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Es war dumm gewesen von Baine, sich der Stadt so offen zu nähern. Zwar hatte er dadurch neue Anhänger gewinnen können, doch zugleich konnte der Feind die Zeit nutzen, um sich auf die Belagerung vorzubereiten. Und Magatha hatte genau das getan.

Den Donnerfels zu erklettern war nicht unmöglich, aber schwierig, und das ganz besonders für Tauren. Erschwerend kam hinzu, dass die Verteidiger der Stadt sie bereits erwarteten. Die Aufzüge waren der Schlüsseclass="underline" Wenn sie verkabelt wurden, um sie auf Knopfdruck in die Luft fliegen zu lassen – eine Aufgabe, an der die Ingenieure der Grimmtotems höchstwahrscheinlich gerade arbeiteten –, blieb Baines Truppen nichts anderes übrig, als ihr Lager am Fuß des Felsens aufzuschlagen und die Stadt auszuhungern. Lief alles so ab, wie die Grimmtotems es wünschten, würde die Explosion einige von Baines Anhängern in den Tod reißen. Gegen die magischen Methoden der Infiltration wurden bereits Maßnahmen ergriffen, und die Portale waren geschlossen.

Es würde ein langes Warten werden. Die Tage der Vorbereitung, die Baine ihnen verschafft hatte, waren gut genutzt worden. Die Grimmtotems hatten eine große Menge Nahrungsmittel und andere Vorräte auf den Donnerfels geschafft, und Magatha hatte ihre Leute aus dem Dorf der Bluthufe herbeigerufen, um die Hauptstadt zu verteidigen. Je länger sie nachdachte, desto ruhiger wurde sie. Baine würde genauso geschlagen werden wie sein Vater, und ihre Herrschaft über die Tauren wäre gesichert.

Sie schlief in der Hütte, die vormals Cairne Bluthuf gehört hatte. Plötzlich wurden ihre angenehmen Träume von einem strahlend hellen Blitz unterbrochen. Der Donner ließ nicht lange auf sich warten und erschütterte die Erde. Regen fiel auf die Hütte, als Magatha von ihrem Lager aufsprang und schnaubte. Ein weiterer blendender Blitz zuckte über den Himmel. Als Schamanin und Taurenfrau waren Stürme nichts Fremdes für Magatha, doch dieser schien besonders wild zu sein. Sie schnupperte und lauschte, all ihre Sinne waren alarmiert. Vielleicht bildete sie sich das nur ein, doch sie war nicht deshalb so alt geworden, weil sie ihre Instinkte ignorierte. Rasch warf sie sich ihre Robe und einen Umhang gegen den sintflutartigen Regen über und lief ins Freie.

Magatha blinzelte, als die Regentropfen über ihr Gesicht liefen, und blickte nach oben. Der grauschwarze Himmel war mit Gewitterwolken verhangen, von denen die Sterne verdeckt wurden. Das war nichts Ungewöhnliches, hieß dieser Ort doch Donnerfels.

Beruhigt, dass es nichts anderes war als ein besonders schwerer Sturm, wollte sie schon ihre Kapuze über den Kopf streifen.

Doch dann sah sie es. Es kam aus der Deckung, die ihm die Gewitterwolken gewährt hatten. Ein violettes Flugschiff schwebte heran. Ihm folgte ein zweites und ein drittes... Sie stöhnte, als sie erkannte, was sich Donnerfels da näherte.

Zeppeline!“, schrie Magatha.

29

Kaum hatte Magatha die Worte ausgesprochen, wurden lange Taue von den Zeppelinen heruntergeworfen, und mehrere Tauren, Orcs und Trolle glitten rasch daran herunter. Die Überraschung war so gelungen, dass viele der Angreifer unbehelligt den Boden erreichen konnten, bevor die Grimmtotems mit Gewehren und Bogen auf sie feuerten.

Auf dem Boden angekommen, begann der Feind mit seinem Angriff. Drei der Angreifer gingen sofort auf Magatha los. Nun völlig wach, furchte sie die Stirn und griff in ihren Beutel, den sie stets an der Seite trug. Ihre Finger schlossen sich um eines ihrer Totems. Die Elemente antworteten sofort: Der Himmel wurde plötzlich von gezackten Blitzen erhellt, von denen mehrere wie Speere auf den Feind hinabstießen. Viele Angreifer fielen, doch in dem allgemeinen Durcheinander brachte sich ein weiterer Zeppelin in Position und lud seine gefährliche Fracht ab.

Magatha zischte und hob die Hände zum Himmel empor. Blitze krachten in einen der Zeppeline. Er fing augenblicklich Feuer. Der Brand breitete sich rasend schnell aus und verschlang das riesige Flugschiff binnen weniger Sekunden. Der Pilot schaffte es noch, den Zeppelin in einen der Flugtürme stürzen zu lassen.

Magatha fluchte. Die Wyverns waren in dem Turm gefangen und konnten nun nicht mehr eingesetzt werden. Der Goblinpilot hatte dafür gesorgt, dass sein zerstörtes Schiff doch noch einen Zweck erfüllte.

Doch sie hatte keine Zeit, lange über diesen Zwischenfall nachzudenken. Eine große Explosion erschütterte die Oberste Mesa von Donnerfeis. Der erste Zeppelin warf Bomben ab. Leichen und Körperteile flogen durch die Luft, beleuchtet vom schwachen rosafarbenen Licht des Tagesanbruchs. Rahauro packte die Matriarchin und zog sie in Sicherheit. Sie schlug wütend nach ihm und kehrte zum Ort des Kampfes zurück.

„Geht zu den Wyvern und greift aus der Luft an!“, schrie sie. „Wir haben einen der Zeppeline heruntergeholt, und jetzt holen wir uns den anderen!“

„Die... zwei anderen“, korrigierte Rahauro.

Eine große Sturmkrähe landete neben Baine. Ihre Gestalt verwandelte sich, und Hamuul sagte zu seinem Häuptling: „Wir haben einen der Zeppeline verloren. Ihre gesamte Aufmerksamkeit ist auf die Oberste Mesa konzentriert. Sturmlieds Gewitterwolke hat ihre Aufgabe bestens erfüllt.“

Baine nickte zufrieden. Die erste Welle war die schwerste gewesen. Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite und verbreiteten heillose Angst und großen Schrecken. Magatha und ihre besten Kämpfer hatten sich nun auf die Oberste Ebene begeben und kämpften gegen mehrere Dutzend Tauren, die sich von den Zeppelinen abgeseilt hatten. Sie sollten von den langsameren, aber schwieriger aufzuhaltenden Spezialeinheiten ablenken, die im Verborgenen zu den Anhöhen der Jäger, Ältesten und Geister vordrangen. Baine ließ die Grimmtotems ihre eigene Medizin schmecken: Ein Verteidiger nach dem anderen wurde ausgeschaltet. Doch statt Schamanen, Druiden und Jäger zu ermorden, wie es die Grimmtotems getan hatten, schnitten Baines Truppen lediglich die Seile der Brücken durch, die die kleineren Anhöhen mit der Hauptebene verbanden. Einige Pfeile, Kugeln und ein wenig Zauber würden den Abgrund zwischen den Anhöhen überwinden, doch würde das nicht viel ausrichten können.

Mehrere Söldnertrolle erkletterten schnell und geübt den Fels. Die Bomben, die von den Grimmtotems vorsorglich gelegt worden waren, um genau das zu vereiteln, wurden vorsichtig entschärft.

Die Aufzüge waren wie erwartet mit Sprengladungen gesichert. Sie unschädlich zu machen, war komplizierter und dauerte länger als die Entschärfung der Bomben. Doch das Ablenkungsmanöver an der Obersten Mesa hatte seinen Zweck erfüllt, und niemand hatte daran gedacht, die Aufzüge zu sprengen.

Bis jetzt.

Die Wyvern, die den Absturz des Zeppelins in den Flugturm überlebt hatten, wurden schnell für den Flug vorbereitet und zur Bekämpfung der Zeppeline eingesetzt. Grimmtotemjäger setzten sich auf die geflügelten, löwenähnlichen Kreaturen und konnten nun die Mannschaften und die Kämpfer an Deck unter Feuer nehmen. Selbst die Druiden, die sich in Sturmkrähen verwandelt hatten und sich jetzt in den Kampf stürzten, nahmen sie ins Visier. Doch die Grimmtotems erlebten einen stürmischen Empfang, da sie mit einem Hagel aus Gewehrkugeln und Pfeilen erwartet wurden. Magatha sah, wie ein Grimmtotemjäger von einer großen gehörnten Katze angesprungen wurde, die ihre Zähne tief in die Kehle des glücklosen Tauren schlug. Der Druide und der Jäger stürzten von dem Wyvern, doch der Druide verwandelte sich in eine Sturmkrähe und fing sich wenige Meter über der Mesa ab. Der Jäger krachte hart auf den Boden und rührte sich nicht mehr.

Überall lagen Leichen herum. Es war Zeit zum Rückzug. Einige Magier der Verlassenen lebten nahe einer Höhle, in der sich mehrere kleine Seen befanden, die als die Teiche der Visionen bekannt waren Sie würde ein Portal erschaffen, durch das sie sich in Sicherheit bringen konnte. Die Rampe, die zur nächsten Mesa hinabführte, war von den Zeppelinen bombardiert worden und brannte lichterloh. Magatha vollführte eine Geste, wandte sich um und sprang zur zweiten Mesa hinab. Rahauro und mehrere andere Grimmtotems folgten ihr, ihre Waffen in der Hand haltend. Überall tobten blutige Kämpfe. Ein Schatten fiel auf Magatha, und als sie hochblickte, sah sie einen der beiden Zeppeline.