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»Danke, lieber nicht. Ich muss jetzt auf meine Gesundheit achten, schließlich bin ich kein Funktional mehr.«

Ich erhob mich und klopfte mir die Oberschenkel ab. »Soll ich dir eine Decke bringen?«, fragte ich. »Sonst erkältest du dich womöglich noch, und dann wäre Illan sauer.«

»Ich werde mich nicht erkälten.«

»Wie du meinst. Ich hau jetzt ab. Ich muss mit meinem Hund Gassi gehen.«

Ich marschierte über den Hof. Im Torbogen drehte ich mich noch einmal um. Kotja rauchte, den Blick hoch in den grauen Moskauer Himmel gerichtet. Wonach er ihn wohl absuchte? Nach der heißen Sonne von Byzanz? Was musste er zum Abschluss bringen? Worauf hatte er verzichtet, weil er lieber Funktional werden wollte?

Ich machte mich auf den Weg zu meinem Haus.

Die beiden Alkis standen vor dem Zaun und diskutierten aufgeregt miteinander. In die Flasche hatten sie inzwischen ziemlich tief reingeleuchtet. Als ich ihnen zuwinkte, verdrückten sie sich hastig.

Was sie wohl zu Ende bringen mussten? Was hatten sie angestellt, dass man sie so sicher und endgültig aus dem Leben geworfen hatte, sogar ohne die süße Pille des Funktionaldaseins?

Ich wusste es nicht und würde es nie in Erfahrung bringen.

Denn ich würde keine Wunder mehr vollbringen.

Ich würde die Welt nicht mehr ändern können.

Aber ich konnte auf meinem letzten Recht bestehen, dem einzigen, das ein Mensch hatte: Dem Recht, er selbst zu sein. Dem Recht, seinen eigenen Garten zu bestellen.

»Zu teuer sind mir Tod und Leid«, zitierte ich in Erinnerung an Erde-16, wo ich nie wieder hinkommen würde, denn jetzt hatte ich nur noch eine Erde. »... und seltne, bittre Glücksmomente, als dass ich für Vollkommenheit auf ewig Sklave werden könnte!«

Als ich meine Wohnung betrat, empfingen mich direkt hinter der Tür eine riesige Pfütze und ein kleinlauter, aber dennoch von der Richtigkeit seines Tuns überzeugter Cashew. Nun ja, jeder protestiert auf seine eigene Weise.

Ihn auszuschimpfen - das kam nicht in Frage.

Interna zum Buch

Deutsche Übersetzung von Christiane Pöhlmann

Die Verse in den Kapiteln 20 und 22 dichtete Erik Simon nach.

Das Zitat von Montaigne auf Seite 213 ist übersetzt von Hans Stilett, zitiert nach Michel de Montaigne: Essais. Frankfurt am Main: Eichborn 1998.

Verlagsgruppe Random House

Redaktion: Erik Simon

Lektorat: Sascha Mamczak

Deutsche Erstausgabe 08/08

Copyright © 2008 by S. W. Lukianenko

Copyright © 2008 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH

http://www.heyne.de

Umschlagillustration: Dirk Schulz

randomhouse.de