»Und er ist jetzt anders, als er früher gewesen war«, sagte Witiko. »Du weißt ja viel von unsern Dingen, du Ledermann«, sagte der Scharlachreiter. »Das wissen sie auch in andern Ländern«, entgegnete Witiko.
»Er hat die Herrschaft nicht in Ruhe angetreten«, sagte der Scharlachreiter. »Der schwarze Otto ging zu dem deutschen Könige Lothar, und sagte er sei verkürzt worden, ihm gebühre der böhmische Herzogstuhl, und er bitte den König um Hilfe. Der König sandte an den Herzog die Botschaft: wenn er auch von dem ganzen böhmischen und mährischen Volke gewünscht und gewählt worden wäre, so sei die Wahl nichtig; denn dieselbe könne nur von dem deutschen Könige angeordnet, und ausgeführt werden. Er gebe Sobeslaw Frist, vor seinem Richterstuhle zu erscheinen, und des Spruches zu harren. Tue er es nicht, so habe er den Krieg zu erfahren. Sobeslaw sagte: ›Ich hoffe zu Gottes Barmherzigkeit und zum Beistande unserer Heiligen Wenzel und Adalbert, daß wir nicht in die Hand der Fremden werden gegeben werden.‹ Dann ging er nach Mähren, und nahm Ottos Gebiete in Besitz. Hierauf durchzog er das Land Böhmen, ermahnte das Volk, und ließ in den Kirchen Gebete halten. Er nahm die Fahne des heiligen Adalbert aus der Kirche der Burg der Slawnike Wrbcan, befestigte sie an dem Speere des heiligen Wenzel, und hieß sie im Kriege voran tragen. Der König Lothar fing im nächsten Jahre, da der Herzog Sobeslaw den Fürstenstuhl bestiegen hatte, mitten im Winter den Krieg an. Es waren fast alle Herren von Sachsen, daher er stammte, mit ihm, auch Albrecht der Bär war mit ihm und Heinrich von Groitsch. Sobeslaw erwartete ihn mit den Seinigen in dem Tale von Chlumec. Als der König an den Marken Böhmens angekommen war, sandte ihm Sobeslaw noch einmal Botschaft durch Nacerat Smil Diwiš und Miroslaw, die ein Gefolge mit sich hatten, und ließ ihm sagen: ›Die Böhmen haben bisher ihre Herzoge auf ihre eigene Weise bestellt, und der römische Kaiser hat sie als Vogt der Christenheit bestätigt, so wollen wir es halten, und ehe wir ein neues Joch auf uns nehmen, wollen wir lieber untergehen. Richte Gott zwischen uns.‹ Der König achtete nicht darauf, und stieg in der Schlucht von Chlumec nieder. Otto kam mit den Seinigen zuerst. Er wurde mit allen erschlagen. Dann kam eine zweite Schar. Sie wurde auch geschlagen. Dann kamen weitere Scharen, sie wurden angegriffen, zerstreut, erschlagen, gefangen. Der König floh auf einen Berg, die Böhmen umringten den Berg, daß nicht er und nicht einer von denen, die um ihn waren, entrinnen konnte. Da sandte er nach Sobeslaw. Sobeslaw stieg auf den Berg, und sagte zu dem Könige: ›Wir haben diesen Krieg nicht aus Mutwillen begonnen, um das Blut der Deinen zu vergießen, oder dir eine Schmach anzutun, sondern um die Gewalt, die man uns zufügen wollte, abzuwehren. Gott hat gerichtet. Wir nehmen von dir die Bestätigung der Herzogswahl an, nicht weil du deutscher König bist, sondern weil du römischer Kaiser sein wirst, und treten in die alten Rechte zurück.‹ Der König küßte den Herzog, und bestätigte mit der Fahne seine Wahl. Darauf ließ der Herzog den König und die Seinen ungehindert von dannen ziehen. Die Gefangenen gab er ohne Lösegeld frei. Darunter war der Bischof von Merseburg, der Bischof von Halberstadt, Albrecht der Bär, und es waren drei Äbte. Die fünfhundert edlen deutschen Ritter, die tot waren, und das Volk, das mit ihnen gefallen war, und die von den Leuten aus unseren Ländern, die auch mit ihnen gefallen waren, ließ Sobeslaw begraben.«