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Ich ging um das ganze Gebäude herum und fand die Alte bei der Grünen Mauer; sie hielt die Hand schützend über die Augen und blickte nach oben. Über der Mauer schwebten spitze, schwarze Dreiecke — Vögel. Krächzend warfen sie sich mit der Brust gegen das Schutzgitter aus elektrischen Wellen, kehrten um und kamen wieder zurück.

Über das dunkle, runzlige Gesicht der Alten huschten flüchtige Schatten, sie warf mir einen kurzen Blick zu: »Niemand da! Sie brauchen gar nicht erst hineinzugehen…«

Was sollte das? Und welch merkwürdiges Benehmen — mit mir umzugehen, als wäre ich nur ein Schatten. Vielleicht seid ihr alle nichts weiter als meine Schatten, dachte ich, denn ich habe euch das Leben gegeben, indem ich euch auf diesen Seiten ansiedelte, die noch vor kurzem rechteckige, weiße Wüsten waren. Wenn ich nicht wäre, würden alle jene, die ich durch die engen Pfade meiner Zeilen führe, euch niemals sehen!

Ich sagte ihr natürlich kein Wort davon, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es die größte Qual für einen Menschen ist, wenn man seine Realität bezweifelt, seine dreidimensionale Realität, nicht irgendeine andere. Ich bemerkte nur trocken, sie sei dazu da, die Tür zu öffnen, worauf sie mich in den Hof ließ.

Leer. Still. Hinter der Grünen Mauer heulte der Wind, fern wie jener Tag, da wir Schulter an Schulter aus den unterirdischen Gängen emporstiegen — wenn das wirklich geschehen ist. Ich ging durch steinerne Arkaden; in den hohen, feuchten Gewölben hallten meine Schritte wider, und es klang, als folgte mir jemand dicht auf den Fersen. Gelbe verwitterte Backsteinmauern blickten mir aus dunklen, quadratischen Fensterhöhlen nach, beobachteten, wie ich kreischende Scheunentüren öffnete, wie ich in verlassene Winkel, Sackgassen und Seitengänge spähte. Ich ging durch ein kleines Tor im Zaun — dahinter ein Trümmerfeld, ein Andenken an den Großen Zweihundertjährigen Krieg: Aus der Erde ragten nackte, steinerne Rippen, gelbe ausgebrannte Mauern, ein uralter Ofen mit einem langen Rohr — ein für alle Zeiten versteinertes Schiff inmitten starrer Wogen aus gelbem Stein und roten Ziegeln.

Mir war, als hätte ich diese gelben Zähne schon einmal gesehen, undeutlich, als lägen sie unter dichten Wassermassen begraben — und ich begann zu suchen. Ich stürzte in Gruben, stolperte über Steine, dornige Ranken krallten sich in meine Uniform, dicke Schweißtropfen rannen über mein Gesicht… Umsonst! Ich konnte den Ausgang des unterirdischen Korridors nirgends entdecken, er war verschwunden. Aber vielleicht war es ganz gut so, denn damit wurde es mir wahrscheinlicher, dass ich das alles nur geträumt hatte. Erschöpft, ganz von Spinnweben und Staub bedeckt, kehrte ich in den Haupthof zurück. Plötzlich ein leises Rascheln, tappende Schritte, und ich erblickte die abstehenden rosa Ohren und das listige Lächeln von S. Er runzelte die Stirn und sah mich durchdringend an: »Gehen Sie spazieren?«

Ich antwortete nicht. Meine Arme waren mir im Wege. »Fühlen Sie sich ein wenig besser?«

»Ja, danke. Ich glaube, ich bin bald wieder ganz gesund.«

Er trat ein wenig zur Seite und blickte angestrengt nach oben. Sein Kopf war weit zurückgebogen, und ich sah zum ersten Mal seinen Adamsapfel. Über uns brummten Flugzeuge, nicht sehr hoch, etwa fünfzig Meter. An der geringen Flughöhe und an den zur Erde gerichteten Fernrohren erkannte ich, dass es Maschinen der Beschützer waren. Aber es waren nicht zwei oder drei wie gewöhnlich, sondern zehn oder zwölf.

»Warum so viele?« fragte ich.

»Warum? Hm… Ein guter Arzt beginnt bereits beim gesunden Menschen mit der Behandlung. Das nennt man Prophylaxe!«

Er nickte mir zu und lief über die steinernen Fliesen des Hofes davon. Dann wandte er sich noch einmal um und rief: »Seien Sie vorsichtig!«

Ich war allein. Stille. Leere. Über der Grünen Mauer flatterten Vögel, der Wind heulte. Was wollte er damit sagen?

Mein Flugzeug glitt rasch dahin. Die Wolken warfen schwere Schatten, die blauen Kuppeln, die Würfel aus gläsernem Eis tief unter mir wurden bleigrau, schwollen an…

Abends:

Ich schlug mein Manuskript auf, um einige Gedanken über den Tag der Einigkeit festzuhalten, den wir in Kürze begehen. (Ich glaube, dass diese Gedanken für meine Leser recht nützlich sind.) Aber ich konnte nicht schreiben. Ich lauschte die ganze Zeit, wie der Wind mit dunklen Schwingen gegen die gläsernen Mauern des Hauses schlug, ich schaute mich in einem fort um. Ich wartete… Worauf wartete ich? Ich wusste es nicht. Und ich freute mich wirklich, als ich die roten Hängebacken von U in meinem Zimmer sah. Sie setzte sich, zog den Rock über die Knie, lächelte mir aufmunternd zu, und ihr Lächeln war ein Pflaster für meine Wunden. »Da komme ich heute früh in meine Klasse« (sie arbeitet in der Erziehungsfabrik) »und entdecke eine Karikatur an der Wand. Stellen Sie sich vor, eine Karikatur von mir, auf der ich wie ein Fisch aussehe. Nun, vielleicht habe ich wirklich etwas von einem Fisch.«

»Wie können Sie so etwas sagen!« erwiderte ich rasch. (Aus der Nähe betrachtet, hat sie wirklich nichts von einem Fisch, und was ich von ihren »Kiemen« geschrieben habe, trifft durchaus nicht zu.) »Im Grunde genommen ist es ja auch gleichgültig. Nur, dass man es überhaupt gewagt hat! Ich habe es natürlich gleich den Beschützern gemeldet. Ich liebe Kinder sehr, und ich glaube, dass die schwierigste, höchste Form der Liebe die Grausamkeit ist, verstehen Sie?« Wie sollte ich das nicht verstehen? Es deckte sich genau mit meinen eigenen Gedanken. Ich konnte nicht umhin, ihr einen Abschnitt aus meinen Aufzeichnungen vorzulesen, und zwar folgende Stelle:

»Ganz leise, metallisch klar, hämmerten meine Gedanken…«

Ihre roten Wangen begannen zu zittern, sie kamen immer näher, und schon umklammerten ihre trockenen, harten Finger meine Hand.

»Geben Sie mir das! Ich lasse es auf Schallplatten aufnehmen, damit die Kinder es auswendig lernen können. Wir brauchen das ebenso nötig wie ihre Venusbewohner, vielleicht noch nötiger.« Sie schaute sich um und flüsterte:

»Haben Sie schon gehört? Es wird erzählt, am Tag der Einstimmigkeit soll…« Ich sprang auf:

»Was… soll am Tag der Einstimmigkeit?« Meine gemütlichen vier Wände existierten plötzlich nicht mehr. Mir war, als wäre ich ins Freie geschleudert worden, wo ein wilder Sturm über die Dächer fegte, wo düstere Wolken in steilem Flug zur Erde hinabstürzten. U legte mir den Arm um die Schultern und sagte mit fester Stimme:

»Setzen Sie sich, mein Lieber, und regen Sie sich nicht unnütz auf. Was wird nicht alles erzählt… Wenn Sie wollen, werde ich an dem Tag bei Ihnen sein. Ich bitte irgend jemanden, auf meine Schulkinder aufzupassen, und komme zu Ihnen. Denn Sie sind auch ein Kind, mein Lieber, und brauchen…«

»Nein, nein!« unterbrach ich sie und machte eine abwehrende Geste. »Auf keinen Fall! Sonst denken Sie wirklich, ich sei ein Kind und könne nicht ohne Aufsicht sein. Nein, auf keinen Fall!« (Ich muss gestehen, dass ich für diesen Tag andere Pläne hatte.)

Sie lächelte, was offensichtlich bedeutete: »Ach, du eigensinniger Junge!« Dann setzte sie sich. Sie schlug die Augen nieder, zog den Rock schamhaft über die Knie und sprach von etwas anderem:

»Ich denke, ich muss mich nun doch entschließen… um Ihretwillen… Nein, bitte, drängen Sie mich nicht, ich muss mir alles genau überlegen…« Ich drängte sie ja gar nicht. Obwohl ich einsah, dass ich darüber glücklich sein musste und dass es eine große Ehre für mich war, den Lebensabend eines Menschen krönen zu dürfen…. Die ganze Nacht hörte ich das Schlagen schwerer Flügel, und ich legte die Hände vors Gesicht, um es vor diesen Flügeln zu schützen. Dann — ein Stuhl. Doch es war keiner unserer modernen Stühle, sondern ein altmodischer, aus Holz. Er trabte wie ein Pferd — rechtes Vorderbein und linkes Hinterbein, linkes Vorderbein und rechtes Hinterbein —, der Stuhl näherte sich meinem Bett, sprang auf die Bettdecke, und ich umarmte den hölzernen Stuhl. Das war sehr unbequem und tat weh. Gibt es denn wirklich kein Mittel, das dieses krankhafte Träumen beseitigt oder es vernünftig, vielleicht sogar nützlich macht?