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»Also?« sagte er.

»Mir wäre es lieber, Sie blieben.«

»Es ist Ihr Film«, wehrte er ab. »Unternehmen Sie aber bitte nichts ohne Ihren Fahrer und Ihren Leibwächter.«

Er schaute sich um. »Wo sind die überhaupt?«

»Hier bin ich doch sicher«, sagte ich.

»Sie dürfen sich nirgends in Sicherheit wähnen, Thomas.«

Er gab mir einen Schlüssel und erklärte, es sei der Schlüssel für seine Hotelsuite. »Benutzen Sie bei Bedarf ruhig meine Zimmer. Die beiden Messer liegen dort im Safe. Die Kombination ist vier-fünf, vier-fünf. Okay?«

»Ja. aber wo kann ich Sie erreichen?«

»Rufen Sie meine Sekretärin in L. A. an. Sie weiß das.«

»Fahren Sie nicht!«

Er lächelte. »Mein Flieger geht um zwölf. Bis bald, Partner.«

Er stieg entschlossen in seinen Wagen und ließ sich davonfahren, und ich kam mir vor wie ein junger General, dem man mitten im Schlachtgetümmel das Kommando übertragen hat, ängstlich, ohne Selbstvertrauen, gefühlsmäßig nackt.

Auf dem Plan standen an diesem Morgen einige der ersten Szenen des Films: das Eintreffen der Polizei zur Untersuchung des Todesfalls. Moncrieff machte sich daran, die Akteure in Uniform und in Zivil auszuleuchten, und erklärte genau, wo sie stehenbleiben und sich zur Kamera drehen sollten. Sie hielten sich dabei an die Pläne und Schaubilder, die wir am Abend vorher nach meiner Rückkehr aus Cambridge angelegt hatten.

Ich überließ Ed die Aufsicht und fuhr zum Bedford Lodge, um in Ruhe zu frühstücken, stieß aber in der Halle auf meinen Fahrer und den Schwarzgürtel, die besorgt auf und ab gingen und befürchteten, ihren Job zu verlieren.

»Beruhigen Sie sich«, sagte ich. »Ihr Tag fängt erst in einer Stunde an.«

»Mr. O’Hara sagte.«

»In einer Stunde«, wiederholte ich und dachte auf dem Weg nach oben, wenn sie mich schon nicht vor dem Armadillo bewahrt hatten, könnte ich genausogut allein zurechtkommen.

Der Zimmerservice brachte mein Frühstück und einen Besucher, Robbie Gill.

»Eigentlich sollte ich Brustkörbe abhorchen und Hustentinktur verschreiben«, sagte er. »Meine Sprechstundenhilfe findet fast nur noch ungehaltene Patienten vor. Ziehen Sie sich aus.«

»Bitte was?«

»Pullover und Hemd aus«, wiederholte er. »Die Hose runter. Ich bin gekommen, um Ihr unnützes Leben zu retten.«

Geschäftig holte er Sachen aus seiner Tasche, schob mein Croissant und meinen Kaffee beiseite und aß meinen Schinken mit den Fingern.

»Sie haben hoffentlich keinen Hunger«, sagte er schmatzend.

»Wie ein Wolf.«

»Ach herrje. Machen Sie sich frei.« »Ehm. wozu?«

»Erstens für einen neuen Verband, zweitens für eine stichsichere Weste. Ich habe mich bemüht, eine reguläre kugel- und messersichere Weste zu bekommen, aber da weder die Polizei noch die Armee ohne Papierkrieg damit herausrücken wollten, müssen wir uns anders behelfen.«

Ich zog Pullover und Hemd aus, und er entfernte den Verband, hob zwar die Augenbrauen über das freigelegte Bild, schien aber nicht unzufrieden.

»Es heilt. Tut es weh?«

»Die gebrochene Rippe.«

»Das war vorauszusehen«, meinte er und erneuerte den Verband. »Also«, sagte er, »was wissen Sie über DeltaCast?«

»Nichts.«

»Das wird anstelle des alten Gipses bei Arm- und Beinbrüchen verwendet. Es ist genau gesagt ein Polymer, hart, aber porös, also juckt es nicht. Ein Messer geht da nicht durch.«

»Eine Kugel?«

»Das steht auf einem anderen Blatt.«

Er arbeitete eine halbe Stunde, und wir unterhielten uns dabei über Dorothea und Paul, ohne zu brauchbaren Schlüssen zu gelangen, aber ich erzählte ihm, daß ich jetzt dank Bill Robinson ein Heer von Kisten mit Valentines Büchern um mich hatte.

Als Robbie fertig war, steckte ich vom Kinn bis zur Taille in einer harten ärmellosen Schale, die ich in zwei Hälften an- und ausziehen und mit Klettbändern verschließen konnte.

Auf meinen Einwand, daß sie zu weit oben am Hals abschließe, sagte er lediglich: »Wollen Sie, daß man Ihnen die Kehle durchschneidet? Tragen Sie einen Rollkragenpullover. Ich habe Ihnen den dünnen weißen hier mitgebracht, falls Sie keinen dabeihaben.«

Er gab ihn mir, als wäre es nicht der Rede wert.

»Danke, Robbie«, sagte ich, und er hörte auch, daß ich es ehrlich meinte.

Er nickte kurz. »Ich schaue jetzt besser nach der hustenden Mehrheit, sonst lynchen die mich noch.«

Er packte zusammen. »Glauben Sie, Ihre Erhängte ist gelyncht worden?«

»Nein.«

»Haben Sie bei Professor Derry war rausgekriegt?«

»Das Messer, das mir die Rippe geknackt hat, nennt sich Armadillo. Das mit den Fingerringen, von der Heide, ist einer Waffe aus dem Ersten Weltkrieg nachgebildet. Die Polizei hatte den Professor schon danach gefragt.«

»Wau.«

»Der Professor ist Mitte Achtzig. Er hat mich gebeten, nicht >wau< zu sagen.«

»Hört sich stark an.«

»Wir haben uns gut verstanden, aber wem das Armadillo gehört, weiß er auch nicht.«

»Passen Sie auf sich auf«, sagte er im Gehen. »Wenn Sie mich brauchen, melden Sie sich.«

Ich aß, was von meinem Frühstück übrig war, zog mich gemächlich an und gewöhnte mich nach und nach daran, wie die Schildkröte im Panzer zu leben.

Als ich fast wieder aufbruchbereit war, rief mich die Rezeption an, um mir zu sagen, daß eine junge Frau nach mir gefragt habe. Sie sei der Meinung, ich erwarte sie. Eine Miss Lucy Wells.

»Ach ja.«

Ich hatte sie zwischenzeitlich vergessen. »Schicken Sie sie bitte hoch.«

Lucy erschien in Jeans, Pullover, Turnschuhen und mit Pferdeschwanz und kehrte die kühle, achtzehn Jahre junge Dame heraus, wenn ihr die Verlegenheit nicht gerade wieder einmal die Sprache raubte. Sie sah ausdruckslos auf die vielen Kisten und fragte, wo sie anfangen solle.

Ich gab ihr einen Laptop-Computer, einen Notizblock, einen Kuli und einen dicken schwarzen Filzstift.

»Geben Sie jeder Kiste eine Nummer«, sagte ich und schrieb mit dem Filzstift eine 1 auf den Mikrowellenherd-Karton. »Packen Sie sie aus. Listen Sie den Inhalt auf dem Block auf, geben Sie die Liste in den Computer ein, packen Sie die Bücher wieder zurück und legen Sie das Inhaltsverzeichnis dazu. Auf ein anderes Blatt schreiben Sie mir eine allgemeine Übersicht, zum Beispieclass="underline" >Kiste 1, Bücher, Biographien von Besitzern und Trainern.«

Okay?«

»Ja.«

»Schütteln Sie die Bücher für den Fall, daß lose Blätter eingelegt sind, und werfen Sie nichts weg, auch keine sinnlosen Papierschnipsel.«

»In Ordnung.«

Sie sah verwirrt aus, aber ich erläuterte nichts.

»Bestellen Sie sich beim Zimmerservice was zu Mittag«, sagte ich. »Lassen Sie keine Papiere oder Bücher herumliegen, wenn die Bedienung kommt. Okay?«

»Ja, aber warum?«

»Tun Sie’s einfach, Lucy. Hier ist der Schlüssel für die Suite.«

Ich gab ihn ihr. »Wenn Sie rausgehen, können Sie damit wieder aufschließen. Und wenn ich wiederkomme, bringe ich Nash Rourke auf einen Drink mit.«

Ihre blauen Augen wurden groß. Sie war nicht dumm. Sie blickte auf die Kartons und nahm das Geschäft, das ich ihr offeriert hatte, an.

Ich fuhr gestärkt zurück zur Arbeit, mit einer neuen Zuversicht, die weniger auf dem Fahrer und dem Leibwächter gründete als auf dem Delta-Cast. Wir verbrachten den ganzen Morgen auf dem Stallhof, wo Nash (de facto und laut Drehbuch) viel Nachsicht mit den Darstellern der Polizei bewies.

Die vom Skript verlangten anfänglichen Zweifel der Beamten kamen erst nach einer Ewigkeit rüber. »Die Polizisten sollen nicht blöd wirken«, plädierte ich, kam aber zu dem Schluß, daß ihre Darsteller schwer von Begriff waren. Auf die Besetzung der kleinen Rollen hatte ich keinen Einfluß gehabt; das Kunststück bestand darin, auch den dämlichsten Pudel dazu zu bringen, daß er durch die Reifen sprang.