es los! Oh, oh, ich merke, dass sich die Haare entlang meines R?ckens aufstellen. So gerne ich nun cool und gelassen mein Frauchenberuhigen w?rde – gerade im Moment bin ich selbst richtig aufgeregt und muss ein bisschen winseln. Gott sei Dank biegt Marcs Auto in diesem Moment um die Ecke und h?lt kurz vor der Parkbank. Marc springt raus und l?uft zu Carolin.

»Wie geht es dir? Du sollst doch liegen, nicht sitzen.«