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Er hatte Leslie sein gesamtes Vermögen vermacht.

Am Montag nach der Beerdigung bekam Leslie Besuch von Craig McAllister. »Ich würde gern ein paar juristische Fragen mit Ihnen besprechen. Falls es Ihnen aber dafür noch zu früh ist ...«

»Nein«, sagte Leslie. »Ich komme klar.«

Henrys Tod hatte Leslie tiefer als erwartet getroffen. Er war ein lieber, freundlicher Ehemann gewesen; doch sie hatte ihn als Mittel zum Zweck ihrer Rache an Oliver benutzt, und irgendwie wurde Henrys Tod in Leslies Bewußtsein nun noch ein weiterer Grund zur Vernichtung Olivers.

»Welche Absichten hegen Sie jetzt für den Star?« fragte McAllister. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie Ihre Zeit auf die Geschäftsführung der Zeitung verwenden wollen.«

»Genau das ist meine Absicht. Wir werden expandieren.«

Leslie ließ sich ein Exemplar der Branchenzeitschrift Mana-ging Editor bringen, die die Makler von Zeitungsverlagen für das gesamte Gebiet der Vereinigten Staaten auflistet. Leslie entschied sich für die Agentur Dirks, Van Essen and Associates in Santa Fe, New Mexico.

»Hier Mrs. Henry Chambers. Ich bin am Erwerb einer weiteren Zeitung interessiert und hätte gern gewußt, was zur Zeit gerade auf dem Markt ist .«

Es war die Sun in Hammond, Oregon.

»Fliegen Sie für mich hin und schauen Sie sich den Verlag einmal an«, bat Leslie McAllister.

Zwei Tage später meldete McAllister sich telefonisch bei Leslie. »Die Sun können Sie vergessen, Mrs. Chambers.«

»Und worin besteht das Problem?«

»Das Problem besteht darin, daß Hammond eine Stadt mit zwei Lokalzeitungen ist. Die verkaufte Tagesauflage der Sun beträgt fünfzehntausend. Die Auflage der anderen Zeitung, des Hammond Chronicle, liegt fast doppelt so hoch, nämlich bei achtundzwanzigtausend. Im übrigen verlangt der Eigentümer für die Sun fünf Millionen Dollar. Solch ein Handel ist unsinnig.«

Leslie dachte kurz nach. »Bleiben Sie dort. Warten Sie auf mich. Ich komme.«

Während der nächsten zwei Tage nahm Leslie die Zeitung und ihre Geschäftsbilanz unter die Lupe.

»In Konkurrenz mit dem Chronicle hat die Sun nicht die geringsten Chancen«, versicherte ihr McAllister. »Der Chroni-cle wächst und wächst, die Auflage der Sun dagegen ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gesunken.«

»Ich weiß«, sagte Leslie. »Aber ich werde sie kaufen.«

Er schaute sie fassungslos an. »Sie wollen was ...?«

»Ich werde diese Zeitung kaufen.«

Der Handel wurde in drei Tagen durchgezogen. Der alte Besitzer war froh, die Zeitung loszuwerden. »Ich habe die Dame zu dem Deal überredet«, frohlockte er. »Sie hat mir die vollen fünf Millionen gezahlt.«

Walt Meriwether stattete Leslie in seiner Eigenschaft als Verleger des Hammond Chronicle einen Höflichkeitsbesuch ab.

»Dann sind Sie also meine neue Konkurrentin«, meinte er herablassend.

Leslie nickte. »Korrekt.«

»Wenn die Sache hier für Sie nicht aufgeht, werden Sie vielleicht daran interessiert sein, die Sun an mich zu verkaufen.«

Leslie lächelte. »Und falls die Sache doch aufgeht, wären Sie vielleicht daran interessiert, mir Ihren Chronicle zu verkaufen.«

Meriwether lachte. »Bestimmt. Viel Glück, Mrs. Chambers.«

Als Meriwether wieder in seinem Büro des Chronicle saß, erklärte er selbstbewußt: »In einem halben Jahr gehört die Sun uns.«

Leslie flog nach Phoenix zurück. Sie führte eine Unterredung mit dem geschäftsführenden Redakteur des Star. »Sie begleiten mich nach Hammond in Oregon«, sagte sie zu Lyle Bannister. »Ich möchte Sie bitten, dort die Geschäfte zu führen, bis die Zeitung auf die Beine kommt.«

»Ich habe mit Mr. McAllister gesprochen«, antwortete Ban-nister. »Die Zeitung hat ja nicht mal Beine, und er meinte, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Katastrophe komplett ist.«

Sie sah ihm in die Augen. »Tun Sie mir den Gefallen.«

In Oregon rief Leslie bei der Sun eine Betriebsversammlung ein.

»Wir werden jetzt eine etwas andere Geschäftspolitik betreiben«, gab sie bekannt. »Hammond ist eine Stadt mit zwei Zeitungen, und ich gehe davon aus, daß die zweite Zeitung bald uns gehören wird.«

»Verzeihen Sie, Mrs. Chambers«, widersprach Derek Zornes, der geschäftsführende Redakteur der Sun, »aber ich weiß nicht, ob man Ihnen die Situation klargemacht hat. Unsere Zeitung hat eine wesentlich niedrigere Auflage als der Chronicle und sackt von Monat zu Monat weiter ab. Wir haben keine Chance, die Auflage des Chronicle einzuholen.«

»Wir werden ihre Auflage nicht nur einholen«, versicherte ihm Leslie, »sondern den Chronicle vom Markt verdrängen.«

Die im Konferenzraum versammelten Männer sahen einander an, und alle hatten den gleichen Gedanken: Weiber und Amateure sollten sich aus dem Zeitungsgewerbe heraushalten.

»Und wie wollen Sie das erreichen?« erkundigte sich Zornes höflich.

»Haben Sie schon mal einen Stierkampf gesehen?« fragte Leslie zurück.

Er zuckte erstaunt mit den Augen. »Einen Stierkampf? Nein

...«

»Dann passen Sie auf: Wenn der Stier in die Arena stürmt, verfolgt der Matador nicht die Absicht, ihn gleich zu töten. Er läßt den Stier bluten, bis er so schwach ist, daß er sich töten läßt.«

Zornes hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. »Und wir werden den Chronicle bluten lassen?«

»Genau.«

»Und wie werden Sie das anstellen?«

»Es beginnt damit, daß wir den Preis der Sun ab kommendem Montag von fünfunddreißig Cents auf zwanzig Cents und unsere Anzeigenpreise um dreißig Prozent heruntersetzen. Und in der folgenden Woche beginnen wir mit einem Preisausschreiben, bei dem unsere Leser Gratisreisen in alle Welt gewinnen können. Mit der Ankündigung des Preisausschreibens fangen wir sofort an.«

Als die Angestellten hinterher zusammenkamen, um über die Betriebsversammlung zu diskutieren, waren alle der Meinung, daß ihre Zeitung von einer total verrückten Frau übernommen worden war.

Als das Ausbluten begann, war es jedoch die Sun, die zur Ader gelassen wurde.

»Haben Sie eigentlich eine Vorstellung von der Höhe unserer Verluste bei der Sun?« fragte McAllister.

»Ich könnte Ihnen die Verluste der Sun genauestens beziffern«, erwiderte Leslie.

»Und wie lange beabsichtigen Sie, das durchzuhalten?«

»Bis wir gewonnen haben«, antwortete Leslie. »Seien Sie unbesorgt. Wir werden gegen die Konkurrenz gewinnen.«

Insgeheim war Leslie allerdings äußerst besorgt. Die Verluste stiegen von Woche zu Woche, und die Auflagenentwicklung war weiterhin rückläufig. Im übrigen war die Senkung der Anzeigentarife bei den Interessenten lediglich auf geringes Interesse gestoßen.

»Ihre Methode zieht nicht«, erklärte McAllister. »Wir müssen unsere Verluste unbedingt reduzieren. Natürlich können Sie weiterhin Geld hineinpumpen - aber was soll's?«

In der folgenden Woche fand das Sinken der Auflage ein Ende.

Es dauerte acht Wochen, bis die Wende kam und die Auflage der Sun zu steigen anfing.

Der reduzierte Preis der Zeitung und die Senkung der Anzeigentarife waren gewiß verlockend gewesen; der eigentliche Grund für die Auflagensteigerungen der Sun waren jedoch die Preisausschreiben. Sie liefen über zwölf Wochen; eine Teilnahme war mit jeder neuen Woche möglich. Als Preise waren Kreuzfahrten in der Südsee sowie Reisen nach London, Paris und Rio ausgeschrieben. Die Zahlen der Auflagenhöhe der Sun explodierten förmlich, seit die Preise ausgehändigt und durch Fotos der Gewinner auf der Titelseite groß und werbewirksam herausgestellt wurden.