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Daniel schaut mich unschl?ssig an.

»Immer ?rger mit den Weibern, was, Herkules ?«

Wem sagt er das ! Ob er mitbekommen hat, dass Cherie seit der Aktion mit Biene ausgesprochen frostig zu mir ist ? Bisher war meine Strategie nicht von Erfolg gekr?nt, ich hoffe sehr, dass ich mir damit nicht endg?ltig alles vermasselt habe. Falls doch, ist das nur die Schuld von diesem fetten Kater. Immer ?rger mit den Katzen !

Daniel klopft noch einmal.

»Nina, ich weiss, dass du da drin bist. Nun mach schon auf. Ich bin gekommen, um mich in den Staub zu werfen.«

Schritte hinter der Wohnungst?r, die T?r ?ffnet sich einen Spalt. Von meinem Platz auf der Fussmatte aus kann ich deutlich Ninas Gesicht von unten sehen. Guckt sie b?se ? Von hier aus schwer zu sagen.

»In den Staub ? Das will ich sehen !«

Zumindest klingt sie nicht so, als w?rde sie Daniel gleich den Hals umdrehen.

»Das war eher im ?bertragenen Sinn gemeint.«

»Schade.«

»Na gut.«

Rums ! Daniel wirft sich tats?chlich direkt neben die Fussmatte und verfehlt nur um Haaresbreite meine Schwanzspitze.

»Ist es dir so staubig genug ?«

Nina?ffnet die T?r ganz.

»Du Spinner ! Komm rein, bevor der N?chste ?ber dich stolpert.«

»Danke, sehr grossm?tig von dir.«

Daniel rappelt sich auf, klopft sich den Schmutz von seinen Sachen und geht an Nina vorbei in ihre Wohnung.

»M?chtest du vielleicht einen Kaffee ?«, bietet sie an.

»Warum nicht. Vor allem m?chte ich mit dir reden.«

»Okay, dann geh doch schon mal ins Wohnzimmer. Wieso hast du eigentlich den Dackel dabei ?«

»Gewissermassen als Schutzhund. Ich dachte, wenn du mir an die Gurgel gehen willst, dann kann mich Herkules verteidigen.«

Daniel grinst.

»Ha, ha, sehr lustig das. Aber dann denk daran, dass hier ein ?usserst gef?hrlicher Kampfkater wohnt. Da sieht der Dackel schnell alt aus.«

»Du meinst, im Gegensatz zu deinem Kater ? Weil der nicht nur alt aussieht, sondern auch alt ist ?«

Jetzt lachen beide. Sehr gut ! Vers?hnung also nicht ausgeschlossen.

Der Kampfkater liegt lang ausgestreckt auf der Wohnzimmercouch und d?st. Als wir reinkommen, schreckt er hoch.

»Oh, was macht ihr denn hier ? Dachte, Daniel hat hier Hausverbot.«

»Ich glaube, er will sich mit Nina vertragen.«

Herr Beck springt vom Sofa und landet direkt neben mir.

»So, so. Eigentlich m?sste er sich auch mit mir vertragen. Dieser Spruch ?ber Frauen, die mit Katzen zusammenleben – so, als ob das etwas Schlimmes w?re –, dieser Spruch war ja wohl das Allerletzte ! Pfui, daf?r w?nsche ich ihm glatt eine Katzenallergie !«

»Nun nimm das doch nicht so pers?nlich.« Typisch Kater. Immer dreht sich alles um ihn. »Ich bin mir sicher, Daniel hat das gar nicht so gemeint. Du siehst ja, dass ihm der ganze Streit mit Nina leidtut, sonst w?re er nicht hier. W?re doch wirklich schade, wenn zwei Menschen, die sich schon solange kennen wie die beiden, sich richtig zerstreiten w?rden.«

Mittlerweile ist Nina mit zwei Tassen Kaffee an der Couch angekommen und stellt sie auf den kleinen Tisch, bevor sie sich in einen der gegen?berstehenden Sessel setzt.

»Also, Herr Carini. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen ?«

»W?rden Sie mir kurz noch einmal den Tatvorwurf erl?utern ?«

»Sehr gern, Herr Carini. Ihnen wird zur Last gelegt, eine grobe Gef?hllosigkeit begangen zu haben, indem Sie sich in die Wohnung des Exfreundes der Frau Bogner einmieteten, obwohl seine Leiche noch warm war. Ausserdem beschimpften Sie Frau Bogner in der Folge als hysterische Zicke.«

»Echt jetzt ? Das ist eigentlich nicht meine Wortwahl. Bl?de Kuh vielleicht, aber bestimmt nicht hysterische Zicke.«

»So. Ist das Ihre gesamte Verteidigungsstrategie ? Ist ein bisschen d?nne, finden Sie nicht ?«

Finde ich ehrlich gesagt auch. Ich hoffe, Daniel hat noch ein Ass im?rmel. Er richtet sich auf und beugt sich vor zu Nina.

»Eine Strategie habe ich nicht. Aber ich h?tte noch die Wahrheit anzubieten: Wenn man selbst Liebeskummer hat, achtet man vielleicht nicht genug auf die Gef?hle seiner Mitmenschen.«

Das kann ich nur best?tigen. Wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiss, achten liebeskummerkranke Menschen auch nicht auf die Gef?hle ihrer Haustiere. Bevor Caro mit Marc zusammenkam, hatte sie einmal f?rchterlichen Liebeskummer wegen Thomas. Ich habe alles versucht, um sie aufzumuntern – zwecklos. Sie h?rtenur stundenlang schaurige Musik, sodass mir schon die Ohren schepperten, und zur Kr?nung machte sie eines Tages eine Flasche Cognac nieder, wurde bewusstlos, ?bergab sich neben mich auf den Teppich, und ich musste sie retten. Es war eines meiner gruseligsten Menschenerlebnisse ?berhaupt.

»Hab schon geh?rt – mit Claudia ist auch Schluss. Tut mir nat?rlich leid.«

»Danke. Aber es w?re mit uns auch nicht gutgegangen. Ich wollte meine Seele nicht dem grossen Yoga-Mann verschreiben. Und Claudia war nur noch gepestet von mir. Deswegen war ich froh, als mir Alex den Tipp mit seinem Zimmer gegeben hat. Du hast nat?rlich recht: W?re netter gewesen, dich vorher mal zu fragen oder es dir zumindest zu sagen. Hab ich nicht b?se gemeint – ich wollte einfach nur raus bei Claudia.«

»Danke. Ich war aber auch zu empfindlich. Mir ist schon klar, dass ich an der ganzen Geschichte selbst schuld bin, aber traurig bin ich trotzdem. Und deswegen war ich an dem Tag, als wir uns gestritten haben, eine hysterische Zicke.« Sie l?chelt.

»Hey, ein Gest?ndnis !« Daniel lacht und steht vom Sofa auf, dann reicht er Nina die Hand. »Vertragen ?«

Sie nickt und schl?gt ein.

»Vertragen !«

»Ich habe ?brigens eine echte Weltklasseidee, was wir als Trauzeugenpaar noch zur Hochzeit beisteuern k?nnten. Und wo wir doch gerade beide gleichzeitig Liebeskummer haben, w?re es eigentlich auch eine gute Traumatherapie, Frau Psychologin.«

»Oha ! Sind wir jetzt Kollegen ? Lass h?ren !«

»Was h?ltst du davon, wenn wir den beiden eine, oder besser, mehrere Best-of-CDs unserer liebsten Abtanz-und Liebeslieder zusammenstellen ? So vier, f?nf Stunden lang. Das schmeissen wir dann in dieser Villa in die Anlage, und wenn wir zum gem?tlichen Teil des Abends ?bergehen, kann getanzt werden. F?r f?nfundzwanzig Leute lohnt sich ja kein DJ, aber ein bisschen gute Musik w?re nicht schlecht, oder ?«

Nina legt den Kopf schief und?berlegt.

»Nicht ?bel, Herr Kollege, aber ich vermisse den therapeutischen Ansatz.«

»Echt ? Dabei liegt der doch klar auf der Hand: Wir m?ssen uns vorher treffen, stundenlang gemeinsam Lieblingslieder h?ren und von alten Zeiten schw?rmen. Wenn das nicht Balsam f?r die Seele ist, weiss ich auch nicht.«

Nina lacht.

»Schon klar. Also, wann treffen wir uns ?«

»Wie w?r’s mit ?bermorgen ? Bis zur Hochzeit sind’s nur noch zehn Tage, da wird es langsam Zeit.«

»Okay. Dann ?bermorgen um 20 Uhr bei mir. Als Therapieunterst?tzung halte ich einen guten Rotwein bereit.«

Sehr gut ! Ich mag es, wenn sich alle in meinem Rudel vertragen. F?r einen Jagdhund bin ich eben ganz sch?n friedliebend.

Als ich h?re, dass Hedwig zur Villa Hohwenser fahren will, um vor Ort alles mit der Hausherrin und dem Partyservice zu besprechen, weiche ich nicht mehr von ihrer Seite. Da will ich unbedingt mit ! Eine Runde mit Biene an der Elbe entlangzutoben ist n?mlich mit Sicherheit viel spannender, als Luisa weiterbeim heimlichen Basteln von dreihundert Tischk?rtchen zuzuschauen.

Tats?chlich ist meine Taktik erfolgreich, und ich darf mitkommen. Mit Bus und Bahnund einem quengelnden Henri in der Karre dauert die Anreise zwar eine halbe Ewigkeit, aber die Vorfreude auf ausgelassene Stunden mit einem guten Kumpel macht das locker wett.

Frau Hohwenser hat die T?r noch nicht ganz ge?ffnet, da bin ich auf der Suche nach Biene schon an ihr vorbeigesaust. In der Halle drehe ich eine grosse Runde und belle ein paarmal. Aber nix. Keine Antwort. Ratlos laufe ich zu den Frauen zur?ck, die noch am Eingang stehen und damit besch?ftigt sind, f?r Henri Faxen zumachen, um das n?rgelige Kerlchen zum Lachen zu bringen. Auf mich achtet nat?rlich mal wieder niemand ! Hey, wo ist Biene ? Ich springe auf die Hinterl?ufe und mache neben der Karre M?nnchen.