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„Wer unterstützt die Hohen Lords Bourbon und Savoyen?“ Einer nach dem anderen der zehn übrigen Lords erhob sich. Der Rat der Königin war einstimmig gegen sie. Sie schloß erneut flüchtig die Lider und preßte die Lippen zusammen. Schließlich ließ sie ihren Blick über die Anwesenden wandern. „Meine Lords, eure Opposition gegen meine Gerechtigkeit schmerzt mich.“ Sie lächelte sie bitter an. „Ich danke euch für euren ehrlichen Rat, doch wird sich nichts an meinem Entschluß ändern. Meine Richter bleiben auf euren Ländereien.“

Die Edlen murmelten einander mit leisen, rauhen Stimmen zu. Sie wirkten wie ein großes, ruheloses Raubtier. Der alte Herzog Loguire erhob sich und stützte sich schwer auf die Tischplatte. „Meine Königin“, sagte er. „Bedenkt, selbst Monarchen können Fehlentscheidungen treffen, und Ihr übt die Regierungsgewalt noch nicht sehr lange aus. Bekanntermaßen erlangen viele Köpfe eine größere Einsicht als ein Kopf allein, und hier stehen zwölf Männer aus den ältesten, ehrbaren Familien, die in der Staatskunst erfahren und weise in ihren

Jahren sind, gegen Eure Meinung. Werdet Ihr auch weiterhin auf Eurem Kurs verharren, obgleich so viele keinen Zweifel hegen, daß er falsch ist?“

Catherines Gesicht war fast leichenblaß, und ihre Augen funkelten. „Das werde ich“, erklärte sie ruhig. „Doch rief ich euch heute aus einem anderen Grund zusammen“, fuhr sie mit einem Lächeln fort, das fast eine Spur boshaft wirkte. Erschrocken ruckten die Köpfe rund um den Tisch hoch. Brom O'Berin wirkte noch erstaunter als die anderen. Offensichtlich hatte Catherine sich nicht einmal mit ihrem Oberratgeber besprochen. Jeder der Hohen Lords bückte sich hastig zu ein paar kurzen geflüsterten Worten mit seinem eigenen Ratgeber, und der ursprünglich erschrockene Ausdruck wurde zu dumpfem Ärger.

„Auf jeder eurer Ländereien befindet sich ein Kloster. Ihr habt die Priester für die Gemeinden eurer Domänen immer aus euren eigenen Klöstern ernannt. Ich werde die besten Theologen aus allen Klöstern hier auf der Burg versammeln, und ersuche euch, mir junge Brüder, einen für jede Gemeinde, aus euren Klöstern zu schicken, damit sie von meinen Mönchen ausgebildet werden können. Sollte ich bei dem einen oder anderen nicht mit eurer Wahl einverstanden sein, sende ich die Betreffenden zurück, und ihr habt andere hierher zu beordern. Wenn sie ihr Studium beendet und ihren Eid geleistet haben, werden sie als die Priester eurer Gemeinden zu euch zurückkehren.“

Die Hohen Lords sprangen auf die Füße, brüllten durcheinander und hieben mit den Fäusten auf den Tisch. „Genug! Seid still!“ Catherines Stimme klang wie ein Peitschenknall.

Die Hohen Lords setzten sich wieder und schwiegen verbissen, aber die Augen ihrer Ratgeber leuchteten auf, und jeder schien ein Grinsen zu unterdrücken. „Ich habe gesprochen, und es wird geschehen, wie ich es bestimme!“ erklärte Catherine mit eisiger Stimme. Zitternd erhob sich der alte Lord Loguire. „Aber, Eure Majestät, wollt Ihr nicht…“ „Nein!“

Brom O'Berin räusperte sich. „Wenn Eure Majestät, gestatten…“ „Nein!“

Schweigen senkte sich herab. Wieder wanderte der Blick der Königin über ihre Edlen, dann neigte sie den Kopf und sagte: „Mein Lord Loguire.“

Der alte Aristokrat erhob sich, die Zähne hinter dem graumelierten Bart fest zusammengebissen und die Hände zu zitternden Fäusten geballt. Er zog den großen, throngleichen vergoldeten Sessel zurück, und Catherine erhob sich. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück. Catherine drehte sich um, die große Eichentür schwang auf, und Soldaten ihrer Leibgarde reihten sich vor und hinter ihr ein. An der Tür blieb die Königin stehen. „Meine Herren, überlegt es euch und stimmt zu, denn ihr könnt euch nicht gegen mich stellen!“ „Es ist doch genau das klassische Muster, bis zum letzten Schrei wütenden Aufbegehrens!“ Rod ritt nach Beendigung seines Dienstes mit Gekab zum Gasthof, um ein bißchen Klatsch und eine Menge Bier zu sich zu nehmen. Tom war zurückgeblieben und hatte den Befehl, seine Ohren offenzuhalten.

„Ich kann Ihnen nicht völlig beipflichten, Rod. Es ist wohl das klassische Muster, aber da ist noch etwas Zusätzliches.“ „Pah! Es ist ein simpler, verfrühter Versuch der Zentralisierung der Macht. Catherine will Gramayre unter ein Gesetz und einen Herrscher stellen, statt länger unter zwölf fast souveräne Herzogtümer. Die Erstellung der Richter ist nichts anderes. Ich wette mit dir, zumindest zehn der zwölf Hohen Lords haben in ihren Domänen den lieben Gott gespielt. Zweifellos haben sie sich nicht mit einem Zehnt zufriedengegeben, und sich das

Recht auf jede Frau ihrer Leibeigenen genommen. Catherine ist eine Reformerin, die versucht, alle Mißstände, derer sie sich bewußt ist, dadurch zu beheben, daß sie sich zum einzigen Gesetz auf Gramayre macht — doch sie wird es nicht schaffen.

Die Lords werden es nicht zulassen. Mit den Richtern wäre sie vermutlich gerade noch durchgekommen, aber die Sache mit den Priestern wird zur Rebellion führen. In dieser Art von Gesellschaft haben die Priester mehr Einfluß auf das Volk als sonst irgend jemand. Und wenn sie in Zukunft nur noch ihr unterstehen, haben die Adeligen überhaupt nichts mehr zu sagen, und das wissen sie. Und das werden sie sich nicht ohne Kampf gefallen lassen.“

„Soweit pflichte ich Ihnen bei“, sagte der Roboter. „Das ist auch noch das klassische Muster, ähnlich dem Versuch des englischen Königs Johann L, der die Nation zentralisieren wollte, ehe ein solches Projekt hoffen konnte, mit Erfolg gekrönt zu werden.“

Rod nickte. „Und wir können hoffen, daß genau wie Johanns Barone die Hohen Lords auf eine Magna Charta libertatum bestehen werden.“

„Aber…“

„Aber was, Gekab?“ fragte Rod mit märtyrergleicher Geduld.

„Es gibt das fremde Element: eine Gruppe von Ratgebern der Hohen Lords — eine Gruppe, die ausgesprochen kohäsiv zu sein scheint.“

Rod runzelte die Stirn. „Stimmt.“

„Und was Sie mir von der Szene nach Catherines Verlassen der Ratskammer erzählt haben…“

„Puh!“ Rod schauderte. „Es war, als hätte sie ihnen den Fehdehandschuh zugeworfen, und alle stürzten sich darauf, um in die Ehre zu kommen, ihn aufheben zu dürfen. Das Mädchen mag zwar ein wenig von den Grundbegriffen der Staatswissenschaft verstehen, aber absolut nichts von Diplomatie. Sie forderte sie heraus, ohne wirklich zu glauben, daß sie es wagen würden, sich gegen sie zu stellen.“ „Ja, und die Ratgeber machten ihre Sache großartig. Jeder riet seinem Lord, nicht zu kämpfen, da er zu schwach sei — um ihn dann diplomatisch darauf aufmerksam zu machen, wenn es schon sein müßte, sollte er sich mit den anderen Lords verbünden. Fachmännisch angewandte Psychologie. Man könnte annehmen, die Ratgeber legten es darauf an, die zentrale Befehlsgewalt völlig zu eliminieren.“

„Ja…“ Rod runzelte die Stirn. „Das ist in einer solchen Gesellschaftsordnung nicht normal, nicht wahr, Gekab?“ „Allerdings nicht, Rod. Die Anarchietheorie ergibt sich gewöhnlich erst, wenn die Kultur einen weit höheren Stand der Technologie erreicht hat.“

Rod kaute an seiner Lippe. „Außerplanetarer Einfluß, vielleicht?“

„Möglich. Und das führt uns zu der totalitären Volksbewegung: eine weitere Anomalie. Nein, Rod, das ist nicht das klassische Muster!“

„Nein, verdammt. Wir haben drei Gruppen, die auf die Macht aus sind: die Bauern, die Herzöge und ihre Ratgeber, und die Königin und wer immer sie unterstützt. Im Augenblick scheint diese Unterstützung sich auf Brom O'Berin zu beschränken.“ „Totalitaristen, Anarchisten, und die Königin in der Mitte“, brummte Gekab. „Auf wessen Seite sind Sie, Rod?“ „Auf Catherines, zum Teufel!“ Rod grinste. „Ich bin hier, um die Saat der Demokratie auszustreuen, und es sieht ganz so aus, als wäre die einzige Chance, sie zum Keimen zu bringen, einer konstitutionellen Monarchie auf die Beine zu helfen.“ „Ich kann mich vielleicht täuschen“, murmelte Gekab. „Aber ich glaube, Sie sind höchst erfreut, daß Ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als sie zu unterstützen.“ Um sie herum dämpfte nächtlicher Dunst die wenigen Lichter. Die Nebelwand befand sich lediglich etwa zehn Meter entfernt. Ein schriller Schrei zerriß die Luft, gefolgt von Schwerterklirren. „Hilfe! Zu Hilfe!“ brüllte eine jugendliche Stimme.