Выбрать главу

Mit einer Prise der Erde, die sie nährte, trink den Saft. Sprich diese Worte mit lauterer Absicht, und der Berg wird antworten. So werdet ihr werden, was ihr einst wart. Ihr sollt heimkehren, und ihr sollt eins mit den Bergen werden.“

Reyna trat nun vor und gab Magni das dunkle Elixier. Ohne zu zögern, nahm der Zwergenkönig das Fläschchen an sich, hob es an die Lippen und trank es aus. Er wischte sich die Lippen ab und gab es Reyna zurück

Magellas überreichte ihm nun eine Schriftrolle. Ein wenig stockender als Beigrum las Magni laut in der alten Sprache, während Magellas wieder für Anduin übersetzte.

In mir ist die Erde selbst. Wir sind eins. Ich bin darin und sie in mir. Ich höre auf die Antwort, der Berge.“

Magni gab die Schriftrolle zurück und breitete flehentlich seine Arme aus. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und runzelte tue Stirn.

Was nun geschehen würde, wusste niemand. Würde der Berg plötzlich zu sprechen beginnen? Wenn ja, wie würde seine Stimme klingen? Würde er nur zu Magni sprechen, und was würde dieser hören? Konnte Magni zu dem Berg sprechen? Würde...

Magni riss verwundert die Augen auf, und sein Mund verzog sich zu einem sanften Lächeln. „Ich... ich kann hören...“ Er hob seine Hände an die Schläfen. „Die Stimmen sind in meinem Kopf. Es sind sehr viele.“ Er kicherte leise, und sein Gesicht drückte fassungslose Freude und Triumph aus. „Es ist nicht nur eine Stimme. Es sind... Dutzende, vielleicht Hunderte. Alle Stimmen der Erde!“

Anduin erschauderte, doch seine Lippen bildeten ein Lächeln. Magni hatte recht! Auch Anduin konnte die Erde nun hören. Es war so verwirrend, mit ihr zu sprechen.

„Kannst du mich verstehen?“, fragte Beigrum aufgeregt. „Was sagen sie denn?“

Plötzlich warf Magni den Kopf zurück und krümmte sich zusammen. Er schien zurücktaumeln zu wollen, doch seine Füße waren wie festgewachsen. Nein, nicht festgewachsen... Anduin erkannte, dass Magnis schwarze Stiefel beinahe durchsichtig wurden, als wären sie aus Glas gefertigt... oder Kristall... oder Diamant...

Eins mit dem Berg werden...

Nein, oh nein, das durfte nicht sein...

Dann zuckten Magnis Beine, und eine Ausbuchtung aus transparentem Stein bildete sich darüber. Wie ein lebendiger Brei bewegte die Masse sich an seinen Beinen empor und dann an seinem Leib. Mit einem ächzenden Knirschen bildete sie hier und dort Spitzen und lange Kristall Speere aus, als sei Magni Bronzebart selbst ein Kristall, der Ableger schuf. Magni öffnete den Mund zu einem langen, durchdringenden Schrei, hob die Arme hoch über seinen Kopf und ballte die Fäuste. Diamantener Schlamm umgab die Fäuste, schoss hervor, umschloss den Körper des Königs.

Magni schrie noch immer voller Furcht. Der klare flüssige Stein drang in seinen Mund ein, ließ ihn mitten im Schrei verstummen und härtete so schnell aus, dass der Zwergenkönig keine Zeit mehr hatte, die Augen zu schließen.

Alle starrten mit offenem Mund auf Magni. Als das markerschütternde Geräusch von den diamantenen Wänden der Höhle widerhallte wie kein Schmerzens- oder Schreckensschrei je zuvor, fiel die Erstarrung von ihnen ab.

Rohan begann, heilende Zauber zu wirken. Magellas und Beigrum stürmten vor, zerrten mit aller Kraft an Magnis Armen und versuchten erfolglos, ihn fortzuzerren. Alles war viel zu rasch geschehen. Es war zu spät. Das Echo des Schreis verklang. Magni schien in Stein verwandelt worden und darin eingeschlossen zu sein. Sein Kopf war zurückgeworfen, die Arme ausgestreckt, die Sehnen an seinem Nacken standen hervor, und die Hände waren fest ineinander verschränkt. Bizarre scharfkantige Kristalle glitzerten auf ihm.

Anduin unterbrach die entsetzliche Stille. „Ist er... Könnt Ihr...“

Rohan trat nahe an Magni heran, legte eine Hand auf den Arm des Königs und schloss die Augen. Eine einzelne Träne trat unter seinen geschlossenen Lidern hervor, als er schließlich schweigend den Kopf schüttelte.

Anduin starrte ihn an. Unglaube durchfuhr ihn, derselbe Unglaube, der ihn erfasst hatte, nachdem das Land gebebt und Aerin unter dem tonnenschweren Gewicht des Gesteins zerschmettert worden war. Unmöglich... Das war unmöglich!

Er wandte seinen Blick Magellas zu, der ebenso bestürzt dreinschaute wie er.

„Ich war sicher“, murmelte Magellas, „dass es nicht wörtlich gemeint war... Wir haben jede einzelne Quelle überprüft...“

„Ihr meint, es hat funktioniert! Das Ritual sollte so ablaufen?“, schrie Anduin. Seine Stimme brach vor Schreck und aufgrund des Schocks.

„Nicht wörtlich“, sagte Magellas und schien von Panik erfüllt. „Aber wir... wir h-haben es korrekt ausgeführt...“

Anduin konnte nicht anders und sprang vorwärts. Mit einem Schrei packte er den Zeremoniendolch, und bevor einer der Anwesenden etwas unternehmen konnte, hatte er die Gestalt des versteinerten Königs an der Schulter erwischt. Der Dolch zerbrach, eine Hälfte wirbelte davon. Der Aufprall erschütterte Anduins Hand, und er ließ den Rest des Dolchs fallen. Er fasste sich an die schmerzende Hand und blickte vor sich hin.

Nicht ein einziger Kratzer war zu sehen. Magni hatte sich in eines der härtesten Materialien auf der Welt verwandelt.

Anduin starrte auf den diamantenen Brocken, der einst ein lebendiger, gesunder Zwerg gewesen war. Einige Worte des Rituals fielen ihm wieder ein. „Denn sieh, wir sind die Irdenen, die dem Land entstammen... Wer wollte nicht heimkehren?...So werdet ihr werden, was ihr einst wart. Ihr sollt heimkehren, und ihr sollt eins mit den Bergen werden.“

Die Zwerge waren Abkömmlinge der Titanen. Magni war geworden, was sie einst gewesen waren, und hatte dafür mit seinem Leben bezahlt. „Er ist heimgekehrt“, flüsterte Anduin mit vor Kummer belegter Stimme. Tränen stiegen in seine Augen und ließen den Anblick Magni Bronzebarts verschwimmen. Als der Fackelschein von der Statue reflektiert wurde, sah Anduin nur das wunderschön gebrochene Licht, das vor seinen Augen tanzte.

Er blinzelte, schluckte, und Tränen rannen ihm über die Wangen. Der freundliche Zwerg hatte nur das Beste für sein Volk erreichen, mit der verwundeten Welt sprechen und ihr helfen, sie heilen wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, war er für seine Welt verloren gegangen.

Was würden die Zwerge nun tun?

16

Anduin erkannte nicht, wie viel Trost in dem steten Hämmern aus der Schmiede gelegen hatte, bis es schließlich verklang.

Er hatte nicht gedacht, dass Eisenschmiede eine belebte, geschäftige Stadt wie Sturmwind sein könnte, doch als das Hämmern plötzlich aufhörte und die Hallen nicht mehr von dem charakteristischen Zwergengelächter erfüllt waren, wurde ihm bewusst, dass in der Stadt eine ganz eigene Fröhlichkeit geherrscht hatte. Und nun, wo mehr Leute als je zuvor nach Eisenschmiede kamen, um Magni Bronzebart ihren Respekt zu erweisen, war das Leben düster und freudlos. In der Stunde der Katastrophe war die Frage der Nachfolge zu einem drängenden Problem geworden. Greifen wurden augenblicklich ausgeschickt, um Magnis Brüder Brann und Muradin zu suchen. Bislang hatten sie keinen Erfolg gehabt.

Anduin hatte nach Hause reisen wollen, doch sein Vater war zu ihm geeilt. Alle Anführer der Allianz waren entweder persönlich erschienen, um Magnis Andenken zu ehren, oder wurden von Abgesandten vertreten. Der junge Prinz hatte immer schon die Hohepriesterin Tyrande Wisperwind treffen wollen, die so lange die Nachtelfen angeführt hatte und gezwungen gewesen war, von ihrer großen Liebe, dem Erzdruiden Malfurion Sturmgrimm, getrennt zu leben. Auch war Anduin neugierig auf Scharfseher Nobundo, den Gebrochenen, der von den Elementen berührt worden war und seinem Volk den Schamanismus gebracht hatte. Velen, der Anführer der Draenei, hatte ihn nach Eisenschmiede geschickt, um den Grund zu ehren, aus dem Magni gestorben war: den Versuch, die Erde zu heilen, die Elemente zu verstehen. So kam es, dass Anduin neben Jaina und seinem Vater stand, einige Schritte entfernt von der Hohepriesterin der Nachtelfen und Malfurion – der Legende unter den Erzdruiden und dem ersten Schamanen, den die Allianz gekannt hatte. Unter anderen Umständen wäre er darüber erfreut gewesen, doch als sie mit ernsten Mienen auf die diamantene Gestalt blickten, die einst Magni Bronzebart gewesen war, wünschte er sich, dass er diese berühmten Personen nie hätte treffen müssen, hatte dieses Privileg doch einen solch hohen Preis gekostet.