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»So, Hedwig ! Ich bin jetzt weg. Herkules nehme ich mit, dann kannst du mit Henri drinnen bleiben. Bei der Erk?ltung ist das wahrscheinlich am besten.«

Hedwig kommt aus Henris Zimmer in den Flur.

»St?rt der Hund denn nicht ?«

»Nee, glaube ich nicht. Die haben selbst auch einen Hund. Ansonsten lasse ich ihn im Auto. Bis sp?ter !«

Wie ? Ich darf mit ins Theater ? Und dort gibt es auch Hunde ? Das ist ja interessant ! Ich hoffe, ich muss nicht davor im Auto warten, denn das verspricht spannend zu werden. Schnell wetze ich zur T?r. Nicht dass sich Caro das noch einmal anders ?berlegt.

Draussen ist ein warmer Fr?hlingstag – schade, dass wir offenbar mit dem Auto fahren. Ich h?tte grosse Lust auf einen ausgedehnten Spaziergang. Aber so h?pfe ich schwungvoll auf den Beifahrersitz, als mir Caro die T?r ?ffnet. Hoffentlich dauert die Fahrt nicht so lang !

Sie dauert lang. Als ich gerade eingeschlafen bin, h?lt Caro endlich an.

»Wir sind da, mein S?sser. Ich bin gespannt, wie es dir gef?llt. Ich war beim ersten Mal sehr beeindruckt.«

Sie steigt aus und?ffnet meine T?r, ich recke und strecke mich kurz, dann springe ich aus dem Auto. Ich lande in einem Kiesbett und schaue erwartungsvoll nach oben. Wow – wir parken vor einem grossen Geb?ude, das ein bisschen an Schloss Eschersbach erinnert. Es hat ein Portal und S?ulen und zwei T?rme. Die sind zwar nicht ganz so hoch wie die von Schloss Eschersbach, aber auch ziemlich eindrucksvoll. Jedoch scheint es keinen richtigen Park zu dem Schloss zu geben, es ist zwar umgeben von einem gr?sseren Platz, aber direkt hinter der ersten Baumreihe sind schon die Nachbarh?user zu sehen. F?r ein normales Haus ist es trotzdem ein echter Hingucker.

»Sch?n, oder ? Eine richtige Villa an der Elbchaussee, die h?tte man doch selbst gern.«

Ja, ich k?nnte mir so ein Anwesen auch gut als Residenz f?r Carl-Leopold von Eschersbach vorstellen. Standesgem?ss eben. Und wennElbchaussee bedeutet, dass hier auch irgendwo die Elbe ist, w?re mit Sicherheit der ein oder andere Elbspaziergang drin. Allerdings wundere ich mich langsam, wo die anderen Besucher des Theaters sind. Soweit ich weiss, ist Theater doch eher eine Gruppenveranstaltung – etwas, wo ganz viele Menschen hingehen. Ausser uns ist jedoch weit und breit niemand zu sehen. Carolin scheint das nicht zu st?ren, zielstrebig geht sie auf das Portal zu. Na gut, sehen wir uns das Ganze mal aus der N?he an.

Caro dr?ckt die Klingel neben den T?rfl?geln des Portals, die T?r ?ffnet sich mit einem leisen Summen und gibt den Blick auf eine grosse Halle frei. Immer noch kein Mensch zu sehen. Daf?r kann ich eindeutig einen Hund erschnuppern.

Am hinteren Ende der Halle sind mehrere T?ren, eine davon wird nun ge?ffnet, und endlich kommt der erste Mensch zum Vorschein. Es ist eine Frau, ebenfalls gut gekleidet, vom ?usseren und der Bewegung her allerdings ?lter als Carolin.

»Hallo, Frau Neumann ! Ich freue mich, dass es heute geklappt hat !«

»Das war doch selbstverst?ndlich, Frau Hohwenser. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich Herkules dabeihabe ?«

Die Frau lacht uns freundlich an.

»Klar, kein Problem. Da wird sich unsere Biene freuen. Kommen Sie beide rein !«

»Danke. Ich bin schon ganz gespannt, welche neuen St?cke noch dazugekommen sind. «

Aha ! St?cke ! Genau, davon hat Marc gesprochen: Theaterst?cke. Dann sind wir wohl wirklich in einem Theater. Die Frau, die offenbar Hohwenser heisst, weist uns den Weg durch die T?r, hinter der ein Treppenhaus liegt. Der Hundegeruch wird st?rker, und ich werde langsam ein wenig nerv?s.

Frau Hohwenser l?uft die Treppe vor uns hoch und redet gleichzeitig mit Carolin.

»Mein Vater hatte zuerst ?berlegt, diesen Teil des Nachlasses in S?ddeutschland zu behalten. Als er aber von meiner Idee der historischen Sammlung h?rte, war er gleich begeistert. Die Lieferung ist gestern angekommen, ich bin schon ganz neugierig, was Sie dazu sagen.«

»Wenn die St?cke auch nur ann?hernd so gut erhalten sind wie der Rest der Sammlung, dann ist das eine ziemliche Sensation.«

Leute, nun macht es doch nicht so spannend f?r einen armen Dackel ! Wann geht es denn nun los mit dem sensationellen Theaterst?ck ?

Ein Stockwerk h?her und eine weitere T?r sp?ter stehen wir in einem Raum, in dem es verd?chtig nach altem Holz riecht. Fast wie in der Werkstatt. Ich bin entt?uscht. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Gelegenheit, l?nger ?ber diese Entt?uschung zu sinnieren, bleibt aber nicht. Denn aus der gegen?berliegenden Ecke des Raumes kommt nun tats?chlich ein anderer Hund auf mich zugest?rmt. Ein anderer Dackel ! Genauer gesagt: eine Dackelin. Und was f?r eine: grosse braune Augen und langes, seidig gl?nzendes rotbraunes Fell. Mit anderen Worten – eine sehr attraktive Frau ! Nat?rlich nicht so sch?n wie Cherie, aber trotzdem ansehnlich. Es ist fast schade, dass mich andere H?ndinnen so gar nicht als Frau interessieren, diese hier ist wirklich h?bsch. Aber eben nicht Cherie.

»Ach, sehen Sie mal, wie meine Biene sich freut ! Das ist ja nett !«

Frau Hohwenser klatscht begeistert in die H?nde.

Da will ich an Begeisterung nat?rlich in nichts nachstehen und mache schnell mal eine paar Luftspr?nge und anschliessend M?nnchen.

Carolin lacht.

»Wie Sie sehen, ist die Freude ganz unsererseits !«

»Ihrer ist auch ein Dackel, oder ?«

»Fast. Ein Dackelmix.«

Grrrr ! Was soll das, Caro ? Musst du mich unbedingt vor den Damen blossstellen ? Das h?tten die doch von allein vielleicht nicht gemerkt.

»Ach, das sieht man auf den ersten Blick gar nicht.«

Eben. Sag ich doch. Biene beschnuppert mich neugierig. Ich lasse sie gew?hren.

»Wohnst du hier ?«, will ich schliesslich wissen.

Sie setzt sich und betrachtet mich.

»Ja. Ich bin gewissermassen der Hofhund. Biene. Aber das weisst du ja schon.«

»Ich bin Herkules. Eigentlich Carl-Leopold von Eschersbach – aber Herkules reicht v?llig.«

»Angenehm. Biene von der Harkortsh?he. Hier sind sonst fast nie andere Hunde. Sehr ruhig, sehr langweilig.«

Von der Harkortsh?he. Aha. Dieser Name in Verbindung mit Bienes?usserst reinrassigem Langhaardackelaussehen f?hrt dazu, dass ich mich unwohl f?hle. Unterlegen. Ich beschliesse, das Thema zu wechseln.

»Und du wohnst hier im Theater ?«

Biene macht grosse Augen – falls es ?berhaupt m?glich ist, ihre Augen noch gr?sser zu machen.

»Wieso Theater ?«

»Na, das ist hier doch ein Theater, oder ?«

V?llig verst?ndnislos blickt sie mich an.

»Ich weiss zwar nicht genau, was ein Theater ist – aber eines weiss ich. Dies hier ist keines. Das w?re mir doch aufgefallen.«

Hm. Kein Theater ? Trotz der sensationellen St?cke ? Aber was genau ist es dann ? Und was machen wir hier ?

»Du meinst, hier gibt es keine Menschen, die andern Menschen, also ganz vielen, Geschichten von wieder anderen Menschen erz?hlen ? So ?hnlich wie Fernsehen, nur anders ?«

»So ?hnlich wie Fernsehen, nur anders ? ?h … nee. Glaub ich nicht. Wir haben einen Fernseher, aber ganz viele Menschen sind hier nur selten. Vorn an der Elbe, da sind viele. Vor allem bei gutem Wetter laufen die da in Heerscharen rum. Dann haben sie oft auch Hunde dabei, das ist dann ganz nett. Aber sonst ? Nee.«

»Tja. Dann ist das wohl ein Missverst?ndnis.«

»Wolltet ihr denn ins Theater ?«

Unschl?ssig wedele ich mit dem Schwanz hin und her.

»Dachte ich. Scheint aber nicht zu stimmen.«

»Ich glaube, ihr seid wegen der Instrumente da. Ich habe dein Frauchen schon mal gesehen. Da hat sie sich den ganzen alten Krempel da dr?ben angesehen. Ein Mann war auch dabei, machte einen ganz netten Eindruck.«

Ach so. Instrumente. Na klar. Wir sind nicht zum Spass hier, sondern Carolin erledigt einen Job. Warum bin ich da nicht von allein draufgekommen ? Schade, dann wird’s doch eher langweilig hier. Ich g?hne und lege mich hin.