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»Ich weiß gar nicht, wovon .«

»Auf der Vorstandssitzung. Ich habe gehört, was sich da getan hat.«

»Das wundert mich aber sehr, Mr. Riley«, hielt Leslie ihm entgegen. »Die Sitzung war geheim.«

Joe Riley lachte in sich hinein. »Sagen wir mal, daß ich Freunde in gewissen Stellungen habe. Ich finde es jedenfalls großartig, was Sie zu erreichen versucht haben. Wirklich schade, daß es nicht geklappt hat.«

Nach einem kurzen Schweigen sagte Leslie, und sie sprach plötzlich ganz langsam. »Mr. Riley ... und wenn ich wüßte, wie es doch noch klappen könnte?«

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich habe da eine Idee, die ich allerdings nur ungern am Telefon diskutieren würde ... Wäre es möglich, daß wir uns zusammensetzen, irgendwo . unauffällig?«

Pause. »Klar. Und woran hatten Sie gedacht?«

»An ein Lokal, wo uns beide niemand erkennen würde.«

»Wir wär's mit einem Treff im Golden Cup?«

»Einverstanden. In einer Stunde bin ich da.«

»Bis gleich.«

Das Golden Cup war ein verrufenes Cafe im schäbigeren Teil von Phoenix, in Bahngleisnähe und in einem Viertel, das Touristen auf Anraten der Polizei mieden. Joe Riley war bereits da, als Leslie eintraf, er saß in einer Ecknische und erhob sich, als sie auf ihn zukam.

»Danke, daß Sie gekommen sind«, sagte Leslie. Sie nahmen Platz.

»Ich bin gekommen, weil Sie meinten, es gebe vielleicht doch noch eine Möglichkeit, daß ich meinen Tarifvertrag bekomme.«

»Es gibt eine Möglichkeit. Ich finde, daß der Vorstand sich kurzsichtig und dumm verhält, und ich habe versucht, es den Leuten klarzumachen. Sie wollten aber nicht hören.«

Er nickte. »Ich weiß. Sie haben dem Vorstand empfohlen, uns den gewünschten Tarifvertrag zu geben.«

»Das stimmt. Die anderen Vorstandsmitglieder begreifen einfach nicht, wie wichtig ihr Drucker für unsere Zeitung seid.«

Er musterte sie mit einem Ausdruck von Ratlosigkeit. »Sie sind aber überstimmt worden, Mrs. Chambers. Was bleibt uns danach als Möglichkeit ...?«

»Der Vorstand hat nur aus einem Grund gegen meine Empfehlung gestimmt: weil er Ihre Gewerkschaft nicht ernst nimmt. Falls Sie einen langen Streik und möglicherweise das Ende der Zeitung verhüten wollen, müssen Sie denen zeigen, daß Sie es ernst meinen.«

»Wie meinen Sie das?«

Leslie wurde sichtlich nervös. »Was ich Ihnen jetzt sage, ist äußerst vertraulich. Es gibt aber keinen anderen Weg, um Ihre Forderungen durchzusetzen. Das Problem ist ganz einfach folgendes: Man glaubt, daß Sie nur bluffen. Man glaubt einfach nicht, daß es Ihnen ernst ist. Sie müssen beweisen, daß Sie es ernst meinen. Der bestehende Tarifvertrag geht am Freitag dieser Woche um Mitternacht zu Ende.«

»Ja .«

»Man rechnet damit, daß Ihre Leute dem Arbeitsplatz danach einfach ganz still und leise fernbleiben.« Sie beugte sich vor. »Tun Sie's nicht!« Er hörte ihr aufmerksam, fasziniert zu. »Zeigen Sie's denen! Demonstrieren Sie, daß diese Herrschaften den Star ohne Ihre Mitarbeit gar nicht herausbringen können. Lauft nicht einfach wie Lämmer davon. Richten Sie Schaden an.«

Er machte große Augen.

»Ich meine ja nichts richtig Schlimmes«, korrigierte sich Leslie schnell. »Nur gerade genug, um denen zu beweisen, daß Ihre Drohungen ernstgemeint sind. Kappen Sie ein paar Leitungen, setzen Sie ein oder zwei Druckmaschinen außer Betrieb. Der Vorstand muß verstehen, daß ihm die Pressen allein, ohne Ihre Mitarbeit, überhaupt nichts nutzen. Solcher Schaden läßt sich in ein bis zwei Tagen reparieren, aber Sie hätten den Herrschaften erst mal einen gehörigen Schrecken eingejagt und sie zur Vernunft gebracht, damit sie endlich kapieren, worum es geht und mit wem sie es zu tun haben.«

Joe Riley verschlug es die Sprache. Sein Blick ruhte auf Leslie. »Sie sind eine bemerkenswerte Dame.«

»Nicht wirklich. Es ist nur so, daß ich nach gründlichem Nachdenken vor einer ganz simplen Alternative stehe. Entweder es kommt so, daß Sie mit Ihren Leuten einen geringfügigen Schaden verursachen, der sich leicht reparieren läßt, den Vorstand aber dazu zwingt, ernsthaft mit Ihnen zu verhandeln.

Oder Ihr bleibt still und leise der Arbeit fern und nehmt einen Dauerstreik in Kauf, von dem die Zeitung sich eventuell nie wieder erholen wird. Mir persönlich geht es einzig und allein darum, die Zeitung zu schützen.«

Auf Rileys Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus. »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee spendieren, Mrs. Chambers? Wir streiken! Wir schlagen zu!«

Der Angriff der Drucker unter Joe Rileys Führung begann in der Nacht von Freitag auf Samstag - genau eine Minute nach Mitternacht. Sie rissen Maschinenteile herunter; sie kippten Tische mit Instrumenten und Geräten um; sie legten Feuer an zwei Druckerpressen. Ein Nachtwächter, der ihnen Einhalt gebieten wollte, wurde zusammengeschlagen. Die Drucker, die eigentlich nur vorhatten, ein paar Maschinen außer Betrieb zu setzen, wurden vom Fieber der Erregung erfaßt und zunehmend destruktiver.

»Zeigen wir's den Schweinen, daß wir uns nicht rumstoßen lassen!« rief einer.

»Ohne uns gibt's keine Zeitung!«

»Der Star sind wir!«

Jubel und Hurrageschrei - die Männer wurden zunehmend aggressiver, und die Produktionshalle verwandelte sich in ein Trümmerfeld.

Inmitten dieser Raserei blitzten plötzlich von den vier Ecken der Halle her Scheinwerfer auf. Die Männer hielten inne und blickten sich verdutzt um. An den Eingängen waren Fernsehkameras postiert, die das Chaos der Verwüstung und Zerstörung aufnahmen, und neben den Kameras notierten Reporter von der Arizona Republic, der Phoenix Gazette und mehreren Nachrichtenagenturen die Orgie der Gewalt. Außerdem waren auf einmal mindestens ein Dutzend Polizisten und Feuerwehrleute anwesend.

Joe Riley registrierte es mit Entsetzen. Wie, zum Teufel, hat-ten Journalisten, Polizisten und Feuerwehrleute so rasch hergefunden? Als die Polizei anrückte und die Feuerleute die Schläuche aufdrehten, ging Riley plötzlich ein Licht auf, und ihm war, als ob er einen Tritt in den Magen erhalten hätte. Leslie Chambers hatte ihm eine Falle gestellt! Wenn diese Bilder einer durch die Gewerkschaft verursachten Zerstörung ausgestrahlt wurden, hätten er und seine Leute bei der Bevölkerung sämtliche Sympathien verloren. Sie hätten die öffentliche Meinung gegen sich aufgebracht. Und genau das hatte das Miststück von Anfang an geplant.

Im Fernsehen wurden die Bilder binnen einer Stunde ausgestrahlt. Die Rundfunksender brachten ausführliche Berichte von der mutwilligen Zerstörung. Die Geschichte wurde weltweit in Zeitungen abgedruckt, und alle Veröffentlichungen hatten den gleichen Tenor. Bösartige Angestellte hatten die Hand gebissen, die sie ernährte. Für den Phoenix Star war das Ganze ein totaler PR-Triumph.

Leslie hatte alles ausgezeichnet vorbereitet. Sie hatte vorab ein paar Manager des Star heimlich nach Kansas geschickt, wo sie sich mit der Bedienung der riesigen neuen Druckereimaschinen vertraut machten und lernten, nicht gewerkschaftlich organisierte Angestellte in die elektronische Zeitungsproduktion einzuweisen. Im übrigen kamen nach dem Sabotageakt auch zwei andere streikende Gewerkschaften - die Arbeiter im Zustelldienst und die Fotograveure - in ihren Tarifverhandlungen mit dem Star prompt zu einer Einigung.

Mit der Niederlage der Gewerkschaften war der Weg zur Modernisierung der Drucktechnologien beim Star frei. Die Produktivität stieg über Nacht um zwanzig Prozent, und die Zeitung machte zunehmend Gewinn.

Amy wurde am Morgen nach dem Streik fristlos entlassen.

Es war zwei Jahre nach dem Hochzeitstag, an einem Freitag, daß Henry spätnachmittags über eine leichte Magenverstim-mung klagte. Als er am Samstag morgen unter Schmerzen im Brustkorb litt, rief Leslie eine Ambulanz, die ihn sofort ins Krankenhaus brachte. Am Sonntag morgen schloß Henry Chambers die Augen für immer.