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Olivers Erregung wuchs. »Und wann geht's los?«

»Wir haben bereits angefangen«, sagte Senator Davis. »Wir sind schon dabei, ein starkes Wahlkampfteam aufzustellen. Und wir werden im ganzen Land Delegierte mobilisieren.«

»Wie realistisch sind meine Chancen?«

»Bei den Vorwahlen wirst du alle Gegenkandidaten wegpusten«, antwortete Tager. »Was die Präsidentschaftswahlen selbst angeht, so würdest du dich schwertun, wenn du gegen Präsident Norton auftreten müßtest, weil Norton nämlich auf einem Erfolgshoch schwimmt. Nur - und das ist die gute Nachricht - kann er bekanntlich nicht wieder kandidieren, weil dies bereits seine zweite Amtszeit ist. Und Vizepräsident Cannon ist nur ein blasser Schatten, der mit ein bißchen Sonnenschein verschwindet.«

Nach der Besprechung, die vier Stunden dauerte, wandte Senator Davis sich an Tager: »Verzeihung, Peter, aber könnten Sie uns für einen Augenblick allein lassen?«

»Gewiß doch, Senator«, erwiderte Tager und verließ den Raum.

»Ich hatte heute morgen ein Gespräch mit Jan.«

Oliver wurde unruhig. »Ach ja?«

Senator Davis musterte Oliver mit einem zufriedenen Lächeln. »Sie fühlt sich sehr glücklich.«

Oliver atmete erleichtert auf. »Das freut mich.«

»Mich auch, mein Sohn, ehrlich, mich auch. Gib nur acht,

daß du den Herd im eigenen Heim am Brennen hältst.«

»Da mußt du dir keine Sorgen machen, Todd. Ich ...«

Das Lächeln verschwand von den Zügen des Senators. »Ich mache mir deswegen aber Sorgen, Oliver. Ich kann dir keinen Vorwurf daraus machen, daß du geil bist - aber paß auf, daß du wegen deiner Geilheit nicht vom Prinzen in die Kröte verwandelt wirst.«

Auf dem Weg durch die Halle des Capitols in Frankfort instruierte Senator Davis Peter Tager. »Bitte stellen Sie einen Mitarbeiterstab zusammen, und scheuen Sie keine Kosten. Für den Anfang brauchen wir Wahlkampfbüros in New York, Washington, Chicago und San Francisco. Die Vorwahlen beginnen in zwölf Monaten, der Parteitag mit der Wahl des Präsidentschaftskandidaten ist in achtzehn Monaten. Danach müßte eigentlich alles glattgehen.« Sie hatten den Wagen erreicht. »Begleiten Sie mich zum Flughafen.«

»Er wird ein hervorragender Präsident werden.«

Senator Davis nickte. Und ich werde ihn in der Tasche haben, dachte er. Er wird meine Marionette sein. Ich werde die Fäden ziehen, und der Präsident der Vereinigten Staaten ist mein Sprachrohr.

Der Senator holte ein goldenes Etui aus der Tasche. »Zigarre?«

Die Vorwahlen liefen landauf, landab gut an. Senator Davis' Einschätzung von Peter Tager erwies sich als korrekt. Er war einer der besten Politikmanager der Welt; die Wahlkampfmaschinerie, die er aufbaute, war erstklassig; und weil Tager die Werte der Familie repräsentierte und ein frommer praktizierender Christ war, gewann er die religiöse Rechte, und da er verstand, wie Politik funktionierte, war er auch imstande, die Liberalen zu überzeugen, ihre Grabenkämpfe zu vergessen und zusammenzuarbeiten. Peter war ein glänzender Wahlkampfleiter; seine schwarze Augenklappe wurde auf allen Fernsehkanälen ein vertrautes Bild.

Tager war sich bewußt, daß Oliver mit einem Minimum von zweihundert Delegiertenstimmen in den Parteikonvent einziehen müßte, wenn er siegreicher Kandidat der Partei für die Präsidentschaftswahlen werden wollte.

Tager organisierte eine Terminplanung, die für jeden amerikanischen Bundesstaat mehrere Wahlkampfreisen vorsah.

Als Oliver das Wahlkampfprogramm zu Gesicht bekam, sagte er nur: »Das, das läßt sich unmöglich schaffen, Peter!«

»In der Form, wie wir es geplant haben, schon«, versicherte ihm Tager. »Die Termine sind nämlich optimal koordiniert. Der Senator stellt Ihnen seine Challenger zur Verfügung. Sie werden während Ihrer Wahlkampfreisen von kompetenten Leuten instruiert, und außerdem bin ich ja stets an Ihrer Seite.«

Senator Davis machte Oliver mit Sime Lombardo bekannt, eine finstere Erscheinung mit ebenso finsterer Seele, der kaum ein Wort sagte.

»Wie gehört der ins Bild?« wollte Oliver vom Senator wissen, als sie allein waren.

»Sime«, erklärte Senator Davis, »ist unser Mann für schwierige Fälle. Manchmal brauchen Leute Nachhilfeunterricht, um von einer Sache überzeugt zu werden. Und Sime besitzt große Überzeugungskraft.«

Oliver wechselte das Thema.

Als die Präsidentschaftskampagne so richtig anlief, gab Peter Tager Oliver detaillierte Anweisungen, was er zu sagen hatte, wann er es zu sagen hatte und wie er es zu sagen hatte. Er sorgte dafür, daß Oliver in allen Schlüsselwahlbezirken auftrat. Und wo immer Oliver in Erscheinung trat, sagte er immer genau das, was die Leute hören wollten.

In Pennsylvania: »Der Lebensnerv unseres Landes ist die Industrie. Das ist eine Wahrheit, die wir nie vergessen werden. Wir werden es möglich machen, daß die Fabriken wieder öffnen, wir werden Amerika wieder auf den rechten Weg

bringen.«

Applaus.

In Kalifornien: »Die Flugzeugindustrie zählt zu den entscheidenden Ressourcen Amerikas. Es besteht kein Grund für die Stillegung auch nur eines einzigen Fertigungsbetriebs. Wir werden sie alle wieder in Betrieb nehmen.«

Applaus.

In Detroit: »Wir haben die Automobile erfunden, und die Japaner haben uns die Technologie entwendet. Also, wir werden uns unseren rechtmäßigen Platz als Nummer Eins zurückerobern. Detroit wird wieder zum Weltmittelpunkt der Automobilindustrie!«

Applaus.

In den Universitäten versprach er den Studenten die Einrichtung von Studiendarlehen, für die die Bundesregierung garantieren sollte.

Auf Armeestützpunkten im ganzen Land redete er militärischer Wachsamkeit und Schlagkraft das Wort.

Anfangs standen Olivers Chancen schlecht, da er relativ unbekannt war, doch im Verlauf der Kampagne stiegen seine Umfragewerte stetig an.

In der ersten Juliwoche kamen über viertausend Delegierte und Stellvertreter mit Hunderten von Parteifunktionären und Kandidaten auf dem Wahlkongreß in Cleveland zusammen und stellten mit ihren Paraden, Festwagen und Parties die Stadt auf den Kopf. Das Spektakel wurde von TV-Kamerateams aus aller Welt gefilmt, und Peter Tager und Sime Lombardo organisierten alles so, daß stets Gouverneur Russell vor die Kameras kam.

Es gab in Olivers Partei ein Dutzend möglicher Präsidentschaftskandidaten; Senator Todd Davis hatte jedoch hinter den Kulissen darauf hingearbeitet, daß einer nach dem andern seine Unterstützung verlor und von seinen Förderern fallengelassen wurde. Dem Senator gelang dies durch skrupelloses Einfordern von alten Dankesschulden, die gelegentlich zwanzig Jahre zurückreichten.

»Toby? Hier Todd. Wie geht es Emma und Suzy? ... Gut. Ich muß mit dir über deinen Jungen reden, über Andrew. Ich mache mir Sorgen um ihn, Toby. Du weißt ja, daß er meiner Meinung nach zu liberal ist. Der amerikanische Süden wird ihn nie akzeptieren. Ich würde folgendes vorschlagen .«

»Alfred, hier Todd. Wie kommt Roy voran? ... Kein Grund, mir zu danken. Ich habe ihm gern aus der Patsche geholfen. Aber ich möchte mit dir über deinen Kandidaten reden, über Jerry. Meiner Meinung nach steht er zu weit rechts. Mit ihm würden wir den Norden verlieren. Also, da würde ich dir gern folgenden Vorschlag unterbreiten .«

»Kenneth - Todd. Ich wollte dir nur sagen, wie sehr ich mich darüber freue, daß diese Immobilientransaktion für dich so gut gelaufen ist. Da haben wir alle einen ziemlich guten Schnitt gemacht, nicht wahr? Ach, nur ganz nebenbei, ich glaube, wir beide sollten uns mal über Slater unterhalten. Ein schwacher Kandidat, ein Verlierertyp. Und wir können es uns nicht leisten, einen Verlierer zu unterstützen, meinst du nicht auch ...?«