Выбрать главу

»Kommen Sie heraus!« drängte er und schob sich an mir vorbei in die Kammer, wo er seine Aufforderung dem Alten gegenüber wiederholte.

Der blickte, aufs äußerste erbittert, hoch. »Halten Sie den Mund und belästigen Sie mich nicht«, fuhr er den Mann an.

Der Jüngling ließ sich nicht abweisen. »Kommen Sie sofort! Der Kommandant läßt sagen, Sie müßten auf der Stelle das Schiff verlassen. Wir ziehen uns zurück. Der Kommandant erklärt, daß er jede Sekunde gezwungen sein könnte, Befehl zum Bombenabwurf zu geben. Wenn wir dann noch hier drinnen sind, kracht es. So liegt der Fall.«

»Also schön«, meinte der Alte ergeben, »richten Sie Ihrem Kommandeur aus, er solle so lange warten, bis wir draußen sind. Ich habe etwas entdeckt, das für uns lebenswichtig ist. Mein Sohn, hilf mir Mary hinausschaffen.«

Der junge Mann krabbelte davon. Ich hob Mary auf und trug sie bis zu der Stelle, wo sich die Kammer zu einem Schlauch verengte. Sie schien nicht ganz bei Bewußtsein.

»Wir werden sie schleppen müssen«, sagte der Alte. »Vielleicht erwacht sie nicht sobald aus ihrem Zustand. Komm, ich lade sie dir auf den Rücken, dann kannst du mit ihr kriechen.«

Ich beachtete ihn nicht, sondern schüttelte sie. »Mary!« schrie ich. »Mary, kannst du mich hören?«

Sie öffnete die Augen. »Ja, Sam ...«, und schloß die Lider von neuem.

Ich rüttelte sie nochmals. »Mary!«

»Ja, Liebling, was gibt's? Ich bin so müde.«

»Höre, Mary, du mußt hier hinauskriechen. Wenn du es nicht tust, werden die Mollusken uns erwischen. Begreifst du das?«

»Schon gut, Liebling.« Ihre Augen blieben offen, hatten aber einen leeren Ausdruck. Ich schob sie vor mir in den schmalen Gang und folgte nach. Durch den Raum mit den Parasiten trug ich sie wieder und ebenso durch die Kammer, von der aus vermutlich das Schiff gelenkt wurde.

Sobald wir an die Stelle kamen, wo die Röhre teilweise von dem toten Kobold versperrt war, rührte sich Mary nicht mehr vom Fleck; ich zwängte mich an ihr vorbei und stopfte das Kerlchen in den Gang, der abzweigte. Diesmal zweifelte ich nicht mehr, daß der Parasit tot war.

Nach einem endlosen Kampf mit ihren bleiernen Gliedern, der mir wie ein Alptraum erschien, erreichten wir den Ausgang. Dort wartete der junge Offizier und half uns, Mary herauszuheben; der Alte und ich stemmten sie hoch und schoben sie hinaus. Ich stutzte dem Alten beim Hinausklettern das Bein, sprang dann selbst durch die Öffnung und nahm Mary dem Jüngling ab. Es war bereits stockfinstere Nacht.

Wir gingen an dem zerstörten Haus vorbei, mieden das Dickicht und näherten uns der Straße. Unser Fahrzeug stand nicht mehr dort. Eiligst wurden wir in eine >Schlammschildkröte< verladen keine Sekunde zu früh, denn der Kampf brauste schon über uns hinweg. Der Tankkommandant schloß die Luken, und der Koloß walzte sich schwerfällig ins Wasser. Fünfzehn Minuten später waren wir im Bauch der Fulton.

Und eine Stunde später schifften wir uns im Stützpunkt Mobile aus. Der Alte und ich hatten uns in der Offiziersmesse der Robert Fulton mit Kaffee und belegten Brötchen gestärkt. Um Mary hatten sich einige Mitglieder des weiblichen Reservekorps der Kriegsmarine bemüht. Als wir ausstiegen, gesellte sie sich zu uns und schien wieder ganz die alte zu sein. Ich fragte: »Mary, fühlst du dich wohl?«

Sie lächelte. »Natürlich, warum denn nicht?«

Ein Kommandoschiff mit Geleit brachte uns fort. Ich hatte angenommen, daß wir unterwegs zum Büro unserer Abteilung seien oder nach Washington führen. Doch vom Schiff aus brachte uns ein Pilot in einen Hangar, der in einen Berghang eingebaut war. Mit rasender Geschwindigkeit zogen wir über den Himmel und landeten unvermittelt in einer Höhle. »Wo sind wir?« erkundigte ich mich.

Der Alte antwortete nicht, sondern stieg aus. Mary und ich folgten. Der Hangar war klein, er enthielt nur einen Standplatz für ein Dutzend Flugzeuge, eine Auffangplattform und ein einziges Startgerüst. Wachtposten brachten uns zu einer Tür, die im Hintergrund in den Felsen eingesprengt war. Wir traten ein und befanden uns in einem Vorraum. Ein Lautsprecher befahl uns, die Kleider abzulegen.

Wir drangen noch tiefer in den Berg ein und begegneten einem jungen Mann, dessen Bekleidung nur aus einem Armband bestand, das drei Winkel und gekreuzte Retorten als Abzeichen trug. Er übergab uns einem Mädchen, das noch weniger anhatte, weil es nur zwei Winkel besaß.

»Wir haben Ihre Nachricht erhalten«, meinte sie. »Dr. Steelton erwartet Sie bereits.«

»Ich danke Ihnen«, entgegnete der Alte.

»Mein Sohn, du mußt hier zurückbleiben.« Damit wandte er sich an mich.

»Warum?« fragte ich.

»Weil du den ersten Versuch beinahe verpatzt hast«, erklärte er kurz. »Und nun sei still.«

Der weibliche Hauptmann sagte: »Die Offiziersmesse befindet sich unten im ersten Gang rechts. Sie können dort warten.«

So ging ich hinunter. Dabei kam ich an einer Tür vorbei, die mit einem künstlerisch verzierten roten Totenkopf mit gekreuzten Knochen versehen war. Darunter stand die Inschrift: »Warnung! Hinter dieser Tür sind lebende Parasiten; Zutritt nur mit besonderer Erlaubnis. Verhalten nach Vorschrift >A<.« Ich machte einen großen Bogen darum.

In der Offiziersmesse saßen drei bis vier Männer und zwei Frauen. Ich entdeckte einen freien Stuhl, nahm Platz und fragte mich, welchen Rang man bekleiden müsse, um hier etwas zu trinken zu bekommen. Nach einiger Zeit gesellte sich ein großer, anscheinend gesprächiger Mann zu mir, der die Abzeichen eines Obersten an einer Halskette trug.

»Eben erst angekommen?« erkundigte er sich.

Ich bejahte es. »Ziviler Fachmann?« fuhr er fort.

»Fachmann? Nicht daß ich wüßte«, entgegnete ich. »Nur Agent im Außendienst.«

»Sie heißen? Ich bedaure, daß ich so >amtlich< fragen muß, aber ich bin hier für die Sicherheit verantwortlich«, entschuldigte er sich. »Mein Name ist Kelly.«

Ich sagte ihm den meinen. Er nickte. »Ich habe Sie hereinkommen sehen. Nun, Herr Nivens, wie wäre es mit einem Gläschen?«

Ich stand auf. »Wen muß ich umbringen, damit man mir etwas einschenkt?«

»Meines Erachtens braucht diese Höhle hier einen Sicherheitsoffizier ungefähr ebenso dringend wie ein Pferd Rollschuhe«, plauderte Kelly später weiter. »Wir sollten unsere Ergebnisse so schnell veröffentlichen, wie wir sie bekommen.«

Bald darauf erzählte er mir von der Arbeit, die im Laboratorium geleistet wurde. »Wir kennen diese üblen Geschöpfe jetzt besser als der Teufel selbst, aber noch wissen wir nicht, wie wir sie töten könnten, ohne auch ihre Wirte zu vernichten. Das ist eine ungelöste Frage.«

Gerade als ich antworten wollte, sah ich den Alten in der Tür stehen. Ich beurlaubte mich von meinem Tischnachbarn und eilte auf ihn zu. »Wo steckt Mary?«

»Du kannst sie jetzt nicht sehen, sie muß sich erholen.«

»Ist ihr etwas zugestoßen?«

»Ich habe dir versprochen, daß ihr nichts zuleide geschieht. Steelton ist auf seinem Fachgebiet der beste Mann. Aber wir mußten sehr tief schürfen und stießen auf großen Widerstand. Das ist für den Behandelten immer peinlich.«

Ich dachte über seine Worte nach. »Hast du erreicht, was du suchtest?«

»Ja und nein. Wir sind noch nicht fertig.«

»Was bezweckst du?«

Wir waren indessen einen der endlosen Gänge dieses Baus entlanggewandert. Nun betrat er ein kleines Zimmer, und wir setzten uns.

Der Alte berührte das Hörgerät auf dem Schreibtisch und sagte: »Privatgespräch.«