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»Und bist Sportreporter geworden. Was ist mit Rachel? Hat sie’s im Filmgeschäft nicht geschafft?«

Jeff schüttelte den Kopf. »Sie hatte keine richtige Lust dazu. Aber sie kommt prima zurecht.«

»Und ihr seid nach wie vor befreundet?« Eine heikle Frage.

»Ja. Ehrlich gesagt, habe ich ihr sogar von uns erzählt, als sie mich anrief. Sie möchte dich kennen lernen.«

Dana runzelte die Stirn. »Jeff, ich glaube nicht -«

»Sie ist wirklich ausgesprochen nett, Schatz. Lass uns morgen gemeinsam zu Mittag essen. Sie wird dir gefallen.«

»Ganz bestimmt«, erwiderte Dana. Nie und nimmer, dachte sie. Aber man kommt nicht allzu oft mit einem Hohlkopf ins Gespräch.

Der Hohlkopf war, wie sich herausstellte, eher noch schöner, als Dana befürchtet hatte. Rachel Stevens war groß und schlank, hatte lange, üppige blonde Haare, eine makellos gebräunte Haut und ein hinreißendes Gesicht. Dana konnte sie auf den ersten Blick nicht ausstehen.

»Dana Evans, das ist Rachel Stevens.«

Hätte es nicht heißen müssen, Rachel Stevens, das ist Dana Evans?, dachte Dana.

». bei jeder Gelegenheit Ihre Berichte aus Sarajevo angesehen«, sagte Rachel Stevens gerade. »Sie waren unglaublich. Man konnte förmlich spüren, wie Ihnen zu Mute war, und daran teilhaben.«

Wie reagiert man auf ein ehrlich gemeintes Kompliment? »Vielen Dank«, sagte Dana lahm.

»Wo wollen wir denn zu Mittag essen?«, fragte Jeff.

»Es gibt ein wunderbares Restaurant namens Straits of Malaya«, schlug Rachel vor. »Ist nur zwei Straßen vom Dupont Circle entfernt.« Sie wandte sich an Dana. »Mögen Sie thailändische Küche?«, fragte sie.

Als ob es ihr darauf ankäme. »Ja.«

Jeff lächelte. »Prima. Probieren wir’s aus.«

»Es ist nur ein paar Blocks von hier entfernt«, sagte Rachel. »Wollen wir zu Fuß gehen?«

Bei dieser Eiseskälte? »Klar«, sagte Dana tapfer. Vermutlich läuft sie auch nackt im Schnee herum.

Sie spazierten in Richtung Dupont Circle. Dana kam sich mit jeder Sekunde hässlicher vor. Inzwischen bereute sie bitterlich, dass sie die Einladung angenommen hatte.

Das Restaurant war völlig überlaufen; an der Bar warteten bereits zig Leute darauf, dass ein Tisch frei wurde. Der Oberkellner eilte zu ihnen.

»Einen Tisch für drei Personen«, sagte Jeff.

»Haben Sie reservieren lassen?«

»Nein, aber wir -«

»Tut mir Leid, aber -« Dann erkannte er Jeff. »Mr. Connors, freut mich, Sie zu sehen.« Er blickte zu Dana. »Miss Evans, es ist mir eine Ehre.« Er verzog kurz das Gesicht. »Ich fürchte, Sie werden sich etwas gedulden müssen.« Sein Blick wanderte zu Rachel, und er strahlte sichtlich auf. »Miss Stevens! Ich habe gelesen, dass Sie zu Aufnahmen in China waren.«

»War ich auch, Somchai. Aber ich bin wieder zurück.«

»Wunderbar.« Er wandte sich an Dana und Jeff. »Selbstverständlich haben wir einen Tisch für Sie.« Er führte sie zu einem Tisch mitten im Gastraum.

Ich hasse sie, dachte Dana. Ich hasse sie von ganzem Herzen.

»Du siehst gut aus, Rachel«, sagte Jeff, als sie Platz genommen hatten. »Was du auch machst, es scheint dir gut zu bekommen.«

Und wir dürfen alle raten, was es ist.

»Ich bin viel auf Reisen gewesen. Ich glaube, ich werde eine Zeit lang etwas kürzer treten.« Sie schaute Jeff in die Augen. »Erinnerst du dich noch an den Abend, als wir zwei-«

Dana blickte von der Speisekarte auf. »Was ist udang go-reng

Rachel warf Dana einen kurzen Blick zu. »Das sind gebratene Krabben. Schmeckt hier sehr gut.« Sie wandte sich wieder an Jeff. »Den Abend, an dem wir zwei beschlossen, dass wir -«

»Und laksa?«

»Das ist eine pikante Nudelsuppe«, sagte Rachel geduldig. Sie wandte sich wieder an Jeff. »Du hast gesagt, du willst -«

»Und poh pia

Rachel blickte Dana an. »Das sind Teigröllchen gefüllt mit gedünstetem Gemüse und jicama«, erwiderte sie liebenswürdig.

»Wirklich?« Dana entschied sich, lieber nicht zu fragen, was jicama war.

Doch als sie eine Weile zusammensaßen, stellte Dana erstaunt fest, dass ihr Rachel Stevens trotz aller Vorbehalte allmählich sympathisch wurde. Sie war charmant und herzlich, und im Gegensatz zu anderen weltberühmten Schönheiten war sie allem Anschein nach völlig unbefangen, was ihr Aussehen anging, und machte keinerlei Aufhebens von ihrer Person. Sie war intelligent, wusste sich auszudrücken, und als sie beim Kellner auf Thai ihr Essen bestellte, geschah dies ohne jede Überheblichkeit. Wie konnte Jeff sie nur ziehen lassen?, fragte sich Dana.

»Wie lange sind Sie in Washington?«, erkundigte sie sich.

»Ich muss morgen wieder weg.«

»Wo geht’s diesmal hin?«, wollte Jeff wissen.

Rachel zögerte. »Nach Hawaii. Aber ich fühle mich regelrecht ausgelaugt, Jeff. Ich habe mir sogar schon überlegt, ob ich die Sache absagen soll.«

»Aber das machst du doch eh nicht«, sagte Jeff wissend.

Rachel seufzte. »Nein. Das mache ich nicht.«

»Wann kommen Sie wieder zurück?«, fragte Dana.

Rachel blickte sie lange an. »Ich glaube nicht, dass ich nach Washington zurückkommen werde, Dana«, sagte sie dann leise. »Ich hoffe, Sie und Jeff werden glücklich miteinander.« In ihren Worten lag eine unausgesprochene Botschaft.

»Ich muss ein paar Besorgungen machen«, sagte Dana, als sie nach dem Essen draußen vor dem Restaurant standen. »Geht ihr zwei doch schon mal vor.«

Rachel ergriff Danas Hand. »Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns kennen gelernt haben.«

»Ich auch«, sagte Dana, und zu ihrer eigenen Überraschung stellte sie fest, dass sie es ernst meinte.

Dana blickte Jeff und Rachel hinterher, als sie die Straße entlanggingen. Ein hinreißendes Paar, dachte sie.

Da es bereits Anfang Dezember war, bereitete sich ganz Washington auf die Feiertage vor. Die Straßen der Hauptstadt waren mit Weihnachtsbeleuchtung und Stechpalmenkränzen geschmückt, und an fast jeder Straßenecke stand ein Weihnachtsmann der Heilsarmee, schellte mit seiner Glocke und bat um ein Almosen. Auf den Gehsteigen wimmelte es von Menschen, die ihre Einkäufe erledigten und tapfer dem eisigen Wind trotzten.

Es ist wieder soweit, dachte Dana. Allmählich muss ich mich auch um meine Einkäufe kümmern. Dana dachte an die Menschen, für die sie Geschenke besorgen wollte. Für ihre Mutter, Kemal, Matt, ihren Chef, und natürlich für den wunderbaren Jeff. Dana sprang in ein Taxi und ließ sich zu Hecht’s fahren, einem der größten Kaufhäuser von Washington. Dort wimmelte es von Menschen, die sich zur Einstimmung auf das besinnliche Weihnachtsfest rücksichtslos und unter allerlei Ellenbogeneinsatz durch das Gedränge kämpften.

Als Dana ihre Einkäufe erledigt hatte, begab sie sich zurück zu ihrer Wohnung, um ihre Geschenke abzuladen. Das Apartment lag an der Calvert Street in einer ruhigen Wohngegend. Es war geschmackvoll eingerichtet und bestand aus einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer, einer Küche, einem Badezimmer und einem Arbeitszimmer, in dem Kemal schlief.

Dana verstaute die Geschenke in einem Kleiderschrank. Wenn Jeff und ich heiraten, müssen wir uns eine größere Wohnung besorgen, dachte sie erwartungsvoll, während sie sich in dem Apartment umblickte. Als sie zur Tür gehen wollte, um ins Studio zurückzukehren, klingelte das Telefon. Verflixt. Dana nahm ab. »Hallo.«