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»Ja. Ganz bestimmt.« Das muss es einfach.

16

An diesem Abend begab sich Dana an Bord einer LufthansaMaschine nach Düsseldorf. Sie hatte zuvor Stefan Müller angerufen, der bei Kabel-Network arbeitete, und ihm ihren Besuch angekündigt. Immer wieder gingen ihr Matt Bakers Worte durch den Kopf. Wenn Dieter Zander Taylor Winthrop die Schuld daran gab, dass -

»Guten Abend. Ich heiße Hermann Friedrich. Reisen Sie zum ersten Mal nach Deutschland?«

Dana drehte sich um und musterte den Mann auf dem Nebensitz. Er war um die fünfzig, schlank, trug eine Augenklappe und einen buschigen Schnurrbart.

»Good evening«, sagte Dana.

»Ah, Sie sind Amerikanerin?«

»Ja.«

»Viele Amerikaner kommen nach Düsseldorf. Ist ja auch eine wunderschöne Stadt.«

»Das habe ich schon gehört.« Und seine Familie kam bei einem Brand ums Leben.

»Ist das Ihr erster Besuch?«

»Ja.« Könnte es ein Zufall gewesen sein?

»Es ist eine wunder-, wunderschöne Stadt. Mitten durch Düsseldorf fließt der Rhein. Der ältere Teil der Stadt liegt am rechten Ufer des Flusses -«

Stefan Müller kann mir bestimmt mehr über Dieter Zander erzählen.

»- und die Neustadt befindet sich am linken Ufer. Sechs Brücken verbinden die beiden Stadtteile miteinander.« Hermann Friedrich rückte ein Stück näher. »Besuchen Sie etwa Freunde in Düsseldorf?«

Allmählich fügt sich eins zum anderen.

Friedrich beugte sich zu ihr. »Wenn Sie allein sein sollten, wüsste ich ein -«

»Was? Ach so. Nein, ich treffe mich dort mit meinem Mann.«

Hermann Friedrichs Lächeln verschwand. »Schade. Ihr Mann kann sich glücklich schätzen.«

Vor dem internationalen Flughafen in Düsseldorf Lohausen stand eine lange Schlange Taxis. Dana ließ sich von einem zum Breidenbacher Hof im Stadtzentrum bringen. Es war ein elegantes altes Hotel mit einem prachtvollen Foyer.

»Wir haben Sie bereits erwartet, Miss Evans«, sagte der Mann an der Rezeption. »Willkommen in Düsseldorf.« »Vielen Dank.« Dana trug sich ins Gästebuch ein.

Der Empfangschef griff zum Telefon und sprach hinein. »Das Zimmer muss in Ordnung gebracht werden. Und zwar schleunigst.« Er legte den Hörer auf und wandte sich wieder an Dana. »Tut mir Leid, Miss Evans, aber Ihr Zimmer ist noch nicht fertig. Betrachten Sie sich bitte als Gast des Hauses, wenn Sie unterdessen einen Happen essen wollen. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn das Mädchen mit dem Aufräumen fertig ist.«

Dana nickte. »Von mir aus.«

»Ich zeige Ihnen das Restaurant.«

Droben in Danas Zimmer bauten zwei Elektronikspezialisten eine Kamera in die Wanduhr ein.

Eine halbe Stunde später war Dana auf ihrem Zimmer und packte ihre Sachen aus. Anschließend rief sie bei KabelNetwork an.

»Ich bin soeben eingetroffen, Stefan«, sagte sie.

»Dana! Ich habe nicht geglaubt, dass du wirklich kommst. Was hast du heute Abend vor?« »Ich hatte gehofft, mit dir essen zu gehen.«

»Dann machen wir das. Wir gehen ins Schiffchen. Um acht Uhr?«

»Bestens.«

Dana hatte sich umgezogen und wollte gerade aus der Tür, als ihr Handy klingelte. Hastig holte sie es aus ihrer Handtasche.

»Hallo?«

»Hallo, Liebling. Wie geht’s dir?«

»Mir geht’s gut, Jeff.«

»Und wo steckst du?«

»Ich bin in Deutschland. In Düsseldorf. Ich glaube, ich bin endlich auf etwas gestoßen.«

»Dana, sei vorsichtig. Herrgott, ich wünschte, ich könnte bei dir sein.«

Ich auch, dachte Dana. »Wie geht’s Rachel?«

»Die Chemotherapie schlaucht sie ziemlich. Die ist ganz schön happig.«

»Wird sie wieder -« Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

»Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wenn die Chemotherapie anspricht, ist es gut möglich, dass sie wieder gesund wird.«

»Jeff, richte ihr bitte aus, dass mir die Sache sehr zu Herzen geht.«

»Mach ich. Kann ich irgendwas für dich tun?«

»Danke, mir fehlt nichts.«

»Ich ruf dich morgen wieder an. Ich wollte dir nur sagen, wie sehr ich dich liebe, meine Süße.«

»Ich liebe dich auch, Jeff. Mach’s gut.«

»Du auch.«

Rachel kam aus ihrem Schlafzimmer. Sie trug Morgenmantel und Hausschuhe und hatte ein Handtuch um den Kopf geschlungen.

»Wie geht’s Dana?«

»Der geht’s gut, Rachel. Sie hat mich gebeten, dir auszurichten, wie sehr ihr die Sache zu Herzen geht.«

»Sie liebt dich sehr.«

»Ich sie auch.«

Rachel trat näher zu ihm. »Wir zwei haben uns auch geliebt, nicht wahr, Jeff? Was hat uns nur auseinander gebracht?«

Er zuckte die Achseln. »Das Leben. Oder besser gesagt, unser beider Leben. Denn jeder von uns hat sein eigenes geführt.«

»Ich war zu sehr mit meiner Karriere als Model beschäftigt.« Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken. »Tja, das passiert mir bestimmt nicht noch mal, was?«

Er legte ihr den Arm um die Schulter. »Rachel, du wirst wieder gesund werden. Die Chemotherapie spricht bestimmt an.«

»Ich weiß. Mein Schatz, ich danke dir, dass du bei mir geblieben bist. Allein hätte ich das nicht durchgestanden. Ich weiß nicht, was ich ohne dich anfangen würde.«

Dazu fiel Jeff keine Antwort ein.

Das Schiffchen war ein Gourmet-Restaurant in einem noblen Vorort von Düsseldorf. Stefan Müller grinste, als er hereinkam und Dana sah.

»Dana! Mein Gott, wir haben uns seit Sarajevo nicht mehr gesehen.«

»Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, dir nicht?«

»Was machst du hier? Bist du wegen der Messe gekommen?«

»Nein. Jemand hat mich gebeten, einen alten Freund von ihm ausfindig zu machen, Stefan.« Ein Kellner kam an ihren Tisch und fragte sie, was sie trinken wollten.

»Wer ist dieser Freund?«

»Er heißt Dieter Zander. Hast du schon mal von ihm gehört?«

Stefan Müller nickte. »Den kennt jeder. Ein ziemlich zwielichtiger Typ. War in einen Riesenskandal verwickelt. Er ist Milliardär, hat aber irgendwelche Aktionäre übers Ohr gehauen und war so dumm, sich dabei erwischen zu lassen. Normalerweise wäre er dafür mindestens zehn Jahre in den Bau gegangen, aber er hat seine Beziehungen spielen lassen, sodass man ihn nach drei Jahren wieder rausgelassen hat. Er behauptet, er wäre unschuldig.«

Dana musterte ihn. »Stimmt das?«

»Wer weiß. Vor Gericht sagte er aus, Taylor Winthrop hätte ihn reingeritten und Millionen von Dollar auf die Seite geschafft. Es war ein spannender Prozess. Nach Aussage von Dieter Zander bot Taylor Winthrop ihm eine Beteiligung an einer Zinkmine an, die angeblich Milliarden wert war. Winthrop soll Zander vorgeschoben haben, und Zander verkaufte Aktien im Wert von etlichen Millionen Dollar. Doch dann stellte sich heraus, dass die Mine gespickt war.«

»Gespickt?«

»Es gab gar kein Zink. Winthrop hat das Geld kassiert und Zander ist eingefahren.«

»Das Gericht hat ihm also nicht geglaubt?«

»Wenn er nicht ausgerechnet Taylor Winthrop bezichtigt hätte, wäre er vielleicht durchgekommen. Aber Winthrop war eine Art Halbgott.« Stefan warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Wieso interessierst du dich dafür?«

»Wie ich schon sagte«, erwiderte Dana ausweichend. »Ein Freund von mir hat mich darum gebeten, Zander ausfindig zu machen.«

Danach gaben sie ihre Bestellung auf.

Das Essen war köstlich. »Morgen früh mache ich mir bestimmt Vorwürfe«, sagte Dana hinterher. »Aber das war es wert.«

»Weißt du, dass der Teddybär hier in Deutschland erfunden wurde, von einer Frau namens Margarete Steiff?«, fragte Stefan, als er Dana vor ihrem Hotel absetzte. »Ein kleines Kuscheltier, das die ganze Welt eroberte.«