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„Zu den Teichen der Visionen!“, schrie sie. „Und lasst die Bomben in den Aufzügen hochgehen. Danach kommt zu mir!“

„Sofort, Ältestengreisin, sagte Cor. Die Bomben waren seine Idee gewesen, und nun eilte er, um ihren Befehl auszuführen.

Magatha lief zu der Hütte, die zur Brücke führte. In nur wenigen Herzschlägen würde sie...

Schlitternd kam sie zum Stehen. Ihre Hufe rutschten über das abgetretene Holz. Gorm hob seine Hand gerade noch rechtzeitig, um die Matriarchin davor zu bewahren, in den Spalt zu stürzen, der vor ihr klaffte.

„Sie haben die Seile durchtrennt!“, rief er und zerrte Magatha in Sicherheit.

„Das kann ich sehen, Dummkopf!“ Sie wurde von einer Explosion unterbrochen. Magatha wandte sich zur Mesa um und sah dort Rauch aufsteigen, wo gerade noch einer der Aufzüge gewesen war. Sie lächelte. Nun war der nächste dran. Gespannt wartete sie auf das Geräusch der Explosion. Wenn der zweite Aufzug zerstört war, lag Donnerfels offiziell unter Belagerung, doch darauf hatten sie sich gut vorbereitet.

Die zweite Explosion blieb jedoch aus.

Der Aufzug erreichte die Spitze. Baine Bluthuf stürzte heraus, und zwar so schnell, dass Rahauro ihn nicht mehr abfangen konnte. Unmittelbar hinter Baine stürmten ein Bär, ein Grimmtotem und mehrere andere Krieger voran. Magatha griff nach ihrem Totem, doch noch bevor sich ihre Finger darum schließen konnten, war Baine bereits bei ihr. Er führte kein Schwert, sondern etwas, das wie ein Stab aussah, der viel zu klein für ihn zu sein schien.

Als der Stab ihre Seite traf, wurde ihr schlagartig die Luft aus den Lungen gepresst. Sie trug keine Rüstung, und der Schlag warf sie um. Schmerz durchfuhr sie, und noch bevor sie um Atem ringen konnte, war Baine Bluthuf über ihr und hielt diese sonderbare Waffe hoch. „Ergebt Euch!“, schrie er. „Ergebt Euch, Mörderin und Verräterin!“

Sie öffnete den Mund, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Sie konnte noch immer nicht einatmen, geschweige denn sprechen. Baines braune Augen verengten sich vor... Freude? Panik durchfuhr sie, als sie erkannte, dass sie ihm mit ihrem Schweigen die Erlaubnis gegeben hatte zuzuschlagen.

„Ich... ergebe mich!“, krächzte sie. Ihre Worte waren wegen der Kampfgeräusche kaum zu verstehen.

Baine senkte den Stab. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie er die Faust ballte. Dann wusste sie nichts mehr.

Baine blickte über die Grimmtotems, die sie gefangen genommen hatten. Viele waren verletzt, und er hatte befohlen, ihre Wunden zu versorgen. Weiße Verbände prangten nun auf schwarzem Fell. Die Zahl der Grimmtotems war durch die wilde Schlacht deutlich verringert worden, aber sie hatten in einem ehrlichen Kampf verloren. Es war der erfolglose Versuch gewesen, die Stadt zu halten, die sie durch Verrat und Hinterlist erobert hatten. Baine bedauerte sie nicht.

Die Frage war nun, was er mit den Überlebenden machen sollte. Vor allem mit ihrer Anführerin!

Magatha war unter den Verwundeten, doch ihr Stolz schien nicht gelitten zu haben. Aufrecht und gerade wie immer stand sie da, flankiert von zwei Behütern von Donnerfels, die nach einer Entschuldigung zu suchen schienen, um sie töten zu können. Etwas in Baine teilte dieses Verlangen. Am liebsten hätte er ihr den Kopf abgeschlagen und ihn zur Warnung am Fuß des Berges auf einen Spieß gesteckt. So wie man es mit dem Kopf des Drachen gemacht hatte... Ja, gestand er sich ein, das wäre ihm eine Genugtuung.

Doch sein Vater hätte so etwas nie getan, und Baine wusste das nur zu gut.

„Mein Vater hat Euch auf Donnerfels aufgenommen, Magatha“, sagte er. Bewusst sprach er sie nicht mit ihrem Titel an. „Er hat Euch gut behandelt, war gastfreundlich, und das sogar noch, als er bereits wusste, dass Ihr etwas gegen ihn im Schilde führt.“

Ihre Augen verengten sich, und die Nüstern bebten nervös, doch ihre Wut machte es ihr unmöglich, etwas zu erwidern. Außerdem war sie zu gerissen, als dass sie sich eine Blöße gegeben hätte.

„Ihr habt ihm diese Behandlung vergolten, indem Ihr Garrosh Höllschreis Waffe vergiftet und zugesehen habt, wie mein Vater unter Schmerzen einen unehrenhaften Tod gestorben ist. Die Ehre unseres Volkes verlangt, dass ein Leben mit einem Leben vergolten oder zumindest eine Herausforderung zum Mak’gora ausgesprochen wird. Diese Herausforderung würde Euch gelten, nicht Garrosh, der nur ein ahnungsloses Werkzeug bei Eurem niederträchtigen Spiel war.“

Magatha verspannte sich kaum merklich und wartete auf die Herausforderung. Baine lächelte bitter. „Ich glaube an die Ehre, und mein Vater ist für sie gestorben. Ein Anführer muss jedoch auch etwas anderes respektieren. Er muss auch Mitleid walten lassen und wissen, was das Beste für sein Volk ist.“

Er trat vor, bis er Auge in Auge, Huf an Huf vor ihr stand und sie es war, die zurücktreten musste und die Ohren senkte.

„Ihr liebt Eure Annehmlichkeiten, Magatha Grimmtotem. Ihr liebt die Macht. Ich werde Euch Euer Leben lassen, doch Ihr werdet nichts mehr davon haben.“ Er streckte die Hand aus. Einer der Behüter von Donnerfels legte einen kleinen Beutel hinein. Magatha riss entsetzt die Augen auf, als sie ihn erkannte.

„Ihr wisst, was das ist. Es ist Euer Totembeutel.“ Baine griff in den Beutel und holte eines der kleinen geschnitzten Totems heraus. Sie verkörperten die Verbindung, die zwischen Magatha und den Elementen bestand, die sie kontrollierte. Er hielt das Totem zwischen zwei kräftigen Fingern hoch und zerbröselte es. Sie versuchte, ihren Schrecken und die Angst angesichts dieser Tat zu verbergen, jedoch gelang ihr das nicht.

„Ich glaube keinen Moment daran, dass damit Eure Verbindung zu den Elementen völlig abreißt“, sagte Baine. Dennoch zerstörte er auch ein zweites, drittes und schließlich ein viertes Totem. „Aber ich weiß, dass es den Zorn der Elemente entfachen wird. Es wird Euch einige Zeit kosten, ihre Gunst wiederzuerlangen. Zugleich werdet Ihr vor ihren Augen gedemütigt. Ich glaube, Demut ist genau das, woran es Euch mangelt. Das ist jedoch noch nicht alles, was Euch erwartet.

Ihr werdet in das karge und unwirtliche Steinkrallengebirge verbannt. Dort könnt Ihr Euch eine neue Existenz aufbauen, so gut Euch das eben gelingt. Verletzt niemanden, und niemand wird Euch verletzen. Greift an, und Ihr seid der Feind, und dann werde ich niemanden bestrafen, der Euch etwas antut. Bei einem erneutem Verrat, Magatha, werde ich Euch höchstpersönlich aufsuchen, und selbst der Geist von Cairne Bluthuf, der mich zur Ruhe drängt, wird mich dann nicht davon abhalten können, Euch den Kopf abzuschlagen. Haben wir uns verstanden?“

Sie nickte.

Baine schnaubte unwillig, zog sich zurück und betrachtete die anderen. „Es sind einige unter euch, die mit dem Blutvergießen nicht einverstanden waren, so wie Sturmlied Grimmtotem. Jeder von euch, der mir, dem Volk der Tauren und der Horde Loyalität gelobt und sich öffentlich von dem Makel distanziert, der mit dem Namen Grimmtotem verbunden ist, wird begnadigt. Den anderen sei Folgendes gesagt: Geht mit eurer sogenannten Matriarchin in die Wildnis. Teilt ihr Schicksal und betet, dass ihr mein Gesicht niemals wiedersehen müsst.“

Er wartete. Einen Moment lang bewegte sich niemand. Dann jedoch trat eine junge Frau vor, die zwei kleine Kinder an den Händen hielt. Sie kniete vor Baine nieder und neigte den Kopf, und ihre Kinder taten es ihr gleich.

„Baine Bluthuf, ich war an dem Gemetzel in dieser Nacht nicht beteiligt. Aber ich gestehe, dass mein Mann dabei war. Ich möchte, dass meine Kinder hier aufwachsen, in der Sicherheit dieser friedlichen Stadt, wenn Ihr uns denn unter Euch dulden wollt.“

Ein schwarzer Bulle trat neben die Frau, legte eine Hand auf ihre Schulter und ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. „Für das Wohl meiner Gefährtin und Kinder übergebe ich mich Eurem Urteil. Ich bin Tarakor, und ich war es, der den Angriff geführt hat, bei dem Sturmlied desertiert ist. Ich habe niemals Gnade in meinem Leben erfahren, aber ich bitte für meine unschuldigen Kinder, wenn schon nicht für mich selbst.“