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»Ich . Ich kam zufällig in das Geschäft, als sich dort die Leute drüber unterhielten .«

»Ich werde sofort einen Reporter losschicken.«

»Warum lassen Sie mich nicht darüber berichten?« fragte Dana rasch. »Der Besitzer des Süßwarengeschäfts kennt mich persönlich. Er wird bestimmt mit mir reden.«

Crowell musterte Dana einen Augenblick und sagte, wenn auch widerstrebend: »Einverstanden.«

Dana interviewte den Besitzer des Süßwarengeschäfts. Ihr Bericht erschien am folgenden Tag auf der ersten Seite des Claremont Examiner und kam gut an.

»Keine schlechte Arbeit«, sagte Bill Crowell. »Gar nicht schlecht.«

»Danke.«

Als Dana sich eine knappe Woche danach erstmals wieder allein im Fernschreiberraum befand, kam gerade ein Telex der Nachrichtenagentur Associated Press herein:

Pomona, Kalifornien: Judo-Lehrerin überwältigt Vergewaltiger.

Ideal, entschied Dana. Sie riß den Ausdruck aus der Maschine, knüllte das Stück Papier zusammen, ließ es in ihrer Tasche verschwinden und eilte ins Büro von Bill Crowell. »Gerade hat mich eine alte Wohngenossin angerufen«, erzählte ihm Dana erregt. »Sie schaute aus dem Fenster, als unten eine Frau einen Mann angriff, der sie zu vergewaltigen versucht hatte. Ich würde die Sache gern übernehmen.«

Crowell schaute sie einen Augenblick an. »Schießen Sie los.«

Dana fuhr nach Pomona, bekam ein Interview mit der JudoLehrerin, und ihr Bericht erschien auch diesmal auf der ersten Seite.

Bill Crowell ließ Dana zu sich bestellen. »Würden Sie gern regelmäßig für uns schreiben?«

Dana war im siebten Himmel. »Großartig!« Jetzt geht's los, dachte sie. Jetzt hat meine Karriere endlich angefangen.

Am nächsten Tag wurde der Claremont Examiner an die Washington Tribune in Washington, D.C, verkauft.

Als die Nachricht vom Verkauf publik wurde, reagierten die meisten Angestellten des Claremont Examiner bestürzt, weil eine Reduzierung des Personals unausweichlich schien - und somit etliche ihre Arbeitsstelle verlieren würden. Dana betrachtete die veränderte Situation aus einem anderen Blickwinkel. Damit, so überlegte sie, bin ich eine Angestellte der Washington Tribune; und sie stellte sich die logische Frage: Warum sollte ich da nicht am Hauptsitz arbeiten können?

Sie marschierte in Bill Crowells Büro. »Ich hätte gerne zehn Tage Urlaub.«

Er schaute sie voller Neugier an. »Ich bitte Sie, Dana, die meisten Leute hier trauen sich nicht einmal mehr, auf die Toilette zu gehen vor lauter Angst, daß ihr Schreibtisch verschwunden sein wird, wenn sie zurückkommen. Machen Sie sich denn gar keine Sorgen?«

»Warum sollte ich? Ich bin der beste Reporter, den Sie haben«, erklärte sie selbstbewußt, »da werde ich doch bestimmt eine Stellung bei der Washington Tribune bekommen.«

»Meinen Sie das im Ernst?« Dann sah er ihren Gesichtsausdruck. »Sie meinen es wirklich ernst.« Er seufzte. »Also gut. Versuchen Sie, einen Termin bei Matt Baker zu bekommen. Er ist der Geschäftsführer der Washington Tribune Enterprises und hat dort die Gesamtverantwortung - für Zeitungen, Fernsehen und Rundfunk.«

»Matt Baker. In Ordnung.«

8

Washington, D.C., war eine viel größere Stadt, als Dana es sich vorgestellt hatte. Es war das Machtzentrum der Welt; sie konnte die Spannung förmlich spüren. Hier gehöre ich her, dachte sie überglücklich.

Als erstes checkte Dana im Stouffer Renaissance Hotel ein, suchte sich die Adresse der Washington Tribune heraus und machte sich auf den Weg. Die Tribune lag an der sechsten Straße. Die Büros zogen sich über den ganzen Komplex, der aus vier separaten Gebäuden bestand, deren Fassaden sich ins Unendliche zu erstrecken schienen. Als Dana den Haupteingang fand, steuerte sie im Foyer zielsicher auf den livrierten Pförtner am Empfang zu.

»Was kann ich für Sie tun, Miss?«

»Ich arbeite hier. Das heißt, ich bin eine Angestellte der Tri-bune und bin zu einer Unterredung mit Matt Baker gekommen.«

»Haben Sie einen Termin bei Mr. Baker?«

Dana zögerte einen Augenblick. »Noch nicht, aber ...«

»Dann kommen Sie wieder, wenn Sie einen Termin haben.« Er wandte sich einer Gruppe von Herren zu, die eben am Empfang eintrafen.

»Wir sind mit dem Vertriebsdirektor verabredet«, erklärte einer der Herren.

»Einen Moment bitte.« Der Livrierte wählte eine Nummer.

Dana schlenderte lässig zur gegenüberliegenden Seite des Foyers, wo Menschen aus einem Lift ausstiegen, in den nun Dana eintrat - und sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß der Lift losfahren möchte, bevor der Pförtner sie bemerkte. Gott sei Dank trat jedoch in dem Moment eine Frau herein, drückte einen Knopf, und der Lift setzte sich in Bewegung - er

fuhr aufwärts.

»Entschuldigung«, sagte Dana. »In welchem Stock liegt das Büro von Mr. Baker?«

»Im dritten.« Sie warf Dana einen Blick zu. »Sie tragen Ihr Ausweisschild nicht.«

»Ich habe es verloren«, log Dana.

Im dritten Stock stieg Dana aus und blieb stehen. Die schiere Größe dessen, was sie vor sich sah, verschlug ihr die Sprache. Es war eine weite Flucht von Bürokabinen, es mußten Hunderte von Kabinen sein, in denen Tausende von Menschen arbeiteten, und an diesen Kabinen hingen Schilder in unterschiedlichen Farben: Redaktion ... Layout ... Hauptstadt ... Sport ... Kalender ...

Dana hielt einen vorbeieilenden Mann an. »Entschuldigung, aber wo finde ich hier Mr. Bakers Büro?«

»Matt Baker?« Er zeigte mit dem Finger in die Richtung: »Am Ende des Flurs hinten rechts, die letzte Tür.«

»Danke.«

Beim Herumdrehen stieß Dana mit einem unrasierten, irgendwie zerknittert wirkenden Mann zusammen, der Papiere in der Hand hielt - die Blätter fielen zu Boden.

»O Verzeihung, ich war .«

»Warum passen Sie nicht auf, wo Sie hingehen, verdammt !« schnauzte sie der Mann an und bückte sich, um die Papiere vom Boden aufzuheben.

»Es war ein Versehen. Hier, erlauben Sie, daß ich Ihnen helfe. Ich ...« Als Dana in die Hocke ging und die Unterlagen aufzusammeln begann, stieß sie ein paar Blätter unter den Schreibtisch.

Der Mann hielt inne und musterte sie mit einem durchbohrenden Blick. »Tun Sie mir bitte einen Gefallen, und helfen Sie mir nie wieder.«

»Wie Sie wünschen«, erwiderte Dana eisig. »Ich kann nur hoffen, daß nicht alle Menschen in Washington so grob sind

wie Sie.«

Sie setzte eine hochmütige Miene auf, erhob sich und schritt in Richtung des Büros von Mr. Baker davon. Die Aufschrift am Glasfenster lautete schlicht: matt baker. Das Büro war leer. Dana trat ein, nahm Platz und beobachtete das hektische Treiben hinter dem Fenster.

Kein Vergleich mit dem Claremont Examiner, dachte sie. Hier arbeiten Tausende von Angestellten. Dann sah sie den verknitterten Kerl geradewegs auf das Büro zusteuern, in dem sie saß.

Nein! dachte Dana. Bloß nicht hierher. Er muß doch woanders hingehen ...

und schon stand der Mann in der Tür. Er kniff die Augen zusammen. »Was, zum Teufel, machen Sie hier?«

Dana schluckte. »Sie müssen Mr. Baker sein«, sagte sie munter. »Ich bin Dana Evans.«

»Ich habe gefragt, was Sie hier zu suchen haben?«

»Ich bin eine Reporterin beim Claremont Examiner.«

»Na und?«

»Sie haben unsere Zeitung gerade gekauft.«

»Habe ich das?«

»Ich ... Ich meine natürlich, daß Ihre Zeitung ihn gekauft hat. Daß die Zeitung die Zeitung gekauft hat.« Dana spürte, daß da etwas falschlief. »Jedenfalls bin ich hier wegen einer Anstellung. Das heißt, es ist natürlich so, daß ich dort schon eine Stellung habe. Es wäre also eher so etwas wie eine Versetzung, nicht wahr?«