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Spitzbübisch lächelnd öffnete sie ihr Mieder. „Vierundzwanzig Stunden, mein Lord. Von Sonnenaufgang bis Sonnenaufgang.

Ihr verspracht zu tun, was mir gefällt!“

„A-a-ber“, stammelte Rod und schluckte, als dem Mieder die Bluse folgte. „Je-jemand muß Wache halten!“

„Fürchtet nichts, mein Lord. Das werden meine Freunde aus dem Kleinen Volk tun!“ Sie streckte sich genußvoll aus. Rod spürte, wie sein Puls schneller schlug. Ohne länger zu zaudern,

drückte er seine Lippen auf Gwendylons.

Nach zwei weiteren nächtlichen Ritten erreichten sie die Hauptstadt. Sie waren überrascht, zwei Posten mit Piken und Fackeln in der Dunkelheit der siebten Nachtstunde an der Brücke Wache halten zu sehen.

„Ich kümmere mich um sie, Herr“, brummte Tom und ritt Rod und Loguire voraus. „Aus dem Weg!“ rief er den Wachen zu.

„Meine Herren begehren die Stadt zu betreten!“

Die Posten überkreuzten die Piken, um die Brücke zu versperren. „Wer sind deine Herren?“ fragten sie. „Rebellen?“

„Rebellen?“ Tom runzelte die Stirn. „Was ist in der Stadt passiert, während wir im Süden waren?“

„Im Süden?“ Die Augen der Posten verengten sich. „Die Lords des Südens sind die Rebellen!“

„Ja, ja“, winkte Tom ungeduldig ab. „Aber wir waren im Auftrag der Königin dort, als Spione, wenn ihr es so nennen wollt. Wir bringen die Kunde, daß der Süden sich erhebt, und den Tag und die Stunde. Wie ist es möglich, daß sie vor uns hier bekannt wurde?“

„Wer wagt es, uns hier aufzuhalten!“ donnerte Lord Loguire, der inzwischen mit Rod herangeritten war. „Zur Seite für einen Mann edlen Blutes!“

Die Posten starrten den Herzog an, dann sprangen beide heran und drückten ihm die Pikenspitzen an die Brust. „Steigt ab, Mylord Herzog Loguire! Im Namen der Königin, wir müssen Euch festnehmen!“ rief einer, während der andere nach dem Hauptmann der Wache schreiend über die Brücke rannte.

Loguire starrte ungläubig von einem zum anderen. Rod brüllte den Posten an: „Nenn den Grund!“ Der Blick des Soldaten flog von Loguires zu Rods Gesicht und zurück. Zögernd antwortete er: „Hochverrat gegen die Person Ihrer Majestät der Königin.“

Loguire preßte die Lippen zusammen, dann explodierte er: „Keiner könnte der Königin treuer ergeben sein als ich. Genug deiner Impertinenz! Zur Seite!“

Der Posten schluckte, wich jedoch nicht von der Stelle. „Es heißt, daß Loguire die Rebellen anführt, Mylord.“

„Soldat“, sagte Rod mit dem Ton eines geduldigen Feldwebels.

„Weißt du, wer ich bin?“

„Ihr seid Meister Gallowglass, ehemals von der Leibwache der Königin.“

„Immer noch von der Leibwache“, berichtigte Rod.

„Und vor einer Woche in den Süden abbeordert, um Herzog Loguire zu beschützen!“

Des Herzogs Kopf zuckte zurück. Er starrte Rod funkelnd an.

„Wir wußten, daß Ihr fort seid“, murmelte der Soldat.

„Und jetzt weißt du auch, weshalb.“ Rod hielt seine Stimme unter sorgfältiger Kontrolle, aber ihr Ton verriet, daß der Grimm der Königin auf den elenden Posten fallen würde, falls er dem Leibgardisten nicht gehorchte. „Lord Loguire ersucht seine Verwandte und Herrscherin, Ihre Majestät, die Königin, um Asyl. Sie wäre erzürnt, müßte sie erfahren, daß er aufgehalten wurde.“

Der Posten behielt seine Pike verkrampft in der Hand und schob trotzig das Kinn vor. „Es wurde der Befehl erteilt, guter Meister Gallowglass, daß Mylord Loguire im Verlies der Königin festgesetzt werden muß. Mehr weiß ich nicht.“

„Verlies!“ donnerte Loguire mit rotem Gesicht. „So tief kann das Blut der Plantagenets nicht gesunken sein! Bube, ich schneide dir die lügende Zunge aus dem Mund!“ Seine Hand fuhr nach dem Dolch. Der Soldat wurde kreidebleich, aber Rod hielt den Herzog zurück.

„Beruhigt Euch, Mylord“, murmelte er. „Dieser Durer hat die Nachricht hierhergeschickt. Die Königin kann nichts von Eurer Loyalität wissen.“

Der Herzog bemühte sich, seinen Grimm zu schlukken. Rod beugte sich zu Tom hinüber. „Kannst du für den alten Mann ein Versteck finden, wo er sicher ist?“

„Ja, Herr. Bei seinem Sohn, aber warum…“

„Im Haus Clovis?“

„Ja, Meister. Die Königin müßte ihre ganze Armee aufbieten, um ihn von dort herauszuholen!“

„Sprecht so, daß alle es hören können!“ erschallte eine neue Stimme, die Rod vertraut vorkam. Sir Maris trat neben den sichtlich erleichterten Wachsoldaten. „Gut gemacht, Rod Gallowglass! Ihr habt den schlimmsten der Rebellen hierhergebracht!“

Loguires Augen verengten sich und sprühten Rod haßerfüllt an.

„Sprecht nicht untereinander“, fuhr Sir Maris fort. „Ich verbiete es. Zwölf Armbrüste sind auf euch gerichtet.“

Loguire setzte sich stolz im Sattel auf. Sein Gesicht wirkte wie aus Granit.

„Zwölf?“ sagte Rod spöttisch. „Nur zwölf Schützen, um Herzog Loguire zu töten? Mein guter Sir Maris, ich muß wohl annehmen, daß Ihr in Eurem Alter unvorsichtig werdet.“

Der Granit zersprang. Loguire widmete Rod einen verwunderten Blick. Rod schwang sich aus dem Sattel und schritt von den Pferden weg zur Brücke. Er schüttelte betrübt den Kopf. „Sir Maris! Mein guter Sir Maris, zu glauben…“

Plötzlich wirbelte er herum und schlug mit einem schrillen Schrei auf die Pferde ein. „Macht kehrt und reitet!“ schrie er.

„Schnell!“

Sir Maris und seine Männer erstarrten vor Verblüffung, als die Pferde drehten und davongaloppierten. Einen Augenblick später schlugen elf Armbrustbolzen in den Boden, wo die Tiere sich befunden hatten. Nur einer der Schützen war etwas schneller gewesen, sein Geschoß hatte Gekabs Hinterteil getroffen, war davon abgeprallt und in den Fluß gesegelt, woraufhin erschrockenes Schweigen eingesetzt hatte und das Gemurmeclass="underline" „Hexenpferd!“ die Runde machte.

„Wirbel ein wenig Staub auf, Gekab!“ murmelte Rod, und sofort bäumte der mächtige Eisenrappe sich auf, schlug mit den Hufen durch die Luft und wieherte drohend, dann brauste er

durch die Nacht davon. Rod war sicher, daß er Toms und Loguires Spuren verwischen würde.

Sir Maris bemühte sich tapfer, ergrimmt dreinzuschauen, aber die nackte Furcht leuchtete aus seinen Augen. Seine Stimme zitterte, als er sagte: „Rod Gallowglass, Ihr habt die Flucht eines Rebellen ermöglicht.“ Er schluckte sichtlich, ehe er fortfuhr: „Deshalb muß ich Euch wegen Hochverrats festnehmen.“

„Ihr dürft es gern versuchen“, erwiderte Rod höflich.

Die Soldaten redeten verängstigt aufeinander ein und wichen vor Rod zurück. Keiner wollte die Klingen mit dem Zauberer messen. Sir Maris' Augen weiteten sich erschrocken. Er faßte eine der Wachen am Arm. „Du, da, lauf voraus und melde der Königin, was hier vorgeht!“

Der Soldat eilte davon, glücklich darüber, nicht eventuell hier in einen Kampf verwickelt zu werden.

Sir Maris wandte sich an Rod. „Ihr müßt zur Rechtsprechung zur Königin kommen, Meister Gallowglass. Begleitet Ihr uns freiwillig?“

Rod mußte sich beherrschen, um nicht über die Angst in der Stimme des alten Ritters zu lachen. Sein Ruf brachte zweifellos seine Vorteile mit sich. „Ich komme aus eigenem Willen mit Euch.“

Sir Maris bedachte ihn mit einem dankbaren Blick, doch dann kam ihm der Ernst der Lage offenbar erst richtig zu Bewußtsein. „Nicht um eine Burg und ein Herzogtum möchte ich in Eurer Haut stecken, Rod Gallowglass. Allein müßt Ihr nun der Königin Rede und Antwort stehen.“

„Nun, ich habe ihr auch ein paar Dinge zu sagen“, brummte Rod. „Machen wir uns auf den Weg, Sir Maris.“

Bedauerlicherweise gab der Marsch zur Burg Rod Zeit, über Catherines letzten Trick nachzudenken, und genauso bedauerlicherweise empfingen ihn mit Piken bewaffnete Soldaten, die mit zitternder Stimme erklärten, sie müßten ihn in

Ketten vor die Königin bringen.

„Oh“, brummte Rod und hob eine Braue. Er schob die auf ihn gerichteten Piken zur Seite, packte den als Boten vorausgeschickten Soldaten und warf ihn gegen den Trupp Wachen, die sich aneinandergedrängt vorsichtig vorwärtsschoben. Schließlich hob er mit einem heftigen Fußtritt die Tür aus ihren primitiven Eisenangeln. Sie knallte zu Boden, und er schritt darüber.