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»Angenehmer Flug, nicht?«

Dana drehte sich zu dem Mann um, der neben ihr saß. Er war groß, attraktiv und sprach mit französischem Akzent.

»Ja, durchaus.«

»Sind Sie schon mal in Frankreich gewesen?«

»Nein«, sagte Dana. »Das ist das erste Mal.«

Er lächelte. »Ah, Sie werden Ihre Freude haben. Es ist ein wunderbares Land.« Er lächelte versonnen und beugte sich zu ihr. »Haben Sie Freunde, die Ihnen Land und Leute zeigen können?« »Ich treffe mich mit meinem Mann und den drei Kindern«, sagte Dana.

»Dommage.« Er nickte, wandte sich ab und griff zu seiner France-Soir.

Dana widmete sich wieder ihrem Computer. Ein Artikel erregte ihre Aufmerksamkeit. Paul Winthrop, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, hatte ein Hobby gehabt.

Autorennen.

Als die Maschine der Air France auf dem Flughafen von Nizza gelandet war, ging Dana in die belebte Ankunftshalle und begab sich zum Büro der Mietwagenfirma. »Mein Name ist Dana Evans. Ich habe einen -«

Der Angestellte blickte auf. »Ah! Miss Evans. Ihr Wagen steht bereit.« Er reichte ihr ein Formular. »Sie müssen das nur noch unterschreiben.«

Na, das ist ein Service, dachte Dana. »Ich brauche eine Karte von Südfrankreich. Hätten Sie zufällig -«

»Natürlich, mademoiselle.« Er griff hinter den Schalter und suchte eine Karte hervor. »Voila.« Er blickte Dana nach, als sie wegging.

»Wo ist Dana gerade, Matt?«, fragte Elliot Cromwell in der Chefetage des Verwaltungshochhauses von WTN.

»Sie ist in Frankreich.«

»Kommt sie voran?«

»Dafür ist es noch zu früh.«

»Ich mache mir Sorgen um sie. Meiner Meinung nach ist sie zu viel unterwegs. Reisen kann heutzutage gefährlich sein.« Er zögerte kurz. »Viel zu gefährlich.«

In Nizza war es empfindlich kühl, und Dana fragte sich, welche Witterung an dem Tag geherrscht hatte, an dem Paul Winthrop umkam. Sie stieg in den Citroen, der für sie bereitstand, und fuhr die Grande Corniche hinauf, vorbei an malerischen kleinen Küstendörfern.

Der Unfall hatte sich etwas nördlich von Beausoleil ereignet, auf der Landstraße bei Roquebrune-Cap-Martin, einem Ferienort hoch über dem Mittelmeer.

Dana bremste ab, als sie sich der Ortschaft näherte und die scharfen Kurven und den steilen Abhang unmittelbar daneben sah. Sie fragte sich, an welcher Stelle Paul Winthrop von der Fahrbahn abgekommen war. Was hatte er hier überhaupt gemacht? Hatte er sich mit jemandem getroffen? Hatte er an einem Rennen teilgenommen? War er hier im Urlaub gewesen? Auf Geschäftsreise?

Roquebrune-Cap-Martin ist eine mittelalterliche Ortschaft mit einer alten Burg, einer Kirche, urzeitlichen Höhlen und luxuriösen Villen, die hie und da in der Landschaft verstreut sind. Dana fuhr zur Ortsmitte, stellte ihren Wagen ab und begab sich auf die Suche nach dem Polizeirevier. Sie sprach einen Mann an, der aus einem Geschäft kam.

»Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo das Polizeirevier ist?«

»Je ne parle pas anglais, j’ai peur de ne pouvoir vous aider, mais -«

»Police. Police.«

»Ah, oui.« Er deutete mit dem Finger nach links vorn. »La deuxieme rue a gauche.«

»Merci.«

»De rien.«

Das Polizeirevier war ein altes, weiß getünchtes Gebäude, von dem der Putz abbröckelte. Drinnen saß ein etwa fünfzig Jahre alter Polizist in Uniform an einem Schreibtisch. Er blickte auf, als Dana hereinkam.

»Bonjour, Madame.« »Bonjour.«

»Commentpuis-je vous aider?«

»Sprechen Sie Englisch?«

Er dachte kurz nach. »Ja«, sagte er unwillig.

»Ich möchte mit dem Leiter Ihrer Polizeidienststelle sprechen.«

Er musterte sie einen Moment lang mit fragender Miene. Dann lächelte er mit einem Mal. »Ah, Commandant Frasier. Oui. Einen Moment.« Er griff zum Telefon und sprach hinein. Dann nickte er und wandte sich wieder an Dana. Er deutete den Flur entlang. »La premiere porte.«

»Vielen Dank.« Dana ging den Flur entlang, bis sie auf die erste Tür stieß. Commandant Frasiers Büro war klein, aber ordentlich. Der Commandant war ein schmucker Mann mit einem schmalen Schnurrbart und forschenden braunen Augen. Er stand auf, als Dana eintrat.

»Guten Tag, Commandant.«

»Bonjour, mademoiselle. Was kann ich für Sie tun?«

»Mein Name ist Dana Evans. Ich arbeite für den Fernsehsender WTN in Washington D.C., und möchte eine Reportage über die Familie Winthrop machen. Meines Wissens wurde Paul Winthrop hier in der Gegend bei einem Autounfall getötet.«

»Oui. Terrible! Terrible. Auf der Grande Corniche muss man vorsichtig fahren. Es kann sein tres dangereux.«

»Ich habe gehört, dass Paul Winthrop bei einem Rennen umkam und -«

»Non. An dem Tag war kein Rennen.«

»Nein?«

»Non, mademoiselle. Ich hatte persönlich Dienst, als sich der Unfall ereignete.«

»Aha. Saß Mr. Winthrop allein in dem Wagen?«

»Oui.«

»Commandant Frasier, hat man eine Autopsie vorgenommen?«

»Oui. Natürlich.«

»Hatte Paul Winthrop Alkohol im Blut?«

Commandant Frasier schüttelte den Kopf. »Non.«

»Drogen?«

»Non.«

»Wissen Sie noch, welche Witterungsverhältnisse an diesem Tag herrschten?«

»Oui. Ilpleuvait. Es regnete.«

Dana hatte noch eine letzte Frage, aber sie versprach sich nicht viel davon. »Ich nehme an, es gab keine Zeugen?«

»Mais oui, ily en avait. Doch, doch.«

Dana starrte ihn an, spürte wie ihr Puls schneller ging. »Es gab welche?«

»Einen Zeugen. Er fuhr hinter Winthrops Wagen und sah, wie der Unfall sich ereignete.«

Dana war erregt. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir den Namen des Zeugen nennen könnten. Ich möchte mit ihm sprechen.«

Er nickte. »Das kann nichts schaden. Alexandre!«, rief er lauthals, und kurz darauf kam sein Assistent angestürmt.

»Oui, Commandant?«

»Apportez-moi le dossier de l’accident Winthrop.«

»Toute de suite.« Er eilte aus dem Zimmer.

Commandant Frasier wandte sich wieder an Dana. »Solch eine unglückliche Familie. Das Leben ist tres fragile.« Er blickte Dana an und lächelte. »Jeder muss die Freuden genießen, solange er kann.« Verschmitzt fügte er hinzu: »Beziehungsweise, solange sie kann. Sind Sie allein hier, mademoiselle

»Nein, mein Mann und meine Kinder erwarten mich.«

»Dommage.«

Commandant Frasiers Assistent kehrte mit einem Stapel Akten zurück, worauf der Commandant die Papiere überflog, nickte und dann zu Dana aufblickte.

»Der Zeuge des Unfalls war ein amerikanischer Tourist, ein gewisser Ralph Benjamin. Laut seiner Aussage fuhr er hinter Paul Winthrop, als er sah, wie ein chien - ein Hund -vor Winthrops Wagen lief. Winthrop riss das Steuer herum, um ihn nicht zu überfahren, geriet dabei ins Schleudern, kam von der Straße ab und stürzte über den Steilhang hinab ins Meer. Dem Bericht des Leichenbeschauers zufolge war Winthrop auf der Stelle tot.«

»Haben Sie Mr. Benjamins Adresse?«, fragte Dana gespannt.