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Er wollte erst nicht recht, aber schließlich begleitete er mich. Nachdem wir die Wohnung betreten hatten, schloß ich die Tür und führte ihn an die offene Kiste. »Wenn Sie sich hier darüberbeugen, werden Sie verstehen, was ich meine. Wenn ich nur ...« Ich packte ihn mit einem Griff, daß ihm die Luft wegblieb, riß ihm Jacke und Hemd hoch, und mit meiner freien Hand übertrug ich aus der Zelle einen Parasiten auf seinen nackten Rücken; dann hielt ich den Mann fest, bis er sich beruhigt hatte. Ich half ihm, sich aufzurichten. Als er wieder zu Atem kam, fragte ich: »Was gibt es Neues aus Des Moines?«

»Was möchtest du wissen? Wie lange bist du schon draußen?« erkundigte er sich.

Gerade wollte ich ihm alles erklären, da unterbrach er mich: »Nehmen wir lieber unmittelbar Fühlung miteinander und verschwenden wir keine Zeit.« Ich schob mein Hemd hoch, der andere ebenfalls, und wir setzten uns Rücken an Rücken auf die noch verpackte Kiste, so daß unsere >Herren und Meisten sich berührten. Ich selbst dachte überhaupt nichts. Wie lange die Sitzung dauerte, davon hatte ich keine Ahnung. Ich sah einer Fliege zu, die surrend um ein staubiges Spinnennetz kreiste.

Unser nächstes Opfer war der Hausverwalter. Er war ein großer Schwede, mit dem wir nur zu zweit fertig werden konnten. Anschließend rief Herr Greenberg den Besitzer des Hauses an und bestand darauf, daß er persönlich kommen müsse, um sich einen Schaden anzusehen, den das Gebäude erlitten habe. Der Verwalter und ich waren indessen emsig beschäftigt, weitere Zellen zu öffnen und anzuwärmen.

Der Eigentümer der Mietskaserne bedeutete einen großen Gewinn für uns, und wir alle - er selbst natürlich eingeschlossen waren sehr befriedigt. Er gehörte dem Klub der Verfassungstreuen an, und wer zu dessen Mitgliedern zählte, war sicher im Nachschlagewerk für bedeutende Persönlichkeiten der Hochfinanz, Regierung und Industrie zu finden.

Die Mittagszeit rückte näher; wir hatten keine Zeit zu verlieren. Der Hausverwalter ging fort, um für mich Kleider und ein Köfferchen zu besorgen, und nebenbei schickte er noch den Fahrer des Hausbesitzers herauf, den wir ebenfalls in unsere Schar aufnahmen. Um zwölf Uhr dreißig verließen der Hausbesitzer und ich in seinem Stadtwagen die Wohnung. Mein Ränzel enthielt zwölf unserer Gebieter, die noch in ihren Zellen steckten, aber einsatzbereit waren.

Im Klub unterschrieb mein Begleiter sich als J. Hardwick Potter mit Gast. Wir trödelten im Waschraum herum, bis wir mit dem Wärter allein darin waren; darauf reihten wir auch ihn in unsere Gruppe ein und sandten ihn mit der Botschaft zum Direktor, daß einem Gast schlecht geworden sei.

Nachdem wir uns den Direktor gesichert hatten, holte er einen weißen Arbeitskittel für mich, und ich betätigte mich ebenfalls als Wärter. Nun besaß ich nur noch zehn von unseren Beherrschern, aber die angekommenen Kisten sollten in Kürze von der Mansarde abgeholt und im Klub angeliefert werden. Ehe der Andrang zur Mittagszeit vorüber war, brachten wir bei den Wärtern noch die restlichen neuen Gebieter unter. Danach gab es eine Ruhepause, weil der Nachschub noch nicht eingetroffen war. Ich brach vor Hunger beinahe zusammen, dann ließ das Empfinden etwas nach, aber ganz verging es nicht mehr; ich wandte mich deshalb an den Direktor, der mir in seinem Büro ein Essen servieren ließ. Als ich die Mahlzeit gerade beendet hatte, kamen die Kisten an.

Während der schläfrigen Zeit am Nachmittag sicherten wir uns das Lokal. Bis um vier Uhr waren alle - Mitglieder, Personal und Gäste - auf unserer Seite; von da an behandelten wir die neuen Fälle sofort im Vorraum, nachdem der Portier sie eingelassen hatte. Später rief der Direktor in Des Moines an und bat um eine weitere Sendung. An jenem Abend erzielten wir auch noch einen ganz großen Erfolg, indem wir den Staatssekretär des Finanzministeriums gewannen, worin wir einen eindeutigen Sieg erblickten, denn dieser Behörde war auch die Sicherheit des Präsidenten anvertraut.

8

Ganz am Rande bereitete es mir eine gewisse Genugtuung, einen hohen Beamten in einer Schlüsselstellung geschnappt zu haben, doch bald dachte ich nicht mehr daran.

Wir - ich meine die Menschen, die im Dienst jener Wesen standen dachten überhaupt kaum etwas; wir wußten, was wir zu tun hatten, doch immer nur für den betreffenden Augenblick - wie ein Pferd, das Hohe Schule reitet. Es bekommt seine Befehle, spricht darauf an und hält sich für das nächste Zeichen des Reiters bereit.

Dieses Bild ist ein guter Vergleich, aber er wird den Tatsachen bei weitem nicht ganz gerecht. Unsere Gebieter verfügten nicht nur über unser gesamtes Denkvermögen, sie konnten sich ebenso unser Gedächtnis und unsere Erfahrungen unmittelbar zunutze machen; wir bildeten auch das Sprachrohr zwischen ihnen; hin und wieder wußten wir, worüber sie sich unterhielten, manchmal dagegen nicht. Gesprochene Worte mußten über den Menschen ausgetauscht werden, der ihnen diente, aber wir, die Knechte, hatten keinen Anteil an wichtigeren, unmittelbar von Gebieter zu Gebieter geführten Beratungen. Während diese stattfanden, blieben wir still sit-

zen und warteten, bis unsere Reiter fertig waren, dann ordneten wir unsere Kleider wieder und führten Befehle aus.

Mit den Worten, die ich für meinen Auftraggeber sprach, hatte ich nicht mehr zu tun als ein Telefon. Ich übermittelte nur Nachrichten. Einige Tage nachdem ich in den Dienst dieser Wesen getreten war, gab ich dem Klubdirektor Weisungen, wie er Zellen befördern müsse, die jene Geschöpfe enthielten. Während ich dies tat, kam mir flüchtig zum Bewußtsein, daß drei weitere Raumschiffe gelandet waren, aber genau erfuhr ich nur eine einzige Stelle in New Orleans.

Doch dachte ich mir nichts dabei, sondern setzte meine Tätigkeit fort. Ich wurde zum >besonderen Pri-vatsekretär< Herrn Potters ernannt und verbrachte die Tage wie die Nächte in seinem Büro. Mein Verhältnis zu ihm dürfte in Wirklichkeit gerade umgekehrt gewesen sein; ich gab Potter häufig mündliche Befehle. Oder vielleicht begriff ich die Organisation der Parasiten damals so wenig wie heute.

Es war mir wie auch meinem Befehlsgeber klar, daß ich mich besser verborgen hielt. Da er alles wußte, was mir selbst bekannt war, war ihm auch nicht entgangen, daß der Alte über meine Lage im Bilde war und nicht ablassen würde, nach mir und meinem Drahtzieher zu suchen, um mich wieder einzufangen oder zu töten.

Nach einiger Zeit war die Stadt >sichergestellt<, und mein >Chef< begann mit mir auf die Straße zu gehen. Damit möchte ich nicht behaupten, daß nun jeder Einwohner einen Buckel trug - keineswegs! Menschen gab es in großer Zahl, beherrschende Dämonen aber noch immer verschwindend wenig; immerhin waren die Schlüsselstellungen in der Stadt im Besitz unserer Leute. Die Mehrzahl der Bewohner ging nach wie vor ihren gewohnten Geschäften nach. Die Maskerade störte sie nicht, sie merkten nicht einmal etwas davon.

Einer der Nachteile, mit dem unsere Befehlsgeber bei ihrer Arbeit rechnen mußten, war die Schwierigkeit, sich über weite Entfernungen miteinander zu verständigen. Der Meinungsaustausch beschränkte sich auf das, was die menschlichen Wirte in ihrer Sprache über die üblichen Nachrichtenmittel weitergeben konnten. Waren die Verbindungswege nicht durchgehend gesichert, blieb der Verkehr auf ähnliche verschlüsselte Botschaften begrenzt, wie ich eine abgesandt hatte, um die ersten Übertragungsstellen anzufordern. Sich auf diese Weise nur über Untergebene zu verständigen, entsprach den Wünschen unserer Herren nicht; sie schienen häufige Aussprachen zu brauchen, bei denen sich ihre Körper unmittelbar berühren mußten, damit sie ihre Handlungen aufeinander abstimmen konnten.

Zu einer solchen Konferenz wurde ich nach New Orleans geschickt. Wie gewöhnlich ging ich eines Morgens auf die Straße, begab mich zu der Startplattform in der Oberstadt und bestellte ein Taxi. Nachdem ich eine Weile gewartet hatte, wurde mein Fahrzeug zur Laderampe hochgehoben, und ich wollte gerade hineinschlüpfen, als ein alter Herr angetrabt kam und vor mir einstieg.