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Jaul, sie kann aber auch ganz sch?n krabitzig sein, unsere kleine Luisa. Ob das auch an dieser Krankheit namens Pubert?t liegt ? Marc wirft ihr einen reichlich leidenden Blick zu. Wette, er fragt sich gerade, ob die Freuden eigener Kinder nicht masslos ?bersch?tzt werden.

»Das ist doch Quatsch, Luisa. Nat?rlich ist Willi ein Freund und ein netter Kerl. Ich frage mich nur, ob so eine Hochzeitsfeier das Richtige f?r ihn ist. K?nnte ja sein, er mag so etwas gar nicht.«

»Tja: Frag ihn. Dann bist du schlauer.«

Marc hebt die H?nde.

»Okay, ich verspreche dir, ich frage erst mal Caro, was sie davon h?lt. Und wenn sie die Idee gut findet, dann frage ich Willi. Einverstanden ?«

»Einverstanden. Und wenn du gerade dabei bist: Frag sie gleich auch noch mal nach Mama. Vielleicht hat sie doch nichts dagegen, und du bildest dir das nur ein. F?r mich w?re das wichtig. Falls es dir nicht total egal ist, was mir wichtig ist.«

Marc st?hnt, sagt aber nichts mehr. Ob das der Grund ist, warum Hunde schon als Welpen abgegeben werden ? Damit man ihren Muttertieren stundenlange Diskussionen mit dem Nachwuchs erspart ? Und sie in der neuen Familie sind, bevor sie sich mit Pubert?t anstecken k?nnen ? W?re jedenfalls eine M?glichkeit. G?be es sie auch f?r Menschenkinder, Marc w?rde sie wahrscheinlich gerade in Erw?gung ziehen.

Die Wohnungst?r wird ge?ffnet, Caro kommt mit Henri vom Kinderarzt wieder.

»Hallo, wo seid ihr denn alle ?«, ruft sie gut gelaunt in den Flur.

»Hier«, brummelt Marc zur?ck, und kurz darauf steht auch Caro mit Henri auf dem Arm in unserer K?che.

»Also, Henri ist topfit. Hat die U6 quasi mit Auszeichnung bestanden. Er ist etwas gr?sser als der Durchschnitt, sein Kopfumfang ist perfekt und sein freier Sitz mit geradem R?cken und locker gestreckten Beinen vorbildlich.«

Donnerwetter– klingt ganz so, als w?re sie mit Henri bei der Rassetauglichkeitspr?fung gewesen. Das heisst, eher nach Zuchtrichter als nach Kinderarzt. Ob es so etwas auch bei Menschen gibt ? U6 scheint dann so etwas zu sein wie die offene Jugendklasse auf der Hundeausstellung. Tja, man lernt nie aus.

»Und hast du ihn auch mal nach dem Sprechen gefragt ?«, erkundigt sich Marc.

Caro nickt.

»Nat?rlich. Super Sprachentwicklung, seine Silbenverdopplung ist wie aus dem Lehrbuch. Henri ist ein kleiner Supermann.«

Aus Caros Stimme tropft der Mutterstolz nur so heraus, aber ich muss zugeben, dass auch ich beeindruckt bin. So gute Noten h?tte ich nicht f?r m?glich gehalten, wo Henri doch so bl?d ist. Am Ende ist unser Kleiner noch ein echter Champion ! W?hrend ich mir in Gedanken schon ausmale, wie Henri als Weltjugendsieger einen gigantischen Pokal ?berreicht bekommt, mischt sich Luisa ins Gespr?ch ein.

»Super, das mit Henri. Aber Papa und ich haben uns hier auch ?ber ein paar wichtige Sachen unterhalten. ?ber eure Hochzeit n?mlich und da …«

»Mensch, Hochzeit – gut, dass du es sagst !«, unterbricht Caro Luisa mitten im Satz. »Das h?tte ich ja fast vergessen, Marc ! Bevor ich mit Henri zum Arzt bin, hat Frau Holtrop angerufen.«

Marc runzelt die Stirn.

»Wer war noch gleich wieder Frau Holtrop ?«

»Die leitet die Gastronomie im Kloster Uetersen.«

»Stimmt, so hiess die. Und was wollte sie ?«

»Am 15. Juni klappt es bei ihnen leider nicht. Es gab ja schon eine Option auf diesen Termin, von der sie dachte, dass die Leute sie nicht einl?sen w?rden. Machen sie aber doch, die haben sich heute bei ihr gemeldet. Wir m?ssen uns also schleunigst nach einer Alternative umsehen.«

Caro zieht einen Stuhl zu sich und setzt sich neben Marc. Der gibt ihr einen Kuss und nimmt dann Henri auf seinen Schoss.

»Hm, Uetersen klappt also nicht ? Doof. Mir hat es da richtig gut gefallen. Und wenn wir doch einen anderen Tag nehmen ?«

»Habe ich auch schon ?berlegt. Als wir nur ganz klein feiern wollten, w?re das kein Problem gewesen. Aber mittlerweile haben wir f?nfundzwanzig G?ste, die H?lfte davon kommt nicht aus Hamburg. Ich f?rchte, zu einer Feier am Wochenende gibt es da gar keine Alternative.«

»Ja, wahrscheinlich hast du mit dieser Einsch?tzung recht. Aber was ist denn mit der Trauung ? Die sollte doch im Kloster stattfinden. Klappt die auch nicht ?«

»Den Termin haben wir zwar sicher, aber was bringt uns das ? Dann traut uns der Standesbeamte im Konventsaal, aber wir k?nnen dort nicht feiern. Schon ein kleiner Empfang danach wird schwierig, wenn zeitgleich eine andere grosse Party stattfindet.«

»Scheisse. Was machen wir jetzt ?«

»Ich werde morgen mal alle Hamburger Standes?mter anrufen und fragen, ob irgendjemand noch einen Termin am 15. Juni vergibt. Wenn das nicht klappt, dann bleibt uns wohl nichts anderes ?brig, als erst in Uetersen zu heiraten und dann zur Feier wieder nach Hamburg zu fahren. Irgendein nettes Restaurant werden wir hier schon finden. Am Datum w?rde ich jedenfalls nicht mehr r?hren.«

Marc nickt.

»Ach, Mist, wir h?tten mal bei dem Plan mit der kleinen Feier bleiben sollen. F?r ein gr?sseres Fest sind wir schon viel zu sp?t dran.«

»Bedank dich bei deiner Mutter«, erwidert Caro trocken. »Die grosse Sause war schliesslich ihre Idee. Immerhin k?nnten wir noch auf den Michel ausweichen. Da passen wir mit f?nfundzwanzig Leuten auch locker rein.«

Gut. Ich gehe da jetzt rein. Und ich bin souver?n und witzig. ?h, hab ich was vergessen ? Ach so: gelassen. Ich bin selbstverst?ndlich gelassen. JAUL ! Ich kann das nicht. Ich kann nicht einfach inmeine Werkstatt spazieren, wenn ich genau weiss, dass Cherie auch dort ist.

»Herkules, was machst du da ?«

Herr Beck kommt um die Ecke gebogen und sieht, wie ich vor dem Hauseingang sitze, mich hinlege, wieder aufstehe, mich dann wieder hinsetze, schliesslich wieder liege. So geht das schon seit einiger Zeit, aber ich kann mich nicht aufraffen, einfach durch die T?r zu marschieren. Ich kann es nicht.

Carolin ist nicht einmal aufgefallen, dass ich ihr nicht gefolgt bin. Gut, ich bleibe oft im Vorgarten und komme dann durch die Terrassent?r nach, vor allem, wenn so sch?nes Wetter ist wie heute. Aber gerade jetzt finde ich sie da trotzdem reichlich unsensibel. Gut, dass ich wenigstens noch einen wahren Freund hier habe, dem auff?llt, dass etwas mit mir nicht stimmt.

»Ich habe Angst, Beck.«

Beck legt sich neben mich und wedelt mit dem Schwanz hin und her.

»Wovor ?«

»Vor Cherie. Genauer gesagt, davor, wie es mit uns weitergeht. Noch genauer gesagt davor, dass es ?berhaupt nicht weitergeht.«

»Eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Wenn du hier draussen liegen bleibst, geht es garantiert nicht weiter. Und wenn du drinnen rumliegst und nichts machst, bestimmt auch nicht.«

Ratlos lege ich die Schnauze auf die Vorderl?ufe.

»Aber was soll ich dennmachen ? Was kann ich?berhaupt machen ?«

Beck?berlegt einen Moment, bevor er antwortet.

»Du musst dich interessant machen.«

»Aha.«

Ein super Tipp. Und so leicht umzusetzen…

»Nee, mal im Ernst – wenn es irgendwie geht, mach dich mal ein bisschen rar.«

»Wie denn ? Ich wohne quasi in der Werkstatt, und sie auch !«

»Ja, dann eben im ?bertragenen Sinne. Ignoriere Cherie einfach. Frau Wiese hat immer gesagt: Willste gelten, mach dir selten. Und ich glaube, da ist was dran.«

Rar machen. Cherie ignorieren. Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Da m?sste ich schon mit Augenbinde in der Werkstatt aufkreuzen. Sehr unauff?llig.

Beck scheint zu merken, dass ich mehr als skeptisch bin.

»Am besten w?re es nat?rlich, du k?nntest sie eifers?chtig machen. Das ist immer ein probates Mittel.«

»Was ist das ?«

Gott, red doch nicht so geschwollen daher, Kater. Vor dir sitzt ein liebeskranker Hund !

»Ein besonders wirksames Mittel. Mach sie eifers?chtig. Dazu br?uchten wir allerdings eine andere H?ndin. Ich glaube nicht, dass Cherie deine Liebe zu einem alten, fetten Kater besonders beeindrucken wird.«