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Er bemerkte ein paar Meter weiter eine Telefonzelle, rannte hin und wählte den Notruf 911.

Jan war noch nicht zu Bett gegangen, als Oliver heimkehrte. »Es ist nach Mitternacht«, sagte sie vorwurfsvoll. »Was hat dich nur ...?«

»Verzeih, Darling. Wir haben uns in eine lange, langweilige Diskussion über den Haushalt verwickelt, und . na ja, wir konnten uns einfach nicht einigen. Jeder vertrat eine andere Auffassung.«

»Du siehst blaß aus«, sagte Jan. »Du mußt erschöpft sein.« »Ich bin tatsächlich ein wenig müde«, gab er zu. »Komm ins Bett.« Sie schaute ihn mit einem vielsagenden Lächeln an.

Er gab ihr einen Kuß auf die Stirn. »Ich brauche dringend ein wenig Schlaf, Jan. Die Besprechung hat mich total geschafft.«

Das State Journal brachte die Story am nächsten Morgen auf der Titelseite:

Sekretärin des Gouverneurs bewusstlos in Park gefunden

Miriam Friedland wurde heute um 02.00 Uhr im Regen be-wußtlos auf einer Parkbank entdeckt. Die herbeigerufene Ambulanz brachte sie ins Memorial Krankenhaus, wo die Ärzte ihren Zustand als kritisch bezeichnen.

Oliver las gerade den Bericht, als Peter mit einem Zeitungsexemplar in der Hand zu ihm ins Büro stürzte. »Haben Sie schon gesehen?«

»Ja. Das ... es ist furchtbar. Die Presse hat bereits pausenlos angerufen.«

»Können Sie sich den Vorfall erklären?« fragte Tager. Oliver schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Ich habe soeben mit dem Krankenhaus gesprochen. Sie liegt im Koma. Die Ärzte suchen nach der Ursache ihres Zustands und werden mich verständigen, sobald sie mehr wissen.«

Tager musterte Oliver. »Hoffentlich ist es nichts Schlimmes.«

Leslie Chambers bekam die Zeitungsberichte nicht zu Ge-sicht, weil sie sich um diese Zeit wegen des Kaufs eines Fernsehsenders in Brasilien aufhielt.

Der erwartete Anruf vom Krankenhaus kam am folgenden Tag.

»Gouverneur, wir haben die Labortests abgeschlossen. Ihre Sekretärin hat eine Substanz namens Methylendioxy-methamphetamine eingenommen - eine Substanz, die gemeinhin unter dem Namen Ecstasy bekannt ist -, und zwar in flüssiger Form, die in erhöhtem Maße lebensgefährlich ist.«

»Wie ist ihr Zustand?«

»Leider unverändert kritisch. Sie liegt weiterhin im Koma. Es ist möglich, daß sie aus dem Koma erwacht, aber . « Er zögerte. »Es könnte ebensogut anders enden.«

»Halten Sie mich bitte auf dem laufenden.«

»Selbstverständlich. Sie müssen sehr betroffen sein, Gouverneur.«

»In der Tat.«

Oliver Russell war in einer Sitzung, als eine Sekretärin hereinrief.

»Verzeihung, Gouverneur, ein Anruf für Sie.«

»Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich nicht gestört werden will, Heather.«

»Senator Davis ist in der Leitung.«

»Ach so.«

Oliver wandte sich den Sitzungsteilnehmern zu. »Wir diskutieren die Angelegenheit später zu Ende. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden .«

Er sah den Herren nach, als sie den Raum verließen, und nahm den Hörer erst ab, als der letzte die Tür hinter sich zugemacht hatte. »Todd?«

»Hör zu, Oliver, was ist das für eine Geschichte mit deiner Sekretärin, die gedopt auf einer Parkbank gefunden wurde?«

»Die Geschichte ist wahr«, sagte Oliver. »Es ist eine furchtbare Geschichte, Todd. Ich .«

»Wie furchtbar?« wollte Senator Davis wissen.

»Worauf willst du hinaus?«

»Du weißt ganz genau, worauf ich hinaus will.«

»Todd, du glaubst doch nicht, daß ich . Ich schwöre dir, ich weiß absolut gar nichts von dem Vorfall.«

»Das will ich hoffen.« Die Stimme des Senators klang verbissen. »Du weißt, wie rasch in Washington ein Gerücht die Runde macht, Oliver. Washington ist das kleinste Dorf Amerikas. Wir wollen dich mit keinerlei negativen Dingen in Verbindung gebracht sehen. Wir bereiten nämlich gerade unseren ersten Schachzug vor, und ich wäre sehr - ich wiederhole -sehr aufgebracht, wenn du irgendeine Dummheit begehen solltest.«

»Ich versichere dir: Ich bin sauber.«

»Dann sieh zu, daß es auch so bleibt.«

»Selbstverständlich. Ich ...« Die Leitung war tot.

Oliver blieb nachdenklich sitzen. Ich werde mich vorsichtiger verhalten müssen. Ich darf nicht riskieren, daß mich jetzt etwas aus der Bahn wirft. Er schaute auf seine Uhr und griff nach der Fernbedienung, um die aktuellen Fernsehnachrichten einzuschalten. Auf dem Bildschirm erschien das Bild einer belagerten Straße; Heckenschützen feuerten ziellos aus umstehenden Gebäuden; im Hintergrund war Artillerie zu hören.

Eine hübsche junge Reporterin im Kampfanzug hielt ein Mikrofon in der Hand und kommentierte: »Der neue Waffenstillstand soll heute um Mitternacht in Kraft treten. Doch selbst wenn er eingehalten werden sollte, lassen sich weder die friedlichen Dörfer dieses kriegsverwüsteten Landes wiederherstellen noch die Unschuldigen, die von der erbarmungslosen Herrschaft des Schreckens getötet wurden, wieder zum Leben erwecken.«

Die Einstellung änderte sich zu einer Nahaufnahme von Dana Evans, einer leidenschaftlich engagierten, schönen, jungen Frau in kugelsicherer Weste und Kampfstiefeln. »Die Men-schen hier sind hungrig und müde. Sie haben nur einen Wunsch - Frieden. Wird es zum Frieden kommen? Das wird sich zeigen. Dana Evans, mit einem Bericht aus Sarajevo für wte, Washington Tribune Enterprises.« Das Bild löste sich in einen Werbespot auf.

Dana Evans, eine Auslandskorrespondentin vom Washington Tribune Enterprises Broadcasting System, berichtete täglich in den TV-Nachrichtenprogrammen; Oliver verpaßte möglichst keine Sendung von ihr. Sie zählte zu den allerbesten Fernsehreportern.

Großartig sieht sie aus, dachte Oliver nicht zum ersten Mal. Aber warum, zum Teufel, würde eine so junge, so schöne Frau sich freiwillig mitten in einen mörderischen Krieg hineinbegeben wollen?

7

Dana Evans war eine Armeegöre - die Tochter eines Oberst, der als Ausbilder in neuen Waffensystemen von einem Militärstützpunkt zum nächsten zog. Mit elf Jahren hatte Dana bereits in fünf amerikanischen Städten und in vier ausländischen Staaten gelebt. Sie hatte ihre Eltern zum militärischen Versuchsgelände Aberdeen in Maryland, nach Fort Benning in Georgia, Fort Hood in Texas, Fort Leavenworth in Kansas und Fort Monmouth in New Jersey begleitet. Sie hatte Schulen für Offizierskinder auf Camp Zama in Japan, am Chiemsee in Deutschland, auf Camp Darby in Italien und in Fort Buchanan in Puerto Rico besucht.

Dana war ein Einzelkind; ihre Freundinnen und Freunde fand sie unter den Armeeangehörigen nebst Familienanhang, die zu den verschiedenen Stützpunkten versetzt worden waren. Sie war ein frühreifes, fröhliches und kontaktfreudiges Kind; die Mutter machte sich allerdings Sorgen, weil Dana keine normale Kindheit gehabt hatte.

»Ich weiß, wie schrecklich hart es für dich sein muß, alle sechs Monate wieder umzuziehen, Liebling«, erklärte ihre Mutter.

Dana schaute ihre Mutter verständnislos an. »Wieso?«

Dana reagierte mit Begeisterung auf jede neue Versetzung ihres Vaters. »Wir ziehen wieder um!« jubelte sie.

Ihrer Mutter dagegen war das ewige Umziehen aus tiefster Seele verhaßt.

Als Dana dreizehn Jahre alt geworden war, teilte ihr die Mutter mit: »Ich halte es nicht länger aus, wie eine Zigeunerin leben zu müssen. Ich lasse mich scheiden.«

Dana war entsetzt, allerdings weniger wegen der Scheidung, sondern aufgrund der Tatsache, daß sie dann nicht mehr mit

ihrem Vater durch die Welt ziehen konnte.

»Wo werden wir denn wohnen?« wollte Dana von ihrer Mutter wissen.

»In Kalifornien, in der Stadt Claremont. Dort bin ich aufgewachsen. Es ist ein wunderschönes Städtchen. Es wird dir dort sicher gefallen.«