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»Wird gemacht, Roger. V-vielen Dank.«

Dana hängte ein. Sie stand einen Moment lang da, starr vor Schreck, und konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Hatte immer wieder die blutüberströmten Leichen von Schdanoff und seiner Freundin vor Augen. Schließlich atmete sie tief durch, ging aus der Telefonzelle, an dem argwöhnischen Portier vorbei und hinaus in die eiskalte Nacht.

Ein Taxi hielt neben ihr, und der Fahrer sagte irgendetwas auf Russisch.

»Njet«, sagte Dana. Eiligen Schrittes lief sie weiter. Sie musste erst zu ihrem Hotel zurück.

Als Roger auflegte, hörte er Pamela, die gerade nach Hause kam.

»Dana hat zweimal aus Moskau angerufen. Sie hat herausgefunden, weshalb die Winthrops ermordet wurden.«

»Dann müssen wir uns sofort um sie kümmern«, sagte Pamela.

»Ich habe es bereits versucht. Wir haben einen Scharfschützen auf sie angesetzt, aber irgendetwas ist schief gegangen.«

Pamela musterte ihn abfällig. »Du Narr. Ruf noch mal an. Und noch was, Roger .«

»Ja?«

»Sag ihnen, sie sollen dafür sorgen, dass es wie ein Unfall aussieht.«

23

Ein hoher Maschendrahtzaun und ein rotes Schild mit der Aufschrift No Trespassing - Zutritt verboten sorgten dafür, dass kein Unbefugter auf das von hohen Bäumen bestandene Gelände in Raven Hill gelangte, auf dem sich die Zentrale der FRA in England befand. Auf dem streng bewachten Stützpunkt ragte eine Reihe von Satellitenschüsseln auf, mit denen der gesamte Fernsprechverkehr, der per Kabel oder auf dem Funkweg über Großbritannien geleitet wurde, abgehört werden konnte. In einem inmitten der Anlage stehenden Betonbau saßen vier Männer vor einem großen Bildschirm.

»Beam sie hoch, Scotty.«

Sie sahen, wie die Wohnung in Brighton, die sie soeben ausgespäht hatten, vom Bildschirm verschwand. Im nächsten Moment tauchte Dana auf, die gerade ihr Zimmer im Sojus-Hotel betrat.

»Sie ist zurück.« Sie beobachteten, wie Dana sich hastig die blutigen Hände wusch und sich entkleidete.

»Hey, da wären wir wieder.« Einer der Männer grinste.

Sie sahen zu, wie Dana sich auszog.

»Mann, die würde ich gern mal bumsen.«

Ein anderer Mann kam hereingestürmt. »Lieber nicht, Charlie. Es sei denn, du stehst auf Leichen.«

»Was soll das heißen?«

»Dass sie demnächst einen tödlichen Unfall erleidet.«

Dana warf einen Blick auf ihre Uhr, sobald sie wieder angezogen war. Noch hatte sie reichlich Zeit, um den Bus vom Metropol zum Flughafen zu erwischen. Sie war immer noch zutiefst verstört, als sie hinunter ins Foyer hastete. Die ältere Frau war nirgendwo zu sehen.

Dana ging hinaus auf die Straße. Kaum zu glauben, aber es war noch kälter geworden. Gnadenlos pfiff ihr der Wind um die Ohren. Ein Taxi hielt vor Dana.

»Taxi?«

Nehmen Sie kein Taxi. Begeben Sie sich unverzüglich zum Hotel Metropol. Von dem Hotel aus verkehren regelmäßig Busse zum Flughafen.

»Njet.«

Dana ging die eisige Straße entlang. Menschen drängten sich an ihr vorbei, strebten eiligen Schrittes ihren warmen Wohnungen oder Büros zu. Als Dana an eine belebte Kreuzung kam und auf eine Lücke im Verkehr wartete, versetzte ihr jemand von hinten einen heftigen Stoß, sodass sie mitten auf die Straße flog, genau vor einen Lastwagen. Sie rutschte auf einem Eisbrett aus, fiel auf den Rücken. Entsetzt blickte sie auf, als der schwere Laster auf sie zuraste.

In letzter Sekunde riss der Fahrer geistesgegenwärtig das Lenkrad herum, sodass der Lastwagen genau über Dana hinwegrollte. Einen Moment lang war sie in tiefe Dunkelheit gehüllt, hörte nur mehr das Röhren des Motors und das Klirren der Schneeketten an den mächtigen Reifen.

Dann konnte sie wieder den Himmel über sich sehen. Der Laster war weg. Benommen setzte sich Dana auf. Jemand half ihr auf die Beine. Sie blickte sich um, versuchte festzustellen, wer sie geschubst hatte, doch der Betreffende war längst in der Menschenmenge untergetaucht. Dana atmete ein paarmal tief durch, bis sich sich halbwegs wieder gefasst hatte. Die Menschen rundum schrien sie auf Russisch an, drängten auf sie ein, versetzten sie allmählich in Panik.

»Hotel Metropol?«, rief sie beklommen.

Eine Horde halbwüchsiger Jungen drängte sich nach vorn. »Klar. Wir Sie hinbringen«, sagte einer von ihnen.

Das Foyer des Hotel Metropol war gottlob angenehm warm und voller Touristen und Geschäftsleute. Mischen Sie sich unter die Leute. Ich erwarte Sie, sobald Sie in Washington eintreffen.

»Wann geht der nächste Bus zum Flughafen?«, fragte Dana einen Pagen.

»In einer halben Stunde, gaspaschä.«

»Vielen Dank.«

Schwer atmend ließ sie sich auf einem Sessel nieder, versuchte nicht mehr an die schrecklichen Vorfälle zu denken. Trotzdem hatte sie fürchterliche Angst. Wer wollte sie umbringen? Und warum? War Kemal in Sicherheit?

Der Page kam auf Dana zu. »Der Flughafenbus ist da.«

Dana stieg als Erste ein. Sie nahm auf der hintersten Sitzbank Platz und musterte die Gesichter der anderen Fahrgäste. Es waren größtenteils Touristen aus aller Welt - Europäer, Asiaten, Afrikaner und auch ein paar Amerikaner. Ein Mann, der auf der anderen Seite des Ganges saß, starrte sie an.

Er kommt mir bekannt vor, dachte Dana. Ist er mir etwa gefolgt? Sie stellte fest, dass sie vor Angst kaum Luft bekam.

Als der Bus eine Stunde später am Flughafen Scheremet-jewo II anhielt, stieg Dana zuletzt aus. Eiligen Schrittes begab sie sich in die Abflughalle und steuerte den Schalter der Air France an.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Dana Evans. Für mich müsste eine Reservierung vorliegen.« Dana hielt unwillkürlich den Atem an. Sag ja, mach schon, sag endlich ja ...

Die Frau am Schalter kramte in ihren Unterlagen herum. »Ja. Hier ist Ihr Flugschein. Er ist bereits bezahlt.«

Roger ist ein Schatz. »Vielen Dank.«

»Die Maschine ist pünktlich eingetroffen. Flug Nummer zwo-zwanzig. Sie wird in einer Stunde und zehn Minuten starten.«

»Gibt es hier eine Wartehalle« - mit möglichst vielen Menschen, wäre Dana beinahe herausgerutscht - »wo ich mich ein bisschen ausruhen kann?«

»Gehen Sie diesen Gang entlang und dann nach rechts.« »Vielen Dank.«

Die Wartehalle war regelrecht überlaufen. Nichts kam ihr ungewöhnlich oder gar bedrohlich vor. Dana setzte sich. Nicht mehr lange, dann war sie unterwegs nach Amerika, in Sicherheit.

»Die Passagiere von Air-France-Flug Nummer zweihunder-tundzwanzig nach Washington D.C. werden gebeten, sich zu Gate drei zu begeben. Halten Sie beim Einsteigen bitte Ihre Pässe und die Bordkarte bereit.«

Dana stand auf und ging zu Gate drei. Ein Mann, der sie vom Schalter der Aeroflot aus beobachtet hatte, sprach in sein Handy.

»Zielperson begibt sich zum Gate.«

Roger Hudson nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer. »Die Frau ist auf Air-France-Flug Nummer zwo-zwanzig. Ich möchte, dass sie am Flughafen in Empfang genommen wird.«

»Was sollen wir mit ihr machen, Sir?«

»Sie sollte einen Verkehrsunfall erleiden, am besten mit Fahrerflucht.«

In einer Höhe von dreizehneinhalbtausend Metern war der Himmel völlig wolkenlos, und dementsprechend ruhig verlief der Flug. Die Maschine war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Mann, der neben Dana saß, wandte sich an sie.

»Gregory Price«, sagte er. »Ich bin im Holzgeschäft.« Er war um die fünfzig, hatte ein langes, scharf geschnittenes Gesicht, hellgraue Augen und einen Schnurrbart. »Ist schon ein tolles Land, das wir da hinter uns lassen, was?«

Der einzige Daseinszweck von Krasnojarsk-26 ist die Herstellung von Plutonium. Plutonium ist der Hauptbestandteil von Atomsprengköpfen.