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»Bitte«, sagte Kaspian, »kann ich das nicht tun? Ich möchte meinen Vater rächen.«

»Du bist verwundet«, antwortete Peter. »Würde er nicht außerdem über eine solche Herausforderung von dir lachen? Wir haben dich als König und Kämpfer gesehen, aber er stellt sich unter dir nur ein Kind vor.«

»Aber, Sire«, warf der Dachs ein, der dicht neben Peter saß und ihn nicht aus den Augen ließ, »wird er eine Herausforderung von Euch annehmen? Er weiß, daß er das stärkere Heer hat.« »Möglicherweise wird er es nicht tun«, antwortete Peter, »aber es ist immerhin nicht ausgeschlossen. Tut er es nicht, so können wir einen großen Teil des Tages dazu benutzen, Herolde hin und her zu schicken und anderes mehr. Inzwischen unternimmt vielleicht Aslan etwas. Auf alle Fälle kann ich in dieser Zeit das Heer besichtigen und das Lager befestigen lassen. Ich werde die Herausforderung übersenden und sie also sofort schreiben. Haben Sie Feder und Tinte, Herr Doktor?«

»Ein Gelehrter hat sein Handwerkszeug immer bei sich, Majestät«, antwortete Doktor Cornelius.

»Gut denn; ich werde diktieren«, erklärte Peter. Während der Doktor ein Pergament glattstrich, das Tintenfaß öffnete und seine Feder spitzte, lehnte sich Peter mit halb geschlossenen Augen zurück und rief sich die Sprache ins Gedächtnis zurück, mit der er solche Sachen vor langer Zeit – im Goldenen Zeitalter Narnias – geschrieben hatte.

»In Ordnung«, meinte er, »und jetzt, wenn Sie soweit sind, Herr Doktor...?«

Doktor Cornelius tauchte seine Feder ein und wartete. Peter diktierte das folgende:

»Peter, durch die Gnade Aslans, durch Wahl, durch Gesetz und Sieg großer König über alle Könige in Narnia, Kaiser der Einsamen Eilande und Herr von Feeneden, Ritter des Höchsten Löwenordens, grüßt Miraz, den Sohn Kaspians des Achten, ehemals Statthalter von Narnia, der sich jetzt König von Narnia nennt. Haben Sie das?«

»König von Narnia nennt. Punkt«, murmelte der Doktor. »Ja, Sire.«

»Dann machen Sie bitte einen Absatz«, fuhr Peter fort. »Um Blutvergießen zu vermeiden und andere Schäden zu verhindern, die aus den Streitigkeiten erwachsen können, welche in unserem Reich Narnia ausgebrochen sind, ist es uns eine Ehre, unsere königliche Person zugunsten unseres vertrauten und geliebten Kaspian in offenem Kampf einzusetzen. Wir wollen am Körper Eurer Lordschaft beweisen, daß besagter Kaspian der gesetzmäßige König in Narnia unter uns ist, sowohl durch unsere Gnade als auch durch die Gesetze der Telmarer, und daß Eure Lordschaft zweifach des Verrates schuldig ist. Einmal habt Ihr das Land Narnia besagtem Kaspian vorenthalten und zum anderen die abscheuliche, blutige und widernatürliche Ermordung Eures gütigen Herrn und Bruders, König Kaspians, des Neunten dieses Namens, auf Euch geladen. Aus diesem Grunde fordern wir von ganzem Herzen Eure Lordschaft zu dem angekündigten Kampf und Duell heraus. Wir senden dieses Schreiben durch die Hand unseres geliebten und königlichen Bruders Edmund, ehemals König in Narnia unter uns, Herzog des Laternendickichts und Graf der Westlichen Mark, Ritter des Großen Ordens vom Steinernen Tisch, dem wir Vollmacht erteilt haben, alle Bedingungen des besagten Kampfes mit Eurer Lordschaft zu regeln.

Gegeben in unserem Quartier in Aslans Mal am 12. Tag des Brachmonds im ersten Jahr der Regierung Kaspians des Zehnten von Narnia.«

»Das müßte reichen«, meinte Peter und holte tief Atem. »Und nun müssen wir König Edmund mit zwei anderen hinübersenden. Einer davon sollte nach meiner Ansicht der Riese sein.« »Bedenke, daß er – daß er nicht besonders klug ist«, sagte Kaspian.

»Das weiß ich wohl«, antwortete Peter, »aber jeder Riese wirkt eindrucksvoll, solange er sich schweigsam verhält. Und ihn wird es aufmuntern. Aber wer soll der andere sein?« »Auf mein Wort«, meinte Trumpkin, »wenn Ihr jemanden sucht, der mit Blicken töten kann, so ist Riepischiep der beste.« »Sicherlich ist er das, nach allem, was ich gehört habe«, sagte Peter. »Wenn er nur nicht so klein wäre! Sie würden ihn kaum wahrnehmen, wenn er dicht neben ihnen steht.« »Sendet Talsturm, Sire«, schlug Trüffeljäger vor. »Über einen Zentauren hat noch keiner gelacht.«

Eine Stunde später sahen zwei große Herren aus Miraz’ Heer, Lord Glozell und Lord Seifenspan – sie schlenderten an ihrer Front entlang und stocherten sich nach dem Frühstück in den Zähnen – aus dem Wald den Zentauren und den Riesen Wetterfest auf sich zukommen. Sie hatten diese beiden Gestalten schon früher in der Schlacht bemerkt; die Figur zwischen ihnen konnten sie indessen nicht erkennen. Tatsache ist, daß auch die Jungen aus Edmunds Schule in diesem Augenblick Edmund nicht erkannt hätten. Aslan hatte ihn angehaucht, als sie sich begegnet waren, und nun umgab ihn eine gewisse Größe.

»Was mag das bedeuten?« fragte Lord Glozell. »Einen Angriff?« »Eher eine Unterredung«, meinte Lord Seifenspan. »Sehen Sie, sie tragen grüne Zweige. Wahrscheinlich kommen sie, um sich zu ergeben.«

»Der, der zwischen dem Zentauren und dem Riesen geht, sieht nicht nach Übergabe aus«, sagte Glozell. »Wer kann das sein? Der Knabe Kaspian ist es nicht.«

»Nein, wirklich nicht«, bestätigte Seifenspan. »Ich garantiere Ihnen, daß dies ein grimmiger Krieger ist. Wo mögen die Rebellen ihn nur herbekommen haben? Er ist – das möchte ich dem privaten Ohr Eurer Lordschaft anvertrauen – königlicher als Miraz. Und was für einen Panzer er trägt! Keiner von unseren Schmieden könnte so etwas machen.« »Ich wette meinen Apfelschimmel, er überbringt eine Herausforderung und keine Kapitulation«, sagte Glozell. »Wie das?« fragte Seifenspan. »Wir haben den Feind hier in der Hand. Miraz wird doch nicht so hirnverbrannt sein, seinen Vorteil in einem Zweikampf aufs Spiel zu setzen.« »Man könnte ihn dazu bringen«, meinte Glozell ganz leise. »Still«, wisperte Seifenspan. »Treten Sie ein wenig hierher, damit der Posten uns nicht hören kann. Habe ich die Meinung Eurer Lordschaft richtig verstanden?«

»Wagt der König diesen Kampf«, flüsterte Glozell, »so würde er entweder töten oder getötet werden.« »Jawohl«, stimmte Seifenspan zu und nickte mit dem Kopf. »Tötet er den Gegner, so haben wir den Krieg gewonnen.« »Gewiß. Und wenn nicht?« »Nun, wenn nicht, so könnten wir den Krieg ebensogut ohne den König gewinnen wie mit ihm. Ich brauche Eurer Lordschaft wohl nicht zu sagen, daß Miraz kein großer Anführer ist. Und danach wären wir beide siegreich und ohne König.« »Und ist es Ihre Meinung, mein Lord, Sie und ich könnten mit diesem Land auch ohne einen König fertig werden?« Glozells Gesicht verzog sich abscheulich: »Man darf nicht vergessen«, erwiderte er, »wir waren es, die Miraz einstmals auf den Thron setzten. Welche Früchte haben all die Jahre, da er sich des Throns erfreute, für uns getragen? Welche Dankbarkeit hat er uns bezeigt?«

»Das mögen Sie wohl sagen«, antwortete Seifenspan. »Aber sehen Sie, dort kommt jemand, der uns zum Zelt des Königs holen will.«

Als sie Miraz’ Zelt erreichten, sahen sie Edmund und seine beiden Begleiter davor sitzen. Sie hatten ihre Herausforderung übergeben, sich zurückgezogen und wurden nun mit Kuchen und Wein bewirtet, während der König über das Schreiben nachdachte. Den drei Telmarer Herren erschienen diese drei Abgesandten in der Nähe sehr bestürzend. Im Zelt fanden sie Miraz unbewaffnet vor, wie er gerade sein Frühstück beendete. Sein Gesicht war gerötet, und seine Brauen hatten sich verfinstert.