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»Oh, sage das nicht«, entgegnete ich. »Das ist der tollste Scherz, den ich je erlebt habe. All die Plage und für nichts und wieder nichts. Du selbst hast dir die Hände dabei beschmutzt, du hast Mary und mich unglücklich gemacht, und all das, ohne etwas zu erreichen.«

»So? Wie kommst du darauf?«

»Weil ich es weiß. Nicht den kleinsten Gewinn hast du herausgeschlagen, aus uns. Nichts hast du erfahren, was du nicht schon vorher wußtest.«

»Und ob!«

»Unsinn.«

»Es war ein größerer Erfolg, als du dir träumen läßt. Gewiß, aus dem Parasiten selbst haben wir nichts mehr herausgeholt, weil er zugrunde ging, aber dich haben wir ausgequetscht.«

»Mich?«

»Letzte Nacht. Wir haben dich gründlich bearbeitet. Du bekamst allerlei Mittelchen, wurdest von Psychologen in die Kur genommen und analysiert. Sie haben dein Gehirn untersucht. Wider Willen hatte dir der Parasit einiges verraten, und diese Tatsachen waren in deinem Unterbewußtsein so verwahrt, daß du sie nach deiner Befreiung in Hypnose ausgeplaudert hast.«

»Was sagte ich denn?«

»Wo die Parasiten hausen. Wir wissen nun, woher sie kommen, und können sie bekämpfen. Ihre Heimat ist Titan, der sechste Satellit des Saturn.«

Als er das sagte, fühlte ich, daß sich mir die Kehle zuschnürte, und ich wußte: es stimmte.

»Du hast dich wahrlich gegen das Ausfragen gewehrt; ich erinnere mich deutlich, daß wir dich niederhalten mußten, um dich davor zu bewahren, daß du um dich schlugst und dich noch schlimmer verletztest.«

Er legte sein lahmes Bein auf den Bettrand und zündete sich eine Zigarette an. Mir schwirrte der Kopf, und ich mußte erst einmal Ordnung in meine Gedanken bringen. Titan - das war weit draußen im Weltenraum. Mars war die größte Entfernung, die man bisher bewältigt hatte, wenn man von der Sea-graves-Expedition absah, die zu den Jupitermonden auszog und niemals wiederkehrte.

Wenn es einen Grund gab, die Reise zu wagen, so konnten wir dorthin gelangen. Wir würden ihre Brutstätte ausbrennen!

Schließlich erhob sich der Alte. Als er zur Tür hinkte, hielt ich ihn zurück. »Vater ...«

So hatte ich ihn seit Jahren nicht mehr genannt. Er wandte sich um, mit einem überraschten und wehrlosen Gesichtsausdruck. »Ja, mein Sohn?«

»Warum haben Mutter und du mich >Elihu< genannt?«

»Ach, es war der Name deines Großvaters mütterlicherseits.«

»So. Das ist meines Erachtens aber kein ausreichender Grund.«

»Vielleicht nicht.« Er wandte sich um, doch wiederum hatte ich eine Frage. »Vater, was für ein Mensch war meine Mutter eigentlich?«

»Deine Mutter? Ich weiß nicht recht, wie ich es dir erklären soll. Nun, sie war Mary ähnlich. Ja, mein Lieber, sogar sehr ähnlich.« Damit humpelte er hinaus, ohne mir noch einmal Gelegenheit zum Reden zu geben.

Ich wandte mein Gesicht zur Wand. Nach einer Weile wurde ich ruhiger.

12

Nachdem der Arzt mich entlassen hatte, machte ich mich auf, um Mary zu suchen.

Man sollte meinen, in Kansas wäre eine schlanke, rothaarige Frau so leicht zu finden wie ebene Erde. Aber Agenten, die auswärts Dienst tun, kommen und gehen, und der ständige Stab von Angestellten wird angehalten, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Im Personalbüro erhielt ich eine höfliche Abfuhr. Man verwies mich an das Hauptamt, das hieß: an den Alten. Das behagte mir nicht. Als ich es bei dem Mann versuchte, der den Eingang überwachte, wurde ich noch mißtrauischer behandelt. Allmählich kam ich mir in meiner eigenen Abteilung wie ein Spion vor.

Ich ging in das biologische Laboratorium, konnte den Leiter nicht finden und sprach mit dem Assistenten. Der wußte nichts von einem Mädchen, das mit dem Versuch zu tun gehabt hatte; der Mann ging wieder an seine Arbeit und wälzte Akten. So verließ ich ihn und wanderte in das Büro des Alten. Es schien mir keine andere Wahl zu bleiben.

An Fräulein Haines' Schreibtisch bemerkte ich ein neues Gesicht. Die alte Sekretärin sah ich niemals wieder, und ich erkundigte mich auch nicht, was aus

ihr geworden sei; ich wollte es nicht wissen. Die neue Kraft gab mein Kennwort weiter, und - o Wunder -der Alte befand sich in seinem Zimmer und war bereit, mich zu empfangen.

»Was wünschst du?« fragte er mürrisch.

»Ich dachte, du hattest vielleicht Arbeit für mich«, meinte ich, aber das war noch nicht alles, was ich von ihm wollte.

»Tatsächlich war ich gerade dabei, dich rufen zu lassen. Du hast lange genug gefaulenzt.« Er bellte etwas in sein Telefon am Schreibtisch, stand auf und sagte: »Komm!«

Plötzlich hatte ich meinen Seelenfrieden wiedergefunden. »In den Schönheitssalon?« erkundigte ich mich.

»Dein eigenes häßliches Gesicht genügt. Wir fahren nach Washington.« Trotzdem hielten wir uns ein wenig in der kosmetischen Abteilung auf, aber nur, um uns zum Ausgehen anzuziehen. Ich nahm ein Schießeisen mit und ließ meine Funkanlage überprüfen.

Die Wache am Tor verlangte, daß wir den Rücken entblößten, ehe wir uns nähern durften; erst dann gab sie uns den Weg frei.

Wir stiegen weiter nach oben und kamen in den tiefergelegenen Vierteln New Philadelphias heraus. »Ich nehme an, daß diese Stadt sauber ist«, wandte ich mich an den Alten.

»Wenn du das glaubst, ist dein Gehirn eingerostet«, antwortete er. »Halte die Augen offen!«

Zu weiteren Fragen hatte ich keine Gelegenheit. Die vielen bekleideten Menschen beunruhigten mich sehr; ich ertappte mich dabei, daß ich vor ihnen zurückwich und Ausschau nach höckerigen Schultern hielt. Als wir in unserem Wagen saßen und die Steuerung eingestellt hatten, sprach ich meine Gedanken aus. »Was stellen sich denn die Behörden eigentlich bei diesen Zuständen vor? Ich könnte schwören, daß ein Polizist, an dem wir vorbeikamen, einen Buckel hatte.«

»Möglich. Sogar ziemlich sicher.«

»Das ist ja himmelschreiend! Ich dachte, du hättest schon alles wie am Schnürchen laufen und bekämpfst den Feind an allen Fronten.«

»Was würdest du dafür vorschlagen?«

»Aber das liegt doch auf der Hand. Selbst wenn es im Freien eiskalt wäre, dürften wir nirgends mehr einen bedeckten Rücken sehen, bis wir nicht wissen, daß die Ungeheuer alle tot sind.«

»Ganz richtig.«

»Der Präsident ist doch sicher über die Lage im Bilde, oder?«

»Freilich.«

»Worauf wartet er noch? Er sollte den Kriegszustand verkünden und etwas unternehmen.«

Der Alte starrte auf die Landschaft hinunter. »Mein Sohn, bildest du dir etwa ein, daß der Präsident den Staat nur ganz allein regiert?«

»Natürlich nicht. Aber er ist der einzige Mann, der handeln kann.«

»Unser Präsident ist der Gefangene des Kongresses.«

»Willst du damit behaupten, der Kongreß habe nichts unternommen?«

»Seit wir den Anschlag auf den Präsidenten verhindert hatten, unterstütze ich ihn die ganze Zeit hindurch in seinem Bemühen, die Abgeordneten zu überzeugen. Bist du jemals in die Mühle eines Kongreßausschusses geraten, mein Sohn? Es wird Zeit, daß du lernst, wie es im politischen Leben tatsächlich zugeht. Der Kongreß hat sich schon bei augenfälligeren Gefahren geweigert, vorzugehen. Und er sieht nicht ein, daß jetzt eine solche besteht. Die Beweise sind dürftig und schwer zu glauben.«

»Und der Parasit, den der Staatssekretär des Finanzwesens trug? Dieser Vorfall muß doch Aufsehen erregt haben.«

»Meinst du? Dem Staatssekretär wurde unmittelbar im Ostflügel des Weißen Hauses sein Parasit vom Rücken gerissen, und wir töteten zwei seiner Wachen vom Geheimdienst. Und jetzt liegt der ehrenwerte Herr mit einem Nervenzusammenbruch im Walter-

Reed-Krankenhaus und kann sich an nichts mehr erinnern. Das Finanzministerium gab bekannt, daß ein Versuch, den Präsidenten meuchlings zu ermorden, vereitelt worden sei. Das stimmt, sagt aber nichts über die näheren Umstände des Anschlags aus.«