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„Ja, Rod?“ Die Stimme hinter seinem rechten Ohr war ungemein beruhigend.

„Gekab, ich befinde mich im Teil der Burg, wo es spuken soll.“ „Spuken? Rod, eine Analyse Ihrer Stimmenmuster deutete auf leichte Angst. Sie glauben doch nicht wirklich an Geister?“ „Nein, aber ich erinnerte mich gerade, daß ich früher auch nicht an Elfen glaubte. Und wenn es hier Elfen gibt, kann es auf diesem verrückten Planeten doch auch Geister geben, oder nicht?“

Nach kurzer Pause murmelte Gekab verlegen, wie es schien: „Es gibt nichts, was direkt gegen diese Hypothese spricht.“ Ein Ächzen so tief, daß Rod es kaum hören konnte, und so laut, daß es ihn körperlich schmerzte, erschütterte die Wände des Gewölbes, in dem er sich gerade befand. „Was war das? „keuchte Rod. „Ein komplexes Wellenmuster niedriger Frequenz und hoher Schwingungsweite“, antwortete Gekab zuvorkommend.

„Vielen Dank!“ schnaubte Rod. „Ich will wissen, wodurch es verursacht wurde!“

„Dazu reichen die Daten noch nicht aus…“

Das Ächzen wiederholte sich, und etwas wie spinnwebfeines Gespinst, aus dem sich schwarze Augenhöhlen und eine kreisrunde schwarze Mundöffnung abhoben, schwebte geradewegs auf Rod zu.

Ein weiteres Ächzen erklang, eine halbe Stufe höher als das vorherige. Rod riß den Kopf nach rechts. Ein zweiter Geist kauerte über ihm. Ein drittes Ächzen, und ein dritter Geist tauchte auf.

Drei Geister drängten ihn gegen die Steinwand. Ihre Münder formten große dunkle Os, und kalte Knochenfinger griffen nach ihm.

Rod kämpfte gegen seine Panik an. Gekab glaubt nicht an Geister, sagte er sich. Nichtsdestoweniger schrie er gellend: „Geister, Gekab! Geister!“

„Geister“, erklärte der Roboter hinter seinem Ohr, „sind unstofflich, selbst wenn es sie gibt. Sie können einem stofflichen Wesen keinen körperlichen Schaden zufügen.“

„Sag das ihnen!“ brüllte Rod verzweifelt.

Eine Hand verkrampfte sich um sein Herz. Er würgte und hustete. Etwas, ein Eisenband um seine Brust, zermalmte seine Lunge… Furcht konnte lahmen, konnte töten…

„Rod, stecken Sie die Finger in die Ohren!“

Er versuchte, den Rat des Roboters zu befolgen — und konnte es nicht. „Gekab!“ schrillte er. „Ich kann mich nicht bewegen!“

Ein lautes Brummen dröhnte in seinem Schädel und überlagerte das Ächzen. Es wurde zu den monotonen Worten: F-I-N-G-E-R I-N D-I-E O-H-R-E-N!

Die Angst schwand, oder zumindest fast. Rod konnte sich wieder genauso leicht wie zuvor bewegen. Er steckte die Finger in die Ohren. Das Brummen erstarb und das Ächzen der

Geister klang nun wie aus weiter Ferne. Zwar steckte ihm die Angst noch ein wenig in den Knochen, aber sie lahmte ihn nicht länger.

„Können Sie sie noch hören, Rod?“

„Ja, aber es ist nicht mehr so schlimm. Was hast du gemacht?“

„Nichts, Rod. Ihr Ächzen hat eine harmonische Frequenz im subsonischen Bereich, die Angst in Angehörigen Ihrer Spezies hervorruft. Dieser furchteinflößende Ton wird durch die gleichzeitige Emission der subsonischen Harmonien von drei Ächzlauten hervorgerufen.“

„Also gehören drei dazu, mir Angst einzujagen?“

„Richtig, Rod.“

„Und sie jagen mir im Grund genommen gar nicht wirklich Angst ein, sondern lediglich das Gefühl, Angst zu haben?“

„Wieder richtig.“

„Das ist eine Erleichterung. Ich hatte schon befürchtet, ich sei plötzlich zum Feigling geworden.“

„Es gibt keinen Menschen, der nicht hin und wieder Angst empfindet, Rod.“

„Ja, aber nur ein Feigling läßt sich davon beherrschen.“

Rod löste sich von der Wand und zwang sich dazu, einfach durch den Geist vor sich hindurchzugehen.

Plötzlich erstarb das Ächzen, und die Geister verschwanden mit einem verzweifelten Heulen.

„Sie sind fort!“ krächzte Rod.

„Natürlich. Sobald Sie ihnen bewiesen haben, daß sie Sie nicht beeinflussen können, fürchten sie sich vor Ihnen.“

Rod spreizte die Beine und stemmte die Fäuste an die Hüften.

Grinsend legte er den Kopf zurück. „He, ihr Geister! Ist euch jetzt klar, wer der Boß hier ist?“ Er lauschte den Echos seiner Stimme, die gewaltig von den leeren Wänden widerhallte.

Eine grabestiefe, betrübte Stimme antwortete ihm stöhnend aus der Luft. „Verlaßt uns, Sterblicher. Gönnt uns den Frieden unserer Gruft. Wir tun niemandem etwas in unseren kalten

alten Gewölben.“

„Niemanden, außer denen, die hierherkommen“, schnaubte Rod. „Und die tötet ihr, genau wie ihr mich getötet hättet -

durch die Furcht, die sie vor euch empfinden.“

„Nur Wahnsinnige und Toren kommen hierher. Und würdet nicht auch Ihr Euer Zuhause verteidigen?“

„Welches Recht habt ihr auf diese Gewölbe?“

Plötzlich zeigte sich einer der Geister über ihm. „Ich I war einst Horatio, der erste Herzog Loguire!“ donnerte er wütend. „Ich erbaute diese Burg! Habe ich da kein Recht auf ein armseliges, kaltes Plätzchen in ihren Mauern?“

„Doch, ich glaube schon. Aber wie viele habt Ihr getötet, bis man Euren Anspruch anerkannte?“

„Keinen.“ Es klang bedauernd. „Sie sind alle furcht erfüllt geflohen.“

„Ich beabsichtige nicht, Euch etwas anzutun, Horatio.“ Rod grinste sarkastisch. „Selbst wenn ich es wollte, wie könnte ich?“

„Das wißt Ihr nicht, Sterblicher?“

„Ein Geist“, erklärte Gekab hastig hinter Rods Ohr, „genau wie alle übernatürlichen Wesen, scheuen kaltes Eisen und Silber.

Selbst Gold erfüllt seinen Zweck, wird jedoch aufgrund seines Preises selten für eine Geisterjagd verwendet.“

Horatio richtete sich in voller Geistesgröße auf und kam näher.

Rod zog den Dolch. „Halt!“ rief er. „Kaltes Eisen, seht!“

„Außerdem kennen Sie das Geheimnis ihrer Macht. Sie könnten eine ganze Armee hierherbringen, solange jeder sich etwas in die Ohren stopft“, unterrichtete Gekab Rod.

„Ich kenne das Geheimnis eurer Macht“, sagte Rod laut, „und kann eine ganze Armee hierherbringen, solange jeder sich etwas in die Ohren stopft.“

Der Geist hielt enttäuscht an. „Aber Ihr sagtet doch, Ihr wüßtet nicht…“

„Ich weiß es jetzt. Also, zurück!“

Zögernd wich Horatio zurück. „Welches Phantom berät Euch?“

Rod grinste. „Ein schwarzes Pferd aus kaltem Eisen. Es steht im Stall der Burg, aber es kann von dort aus mit mir sprechen.“

„Ein Puka? Ein Geisterpferd! Ein Verräter der Welt der Geister!“

„Nein. Es ist kein Geist. Ich sagte doch, daß es aus Eisen ist!“

„So etwas gibt es nicht!“

„Es gibt es, das dürft Ihr mir glauben, Horatio. Aber das ist unwichtig. Euch sollte nur interessieren, daß ich nicht beabsichtige, gegen euch vorzugehen. Ich suche bloß nach etwas. Sobald ich es gefunden habe, verschwinde ich, einverstanden?“

„Ihr habt die Oberhand! Weshalb fragt Ihr?“ brummte der Geist.

„Reine Höflichkeit“, murmelte Rod. Plötzlich kam ihm eine Idee. „Oh, übrigens, ich bin Minnesänger…“

Der Geist riß den O-Mund noch weiter auf, dann kam er mit ausgestreckten Armen auf Rod zu. „Musik! Süße Musik! Spielt für uns, Mann, dann könnt Ihr über uns befehlen!“

„Einen Augenblick!“ Rod hob eine Hand, „Ihr habt die Burg erbaut, Horatio Loguire, deshalb ersuche ich Euch, mir zu gestatten, in Frieden durch all Eure Räume zu wandeln.

Gewährt Ihr es mir, werde ich für euch spielen.“

„Ihr dürft wandeln, wohin Ihr wollt!“ versprach der Geist vor Aufregung zitternd. „Nur spielt für uns, Mann!“

Sehr gut, dachte Rod. Er hatte sein Gesicht gerettet. Und schließlich hat es keinen Sinn, sich Feinde zu machen, wenn es sich verhindern ließ. Er schaute hoch und zuckte erschrocken zurück. Er war von einer dichten Mauer von Geistern umgeben, die ihn alle hungrig anstarrten. Er schluckte und holte die Harfe von seinem Rücken. Nur gut, daß er nicht dazu gekommen war, sie in der Dachkammer abzustellen.