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Das Mädchen blieb am Leben, denn der Posten brannte ihr den Arm am Handgelenk ab, und ich nehme an, daß man ihr einen neuen ansetzte denn wir besaßen reichlich Nachschub an derlei Ersatzteilen. Als der Wachtposten die Tasche öffnete, lebte der Schmarotzer noch, aber nicht mehr lange.

Während ich mir diesen Vorfall auf dem Bildstreifen betrachtete, war die Wirkung des Mittels ganz verflogen, und ich sprach mit der Krankenschwester über das, was ich eben gesehen hatte. »Sie dürfen sich nicht aufregen«, erklärte sie. »Es schadet Ihnen nur. So, nun biegen Sie bitte die Finger der rechten Hand.«

Das tat ich, während sie dem Arzt half, eine Ersatzhaut aufzutragen. »Für grobe Arbeit nehmen Sie Handschuhe«, mahnte der Doktor mich. »Und kommen Sie nächste Woche wieder.« Ich dankte den beiden und wanderte ins Hauptbüro.

Zuerst suchte ich Mary, aber sie war im Schönheitssalon beschäftigt.

25

»Sind die Hände in Ordnung?« fragte der Alte.

»Es geht. Eine Woche lang muß ich eine Ersatzhaut tragen. Morgen wollen sie mir ein neues Ohr verpassen.«

Er blickte beunruhigt drein. »Wir haben nicht Zeit zu warten, bis dein überpflanztes Gewebe heilt; die Kosmetikabteilung wird dir ein falsches Ohr ansetzen müssen.«

»Das Ohr ist unwesentlich«, beschwichtigte ich ihn, »aber warum soll ich mir die Mühe machen, ein falsches anzubringen? Muß ich wieder eine Rolle spielen?«

»Nicht ganz. Aber du hast dir nun einen kurzen Überblick verschafft. Was hältst du von der Lage?«

»Es steht nicht gut«, gab ich zu. »Jeder bespitzelt jeden. Als wären wir in Rußland.«

»Hmmm ... weil wir gerade von Rußland reden ... Glaubst du, man könnte leichter nach Rußland oder in die rote Zone gelangen und das Gebiet ständig überwachen? Welche Aufgabe würdest du vorziehen?«

Ich beguckte ihn mißtrauisch. »Die Sache hat doch einen Haken. Seit wann kann sich bei dir einer seine Arbeit auswählen?«

»Ich frage dich um deine Meinung als Fachmann.«

»Hmmm ... Ich besitze nicht genügend Unterlagen. Haben die Schmarotzer Rußland befallen?«

»Das möchte ich eben herausbekommen.«

Plötzlich wurde mir klar, daß Mary recht gehabt hatte. Agenten sollten nicht heiraten. »In dieser Jahreszeit würde ich vorschlagen, das Land über Kanton zu betreten. Oder hast du an einen Fallschirmabsprung gedacht?«

»Weshalb glaubst du, daß ich dich dorthin schicken will?« fragte er. »In der roten Zone konnten wir leichter und schneller zum Ziel kommen. Wenn es außer auf unserem Kontinent noch irgendwo einen Anstek-kungsheld gibt, müßten es die Titanier in der roten Zone wissen. Wozu den halben Erdball umfliegen, um das zu erkunden?«

»Wie in drei Teufels Namen kann man jetzt in die rote Zone gelangen?« fragte ich. »Soll ich einen Plastikparasiten auf den Schultern tragen? Sobald ich das erste Mal zu einer unmittelbaren Fühlungnahme aufgefordert werde, erwischen sie mich.«

»Sei kein Miesmacher. Vier Agenten sind bereits dort.«

»Und kehrten sie zurück?«

»Nun, nicht ganz.«

»Bist du zur Einsicht gekommen, daß ich dein Spesenkonto lange genug belastet habe?«

»Ich glaube, daß die anderen falsche Methoden angewendet haben ...«

»Offensichtlich!«

»Der Trick besteht darin, den Feind zu überzeugen, daß du ein Abtrünniger bist. Was meinst du dazu?«

Der Gedanke war so überwältigend, daß ich nicht sogleich antwortete. Schließlich platzte ich heraus: »Warum nicht mit etwas Einfacherem anfangen? Könnte ich nicht eine Weile einen Kuppler in Panama darstellen? Oder zur Übung ein paar Leute mit dem Hackebeil erschlagen? Für diese Rolle muß ich erst in Stimmung kommen.«

»Nicht so hitzig«, meinte er. »Es mag nicht leicht auszuführen sein, aber vielleicht könntest du es schaffen. Du kennst ihre Lebensweise besser als jeder andere meiner Agenten. Abgesehen von dem kleinen Brandschaden an den Fingern dürftest du ausgeruht sein. Oder vielleicht sollten wir dich in der Nähe Moskaus absetzen, damit du dich an Ort und Stelle umsehen kannst. Überlege dir's. Wir haben noch etwa einen Tag Zeit, und du brauchst dir keine grauen Haare darüber wachsen zu lassen.«

»Danke. Vielen, vielen Dank!« Ich wechselte den Gesprächsstoff. »Was hast du mit Mary vor?«

»Warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Angelegenheiten?«

»Ich bin mit ihr verheiratet.«

»So.«

»Möchtest du mir nicht wenigstens Glück wünschen?«

»Es kommt mir ganz so vor, als hättest du so viel Glück genossen, wie ein einzelner Mensch verlangen kann«, sagte er langsam. »Meinen Segen hast du, wenn du Wert darauf legst.«

»Jedenfalls danke ich dir.« Ich bin etwas begriffsstutzig. Bis zu diesem Augenblick war es mir nicht eingefallen, daß der Alte seine Hand im Spiel gehabt haben könnte, damit Marys und mein Urlaub so günstig zusammenfielen. Ich sagte: »Schau, Vater ...«

Es war das zweite Mal innerhalb eines Monats, daß ich ihn so nannte, und das drängte ihn in die Abwehr.

»Du hast schon von Anfang an beschlossen, daß Mary und ich ein Paar werden sollten. Das war dein Plan.«

»Wie? Mach dich nicht lächerlich. Ich glaube an die Willensfreiheit, mein Sohn, und - an eine unbeeinflußte Wahl. Ihr beiden hattet ein Anrecht auf Urlaub; das übrige war reiner Zufall.«

»Hmm! In deiner Nähe geschieht nichts von ungefähr. Aber das hat weiter keine Bedeutung. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Was die Arbeit angeht, so gib mir ein wenig länger Zeit, um die Möglichkeiten abzuwägen. Inzwischen werde ich den Schönheitssalon wegen eines Gummiohrs aufsuchen.«

26

Wir beschlossen, nicht in die rote Zone einzudringen. Die Leute, die unser Tatsachenmaterial auswerteten, hatten erklärt, daß es unmöglich sei, einen Verräter zu spielen. Die Kernfrage war: Wie wurde ein Mensch zu einem solchen Handlanger? Warum vertrauten ihm die Schneckenwesen? Die Antwort ergab sich von selbst; ein Schmarotzer wußte die Gedanken seines Wirts. Erkannte ein Titanier, der die Seele eines Menschen beherrschte, daß sein Knecht von Natur aus ein käufliches Wesen war, dann taugte er eher zum Helfershelfer als zum Wirt. Aber zuerst mußte der Parasit sich vergewissern, ob der Betreffende minderwertig genug war. Das sagte uns die Vernunft; allerdings urteilten wir nach menschlicher Logik, aber sie galt bestimmt auch für Schneckenwesen, weil sie deren Verhalten entsprach. Selbst wenn ich in tiefer Hypnose einen Befehl dazu erhielt, war es für mich unmöglich, mich als Anwärter für einen Verräter auszugeben. So lautete der Bescheid unserer Psychologen, und ich sagte Amen dazu.

Es mag unsinnig erscheinen, daß Titanier einen Wirt >freigaben<, selbst wenn sie wußten, daß er zu den Menschen zählte, die zu allem zu haben waren. Aber an den Abtrünnigen hatten die Schneckenwesen

einen Vorrat an vertrauenswürdigem Geheimagenten. Vertrauenswürdig ist nicht das richtige Wort, aber für diese Form von Schurkerei gibt es keinen passenderen Ausdruck. Ohne Zweifel wurden Verräter in die grüne Zone eingeschleust, aber man konnte einen solchen nur schwer von einem Hohlkopf unterscheiden; deshalb waren die Leute schwer zu fangen.