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Die Rolle ging zu Ende, ich schaltete den Projektor aus, machte Licht und wartete auf O’Haras Bewertung.

»Soll ich Ihnen was sagen?« meinte er beiläufig. »Wenn Sie nicht aufpassen, landen wir da einen Knaller.«

»Sagen Sie das nicht zu früh.«

Trotzdem freute ich mich über sein Kompliment.

»Wie kommen Sie persönlich mit Silva aus?« fragte O’Hara, indem er aufstand und sich streckte, schon im Begriff zu gehen.

»Sie reitet sehr gut«, antwortete ich. »Das habe ich ihr auch gesagt.«

»Aber Sie haben ihr hoffentlich nicht gesagt, daß sie so gut zu Pferd ist wie ein Mann.«

Ich lachte. »Ich bin doch nicht lebensmüde.«

»Sie sieht auf der Leinwand gut aus.«

Ich nickte. »Sie hatten recht, sie kann schauspielern. Sie weiß, wo die Kamera steht. Sie ist professionell, sie hört mir zu, sie hat die Nacktszene auf dem geschlossenen Set vorige Woche ruhig und natürlich gespielt, sie ist ehrgeizig, aber vernünftig, und um ihren Feminismus kann ich einen Bogen machen.«

»Und gefällt sie Ihnen?«

»Das braucht sie nicht.«

»Nein, aber tut sie’s?«

Ich lächelte. »Wenn ich ihr sagen würde, daß sie mir gefällt, würde sie mir eine knallen.«

»Das ist keine Antwort.«

»Also gut, sie gefällt mir. Eigentlich sogar sehr. Aber sie möchte nicht gefallen. Sie möchte für eine gute Schauspielerin gehalten werden. Und das ist sie. Ein Karussell, meinen Sie nicht?«

»Sie schläft mit mir«, sagte O’Hara.

Ich betrachtete in der darauffolgenden Stille die knorrigen Gesichtszüge und die kräftige Statur, verstand die magnetische sexuelle Anziehung der Macht und sagte ohne Grolclass="underline" »Soll das heißen, Hände weg?«

Er nickte ruhig. »Hände weg.«

»Okay.«

Er ließ es dabei bewenden. Es änderte wenig. Wir gingen nach oben, um zu sehen, wie weit der Architekt und seine Abteilung schon mit der Demontage des Jockey-ClubUntersuchungsraums gekommen waren, an dessen Stelle ein ungefähres Abbild des Speisesaals im Athenäum entstehen sollte.

Mehrere Wände im ersten Stock waren bereits vorher entfernt worden, dafür stützten jetzt Stahlträger das Dach. Auch die Zimmerdecken waren weitgehend herausgeschnitten worden, um Raum für Lampen und Kameras zu schaffen. Der Hausbesitzer tröstete sich mit seinem hübsch aufgestockten Bankkonto und hoffte, daß Balken und Mörtel ihren Platz dereinst zurückerobern würden.

Der Athenäum-Speisesaal war noch kaum angelegt, würde aber komplett mit Tischen, Roastbeef und Bedienung ausgestattet sein, wenn wir von Huntingdon zurückkamen.

O’Hara sagte: »Ich habe Moncrieff heute früh im Hotel auf dem Gang getroffen, als Sie vom Meer wiederkamen. Ich dachte, ich höre nicht recht, aber er hat vor sich hin gesummt. Er sagte, er hätte ein Wunder gesehen und Sie wollten Ziggy nach Norwegen schicken, damit er eine Herde Wildpferde rüberholt. Sagen Sie, daß das nicht stimmt.«

Ich lachte. »Es stimmt. Fjordpferde. Wenn wir zehn oder zwölf davon haben, bringen wir sie ins Bild, als wären es fünfzig. Ziggy soll sie uns suchen. Sie kommen dann in Pferdetransportern mit der Fähre von Bergen.«

»Aber«, wandte O’Hara ein, »wäre es nicht billiger, mit einheimischen Wildpferden zu drehen?«

»Erstens gibt es keine einheimischen«, sagte ich. »Und zweitens sind echte Norweger effektvoller.«

O’Hara bahnte sich einen Weg durch wacklige Dekorationsteile und sah von einem hohen Fenster aus auf das graugrüne Heideland. Schließlich drehte er sich um; ich konnte seinen Gesichtsausdruck im Licht nicht erkennen.

»Ich arrangiere das«, sagte er.«Ziggy kann fahren. Sie machen hier mit dem Film weiter.«

»Gut«, sagte ich zufrieden, und in diesem Einverständnis gingen wir hinunter zum Stallhof, meldeten uns wie gewohnt vorn beim Wachmann ab und kehrten zum Wagen zurück.

»Wußten Sie«, fragte ich im Plauderton, »daß man Hexen früher gehenkt hat?«

O’Hara blieb abrupt stehen und sagte nach einer Pause: »So was deutet Howard in seinem Buch aber nicht an, oder?«

»Nein. Eigentlich wundert mich das. Es hätte doch gut zu den Traumliebhabern gepaßt.«

O’Hara sah verständnislos drein.

»1685 wurde zum letztenmal in Merrie England eine Hexe erhängt«, sagte ich. »Bis dahin hatte man aber insgesamt über tausend der Hexerei Beschuldigte aufgeknüpft, hauptsächlich Frauen. Das habe ich nachgesehen. Hexerei gab es noch lange danach. Goya hat um 1800 herum fliegende Hexen gemalt. Und noch heute werden die alten Praktiken ausgeübt. Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, daß vor nur sechsundzwanzig Jahren in Newmarket eine Hexenerhängung stattgefunden hat, aber es schadet nichts, wenn Howard ein paar Szenen einfügt, um Zweifel zu säen.«

Kapitel 9

Da ich unverhofft zu einem Fahrer gekommen war, konnte ich mir auf dem Weg nach Huntingdon Notizen für die anstehenden Proben machen und über meine zweite Unterhaltung mit Howard nachdenken. Er war in seinem Zimmer gewesen, als ich mit O’Hara zurückkam, und hatte einem Gespräch in meiner Suite widerwillig zugestimmt.

»Howard«, begann ich, »Ihr Name ist mit dem Film ein für allemal verbunden. Sie können glänzend schreiben. Ob Sie mit der Handlung einverstanden sind oder nicht, die Worte im Film sind weitgehend Ihre, und danach wird man Sie beurteilen.«

»Einige Dialoge sind von Ihnen«, wandte er ein.

»Ihre sind mir lieber. Ich schreibe nur, was Sie nicht schreiben wollen.«

Er konnte mich zwar böse anstarren, aber nichts dagegen sagen.

»Also«, fuhr ich sachlich fort, »schreiben Sie jetzt bitte eine Szene, die darauf hindeutet, daß die Tote als Hexe aufgehängt worden sein könnte.«

Er war empört. »Sie war doch keine Hexe.«

»Woher wissen Sie das?«

»Sie war Audrey Visboroughs Schwester!«

Und deshalb, seinem Tonfall nach, über jeden Zweifel erhaben.

»Denken Sie drüber nach, Howard. Legen Sie den Gedanken jemanden in den Mund. In den Kopf. Vielleicht braucht nur ein Zeitschriftenartikel ins Bild zu kommen. Schlagzeile >Gibt es noch Hexerei?<. Irgend so etwas. Es darf aber keine Szene im Untersuchungsraum des Jockey Clubs sein. Der ist schon abgerissen.«

Howard wirkte nicht abgeneigt - er sah sogar interessiert aus.

»In Wirklichkeit hieß sie Sonia«, sagte ich.

»Ja, ich weiß.«

»Haben die Visboroughs Ihnen das gesagt?«

»Ja, sicher!« hatte er sie aufbrausend in Schutz genommen. »Sie waren alle sehr hilfsbereit.«

Ich unterließ es, darauf hinzuweisen, daß der Drumbeat alles andere als hilfreich gewesen war, und wir trennten uns in Frieden.

Mein Regieassistent Ed, der normalerweise selbst einen Assistenten hatte, arbeitete jetzt wie bei Massenszenen üblich mit mehreren Unterassistenten. Die in erfreulich großer Zahl zur Rennbahn geströmten Einwohner Hun-tingdons wurden von Ed aufgeteilt, stationiert und bei Laune gehalten, denn wie er wußte und seinen Helfern gleich mitgeteilt hatte, lautete mein ausdrücklicher Wunsch, daß die Leute zufrieden sein sollten, damit sie am nächsten und am übernächsten Tag gern wiederkamen. Vergnügen hieß die Devise. Amüsieren sollten sie sich. Nash - ja, Nash persönlich - würde dann und wann Autogramme geben. Der Rennverein in Huntingdon hatte sich freundlich und entgegenkommend gezeigt. Verträge, Bezahlung, Versicherung, Sicherheitsvorkehrungen, Polizei, all das war geregelt. Vorausgesetzt, daß wir bis Freitag fertig wurden und die Rennbahn wieder räumten, würden sie uns freie Hand lassen. Anfallende Platzarbeiten konnten dann erledigt werden, bevor sie die Tore zur nächsten regulären Austragung am Montag öffneten.