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Das fröhliche Publikum streifte umher. Nashs Leibwachen lächelten. Die Löwin suchte ihn vor Küssen zu bewahren. Mein Schwarzgürtel stand links von mir, damit ich ihm mit rechts Zeichen geben konnte.

Ich spürte einen Schlag, als hätte mich jemand angerempelt, einen so heftigen Stoß, daß ich nach vorn stolperte, auf einem Knie aufkam, das Gleichgewicht verlor und umkippte. Ich fiel auf die rechte Seite, fühlte jäh und alarmierend den ersten Schmerz und begriff mit sengender Klarheit, daß ich die Klinge eines Messers im Leib hatte, daß ich auf den Griff gefallen war und es noch tiefer hineingetrieben hatte.

Kapitel 12

O’Hara streckte lachend die Hand aus, um mir hochzuhelfen.

Ich ergriff sie mit der Rechten, seine Hilfe reflexartig annehmend, und er sah, wie ich die Augen zusammenkniff, und hörte auf zu lachen.

»Haben Sie sich weh getan?«

»Nein.«

Er hatte mich bereits auf die Knie gezogen. Ich sagte: »Leihen Sie mir Ihre Jacke.«

Er trug eine alte Fliegerjacke, armeegrün, mit offenem Reißverschluß. »Die Jacke«, wiederholte ich.

»Was?«

Er beugte sich aus seiner knorrigen Höhe zu mir herunter.

»Leihen Sie mir Ihre Jacke.«

Ich schluckte, zwang mich zur Ruhe. »Leihen Sie mir Ihre Jacke und sagen Sie meinem Fahrer, er soll mit dem Wagen direkt hierher zum Waageraum kommen.«

»Thomas!«

Er war zunehmend besorgt und neigte sich tiefer herab, um mich besser zu verstehen. »Was ist los?«

Mit einem anormal klaren Kopf sagte ich deutlich: »Ich habe ein Messer in der Seite. Legen Sie mir Ihre Jacke um

die rechte Schulter, damit man es nicht sieht. Machen Sie keinen Aufstand. Erschrecken Sie die Bosse nicht. Kein Wort an die Presse. Holen Sie nicht die Polizei. Ich bin nicht tot, und der Film geht weiter.«

Er hörte zu und verstand, traute aber seinen Ohren kaum. »Wo ist denn das Messer?« fragte er unsicher. »Man sieht keine Verletzung.«

»Es sitzt irgendwo unter meinem Arm, oberhalb des Ellbogens. Geben Sie mir doch die Jacke.«

»Ich hole unseren Arzt.«

»Nein, O’Hara. Nein! Nur die Jacke.«

Ich legte wahrscheinlich jedes bißchen Autorität, das er mir verliehen hatte, in meine halb bittenden, halb befehlenden Worte. Jedenfalls zog er ohne weitere Einwendungen seine Wetterjacke aus und legte sie mir über die Schultern, während er jetzt in einem dick gestrickten armeegrünen Pullover dastand.

Andere Augen blickten neugierig in unsere Richtung. Ich hielt mich mit der linken Hand an O’Haras Arm fest und zog mich zentimeterweise an ihm hoch. Ich konzentrierte mich auf seine Augen, die auf gleicher Höhe wie meine waren.

»Das Schwein«, sagte ich leise, mit unverhülltem Zorn, »wird kein Glück haben.«

»Gut«, sagte O’Hara.

Ich entspannte mich ein ganz klein wenig - nicht dergleichen zu tun war jetzt wirklich das beste Anästhetikum, und zuviel Teilnahme hätte mich schneller geschafft als jeder Schmerz zwischen den Rippen.

O’Hara schickte einen von Eds Assistenten nach meinem Wagen und erklärte einigen Fragestellern beruhigend, ich sei gefallen und hätte mir die Schulter verrenkt, aber es bestehe kein Grund zur Sorge. Ich sah einen Wirrwarr von vertrauten Gesichtern um mich herum und konnte mich nicht entsinnen, daß eins davon nah genug gewesen wäre, um mich anzugreifen. Aber die Leute waren pausenlos in Bewegung gewesen. Jeder, den ich in England kannte, oder irgendein bezahlter Handlanger - und Profikiller waren überall zu haben, immer unsichtbar - konnte zwischen den Autogrammjägern gestanden und den Augenblick genutzt haben. Ich konzentrierte mich hauptsächlich darauf, in der Senkrechten zu bleiben, während ich überlegte, welche lebenswichtigen Organe noch mal rechts hinter den Rippen lagen, und mir fiel auf, daß sich die Haut meines in Aufruhr gebrachten Organismus zwar feucht anfühlte, aber es nicht so aussah, als ob ich große Mengen Blut verlor.

»Sie haben Schweiß auf der Stirn«, bemerkte O’Hara.

»Macht nichts.«

»Lassen Sie mich den Arzt holen.«

»Dann sind auch Greg Compass und das Fernsehen gleich da.«

Er schwieg.

»Ich kenne einen anderen Arzt«, versicherte ich ihm. »Wo bleibt der Wagen?«

Ed war recht bald damit zurück, auch wenn es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich bat ihn, sich bei allen zu bedanken und auf die allgemeine Sicherheit zu achten, und sagte, wir würden die Nahaufnahmen am nächsten Tag beenden.

Er nickte nur und übernahm das Ruder, und ich zwängte mich vorsichtig auf den Rücksitz des Wagens.

O’Hara stieg auf der anderen Seite ein. »Das brauchen Sie nicht«, sagte ich.

»Doch.«

Froh darüber, daß er mitfuhr, bat ich ihn, auf seinem Mobiltelefon eine Nummer zu wählen, und ließ mir den Hörer geben, nachdem er die Tasten gedrückt hatte.

»Robbie?« sagte ich; zum Glück war es nicht sein Auftragsdienst. »Thomas Lyon. Wo sind Sie?«

»Newmarket.«:

»Hm. Könnten Sie in einer Stunde ins Hotel kommen? Ziemlich dringend.«

»Inwiefern dringend?«

»Kann ich jetzt nicht sagen.«

O’Hara sah mich überrascht an, doch ich nickte zu unserem Fahrer hin, der wortkarg sein mochte, aber keineswegs taub war.

O’Hara verstand, war jedoch besorgt. »Einer der Bosse aus L. A. ist im Hotel abgestiegen und wartet auf uns.«

»Oh.«

Ich zögerte und sagte dann: »Robbie, wollen wir uns lieber bei Dorothea zu Hause treffen? Es ist auch wieder ein Fall Dorothea, nur nicht so radikal.«

»Sie haben jemanden bei sich, der mithört und nicht merken soll, wovon Sie reden? Und es geht um eine Stichwunde?«

»Genau«, sagte ich, froh über seine rasche Auffassungsgabe.

»Wer ist der Patient?«

»Ich.«

»Guter Gott. Haben Sie einen Schlüssel zu Dorotheas Haus?«

»Ihre Freundin Betty hat sicher einen. Sie wohnt schräg gegenüber.« »Die kenne ich«, sagte er knapp. »Eine Stunde. Bei Dorothea. Ist es schlimm?«

»Ich bin in der inneren Geographie nicht so bewandert, aber ich glaube, es hält sich in Grenzen.«

»Unterleib?« fragte er besorgt.

»Nein. Weiter oben und auf der Seite.«

»Bis gleich«, sagte er. »Husten Sie nicht.«

Ich gab den Hörer wieder O’Hara, der sich mit Mühe und Besorgnis aller Fragen enthielt. Ich setzte mich quer und stützte mich so gut wie möglich gegen die Fahrzeugbewegungen ab, und dennoch waren es diesmal lange vierzig Meilen von Huntingdon nach Newmarket.

Ich dirigierte den Fahrer zu Dorotheas Haus. Der Wagen von Robbie Gill stand schon da, und Robbie selbst öffnete von innen die Haustür, als wir anhielten, und kam uns über den Fußweg entgegen. O’Hara bat den Fahrer, uns in einer halben Stunde abholen zu kommen, während ich mich aus dem Wagen schälte und mich unauffällig stützte, indem ich Robbies Arm ergriff.

Ich sagte: »Wir legen keinen Wert darauf, daß das publik wird.«

»Dachte ich mir schon. Ich hab’s keinem erzählt.«

Er sah zu, wie O’Hara ausstieg und dem Fahrer ein Zeichen gab, loszufahren, und ich sagte kurz: »O’Hara. Robbie Gill«, was beiden offenbar genügte.

Wir gingen langsam den Weg hinauf und in das leere, aber immer noch verwüstete Haus. Dorothea, sagte Robbie, habe ihm von meinem Angebot, das Gröbste aufzuräumen, erzählt. Wir gingen in die Küche, wo ich mich auf einen Stuhl setzte.

»Haben Sie das Messer gesehen?« fragte Robbie. »Wie lang war die Klinge?« »Sie steckt noch.«

Er sah perplex aus. O’Hara sagte: »Der Junge ist echt verrückt.«