Выбрать главу

»Gern.« Ich ?berlege einen kurzen Augenblick, ob ich mich traue, richtig cool zu sein – und dann drehe ich mich zu Cherie und sage es einfach: »Tsch?ss, Cherie, wir sehen uns sp?ter.«

Uff, es ist raus. Cherie schaut mich v?llig fassungslos an, dreht sich um und trottet wieder in unseren Garten. Jaul, hoffentlich habe ich es mit der Taktik nicht ?bertrieben !

Nachdem ich Biene meine Lieblingsecken im Park gezeigt habe, traben wir wieder in die Werkstatt zur?ck. Normalerweise w?re ich so lange geblieben, bis Caro am Zaun aufgetaucht w?re und nach mir gerufen h?tte. Aber obwohl der kleine Ausflug mit Biene viel Spass gemacht hat, f?hle ich mich nicht ganz wohl in meinem Fell. Ich komme mir vor wie ein L?gner oder jedenfalls wie ein Schauspieler, und das behagt mir nicht.

Cherie liegt auf ihrer Decke neben Daniels Werkbank und w?rdigt uns keines Blickes, als wir wieder reinkommen. Das ist bestimmt ein Zeichen daf?r, dass der Trick funktioniert, und ich sollte ?ber den Dingen stehen – trotzdem gibt es mir einen Stich. Sie ist sauer auf mich, ein Zustand, mit dem ich nicht gut umgehen kann. Hoffentlich hat Herr Beck wirklich recht mit seiner These, und ich bin auf dem besten Weg in ihr Herz. F?hlt sich gerade gar nicht so an.

Biene hingegen ist bestens gelaunt. Sie ist fr?hlich, weil wir fast ein Eichh?rnchen geschnappt haben, und stolz, mit mir zusammen einen Kaninchenbau ausgehoben zu haben. Ohne Kaninchen zwar, aber mit jeder Menge Spass. Wir sind noch dreckiger als bei unserem Ausflug an die Elbe, und ihr Frauchen schl?gt die H?nde ?ber dem Kopf zusammen, als sie uns sieht.

»Du liebe G?te, Frau Neumann, schauen Sie mal, die beiden sehen schlimm aus. Biene verdreckt Ihnen die ganze Werkstatt – das ist mir aber unangenehm !«

Carolin lacht.

»Das muss es nicht sein. Wahrscheinlich hat Herkules mal wieder den Jagdhund raush?ngen lassen, und die beiden waren verbotenerweise im Park und haben hinter Kaninchen hergebuddelt. Ich muss das hintere Grundst?ck echt besser sichern, irgendwann kriege ich sonst garantiert richtig ?rger.«

Sie beugt sich zu mir herunter und krault mich unten am Hals.

»Herkules, du weisst doch, dass du das nicht darfst ! Aber war bestimmt sch?n, oder ?«

Daniel dreht sich mit einem Grinsen zu Caro.

»Da siehst du mal, wie gut erzogen mein Hund ist. Wohnt noch keinen Monat hier und weiss schon, dass er im Park nichts zu suchen hat. Vorbildlich !«

Von wegen, wenn der w?sste ! Cherie w?re bestimmt auch gern mitgekommen. Der Blick, den sie mir jetzt zuwirft, sorgt jedenfalls daf?r, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Wuff, sie ist richtig w?tend !

Das Telefon klingelt, und Daniel geht ran.

»Carini, hallo. Frau Neumann ? Ja, die ist da. Moment.« Er reicht Caro den H?rer. »Ist f?r dich. Das Standesamt Altona.«

»Neumann. Genau.« Sie lauscht und f?ngt an zu l?cheln. »Oh, das ist ja toll. Richtig. Am 15. Juni, 14 Uhr. Passt super. Danke, dass Sie an uns gedacht haben.« Sie greift nach einem Blatt auf ihrer Werkbank und wedelt mit der Hand, Daniel gibt ihr einen Stift. »Ja, habe ich notiert. Machen wir gleich heute noch. Okay, da rufe ich an.« Kurze Pause. »Ja. Super ! Vielen, vielen Dank ! Tsch?ss.«

Kaum liegt der H?rer wieder auf dem Tisch, schon macht Caro einen Luftsprung.

»Hurra ! Endlich mal gute Neuigkeiten in Sachen Hochzeit ! Das war das Standesamt Altona – da hat eben ein Paar seinen Samstagstermin abgesagt. Und weil ich erst gestern dort angerufen hatte, konnte sich der Beamte noch an mich erinnern und hat Bescheid gesagt. Und jetzt haben wir den Termin. Klasse, oder ?«

Daniel nickt, Frau Hohwenser l?chelt.

»Ach, Sie wollen heiraten ?«

»Ja, schon in drei Wochen. Aber ehrlich gesagt ist bei unseren Vorbereitungen so einiges schiefgegangen. Wir haben n?mlich ?berraschend einen Wedding-Planer an Bord bekommen, und seitdem ist unser Fest nicht mehr ganz so, wie wir uns das eigentlich vorgestellt haben.«

»Einen Wedding-Planer ?« Frau Hohwenser klingt erstaunt. »Ich dachte immer, den muss man extra engagieren. Wie kann man denn ?berraschend an den geraten ?«

Caro lacht.

»Na ja. Es ist nicht wirklich ein Profi, sondern meine angehende Schwiegermutter. Sie meint es vermutlich gut. Aber das Gegenteil von gut ist eben gut gemeint.«

»Oh, oh«, Frau Hohwenser seufzt, »das kenn ich – allerdings von meiner eigenen Mutter. Die mischte sich auch in bester Absicht immer in alles ein.«

»Na ja, eigentlich wollten wir ganz klein und beschaulich in einem alten Kloster in Uetersen heiraten – nur wir, unsere Kinder und Eltern und die Trauzeugen. Mit zehn Leuten ist man nat?rlich viel beweglicher bei der Planung. Aber kaum hatte Hedwig ihre Finger im Spiel, schon hat sich die G?stezahl mehr als verdoppelt, und nun passt es mit dem Termin nicht mehr, und wir brauchen pl?tzlich eine neue Location. Und ein neues Standesamt. Also habe ich gestern alle Hamburger Standes?mter angerufen, ob sie am 15. Juni noch einen Termin frei haben. Ich habe aber selbst nicht geglaubt, dass das noch klappt.«

Auch Daniel scheint sich mittlerweile f?r das Hochzeitsdrama zu interessieren, jedenfalls hat er seinen Stuhl zu Caros Bank gezogen.

»Normalerweise trauen die Standes?mter samstags nicht, oder wie ?«

»Doch, schon. Aber so kurz vorher sind nat?rlich meistens alle Termine weg. Als sich der Standesbeamte in Altona gestern meine Nummer notiert hat – nur f?r den Fall der F?lle, wie er sagte –, dachte ich, das macht der nur, um mich zu tr?sten. Ich war n?mlich schon ganz sch?n verzweifelt.Tja, und jetzt, tataa, ist wohl ein Termin geplatzt. Eine Aussentrauung im Gartensaal vom Gosslerhaus in Blankenese. Ein ganz toller Ort !«

»Aussentrauung ?«

Daniel ist genauso unwissend wie ich.

»Ja, aussen im Sinne von nicht in den Amtsr?umen des Standesamtes.«

»Das Gosslerhaus ist wirklich sch?n«, best?tigt Frau Hohwenser, »liegt mitten in einem traumhaften Park. Ist gar nicht weit von uns, ich gehe da ab und zu mit Biene spazieren.«

»Ja, so ein Gl?ck !«, freut sich Caro. »Und ich dachte schon, wir m?ssten nur f?r die Trauung nach Uetersen fahren. Dreiviertelstunde hin, Dreiviertelstunde zur?ck und dann feiern in Hamburg.« Sie atmet tief durch. »Jetzt brauchen wir nur noch ein nettes Restaurant an der Elbe. Feiern k?nnen wir im Gosslerhaus selbst nicht, nach uns findet noch eine Trauung statt. Da gibt’s nur ein Glas Sekt, und dann m?ssen wir das Feld r?umen. Aber das Problem l?se ich auch noch.«

»Nun, ich will jetzt nicht Ihrer Schwiegermutter Konkurrenz machen, aber ich h?tte da eine Idee.« Bienes Frauchen l?chelt. »Sie k?nnten doch bei uns feiern. Wir haben unser Haus schon ?fter an Filmteams vermietet – ich w?rde denken, mehr Chaos k?nnen Sie mit Ihrer Hochzeit auch nicht anrichten. Fr?her haben wir oft richtig grosse Feste bei uns gefeiert. Als unsere Familienstiftung ihr f?nfzigj?hriges Bestehen beging, hatten wir fast f?nfhundert G?ste ! Aber seit mein Mann tot ist und meine Tochter in den USA studiert, ist es ziemlich ruhig bei uns geworden. Eigentlich viel zu ruhig.«

Caro reisst erstaunt die Augen auf.

»Meinen Sie wirklich ? Ist das nicht viel zu viel Aufwand f?r Sie ?«

Frau Hohwenser sch?ttelt den Kopf.

»Nein. Wie ich schon sagte: Es ist viel zu ruhig bei uns. Zeit, das zu ?ndern ! Alles, was Sie brauchen, ist ein guter Caterer. Vielleicht darf sich Ihre Schwiegermutter ja um den k?mmern, dann hat sie etwas zu tun.«

Daniel lacht und knufft Caro in die Seite.

»Das trifft den Nagel auf den Kopf: Hedwig sollte man gut besch?ftigt halten. Dann kommt sie nicht so schnell auf dumme Gedanken. Und wenn es noch etwas anderes zu organisieren gibt, helfe ich auch gern. Bin ja schliesslich Trauzeuge.«

Caro r?uspert sich.

»Ich w?rde gern mit meinem Mann vorbeikommen und ihm Ihr Haus zeigen. Wenn er die Idee genauso toll findet, nehme ich Ihr grossz?giges Angebot gern an.«