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Dana war zutiefst erleichtert. »Vielen Dank. Ich danke Ihnen.« Sie hängte ein.

Jack Stone, der in seinem Büro bei der FRA saß, legte den Hörer auf. Er drückte auf die Taste der Gegensprechanlage. »Die Zielperson hat soeben angerufen. Sie ist in der Wartehalle der American Airlines am O’Hare. Übernehmen Sie sie.«

»Ja, Sir.«

Jack Stone wandte sich an seinen Adjutanten. »Wann kommt General Booster aus Fernost zurück?«

»Er müsste heute Nachmittag wieder da sein.«

»Gut, dann nichts wie weg, bevor er rausfindet, was hier vor sich gegangen ist.«

24

Danas Handy klingelte.

»Jeff!«

»Hallo, mein Schatz.« Als sie seine Stimme hörte, hatte sie das Gefühl, jemand breite eine warme Decke über ihr aus, in die sie sich kuscheln konnte.

»Ach, Jeff!« Sie stellte fest, dass sie zitterte.

»Wie geht es dir?«

Wie es mir geht? Ich laufe um mein Leben. Doch das durfte sie ihm nicht erzählen. Er konnte ihr sowieso nicht helfen, jetzt nicht. Es war zu spät. »Ich - mir geht’s gut, Liebster.«

»Wo steckst du zurzeit, du Weltenbummlerin?«

»Ich bin in Chicago. Morgen komme ich nach Washington zurück.« Wann wirst du endlich wieder bei mir sein? »Wie -wie geht es Rachel?«

»Allem Anschein nach kommt sie ganz gut klar.«

»Du fehlst mir.«

Rachels Schlafzimmertür ging auf, und sie trat ins Wohnzimmer. Sie wollte Jeff gerade rufen, hielt aber inne, als sie sah, dass er am Telefon war.

»Du fehlst mir mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst«, sagte Jeff.

»Ach, ich liebe dich so sehr.« Ein in der Nähe stehender Mann starrte sie allem Anschein nach an. Dana schlug das Herz im Halse. »Liebster, wenn - wenn mir irgendwas zustoßen sollte ... musst du immer dran denken, dass ich -«

Jeff klang augenblicklich besorgt. »Falls dir etwas zustoßen sollte? Was soll das heißen?«

»Gar nichts. Ich - ich kann mich jetzt nicht darüber auslassen, aber - ich bin davon überzeugt, dass alles gut geht.«

»Dana, du darfst nicht zulassen, dass dir etwas zustößt! Ich brauche dich. Ich liebe dich mehr als jeden anderen Menschen, den ich jemals kennen gelernt habe. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.«

Rachel hörte noch einen Moment lang zu, dann ging sie leise wieder in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür.

Dana und Jeff redeten noch ein paar Minuten miteinander. Als Dana die Verbindung unterbrach, ging es ihr besser. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte, mich zu verabschieden. Sie blickte auf und sah, dass sie der Mann noch immer anstarrte. So schnell können Jack Stones Männer unmöglich hierher gelangt sein. Ich muss weg. Wieder packte sie die helle Panik.

Danas Nachbar klopfte an ihre Wohnungstür. Mrs. Daley machte auf.

»Hallo.«

»Lassen Sie Kemal nicht raus. Wir brauchen ihn noch.«

»Ich kümmere mich drum.« Mrs. Daley schloss die Tür und rief Kemal. »Deine Haferflocken sind gleich fertig, mein Süßer.«

Mrs. Daley ging in die Küche, nahm die Haferflocken vom Herd und zog die unterste Schublade des Schranks auf, die voller Arzneimittelpackungen mit der Aufschrift BuSpar war. Am Boden der Schublade lagen zig leere Schachteln. Mrs. Daley riss zwei neue Packungen auf, zögerte und nahm dann eine weitere. Sie mischte das Pulver unter die Haferflocken, gab Zucker hinzu und trug die Schüssel ins Esszimmer. Kemal kam gerade aus dem Arbeitszimmer.

»Da bist du ja, mein Guter. Es gibt leckeren heißen Haferbrei.«

»Ich hab keinen Hunger.«

»Du musst was essen, Kemal.« Sie schlug einen scharfen Tonfall an, bei dem ihm angst und bange wurde. »Wir wollen doch Miss Dana nicht enttäuschen, nicht wahr?«

»Nein.«

»Gut. Ich wette, dass du für Miss Dana die ganze Schüssel wegputzen kannst.«

Kemal setzte sich hin und fing an zu essen.

Er müsste mindestens sechs Stunden schlafen, schätzte Mrs. Daley. Bis dahin erfahre ich ja, was ich mit ihm anstellen soll.

Dana rannte durch das Flughafengebäude, bis sie an einem großen Bekleidungsgeschäft vorbeikam.

Ich muss mein Äußeres verändern. Sie ging hinein und blickte sich um. Alles wirkte ganz normal. Etliche Kunden suchten sich, von Verkäuferinnen betreut, allerhand Sachen aus. Und dann blickte Dana zur Ladentür und spürte wieder das altbekannte Kribbeln. Zwei bedrohlich aussehende Männer standen dort zu beiden Seiten des Eingangs. Einer von ihnen hatte ein Walkie-Talkie in der Hand.

Wie haben sie mich hier in Chicago gefunden? Dana versuchte die Angst zu unterdrücken. Sie wandte sich an die Verkäuferin. »Gibt es hier noch einen anderen Ausgang?«

Die Verkäuferin schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Miss. Der ist nur für das Personal.«

Dana hatte einen trockenen Hals. Wieder blickte sie zu den Männern. Ich muss ihnen entkommen, dachte sie verzweifelt. Es muss doch eine Möglichkeit geben.

Kurz entschlossen schnappte sie sich ein Kleid vom Ständer und ging auf den Ausgang zu.

»Einen Moment mal!«, rief die Verkäuferin. »Sie können doch nicht -«

Dana war schon fast an der Tür, die beiden Männer kamen bereits auf sie zu. Doch als sie über die Schwelle trat, löste die elektronische Diebstahlsicherung an dem Kleid Alarm aus. Ein Wachmann kam aus dem Laden gestürmt. Die beiden Männer blickten einander an und wichen zurück.

»Einen Moment, Miss«, sagte der Wachmann. »Kommen Sie bitte mit in das Geschäft zurück.«

»Wieso sollte ich?«, wandte Dana ein.

»Wieso? Weil Ladendieb stahl strafbar ist.« Der Wachmann ergriff Dana am Arm und zog sie hinein. Missmutig blieben die beiden Männer draußen stehen.

Dana lächelte den Wachmann an. »Na gut. Ich gebe es zu. Ich wollte es stehlen. Rufen Sie die Polizei.«

Immer mehr Passanten blieben stehen und wollten sehen, was da los war. Der Geschäftsführer kam eilends herbei. »Was ist hier los?«

»Ich habe diese Frau dabei erwischt, wie sie das Kleid stehlen wollte.«

»Nun ja, ich fürchte, wir müssen die Pol-« Er drehte sich um und erkannte Dana. »Mein Gott! Das ist ja Dana Evans.«

Das löste allgemeines Getuschel unter den Schaulustigen aus, deren Schar immer größer wurde.

»Es ist Dana Evans ...«

»Wir schauen uns jeden Abend die Nachrichtensendung mit ihr an .«

»Erinnerst du dich an ihre Berichte aus dem Kriegsgebiet

...?«

»Tut mir Leid, Miss Evans«, sagte der Geschäftsführer. »Hier liegt offensichtlich ein Versehen vor.«

»Nein, nein«, erwiderte Dana rasch. »Ich wollte es stehlen.« Sie streckte die Hände aus. »Sie können mich ruhig festhalten.«

Der Geschäftsmann lächelte. »Ich denke nicht im Traum daran. Sie dürfen das Kleid behalten, Miss Evans. Mit unseren besten Empfehlungen. Wir fühlen uns sehr geschmeichelt, dass es Ihnen gefällt.«

Dana starrte ihn ungläubig an. »Sie wollen mich nicht festnehmen lassen?«

Sein Lächeln wurde breiter. »Ich will Ihnen was sagen. Ich überlasse Ihnen das Kleid im Tausch gegen ein Autogramm. Wir sind große Fans von Ihnen.«

»Ich auch!«, rief eine der Frauen aus dem Menschenauf-lauf.

»Krieg ich auch ein Autogramm?«

Weitere Schaulustige drängten sich vor.

»Schau mal! Da ist Dana Evans.«

»Kann ich ein Autogramm von Ihnen bekommen, Miss Evans?«

»Mein Mann und ich haben jeden Abend vor dem Fernseher gesessen, als Sie in Sarajevo waren.«

»Durch Sie ist der Krieg wirklich real geworden.«