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Schritt vorgehe, guckt das Baby mich direkt aus seinen grossen Augen an. Jedenfalls kommt es mir so vor. Es schaut ganz ernst – fast so, als w?sste es schon eine ganze Menge ?ber die Menschen. Und auf alle F?lle mehr als ein kleiner, dummer Dackel.

»So, die Nabelschnur habe ich mit Ihrem Handschuh abgebunden, abnabeln m?ssen dann die Sanit?ter. Die Kollegen sind ja hoffentlich bald da.«

»Marc?« Carolins Stimme klingt schwach.

»Spatzl, ich bin hier.«

»Kannst du jetzt bitte wieder von Arzt auf Papa umschalten?«

»Nat?rlich!« Marc legt sich neben Carolin, gemeinsam betrachten sie ihr Baby, Marc streicht Caro durch ihr v?llig verschwitztes Haar und k?sst sie.

»Das hast du ganz toll gemacht!«

»Also, das n?chste Kind kriegst auf alle F?lle du!« Caro versucht ein L?cheln. »Und das Wichtigste hast du mir noch gar nicht gesagt.«

»N?mlich?«

»Haben wir eine Br?nhilde oder einen Leander?«

ZW?LF

Henri? Oh Gott, das ist ja ein scheusslicher Name.« Hedwig sch?ttelt den Kopf. Und zwar so heftig, dass ich es sehen kann, obwohl ich im Grunde genommen in einem Tragekorb versteckt worden bin. »Habt ihr nichts anderes?«

»Wir haben noch ?ber Oskar nachgedacht.« Marc l?sst sich durch seine Mutter nicht aus der Ruhe bringen. Carolin rollt bestimmt schon mit den Augen, aber das kann ich nicht genau erkennen, weil mir der Henkel des Korbes die Sicht versperrt.

Hedwig l?sst sich davon allerdings nicht beirren.

»Oskar – das ist ja noch schlimmer! Dann nennt den Jungen wenigstens Heinrich, dann k?nnt ihr ihn immer noch Henri rufen.«

»Mutter, es ist dir wahrscheinlich nicht bewusst, aber das ist hier keine demokratische Angelegenheit.«

Ob dieser Einwand etwas taugt, vermag ich nicht zu beurteilen. Was bedeutet wohldemokratisch? Hedwig jedenfalls ignoriert ihn.

»Und hat der Junge noch einen zweiten Namen?«

»Ja«, mischt sich nun Carolin ein. »Er heisst Henri Leander.«

»Aha. Noch so ein komischer Name. Wie seid ihr denn auf den gekommen?«

Ich wette, Caro und Marc grinsen sich jetzt an. Ob sie Hedwig erz?hlen wollen, dass Klein-Henri quasi auf dem Grab des guten, alten Leanders geboren wurde?

»?h, das ist ein Erbonkel von mir«, schwindelt Carolin. Gut, dann eben nicht. Die Geschichte ist f?r die frischgebackene Grossmutter vielleicht auch nicht das Richtige.

Hedwig seufzt.

»Na gut, der Zweck heiligt wahrscheinlich die Mittel. Wollen wir hoffen, dass der arme Junge dann tats?chlich etwas erbt. Wann werdet ihr eigentlich entlassen?«

»Ich denke mal, morgen sind wir wieder zu Hause. Eigentlich h?tten sie mich auch gleich entlassen k?nnen, aber die Ober?rztin sagte, es sei ihr lieber, ich bliebe noch eine Nacht zur Beobachtung. So eine pl?tzliche Geburt ist doch ziemlich stressig f?r den K?rper der Mutter – und f?r dasBaby sowieso.«

Hedwig sch?ttelt schon wieder den Kopf.

»Ts.Sturzgeburt. Dass es so etwas wirklich gibt …vielleicht hast du auch einfach den Beginn der Wehen nicht bemerkt. Immerhin, als Erstgeb?rende …«

Caro schnaubt.

»Was soll das denn heissen? Ich hatte einen Blasensprung mit mehr oder weniger komplettem Fruchtwasserabgang – das war kaum zu ?bersehen. Und: Ja, eine so schnelle Geburt ist zwar selten, kommt aber immer wieder vor. Die ?rzte haben mir das genau erkl?rt und haben uns daf?r gelobt, dass wirso ruhig geblieben sind. Du bist ehrlich gesagt die Erste, die meint, dass ich einfach den Anfang der Geburt verpennt habe. ?brigens heisst das ?berst?rzte Geburt, nichtSturzgeburt!«

Caro regt sich so auf, dass Klein-Henri, der auf ihrem Bauch liegt und schlummert, pl?tzlich anf?ngt zu qu?ken.

Hedwig hebt beschwichtigend die H?nde.

»Ist ja gut, das war doch keine Kritik. Ich fahre jetzt mal nach Hause. Luisa kommt gleich aus der Schule, dann essen wir Mittag, und ich komme dann noch mal mit ihr ins Krankenhaus.

Den Hund nehme ich allerdings nicht mit, ich finde, dass er hier wirklich nichts zu suchen hat.«

Wuff! Eine Unversch?mtheit! Ich bin immerhin fast der Geburtshelfer von Klein-Henri, traurig genug, dass man mich hier heimlich reinschmuggeln musste. Caro und das Baby sind mit dem Krankenwagen, der schliesslich doch noch kam, ins Krankenhaus gebracht worden, und Marc und ich sind im Wagen hinterhergefahren. Anstatt wie ein anst?ndiger Familiendackel einfach vorne durch die Eingangst?r zu traben, musste ich dann in dem Korb Platz nehmen, mit dem Marc normalerweise leere Flaschen transportiert. Entsprechend riecht der Korb auch. Igitt! Aber da die Alternative offenbar gewesen w?re, im Auto zu warten, bis Marc wiederkommt, musste ich meiner empfindlichen Dackelnase diesen Unbill zumuten. Und alles nur wegen des v?llig bl?dsinnigen Verbots von Hunden im Krankenhaus. Dass sich nun allerdings auch noch Oma Hedwig auf die Seite des Unrechts schl?gt, finde ich geradezu emp?rend.

Caro r?uspert sich. Will sie Hedwig deswegen abmisten? Richtig w?re es. Luisa darf immerhin nachher auch noch kommen.

»Hedwig, dann tu mir bitte den Gefallen und gib Herkules bei Daniel in der Werkstatt ab. Ich habe schon mit ihm besprochen, dass er die n?chsten Tage den Hundesitter gibt.«

Klasse. Kaum ist das Baby da, schon werde ich abgeschoben. Allerdings: Seit gestern wohnt Cherie in der Werkstatt. Es w?re also eine gute Gelegenheit, sie mit der spannenden Geschichte von Caros Geburt zu beeindrucken. Hoffentlich rieche ich nun nicht genauso penetrant wie der Weidenkorb nach Bier und Wein. Das k?me bei Cherie wahrscheinlich nicht so gut an.

»Ua, Kumpel – du stinkst ja widerlich!«

Okay. Ich habe leider tats?chlich den Geruch des Korbes angenommen. Herr Beck jedenfalls tut so, als h?tte ich die letzte Nacht auf einer M?lldeponie ?bernachtet. Mist. Dabei will ich Cherie doch in ein Gespr?ch verwickeln, wenn sie sp?ter wiederkommt.

»Hm, ist es wirklich so schlimm?«

»Nein, noch schlimmer. Viel schlimmer!«

»Dann muss ich baden.«

»Du musst – WAS? Baden? Freiwillig?« Klar, dass eine Katze diesen Gedanken f?r abwegig h?lt. Herr Beck sieht allerdings richtiggehend schockiert aus.

»H?r mal, Herkules, das ist doch Bl?dsinn, der Gestank geht sicherlich irgendwann von alleine weg. Vielleicht schl?fst du mal eine Nacht draussen, ist im Sommer ja kein Problem. Dann bist du richtig sch?n ausgel?ftet, und alles ist wieder gut.«

»Du verstehst mich nicht. Ich muss sofort gut riechen, und das geht wohl nur, wenn ich bade.«

Beck sch?ttelt den Kopf.

»Ihr Hunde seid wirklich verr?ckt. Aber davon mal ganz abgesehen: Wo willst du jetzt jemanden herkriegen, der dich badet? Alleine wirst du es kaum bewerkstelligen, es sei denn, du springst mal wieder in die Alster und l?sst dich danach von deiner Angebeteten retten.«

Der fette Kater gibt ein Ger?usch von sich, das bestimmt eine Art Kichern ist. Ha, ha, wirklich sehr lustig. Aber leider hat er Recht. Ich kann mich tats?chlich nicht einfach so alleine baden. Ich brauche eine schon vorhandene Waschgelegenheit, die aber nach M?glichkeit nicht so tief wie die Alster ist.

Auf der Suche nach einer solchen stromere ich im Garten herum. Vielleicht eine Pf?tze im W?schekorb der ollen

Meier, immerhin hat es gestern geregnet. Nein, der Korb ist ganz trocken, offenbar hat sie ihn erst heute Morgen zur W?schespinne gestellt. Und die Regentonne, die an der Seite des Hauses steht, ist viel zu hoch, da komme ich nicht rauf. Ist vielleicht der Rasensprenger an? Ich laufe zum hinteren Teil des Gartens, wo das lustige Dings oft steht. Ebenfalls Fehlanzeige. Allerdings bringt mich das auf eine Idee. Der Rasensprenger h?ngt immer an dem Gartenschlauch, der direkt neben unserer Terrasse aus der Wand kommt. Vielleicht ist da ja immer Wasser drin? Und vielleicht kann ich das Wasser irgendwie anders rauskriegen? Schliesslich ist der Hahn, an dem der Schlauch h?ngt, in der N?he des Bodens angebracht. Da m?sste ich eigentlich drankommen.

Ich mache mich auf den Weg zur Terrasse, und richtig: Direkt neben der T?r, fein s?uberlich aufgerollt, liegt der Gartenschlauch. Er ist, wie ich mich richtig erinnerte, an einem Hahn in der Wand befestigt, und Letzterer liegt praktischerweise auf Schnauzenh?he. Da geht doch was! Ich setze mich direkt davor und ?berlege, was ich wohl machen muss, um das Wasser vom Schlauch auf den Dackel zu bekommen. Wie machen das die Menschen noch mal? Die fummeln doch irgendwie immer an diesem Hahndings rum. Ich gebe dem Hahn einen Stups mit meiner Schnauze. Autsch! Ganz sch?n hart, das Ding! Noch ein Versuch: Diesmal packe ich das obere Teil mit meinen Z?hnen und versuche, es hin und her zu bewegen. Vergeblich. Da tut sich gar nix.