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Der Mann war ja überall dabei, dachte Dana.

Sie wechselte das Band. Taylor Winthrop und der französische Staatspräsident, die sich vor dem Elyseepalast die Hand schütteln. »Soeben besiegelte Taylor Winthrop ein Handelsabkommen mit Frankreich, das ein Meilenstein .«

Ein weiteres Band. Taylor Winthrops Frau Madeline stand mit einer Gruppe von Jungen und Mädchen vor einem umzäunten Grundstück. »Madeline Winthrop weihte heute ein neues Fürsorgeheim für missbrauchte Kinder ein -«

Auf einem anderen Band waren die Kinder der Winthrops zu sehen, die auf dem Gelände ihrer Farm in Manchester in Vermont spielten.

Dana legte das nächste Band ein. Taylor Winthrop im Weißen Haus. Im Hintergrund standen seine Frau, die beiden gut aussehenden Söhne Paul und Gary und seine nicht minder schöne Tochter Julie. Der Präsident verlieh Taylor Winthrop gerade die Freiheitsmedaille. ». und für die hervorragenden Leistungen und all die selbstlosen Dienste, die er für sein Land erbracht hat, freue ich mich, Taylor Winthrop den höchsten zivilen Orden zu verleihen, den wir zu vergeben haben - die Freiheitsmedaille.«

Danach kam eine Aufnahme von Julie beim Skilaufen ...

Dann von Gary, der soeben eine Stiftung zur Förderung junger Künstler ins Leben gerufen hatte .

Dann wieder eine Szene aus dem Oval Office. Die Presse war vollzählig vertreten. Ein grauhaariger Taylor Winthrop und seine Frau standen neben dem Präsidenten. »Ich habe Taylor Winthrop soeben zu unserem neuen Botschafter in Russland ernannt. Sie alle wissen um die zahllosen Dienste, die Mr. Winthrop unserem Land bereits erwiesen hat. Umso mehr freue ich mich, dass er diesen Posten angenommen hat, statt seine Tage auf dem Golfplatz zu verbringen.« Die Pressevertreter lachten.

»Sie haben mich noch nicht beim Golfen gesehen, Mr. President«, frotzelte Taylor Winthrop.

Wieder Gelächter .

Danach kamen die Unglücksfälle.

Dana schob ein neues Band ein. Es war vor einem ausgebrannten Haus in Aspen in Colorado aufgenommen worden. Eine Nachrichtenreporterin deutete auf das ausgeglühte Gemäuer. »Der Polizeichef von Aspen hat bestätigt, dass sowohl Botschafter Winthrop als auch seine Frau Madeline bei dem schrecklichen Brand ums Leben kamen. Die Feuerwehr wurde heute in den frühen Morgenstunden alarmiert und traf innerhalb von fünfzehn Minuten am Brandort ein, doch jede Rettung kam zu spät. Nach Auskunft von Polizeichef Nagel wurde das Feuer durch einen elektrischen Defekt verursacht. Der Botschafter und Mrs. Winthrop waren weltweit bekannt für ihren karitativen Einsatz und die Dienste, die sie unserer Regierung geleistet haben.«

Dana legte ein weiteres Band ein. Eine Küstenstraße an der Französischen Riviera. Ein Reporter sagte: »Dies ist die Kurve, in der Paul Winthrops Wagen von der Straße abkam und einen Hang hinabstürzte. Nach Auskunft des Leichenbeschauers wurde er bei dem Aufprall auf der Stelle getötet. Er saß allein in dem Fahrzeug. Die Polizei versucht derzeit die Ursache des Unfalls zu ermitteln. Dieser Unglücksfall mutet wie eine grausame Ironie des Schicksals an, denn erst vor zwei Monaten sind Paul Winthrops Eltern beim Brand ihres Hauses in Aspen, Colorado, ums Leben gekommen.«

Dana griff zum nächsten Band. Eine Skipiste bei Juneau in Alaska. Dazu ein dick eingemummter Reporter: ». und das ist die Stelle, an der sich gestern Abend der tragische Skiunfall ereignete. Die Behörden wissen noch nicht, weshalb Julie Winthrop, eine erfahrene Skiläuferin, abends allein auf dieser Piste unterwegs war, zumal sie gesperrt war, doch die Ermittlungen dauern an. Erst vor sechs Wochen, im September, kam Julies Bruder Paul bei einem Verkehrsunfall ums Leben, und im Juli dieses Jahres starben ihre Eltern, Botschafter Taylor Winthrop und seine Frau, bei einem Brand. Der Präsident hat sein tiefstes Mitgefühl bekundet.«

Das nächste Band. Gary Winthrops Haus im Nordwesten von Washington, D.C. Rund um die Stadtvilla wimmelte es von Reportern. Vor dem Haus stand ein Nachrichtensprecher und sagte: »Vermutlich durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wurde Gary Winthrop, das letzte überlebende Mitglied der allseits beliebten Familie Winthrop, von Einbrechern erschossen. In den frühen Morgenstunden bemerkte ein Wachmann, dass die Alarmanlage abgestellt war, worauf er das Haus betrat und Mr. Winthrops Leiche fand. Er war von zwei Schüssen getroffen worden. Offenbar hatten es die Diebe auf die wertvollen Bilder im Haus abgesehen und wurden dabei gestört. Gary Winthrop ist das fünfte und letzte Mitglied der Familie, das gewaltsam ums Leben kam.«

Dana schaltete den Fernseher aus und saß eine ganze Zeit lang da. Wer könnte eine so wunderbare Familie auslöschen wollen? Wer? Und warum?

Dana verabredete sich mit Perry Leff im Hart Senate Office Building. Leff war Anfang fünfzig, ein ernster und engagierter Mann.

Er erhob sich, als Dana in sein Büro geführt wurde. »Womit kann ich Ihnen dienen, Miss Evans?«

»Soweit ich weiß, haben Sie eng mit Taylor Winthrop zusammengearbeitet, Senator.«

»Ja. Wir waren im Auftrag des Präsidenten gemeinsam in mehreren Ausschüssen tätig.«

»Ich kenne zwar den Eindruck, den er in der Öffentlichkeit hinterlassen hat, Senator Leff, aber wie war er als Mensch?« Senator Leff musterte Dana einen Moment lang. »Das will ich Ihnen gern sagen. Taylor Winthrop war einer der feinsten Männer, die ich jemals kennen gelernt habe. Am bemerkenswertesten fand ich die Art, wie er zu anderen Menschen stand. Ihm war wirklich etwas an ihnen gelegen. Er wollte, dass diese Welt lebenswerter wird. Ich werde ihn immer vermissen, und was ihm und seiner Familie zugestoßen ist, ist so schrecklich, dass ich gar nicht daran denken darf.«

Dana sprach mit Nancy Patchin, einer von Taylor Winthrops Sekretärinnen, einer Frau um die sechzig mit runzligem Gesicht und traurigen Augen.

»Waren Sie lange für Mr. Winthrop tätig?«

»Fünfzehn Jahre.«

»Ich kann mir vorstellen, dass Sie Mr. Winthrop in diesem Zeitraum ziemlich gut kennen gelernt haben.«

»Ja, natürlich.«

»Ich versuche mir ein Bild davon zu machen, was für ein Mensch er war«, sagte Dana. »War er -?«

»Ich kann Ihnen ganz genau sagen, was für ein Mensch er war«, unterbrach sie Nancy Patchin. »Als man feststellte, dass mein Sohn Lou an der Gehrigschen Krankheit litt, brachte ihn Taylor Winthrop zu seinen Ärzten und übernahm sämtliche Behandlungskosten. Als mein Sohn trotzdem starb, kam Mr. Winthrop für die Bestattungskosten auf und schickte mich zur Erholung nach Europa.« Tränen traten ihr in die Augen. »Er war der wunderbarste und großzügigste Mann, den ich je kennen gelernt habe.«

Danach verabredete sich Dana mit General Victor Booster, dem Direktor der FRA, der Federal Research Agency, die einstmals Taylor Winthrop geleitet hatte. Zunächst hatte Booster Dana nicht empfangen wollen, doch als er erfuhr, worüber sie mit ihm reden wollte, erklärte er sich zu einem Gespräch bereit.

Am späten Vormittag fuhr Dana zur Federal Research Agency in der Nähe von Fort Mead in Maryland. Die Zentrale der Behörde befand sich auf einem streng bewachten, rund dreißig Hektar großen Grundstück. Der dichte Baumbestand rundum verhinderte jeden Blick auf den Wald aus Antennen und Satellitenschüsseln.

Dana fuhr vor den zweieinhalb Meter hohen, von Nato-draht gekrönten Maschendrahtzaun. Sie nannte dem bewaffneten Posten an der Pforte ihren Namen und zeigte ihm ihren Führerschein, worauf sie eingelassen wurde. Eine Minute später näherte sie sich einem geschlossenen Tor, über dem eine Überwachungskamera angebracht war. Wieder nannte sie ihren Namen, worauf das Tor automatisch aufging. Auf dem Fahrweg gelangte sie zu dem riesigen weißen Verwaltungsgebäude.