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Er drehte sich um. »Hi, Dana.«

Er hatte einen sonderbaren Gesichtsausdruck. Dana blickte ihn besorgt an. »Ist alles in Ordnung?«

»Das lässt sich nicht so eindeutig beantworten«, sagte er bedrückt. »Ja und nein.«

»Setz dich doch«, sagte Dana. Sie nahm auf einem Sessel ihm gegenüber Platz. »Was ist los?«

Er atmete tief durch. »Rachel hat Brustkrebs.«

Dana war einen Moment lang wie vor den Kopf geschlagen.

»Ich - das tut mir ja so Leid. Wird sie wieder gesund?«

»Sie hat heute Morgen angerufen. Sie weiß noch nicht, wie ernst es ist. Aber sie ist außer sich vor Angst. Sie möchte, dass ich nach Florida komme und ihr beistehe, wenn sie den Befund erfährt. Ich wollte erst mit dir darüber reden.«

Dana ging zu Jeff und schloss ihn in die Arme. »Natürlich musst du hin.« Dana dachte an das Mittagessen mit Rachel, daran, wie wunderbar sie ihr vorgekommen war.

»Ich bin in ein, zwei Tagen wieder zurück.«

Jeff war in Matt Bakers Büro.

»Ich muss ein paar Tage weg, Matt. Es handelt sich um einen Notfall.«

»Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Jeff?«

»Ja. Es geht um Rachel.«

»Ihre Exfrau?«

Jeff nickte. »Sie hat gerade erfahren, dass sie Krebs hat.«

»Tut mir Leid.« »Jedenfalls braucht sie ein bisschen moralische Unterstützung. Ich will heute Nachmittag nach Florida fliegen.«

»Dann mal los. Maury Falstein wird für Sie einspringen. Sagen Sie mir Bescheid, wie es steht.«

»Wird gemacht. Danke, Matt.«

Zwei Stunden später saß Jeff in einer Maschine nach Miami.

Dana überlegte fieberhaft, was sie mit Kemal machen sollte. Ich kann nicht nach Aspen fahren, ohne dass ich jemanden an der Hand habe, auf den ich mich verlassen kann, dachte sie. Aber wer soll das schaffen - die Wohnung sauber halten, die Wäsche waschen und sich nebenbei um den trotzigsten kleinen Jungen auf der ganzen Welt kümmern?

Sie rief Pamela Hudson an. »Tut mir Leid, dass ich Sie behellige, aber ich muss eine Weile weg und brauchte jemanden, der bei Kemal bleibt. Kennen Sie zufällig eine gute Haushälterin, die überdies eine Engelsgeduld hat?«

Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Zufällig wüsste ich da jemanden. Sie heißt Mary Rowane Daley und stand vor etlichen Jahren in unseren Diensten. Sie ist ein Schatz. Mal sehen, ob ich sie erreichen kann. Ich sage ihr, dass sie sich bei Ihnen melden soll.«

»Danke«, sagte Dana.

»Dana«, sagte Olivia eine Stunde später, »eine Mary Daley ist am Apparat und möchte Sie sprechen.«

Dana nahm den Hörer ab. »Mrs. Daley?«

»Ja. Höchstpersönlich.« Sie sprach mit breitem irischem Zungenschlag. »Mrs. Hudson hat gesagt, Sie brauchten jemand, der für Ihren Sohn sorgt.«

»So ist es«, sagte Dana. »Ich muss ein, zwei Tage wegfahren. Könnten Sie vielleicht morgen früh - sagen wir um sieben Uhr - vorbeikommen, damit wir alles besprechen können?«

»Selbstverständlich. Zufällig bin ich nämlich momentan frei.«

Dana nannte Mrs. Daley ihre Adresse.

»Ich komme vorbei, Miss Evans.«

Am nächsten Morgen um Punkt sieben Uhr stand Mary Daley vor der Tür. Sie war allem Anschein nach um die fünfzig, rundlich und untersetzt, wirkte munter und fröhlich und strahlte über das ganze Gesicht. Sie gab Dana die Hand.

»Freut mich sehr, Sie mal kennen zu lernen, Miss Evans. Ich schau mir immer Ihre Sendungen an, wenn ich dazu komme.«

»Vielen Dank.«

»Und wo ist der junge Herr des Hauses?«

»Kemal«, rief Dana lauthals.

Kurz darauf kam Kemal aus seinem Zimmer. Er musterte Mrs. Daley mit einer Miene, als wollte er sagen, ätzend.

Mrs. Daley lächelte ihn an. »Kemal, nicht wahr? Ich hab noch nie jemand mit Namen Kemal kennen gelernt. Du siehst aus, als ob du’s faustdick hinter den Ohren hast.« Sie ging zu ihm. »Du musst mir unbedingt verraten, was deine Leibspeisen sind. Ich bin nämlich eine prima Köchin. Wir wollen uns doch eine schöne Zeit machen, Kemal.«

Hoffentlich, dachte Dana beschwörend. »Mrs. Daley, können Sie bei Kemal bleiben, solange ich weg bin?«

»Selbstverständlich, Miss Evans.«

»Wunderbar«, antwortete Dana dankbar. »Leider haben wir nicht allzu viel Platz. Was die Schlafgelegenheiten angeht -«

Mrs. Daley strahlte sie mit breitem Lächeln an. »Nur keine Sorge. Die Klappcouch da tut’s für mich vollkommen.«

Dana atmete erleichtert auf. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Ich muss Kemal zur Schule bringen. Kommen Sie doch einfach mit. Sie können ihn dann um Viertel vor zwei wieder abholen.«

»Soll mir recht sein.«

Kemal wandte sich an Dana. »Du kommst doch wieder zurück, Dana, oder?«

Dana schloss ihn in die Arme. »Natürlich komme ich wieder zurück, mein Schatz.«

»Wann?«

»In ein paar Tagen.« Wenn ich etwas mehr weiß.

Als Dana ins Studio kam, lag ein kleines, hübsch verpacktes Päckchen auf ihrem Schreibtisch. Neugierig betrachtete sie es, dann riss sie es auf. Darin befand sich ein goldener Kugelschreiber. »Liebe Dana«, stand auf der beiliegenden Karte, »wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise.« Unterzeichnet war sie mit Die Bande.

Sehr aufmerksam. Dana steckte den Stift in ihre Handtasche.

Als Dana ins Flugzeug stieg, klingelte ein Mann in Arbeitskleidung an der Wohnung der Whartons. Der Nachmieter öffnete die Tür, warf ihm einen kurzen Blick zu, nickte und schloss sie wieder. Daraufhin ging der Mann zu Danas Apartment und klingelte.

Mrs. Daley öffnete die Tür. »Ja?«

»Miss Evans hat mich herbestellt. Ich soll ihren Fernseher reparieren.«

»Wenn das so ist. Kommen Sie rein.«

Mrs. Daley sah dem Mann zu, als er zum Fernsehgerät ging und sich an die Arbeit machte.

12

Rachel Stevens wartete bereits am Miami International Airport, als die Ankunft von Jeffs Maschine bekannt gegeben wurde.

Mein Gott, sie ist wunderschön, dachte Jeff. Kaum zu glauben, dass sie krank ist.

Rachel warf sich in seine Arme. »O Jeff! Danke, dass du gekommen bist.«

»Du siehst blendend aus«, versicherte er ihr, als sie zu der bereitstehenden Limousine gingen.

»Mir fehlt auch nichts weiter. Du wirst schon sehen.«

»Selbstverständlich.«

»Wie geht’s Dana?«, fragte Rachel auf der Heimfahrt.

Er zögerte kurz. Wollte aus Rücksicht auf Rachels Krankheit nicht allzu überschwänglich wirken. »Der geht’s gut.«

»Du kannst froh sein, dass du jemanden wie sie hast. Weißt du, wo ich nächste Woche bin? Ich habe einen Fototermin auf Aruba.«

»Auf Aruba

»Ja. Weißt du auch, weshalb ich den Auftrag angenommen habe?«, fuhr sie fort. »Weil wir dort unsere Flitterwochen verbracht haben. Wie hieß doch gleich das Hotel, in dem wir gewohnt haben?«

»Das Oranjestad.«

»Es war herrlich, nicht? Und wie hieß dieser Berg, auf den wir gestiegen sind?«

»Der Hooiberg.«

Rachel lächelte. »Du hast es nicht vergessen, was?«

»Die Flitterwochen vergisst man nicht, Rachel.«

Sie legte die Hand auf Jeffs Arm. »Es war himmlisch, nicht? Ich habe noch nie so unglaublich weiße Strände gesehen.«

Jeff lächelte. »Und du hattest solche Angst, dass du zu braun werden könntest. Du hast dich immerzu eingemummt wie eine Mumie.«

Einen Moment lang schwiegen sie beide. »Eins bereue ich wirklich bitter, Jeff.«

Er schaute sie verständnislos an. »Was?«

»Dass wir kein - ach, ist ja auch egal.« Sie blickte ihn an und sagte: »Es war wunderschön mit dir auf Aruba.«